XIV

,, Das Essen schmeckt fabelhaft, Jungs. Ich kann euch nicht genug danken. "
,, Wir freuen uns, wenn es dir schmeckt", erwidere ich lächelnd,
,, Jihyun hat aber einen viel größeren Teil geleistet als ich. Er hatte auch die Idee dich damit zu überraschen. "

Mein Bruder errötet. Er ist Komplimente noch immer nicht gewohnt. 
,, Danke Jihyun, ich weiß das sehr zu schätzen. Du hast die altruistische Seite auf jeden Fall von
deiner Mutter. "

Papa ist genauso wie Mama. Nur ist ihm das nicht bewusst. 

,, Er hat das von dir und Mama, Papa."

Wenn unser Vater in der Nähe ist, dann können wir offen über Mama reden. Obwohl es uns allen schmerzt. Doch wir wollen sie wissen lassen, dass sie immer wichtig für uns sein wird. Wir lächeln und weinen zugleich. Bittersüß sind diese Gespräche.

,, Jimin, hör auf deinem alten Herrn so viele Komplimente zu machen. Ich werde noch so rot wie Jihyun. " , scherzt er abwinkend. Wenn Papa lächelt, dann sind Fältchen um seine Augen erkennbar. Außerdem leuchten seine Augen wie die Sterne am Himmel. 

,, Vielleicht ist das ja genau seine Absicht, Paps. Das ist Jimins Idee von Partnerlook", klingt sich mein Bruder mit in das Gespräch ein. 

Wenn Papa in der Nähe ist, dann ist es so als würde mein kleiner Bruder wieder ein Stückchen mehr sein wie er wirklich ist. Ein charismatischer, lustiger, junger Satansbraten. 
Lachen. 

,, Vielleicht mag ich es auch einfach nur, wenn die Menschen, die ich liebe, sich freuen", erwidere ich ehrlich. Es macht mich auch glücklich.

,, Weißt du für die Aussage würde Mama in dir Wange zwicken und sagen, was für einen wundervollen Sohn sie doch hat", ärgert mich Jihyun, ,, Soll ich das für sie übernehmen? "

Papa legt ernst seine Hand auf die Schulter von meinem jüngeren Geschwisterteil: ,, Sohn", sagt er mit drohender Stimme. Jihyun erstarrt,
,, Wenn einer hier jemand anderem in die Wangen zwickt, dann bin ich das, verstanden."

Ich fange an zu lachen. Mein Vater fügt hinzu: ,, Du holst dein Handy, Jihyun." Jetzt ist mein Bruder derjenige, der lacht. 

,, Alles klar, Paps." So schnell habe ich ihn noch nie rennen sehen. ,, Mist", fluche ich. Mein Vater zusammen mit den Satansbraten ist nie eine gute Idee. 

,, Willst du es als Videoaufnahme oder Bild?", fragt mein Bruder an Papa gewand. 

,, Beides hört sich gut an. " Wo bin ich nur gelandet? 
Jihyun beginnt zu filmen, während mein Vater zu mir rutscht. Demonstrativ rutsche ich von ihm weg. So leicht lässt sich Papa nicht abschütteln, hat er noch nie. Selbst als Mama ihn einen Korb gegeben hat, hat er nie aufgegeben. Andernfalls würden Jihyun und ich nicht existieren. 

,, Ihr seid so kindisch", murre ich. 
,, Sagte derjenige, der wie ein kleines Kind seinen Stuhl verrückt", erwidert zu meiner Überraschung mein Vater mit einer hochgezogenen Augenbraue. 

,, Jetzt weiß ich wenigstens von wem Jihyun dieses resting B*tchface hat", flüstere ich. Natürlich hört mich mein Bruder. Was auch sonst? Zum Glück hat Papa mich nicht verstanden. 
,, Was hat denn der Strand damit zu tun, Jimins?" 

,, Welcher Strand? " erwidere ich und werfe meinem Bruder einen verwirrten Blick zu. Ein Fehler. Mein Stuhl stößt gegen die Wand. 
,, Jetzt habe ich dich!" Endstation. 

,, Angst, Potter? " Dieser Satansbraten. 
,, Klappe, Malfoy", antworte ich automatisch. 
Papa stürzt sich lachend auf mich. Meine Augen weiten sich, verzweifelt versuche ich mich auszuweichen. Ich habe versucht dieses Gefühl, dieses schlimme Gefühle, in meinen Wangen zu verdrängen... 

Ich weiß nicht was ich schlimmer finde, den Schmerz in meinen Wangen verursacht durch meinen Ende dreißig-jährigen Vater oder die Bilder , unter anderem auch Selfies, von meinem pubertierenden Bruder.

Den einzigen Trost spendet mir die Tatsache, dass die beiden gut drauf sind. Selbst wenn es auf meine Kosten ist. Hauptsache sie sind glücklich. Der Rest ist mir egal. 

,, Schau mal, Paps, man kann daraus ein kurzes Video machen, das sich dann wieder und wieder abspielt", sagt mein Bruder lachend. 
,, Jihyun, ich bin vielleicht über dreißig, aber selbst ich weiß,  was ein Gif ist. " Ich kann mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen, während ich den Tisch abräume. Ich schüttele leicht mit dm Kopf. Die beiden sind so dämlich. 

,, Guck mal, Haha, da haben wir Jimin wie hin und her springt wie ein Hase." 
 Papa steigt in seinen Lachkrampf mit ein, nachdem er mehrere Sekunden auf das Display von Jihyuns Handy geschaut hat. 

,, Papa, ich pack dir die Reste für die Arbeit ein, ist das in Ordnung? " 
,, Ja, vielen Dank, Jimin. " Er schenkt mir ein Lächeln. Sein Lächeln. Automatisch lächele ich zurück. 

Es ist bereits halb zehn, bemerke ich, als ich einen kurzen Blick auf die Küchenuhr werfe.

Morgen geht es wieder in die Schule. Dann sehe ich Jungkook!

Meine Windwinkel zucken die letzen noch möglichen Millimeter nach oben, als ich besagten am nächsten Tag sehe. Ich sollte ihn irgendwann in nächster Zeit nach seiner Nummer fragen. Wie macht man sowas am Besten? 

Hey Kooks, kannst du mir mal deine Handynummer geben. Ich habe meine vergessen... 
Das schon mal definitiv nicht. Der ist viel zu billig und schlecht. 
Hey Jungkookie, wollen wir unsere Freundschaft auf eine neue Ebene bringen, indem wir Nummern austauschen? 
Das ist zu ehrlich und seltsam. Großes nein. Egal was ich sage, es wird ein Desaster. Also wie schaffe ich es Jungkook zu überzeugen mir seine Nummer zu geben?

Ein-und Ausatmen. Du schaffst das. Du schaffst das. 
Vorsichtig stupse ich den Jungen neben mir an. Du schaffst das! Besagter wirft mir einen verwirrten Blick. Nicht! 
Ich spüre die Hitze hochkommen. Peinlich berührt schiebe ich mein Handy zu ihm rüber. 
Meine Telefonliste ist offen. Neuer Kontakt:
Name: Kooks 
Nummer: ...
Er grinst mich an und tippt zügig ein. In kurzer Zeit gibt Jungkook mir mein Handy zurück. 

Ich blicke kurz auf das Display. Ich hasse ihn. Nun gut, das stimmt nicht. Aber ist das sein Ernst?
Kookie <3 . 
Beschämt schaue ich weg.
,, Warte ich hab was vergessen, was wäre ein Kontakt ohne ein Bild? " Unauffällig schaut Kookie <3  nach rechts und links, bevor er nach mir greift und unter den Tisch kriecht. 
Jihyun ist auch an diesem Tisch...

,, Du bist unmöglich, Kooks", seufze ich stirnrunzelnd. 
,, Deswegen machen wir auch ein Foto, Jims, das hält länger. " Er zwinkert mir zu. Ich boxe ihn spielerisch in die Schulter: ,, Hör auf so eingebildet zu sein. " 
,, Einbildung ist auch eine Bildung. Kannst du mir bitte dein Handy geben. " 

Ich erwidere nichts und reiche ihm stattdessen widerstandslos das Gerät. Wenn uns jemand erwischen würde...
,, Und lächeln!" Klicken. Verdammt, ich habe es auf laut!
,, Was?! Ich war noch nicht bereit! " 
Grinsend schaut sich Jungkook den Schnappschuss an. Sein Rücken zu mir gekehrt. 
Neugierig schaue ich ihm über die Schulter: ,, Du Blödmann! " Das Bild ist grauenhaft!

Kooks sieht wie nicht anders zu erwarten gut aus, seine Zeige und Mittelfinger ausgestreckt, so dass sie das bekannte V ergeben. Victory. 
Natürlich musste dieser auch, trotz meiner Proteste, genau das als sein Kontaktbild einstellen.

,, Ich finde du siehst putzig aus, Ji." Ich weiß nicht, ob das ernst gemeint ist? 
,, Ich geb dir gleich Ji", grummele ich und werfe ihn meinen besten Mörderblick zu. Fall um! Fall um! Fall um! 

,, Ji zum Kook? " , seine rechte Augenbraue wackelt verschwörerisch nach oben und unten. Ich bin so kurz davor ihm eine zu verpassen. So kurz davor. 

,, Kook zu Krankenstation", feuere ich zurück. 
,, Du bist keine Tsundere, Jim. " 
,,  Und ich hoffe mal, du bist keine Yandere." Ja, ich mache meine Hausaufgaben. Vielleicht nur, weil es meinen ,, Lehrer " irritiert, aber ich mache sie!

,, Weißt du, ich krieg gleich Nasenbluten. " Meine Augen weiten sich.
,, Brauchst du ein Taschentuch? Hilfe, sollen wir dich zur Krankenzimmer tragen? Oder am besten einen Notarzt rufen. I-Ich...Ich hole Jihyun! " 

Besorgt krabbele ich zu meiner Tasche und durchwühle sie nach Taschentüchern: ,, Verflixt, hier müssen doch irgendwo welche zu finden sein. Warte kurz, Kookie." Ah, da sind welche! Triumphierend halte meine gesuchtes Ziel in die Höhe! 
,, Keine Sorge, ich rette dich, Kook! " 
Hinter mir ertönt Lache. Ich glaube der Junge braucht einen Psychologen und einen Notarzt. 

Wie kann man in so einer Situation einen Lachanfall bekommen? Womöglich verschluckt er sein Blut und erstickt im schlimmsten Fall. Panisch drehe ich mich um.
,, Chim, du...Du bist der.... beste", bringt Jungkook zwischen seinen Lachern heraus. In seinen Augen bilden sich bereits Tränen. 
Ohne groß nachzudenken fasse ich ihm an die Wange. Augenblicklich verstummt der Junge. 

,, Fieber scheinst du nicht zu haben", flüstere ich nachdenklich, ,, Ist wirklich alles gut bei dir?" 
Ich mache mir allmählich wirklich Sorgen um ihn. 
,, Jimin ", murmelt er noch immer nach Luft ringend. Ein Schauer läuft mir den Rücken entlang. Die Art, wie er meinen Namen ausspricht, stellt bei mir alle Häarchen auf. 

,, Jungkook", antworte ich mir auf die Lippe beißend. Meine Hand noch immer an seiner Wange. Seine Haut ist samtig weich. Das Bedürfnis sie mit meiner Hand entlangzufahren wird immer größer.

Verführender.

,, Ich will eure kleines, privates Treffen da unten wirklich nicht stören, allerdings geht in weniger als einer Minute die Pause zu Ende", ertönt es auf einmal über uns. Erschrocken fahren wir auseinander. Selbstverständlich stoße ich mir den Kopf an dem Tisch. Was auch sonst?
Hastig kriechen wir aus unserem Versteck. Beide rot wie eine Tomate.

Das sieht bestimmt total falsch aus... 
Genau im selben Moment läutet unsere Schulglocke, die uns signalisiert, dass wir zurück in den Unterricht müssen. Ich greife nach meiner Tasche. 
,, Tschüß, Jihyunie", verabschiede ich mich, ,, Tschüß, Kooks" 
,, Bis später, Ji. "

Bis später? Stimmt, heute ist Montag. Bei dem Gedanken schleicht sich ein Grinsen auf mein Gesicht. Das wird bestimmt lustig.  

Damit begebe ich mich wie der Rest der Massen zu meiner nächsten Stunde. Geschichte. Gleich zwei Stunden. Vielleicht wird das bis später eher zu einem bis bald.  Schule ist wichtig, dass ist mir durchaus bewusst, aber Frau Kim gestaltet die Stunden viel zu theoretisch. Sie hält den größten Teil der Stunde Monologe, lässt keine Fragen zu und erwartet in der nächsten Stunde, dass wir alles, was sie gesagt haben wortwörtlich wiedergeben können.

Versteht mich nicht falsch, ich habe großen Respekt vor meiner Geschichtslehrerin. Ihr Beruf ist nicht leicht und sie kann wirklich nichts dafür, dennoch strengt ihr Unterricht unheimlich an. Anders bekommt sie die Unmengen an Stoff leider nicht unter.

Es ist unmenschlich, welcher Druck auf Schulen hierzulande ausgeübt wird. Sowohl Schüler als auch Lehrer. Am Ende des Tages macht es keinen Unterschied mehr, wir sind Verbündete. Keine Feinde. Wir wollen bestehen, sie zeigen uns wie das zu bewerkstelligen ist...

,, Ihr dürft jetzt gehen. " Die ganze Klasse erhebt sich von ihren Plätzen und verbeugt sich vor Frau Kim, ein Moment der Stille. Die bekannte Ruhe vor dem Sturm... Nachdem sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen die Klasse verlässt, bricht jener Sturm vom Zaun. Es wird gelacht, herumgealbert, schnell Sachen achtlos in Taschen geschmissen. 

Ich gehöre zu letzteren Gruppe, die Lautstärke ist nicht zu ertragen. Die Dezibel Anzahl ist höher, als die von einem Presslufthammer...Man hat das Gefühl beinahe taub zu werden. Tinnitus vorprogrammiert.

Keine Sekunde länger stürme ich aus den Räumen, nur um im Gang dieselbe Situation vorzufinden. Letzten Endes ist es nicht anders zu erwarten gewesen, hunderte Sech- und Siebzehnjährige auf ihrem Weg nach Hause.

Normalerweise würde ich auch zu ihnen gehören, aber nicht heute. Statt weiter dem Strom zu folgen, mache ich eine scharfe Rechtskurve in die Musiksäle. Beinahe wäre ich mit jemandem zusammengestoßen. Hastig verbeuge ich mich und eile weiter. Ich werde erwartet.

Von gleich zweien. Meinen besten Freunden. Jungkook und dem Piano. Jungkook ist mein bester Freund... Und mein einziger. Jihyun zähle ich nicht dazu und meine Klassenkameraden reden nur manchmal mit mir. Nur über belanglose Dinge.

Den Lehrer mag ich nicht, magst du ihn? Hast du den Stoff verstanden? Kannst du mir nochmal sagen was auf ist, ich hab den Lehrer nicht verstanden? 

Vielleicht ist das auch besser so. Nach dem Tod meiner Mutter haben sie sich verändert. Ihre Blicke, ich halte das Mitleid in ihren Augen nicht aus! Womöglich habe ich mich verändert. Im Endeffekt wahrscheinlich eine Mischung aus beidem.

,, Auch mal da, Ji? Ich hab schon angefangen Wurzeln zu schlagen. "


















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