ᴄᴜᴀʀᴇɴᴛᴀ ʏ ᴏᴄʜᴏ
PoV. Jisung
Ich muss zugeben, dass ich die ganze Zeit schon ziemlich nervös bin, weil ich nicht weiß, was jetzt alles auf mich zukommen wird. Auf jeden Fall sind Minho und ich auf dem Weg zum Café, in dem wir uns einst getroffen haben. Ich kann mich noch sehr gut an den Tag erinnern, an dem ich wirklich sehr viel Spaß mit Minho gehabt habe.
„Falls du übrigens Angst haben solltest.. das musst du nicht. Ich will dir echt nichts Böses, sondern ich will einmal die Möglichkeit haben, mit dir normal reden zu können." ruft Minho plötzlich dazwischen und klingt dabei ziemlich ehrlich. Ich will nicht wieder enttäuscht werden, allerdings garantiert mir Chan, dass alles gut sein wird. Ich vertraue Chan auch wirklich, im Gegensatz zu anderen Mitmenschen. Ich versuche trotzdem, etwas vorsichtig zu sein und nichts zu überstürzen.
Nun sitzen wir an einem Tisch, während wir von unseren Iced Americanos ein wenig trinken. Egal, wie anders die jetzige Situation gewesen ist, die Getränke sind gleich geblieben und dies erleichtert mich ein wenig. Dies gibt mir ein gutes Gefühl. Dies gibt mir das Gefühl, dass alles wieder so traumhaft wird, bevor Hyunjin mir Minhos Geheimnis offenbart hat.
„Also.. du wolltest mir mir reden Minho.." fange ich an, zu erzählen und hole erneut ganz tief Luft, um schnell fortzusetzen:
„Hmmm.. wenn du mit mir reden möchtest, dann worüber? Du hast die ganze Zeit versucht mit mir zu reden und ich verstehe einfach immer noch nicht, was du von mir möchtest."
„Ich möchte mit dir explizit über mein Geheimnis sprechen... was es mit dem ganzen auf sich gehabt hat."
Erneut diese Stille, die ich nicht leiden kann, allerdings muss ich ganz genau darüber nachdenken, was ich hier tue. Will ich das ganze Geheimnis wirklich wissen? Gibt es vieles, was ich nicht weiß?
„Aber so vorab!" Minho unterbricht diese unangenehme Stille, um eine Kleinigkeit anzumerken, bevor er anfangen kann, mir alles zu erzählen:
„Das, was ich dir erzählen werde, werden sowohl meine Wahrnehmungen als auch deine sein, aber sei bitte ehrlich zu mir... hat Dir Chan jemals erzählt, wieso er mich zusammenschlagen wollte?"
Ich muss über seine Frage nachdenken. Nein, er hat mir um ehrlich zu sein nie die Frage ganz beantwortet. Er hat immer wieder von sich gegeben, dass er an jemanden die Wut auslassen gewollt hat, allerdings ist er immer wütender geworden, wenn bei ihn nach Details ausfragen gewollt hat.
Schnell schüttele ich meinen Kopf, um ihn ein Zeichen zu geben.
„Er meinte nur, dass er seine Wut an dir auslassen wollte.. das wars auch schon!"
„Dann kennst du die Story mit unseren Eltern gar nicht?" fragt mich der silberhaarige Junge plötzlich, was mich ein wenig verwirrt. Ihre Eltern?
„Chan lebt bei seinem Vater. Er und seine Mutter sind geschieden. Genauso wie meine Mutter mit meinem Vater. Denke mal nach... was könnte vorgefallen sein?" fordert mich Minho heraus und ich versuche darüber nachzudenken. Eine gewisse Besonderheit ist zu erkennen, als wäre etwas zwischen denen vorgefallen, allerdings bin ich im Moment ziemlich planlos.
„Hilf mir auf die Sprünge." bitte ich ihm darum und schaue ihn dabei erwartungsvoll an. Sein leicht entsetzter Blick teilt mir mit, dass es nahezu offensichtlich ist, aber wie soll ich bei solch einer Situation klar denken können. Immerhin befindet sich im Moment Minho in meiner Anwesenheit, auf dem ich bedauerlicherweise immer noch einen Crush habe, wobei ich dieses ,bedauerlicherweise' mittlerweile hinterfrage. Will ich Minho noch weiter lieben oder soll er endgültig aus meinem Leben verschwinden?
„Chans Mutter und mein Vater haben eine fast drei Jahre lange Affäre gehabt.. es ist jetzt etwa vier Jahre her und ich habe letztens herausgefunden, dass die beiden immer noch miteinander zusammen sind. Also einfach eine normale Beziehung... uns beiden, also Chan und mir, hat der Skandal ganz schön mitgenommen, allerdings haben wir beide den auf einer anderen Art und Weise verarbeitet. Ich habe alles in mich verdrängt und irgendwann wollte ich den Schaden an anderen auslassen." teilt mir Minho bedrückt mit, während er einen weiteren Schluck von seinem Iced Americano zu sich nimmt. Ich spiele, ohne es erstmal selbst gemerkt zu haben, mit meinen Fingern, weil ich aufgrund Minhos Worte ziemlich nervös geworden bin. Gleichzeitig mache ich mir umso mehr sorgen um die beiden, weil es sehr schwere Zeit für sie gewesen ist. Wie konnte mir Chan niemals von diesem Schicksal erzählen?
Ich hasse mich so sehr dafür, dass ich die Jahre nicht für Chan da gewesen bin, weil es ihm nicht so gut gegangen ist, obwohl es absolut nicht meine Schuld ist, weil mir Chan niemals davon erzählt hat. Er hat nicht einmal Anzeichen dafür gegeben, dass es ihm so schlecht gegangen ist. Ich will ihn möglichst bald wieder in meine Arme nehmen und ihm mitteilen, dass ich für ihn da sein werde. Warte.. Wieso bin ich eigentlich so?
„Ahh.. das ist grauenhaft. Es tut mir Leid... für euch.." teile ich leise mit, während ich ihn bemitleidend anschaue. Zwei Fragen schwirren mir durch den Kopf rum, allerdings bin ich mir nicht sicher, welche Frage im Moment die höhere Priorität hat? Erneut diese Stille, aber nur, weil ich sehr gut darüber nachdenken muss, was ich ihm frage. Ich darf absolut nichts falsches sagen.
Was hat das ganze mit dem Sex zu tun?
Bedeute ich Minho wirklich etwas?
Ich habe mich entschieden.
„Es tut mir Leid, dass ich es so frage aber.. was hat das damit zu tun, dass du mir anderen Leuten Sex hattest? Und vor allem... sie ist es überhaupt dazu gekommen? Das hängt doch nicht alles mit der Scheidung zusammen oder?"
„Die Scheidung ist das geringste Problem! Ich habe gedacht, dass Liebe das schönste Gefühl überhaupt ist, allerdings hat mir die Aktion meines Erzeugers und seiner neuen Freundin gezeigt, dass es nie ein Hauch Liebe gegeben hat. Wenn es Liebe gegeben hätte, dann hätte dieses Miststück meiner Mutter so etwas niemals angetan, weißt du? Meine Mutter hat davon Depressionen bekommen, raucht und trinkt viel. Außerdem ist sie kurz davor, ihre Arbeit zu verlieren, weil sie es nicht leicht hat, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Wir verdienen an sich nicht viel, dadurch dass mein Erzeuger nicht mehr bei uns wohnt. Ich überlege mir schon seit einer Weile, nach einem extra Job zu suchen, doch bis jetzt bin ich nicht fündig gewesen." erzählt Minho ein wenig traurig.
Er hat eine kurze Verschnaufpause gebraucht, um fortzusetzen:
„Aber wie ich genau an Sex kam, wolltest du wissen? Das ist eine Story, die bis jetzt nur Felix und Jungwoo kennen, weil sie die Wahrheit über mich jetzt wissen..."
Und beide sind mit Minho befreundet. Ob das ein Zeichen ist? Werde ich ihn danach mehr mögen? Oder zumindest verstehen? Jemanden mögen oder jemanden lieben ist ein großer Unterschied. Ich mag ihn nicht. Ich hasse diesen Jungen, aber Gefühle habe ich für ihn immer noch. Mögen und lieben ist nicht dasselbe.
„Ich bin ehrlich. Wegen der Trennung meiner Eltern bin ich auch zutiefst traurig, weil wir sonst immer zusammengehalten haben. Ich habe immer die Jahre gedacht, dass mein Vater meine Mutter liebt. Er hat ihr zumindest immer das Gefühl gegeben. Liebe kann so fake sein, weil es einfach keine Liebe gewesen ist. Die rosarote Brille ist das erste gewesen, was ich aus meinem Leben geschmissen habe. Ich wollte nichts mehr mit Liebe zu tun haben. Ich bin zu dieser Zeit 14 gewesen und wahrscheinlich bin ich ein wenig jung gewesen, allerdings bin schon sehnsüchtig nach Liebe gewesen. Ich muss zugeben, dass ich einen Crush auf mehrere Jungs aus unserer Schule gehabt habe. Ich habe Jungs schon immer anziehend gefunden. Mädchen haben mich nie beeindruckt, weil die meisten einen schlechten Charakter haben. Vor allem die auf unserer Schule. Die einzige Frau, die ich größtenteils respektiere, ist meine eigene Mutter, für die ich mehr da sein möchte."
Minho scheint wirklich sehr viel, erzählen zu wollen und aus diesem Grund lege ich alles zur Seite und blicke dem Jungen in den Augen, um jedes einzelne Wort, welches er von sich gibt, in mich zu verarbeiten.
„Mit meinen 14 Jahren habe ich auch angefangen, Energies zu trinken, einfach weil ich etwas gebraucht habe, was mich am Leben hält. Während andere rauchen und trinken, weißt du? Ich muss zugeben, dass ich die Jahre nicht artig gewesen bin, weil ich nicht so genau wusste, wie ich damit umgehen soll, dass Liebe die größte Sünde überhaupt ist." äußert er schlussendlich und lässt seinen Kopf langsam hängen. Ich mag es nicht, ihn in so einer Verfassung zu sehen. Ich habe niemals wirklich realisiert, wie sehr er gelitten hat oder immer noch leidet.
Er hat mir immer noch nicht die Antwort auf meine Frage gegeben, allerdings bin ich sehr zuversichtlich, dass er es gleich mitteilen wird.
Plötzlich bekomme ich das zu hören, was ich schon lange von ihm hören möchte:
„Es tut mir Leid.. aber grade muss ich alle meine Gedanken, die mir so im Kopf rumschwirren, aussprechen. Wie auch immer... jetzt zum eigentlichen Thema.. wieso ich so geworden bin!"
PoV. Minho
Ich habe ein ganz mieses Gefühl bei der Sache, weil ich jetzt Jisung erzählen werde, wie ich überhaupt darauf gekommen bin, mit anderen Leuten Sex zu haben. Dementsprechend trinke ich den letzten Schluck meines Lieblingsgetränkes, ehe ich diesen zur Seite schiebe, um nichts mehr vor meiner Nase zu haben, was mich ablenken kann. Jetzt konzentriere ich mich nur noch auf Jisung, der schon sehnsüchtig darauf wartet, die Antwort auf seine Frage zu bekommen.
„Es war ein sehr komischer Abend... einst bin ich unterwegs gewesen, weil ich Hunger gehabt habe. So bin ich zu einem KFC gegangen und dann war er.. der Typ, der mein Leben auf dieser Art und Weise verändert hat. Sein Name ist Jaehyun und er hat sich zu mir gesellt, nachdem ich angefangen habe zu essen. Seine Intention ist gewesen, mich nicht alleine zu lassen. Immerhin bin ich zu dieser Zeit vierzehn Jahre alt gewesen und ziemlich spät ist es ebenso gewesen. Jaehyun ist 16 gewesen und ist erstmal sehr nett gewesen. Wir redeten auch wirklich sehr viel miteinander und anstatt später zurück nach Hause zu kehren, habe ich mich mit Jaehyun ein wenig draußen aufgehalten und dementsprechend gechillt. Am Ende hat er mir angeboten, bei ihm zu übernachten und ich habe ja gesagt. Auf jeden Fall... war das ein.. sehr interessanter Abend."
Jisung fragt sich bestimmt, wieso ich so viel rede, aber so ist es eben, wenn ich viel zu erzählen habe. Dieser Junge soll verstehen, wieso ich so geworden bin!
„Ich will jetzt nicht ins Detail gehen, aber Jaehyun und ich hatten Sex... das war mein offizielles erstes Mal.. entjungfert würde ich schon mit acht. Der Bruder meines Erzeugers hat mich mit Alkoholintus vergewaltigt. Jetzt darf er keinen Kontakt mehr zu mir haben... wie auch immer.. als ich mit Jaehyun Sex gehabt habe, habe ich das Gefühl gehabt, etwas für mich entdeckt zu haben. Es ist etwas gewesen, wonach ich mich schon lange gesehnt habe. Auch wenn ich erst vierzehn Jahre alt war, ich hatte das Verlangen nach mehr. Jaehyun und ich haben uns öfters getroffen, um es miteinander zu treiben. Ja, es ist krank, aber so ist es abgelaufen und ich muss ehrlich sein... es hat mir Spaß gemacht."
Am meisten habe ich Angst vor dem nächsten Teil. Das Nächste, was ich ihm erzählen werde, wird ihm möglicherweise nicht gefallen, doch im Nachhinein will ich ihm zeigen, dass ich nicht mehr so ein Arschloch sein möchte. Ich will ihm beweisen, dass er mir wirklich 'was bedeutet.
"Ich habe mit ihm gespielt, Jisung. Er hat Gefühle für mich entwickelt, doch ich habe ihn schlussendlich abgewiesen. Ich habe den Sex genossen, aber an diesem Junge bin ich nie interessiert gewesen. Allerdings hat mir der Sex gefehlt, nachdem Jaehyun und ich keinen Kontakt mehr miteinander gehabt haben. Nun... als nächstes sind Schüler aus unserer Schule drangekommen, weil ich meinen Schmerz irgendwo rauslassen musste. Ich bin so hasserfüllt gewesen, dadurch... dass ich keine Liebe gespürt habe...
... allerdings will ich das ändern, Jisung!"
Beim letzten Satz ist Jisung erstaunlicherweise zusammengezuckt, als hätte er mit meinen Worten absolut nicht gerechnet. Schnell fragt er, um sicherzugehen:
„Was meinst du mit ändern?"
So gebe ich ein leises Seufzen von mir, ehe ich folgende Worte loswerden will: „Ich möchte nicht mehr so sein... die anderen haben mir immer gesagt, dass ich so wie mein Vater bin, aber er ist die letzte Person, die ich sein möchte. Ich möchte, dass es sich ändert. Ja, ich will mich ändern.. ich will dir gefallen. Hilfst du mir, mich zu ändern? Ich gebe alles auf, was dir geschadet hat. Ich gebe den ganzen Sex auf. Ich gebe meine schlechte Eigenschaften auf. Ich will anderen Menschen helfen, für sie da sein. Ich will mich ändern."
Weiterhin schaut mich Jisung an, als würde ich ihm etwas außergewöhnliches mitteilen. Meine Vermutung wäre, dass er für ihn viel zu viele Informationen seien, was ich auf jeden Fall verstehen kann. Um meine Ernsthaftigkeit zu betonen, stelle ich ihm die wichtigste Frage erneut:
„Hilfst du mir, mich zu einem besseren Menschen zu machen?"
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