23 ❤️ Retter in Weiß

Will you light me up, jump-start my heart?
I need someone before the sun goes down
Who's gonna save me now?
Some kind of hero
I can't breathe
Hopin' you're here to rescue me
Before the sun goes down

Die Hotellobby war bereits gut gefüllt, als wir dort ankamen. Wie jeden Abend holte Kuina mich von meinem Zimmer ab, bevor wir uns auf den Weg nach unten machten. Das aufgeregte Jubeln und Grölen der Menschen war schon aus weiter Ferne zu vernehmen. Diese seltsame Verehrung für den Kerl im Bademantel blieb mir nach wie vor ein Rätsel. Jedes Mal hatte ich das Gefühl, inmitten eines fanatischen Kults geraten zu sein, und obwohl ich mit all dem nichts zu tun haben wollte, hatte ich keine andere Wahl, als mich ihren Regeln zu fügen. Wenigstens blieben mir noch ein paar Tage bis zum nächsten Spiel. Um ehrlich zu sein, graute mir schon davor und ich verdrängte im Moment jeden Gedanken daran: ein weiterer Grund, warum ich dankbar war, den Job bei Ann bekommen zu haben. Er war nicht nur eine willkommene Ablenkung von den düsteren Gedanken, sondern auch von ihm.

Chishiya.

Als ich seine helle Jacke am anderen Ende der Halle zu mir hinüber schimmern sah, schienen die ohrenbetäubenden Rufe ringsherum schlagartig zu verstummen. Stattdessen setzte ein unerbittliches Hämmern ein, das sich fast schmerzhaft in meinem Brustkorb aufbäumte.

Mein Inneres zog sich heftig zusammen, als sein Blick in unsere Richtung schweifte, innerlich hoffend, dass er an mir hängen bleiben würde. Doch seine Aufmerksamkeit war längst wieder oben auf der Empore, wo Hatter gerade seine alltägliche Portion Anerkennung frönte. Ich hingegen konnte nicht aufhören ihn anzustarren - Chishiya war wie ein Magnet für mich, dem ich mich nicht entziehen konnte. Selbst seine Haltung - leger gegen die Säule gelehnt, und dabei so unnahbar wie eine Statue hinter Glas, übte eine undefinierbare Anziehungskraft auf mich aus. Ein fast wehmütiger Seufzer kam mir über die Lippen, bevor ich meine Augen gezwungenermaßen auf das Podest richtete. Dabei streifte ich Kuinas Blick, der fest auf mich gerichtet war. Ihre argwöhnische Miene wirkte fast wie versteinert.

Verdammt, sie hatte mich beim Starren erwischt.

Ein verstohlenes Grinsen huschte über mein Gesicht, während meine Wangen vor Scham brannten. Kuina lächelte nicht. Sie musste nicht aussprechen, was sie von meinen obsessiven Blicken hielt. Dennoch beschäftigte mich die Frage, welcher Grund hinter ihrer Skepsis gegenüber Chishiya stecken mochte.

Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Hatter, der nun eine bedeutungsvolle Pause einlegte, während sein Blick über die ebenfalls verstummte Menge schweifte. Er räusperte sich kurz, bevor er seine Rede fortsetzte:

"Meine letzten Worte heute Abend richten sich an die Person, die dem Beach gegenüber in Ungnade gefallen ist. Er oder sie hatte die einmalige Gelegenheit, sich ohne weitere Konsequenzen zu stellen, doch bisher wurde dieses großzügige Angebot nicht wahrgenommen. Dies ist mein allerletzter Appell. Wenn sich bis Mitternacht niemand bei Ann gemeldet hat, wird es keine Begnadigung mehr für denjenigen geben."

Hatters Miene war jetzt eine Spur ernster geworden, als er bedeutsam auf seine Gefolgschaft herab schaute. Ohne es verhindern zu können, ging mein Blick zu Chishiya zurück. Doch die Stelle, an der er gerade eben noch gestanden hatte, war jetzt leer. Forschend scannten meine Augen die Umgebung, doch die weiße Jacke war nirgends in Sichtweite.

Hatte er sich heimlich aus dem Staub gemacht?

Um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, Chishiya würde letztendlich doch noch zur Vernunft kommen und diese einmalige Chance nutzen. Möglicherweise war er jedoch überzeugt davon, dass Hatter die Wahrheit sowieso nie herausfinden würde.

"Ich frage mich, wer es sein könnte. Derjenige, der dich gerettet und zum Beach gebracht hat. Bist du nicht auch neugierig?", hörte ich Kuina neben mir fragen, als die Halle sich allmählich leerte.

Ich schluckte und versuchte dann schnell eine glaubwürdige Miene aufzusetzen.

"Hmm ja, ich hatte auch gehofft, jemand meldet sich, dann hätte ich mich wenigstens bedanken können."

Es fühlte sich falsch an, Kuina zu belügen, aber ich wusste mir in diesem Moment nicht anders zu helfen. Obwohl sie und Chishiya sich offensichtlich gut kannten, schien sie keine Ahnung zu haben, dass er mir das Leben gerettet und mich hierher gebracht hatte. Nichtmal zu Kuina schien er genug Vertrauen entgegenzubringen, um ihr die Wahrheit zu offenbaren. Vermutlich hielt er es für zu riskant.

An den Tischen in der Lobby hatten sich mittlerweile lange Warteschlangen gebildet mit Leuten, die heute wieder zum Spielen rausfahren mussten.

"Wann musst du eigentlich wieder spielen?", fragte ich an Kuina gerichtet.

"In zwei Tagen."

"Verstehe, ich muss jetzt zur Krankenstation. Ich hab Ann versprochen, nach der Versammlung da zu sein. Dann haben wir noch etwas Zeit, bis die Verletzten dort eintreffen", sagte ich, während ich fast unbewusst meine Finger knetete.

"Du bist bestimmt nervös", bemerkte Kuina mit einem flüchtigen Blick auf meine Hände.

"Ein wenig", murmelte ich verlegen. Ihre skeptisch hochgezogenen Augenbrauen brachten mich zum Aufstöhnen und ich sackte ein wenig in mich zusammen. "Okay, ich sterbe gleich vor Angst."

Kuinas Lippen deuteten ein belustigtes Grinsen an. Dann legte sich ihre Hand auf meine Schulter.

"Mach dir keinen Kopf. Du schaffst das schon. Und außerdem ist Ann ja da. Sie wird am ersten Tag bestimmt nicht gleich von dir verlangen, dass du eine Beinamputation durchführen musst."

Ich lächelte gequält. Alleine der Gedanke schauderte mich und ließ mich daran zweifeln, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Womöglich war ich doch etwas übermütig gewesen, als ich mich so bereitwillig als Helferin angeboten hatte. Das hatte ich nun von meinem Übereifer. Doch nun gab es kein Zurück mehr.

Das Pochen meines Herzens war beinahe bis zum Hals zu spüren, als ich unschlüssig vor Anns Bürotür stand. Vor der Versammlung war ich noch relativ entspannt gewesen, doch nun war ich ein aufgelöstes Nervenbündel. Mit einem tiefen Atemzug sammelte ich all meinen Mut und klopfte entschlossen gegen die Tür.

"Herein", drang Anns Stimme auf der anderen Seite zu mir.

Etwas zögerlich drückte ich die Tür auf und trat über die Schwelle. Ann saß an ihrem Schreibtisch und hob den Blick von ein paar Büchern, um mir freundlich zuzunicken.

"Geh doch schon mal nebenan ins Behandlungszimmer. Ich komme gleich nach", sagte sie kurz angebunden.

Ich nickte knapp und folgte ihrer Anweisung. Obwohl ich nicht zum ersten Mal auf der Krankenstation war, nahm ich mir diesmal die Zeit, die Räumlichkeiten eingehender unter die Lupe zu nehmen. Im Behandlungszimmer befanden sich zwei Untersuchungsliegen, diskret abgetrennt durch einen tristen Stoffvorhang. An der Wand neben mir war ein schlichter Desinfektionsspender angebracht sowie ein weißes Keramikwaschbecken mit einem Spiegel darüber. Im hinteren Bereich des Zimmers standen ein paar unscheinbare Schränke, die reichlich Stauraum boten. Die Anatomieposter an den Wänden versetzten mich hingegen zurück in den Biologieunterricht meiner Schulzeit. Der Gesamteindruck des Raumes glich dem eines klassischen Krankenzimmers an einer Schule. Auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers befand sich der angrenzende Nebenraum, den ich bereits durch meinen kurzweiligen Aufenthalt kannte. Darin waren zwei Klinikbetten sowie diverse Apparaturen zur Überwachung der Vitalfunktionen und Verabreichung von Infusionen untergebracht.

Während ich die medizinische Ausstattung betrachtete, tauchten unwillkürlich Erinnerungen an meine bisherigen Aufenthalte in Krankenhäusern auf. Die Klinikbetten, die leisen Summgeräusche der Geräte und der klinische Geruch vermittelten eine Atmosphäre, die sowohl vertraut als auch beunruhigend war.

Das gedämpfte Geräusch einer sich schließenden Tür und die nachfolgenden Schritte ließen mich innehalten. Ich drehte mich um und sah, dass Ann den Raum betreten hatte.

"Du hast es dir also nicht anders überlegt?", vergewisserte sie sich und bedachte mich mit einem ihrer Röntgenblicke.

Ich schüttelte rasch den Kopf.

"Nein, ich möchte gern etwas tun, um zu helfen", versicherte ich ihr mit entschlossener Miene.

Sie nickte zufrieden und begann mich anschließend durch die verschiedenen Bereiche der Krankenstation zu führen. Ann erklärte mir die Funktionalitäten der Geräte und zeigte mir, wo die wichtigsten Medikamente und das Verbandsmaterial gelagert waren. Währenddessen bemühte ich mich, alles aufzunehmen und meine anfängliche Anspannung in den Griff zu bekommen.

Als Ann mir mit ihrer ruhigen und kompetenten Art die Aufgaben und Verantwortlichkeiten erläuterte, löste sich meine Nervosität allmählich und ich wurde ein wenig ruhiger. Sie betonte, dass ich keine Scheu davor haben soll, Fragen zu stellen, und dass sie jederzeit für Unterstützung da sei.

Nachdem wir unseren Rundgang beendet hatten, steuerte sie wieder ihr Büro an. Mit neugierigen Schritten folgte ich ihr.

"Zu Beginn wirst du mir erstmal nur assistierend beiseite stehen", fuhr sie fort und ging zu ihrem Schreibtisch hinüber, "Bevor die verletzten Spieler hier eintreffen werden, wäre es gut, wenn du dich intensiv mit den Begrifflichkeiten auseinandersetzt, insbesondere für die medizinischen Instrumente und die Medikamente, die hier am Häufigsten zum Einsatz kommen. Ich habe vorhin eine Liste mit den wichtigsten Arbeitsmitteln zusammengestellt", sie reichte mir einen dünnen Papierstapel mit ausgedruckten Seiten, "Ich möchte, dass du so viel wie möglich davon verinnerlichst. In weniger als zwei Stunden werden bereits die ersten Spieler hier eintreffen. Du kannst bis dahin hier in meinem Büro bleiben. Ich werde in dieser Zeit alles vorbereiten. Wenn du fertig bist, gehen wir nochmal gemeinsam alles durch."

"Verstanden", entgegnete ich mit einem energischen Nicken, bereit mich jeder Aufgabe zu stellen, die sie mir gab.

Nachdem Ann erneut im Behandlungszimmer verschwunden war, ließ ich mich in den Drehstuhl hinter ihrem Schreibtisch fallen. Vor mir breitete sich die umfangreiche Liste aus, gefüllt mit medizinischen Fachausdrücken und komplexen Medikamentennamen. Systematisch ging ich die Seiten durch und machte Notizen, um sicherzustellen, dass ich jedes Detail verstand. Die Fülle an Informationen erforderte meine volle Konzentration. Einige Begrifflichkeiten waren mir bereits aus meiner Zeit im Krankenhaus vertraut, andere wiederum waren mir völlig fremd. Mit einem Bleistift markierte ich einige Passagen, die für mich noch unklar waren und Klärung benötigten.

Durch das geöffnete Fenster drang ein erfrischender Windhauch, begleitet von unterschwelligen musikalischen Klängen. Der Beach erwachte wieder zum Leben. Es dauerte nicht lange, bis auch das dumpfe Wummern des Basses den Raum erfüllte. Vermutlich war das etwas, woran man sich gewöhnen musste, wenn man hier arbeiten wollte. Die konstante Dauerbeschallung machte es allerdings auch schwer, meine Konzentration aufrechtzuerhalten. Seufzend stand ich auf und ging zum Fenster, um es zu schließen, jedoch nicht, ohne vorher einen flüchtigen Blick hinaus aufs Gelände zu werfen. Die Party unten war bereits in vollem Gange. Feierwütige Menschen drängten sich dicht an dicht, lachten ausgelassen und bewegten sich im Einklang zur Musik, als könnte ihre Freude nichts trüben. Seltsamerweise überkam mich fast ein wenig Wehmut bei dem Anblick. Es war merkwürdig, fast schon paradox, dass ich einst alles dafür getan hätte, solche normalen Dinge zu erleben. Doch nun, da ich endlich die Möglichkeit dazu hatte, entschied ich mich, meine Zeit erneut in einer medizinischen Einrichtung zu verbringen und das auch noch vollkommen freiwillig.

Was war bloß los mit mir?

Verspürte ich tatsächlich eine derartige Sehnsucht nach der sterilen Krankenhausatmosphäre, oder überwog einfach das Bedürfnis, mein schlechtes Gewissen zu beruhigen?

Die Zeit verstrich wie im Flug, und ich war schließlich so vertieft in meine Arbeit, dass ich fast erschrak, als Ann plötzlich wieder in der Tür stand.

"Wie läuft es?", fragte sie und trat näher, um einen Blick auf meine Notizen zu werfen.

"Ganz gut", sagte ich schnell. "aber ich habe noch ein paar Fragen dazu."

Ann nickte verstehend.

"Gut, komm erstmal mit", wies sie mich an und wandte sich wieder zu der Tür um, die ins angrenzende Behandlungszimmer führte. "Wir haben noch ein wenig Zeit bis die Ersten eintreffen. Dann erkläre ich dir noch ein paar Grundlagen und du stellst anschließend deine Fragen."

Trotz Anns eher einschüchternder und schroffer Art, erwies sie sich als eine geduldige Lehrerin, sodass sie es innerhalb kürzester Zeit schaffte, mir meine anfängliche Unsicherheit zu nehmen. Ihre Erklärungen waren anschaulich und gut strukturiert und sie stellte stets sicher, dass ich alle notwendigen Informationen bis ins Detail verstanden hatte.

"Ich möchte, dass du dich heute vor allem um die Erstaufnahme der Patienten konzentrierst", teilte sie mir im Anschluss mit. "Das bedeutet, dass du jeden einzelnen Spieler, der nachher hier ankommt, nach seinen Verletzungen und Beschwerden beurteilen wirst, bevor er überhaupt das Untersuchungszimmer betreten darf. Dabei ist es wichtig, möglichst schnell zu erkennen, wer sich in akuter Lebensgefahr befindet und selbstständig zu entscheiden, wer priorisiert behandelt werden muss."

Ich schluckte instinktiv und ein mulmiges Gefühl breitete sich in meiner Bauchgegend aus.

"Ich soll also entscheiden, wer Vorrang hat?", hakte ich nach.

"Richtig. Ich weiß, es ist keine leichte Aufgabe, besonders für einen Anfänger ohne medizinische Vorkenntnisse. Daher habe ich im Voraus wichtige Abfragen zusammengestellt, die dir dabei helfen werden, die Situationen besser einzuschätzen. Es gibt klare Indizien, auf die du achten musst, um deine Entscheidung zu treffen. Wenn du dennoch unsicher bist, frag mich vorher lieber", Ann reichte mir ein weiteres umfangreiches Dokument mit einer detaillierten Auflistung der soeben genannten Punkte. Zögerlich nahm ich es entgegen und fühlte mich kurzzeitig überfordert mit meiner Aufgabe. "Die ersten Male werden herausfordernd für dich sein, aber du wirst schnell lernen", versicherte sie mir.

Ich holte tief Luft und ging die Liste der Reihe nach mit Ann durch. Anschließend gab sie mir kurz Zeit, meine Aufgabe zu verinnerlichen und das Gelernte zu wiederholen. Dass sie mir bereits am ersten Tag so eine verantwortungsvolle Aufgabe zuteilte, hatte ich nicht erwartet. Zugegeben hatte ich Angst, zu versagen. Die Aufgabe war zu wichtig, um sie zu versemmeln. Doch gleichzeitig verlieh mir das Vertrauen, das Ann in meine Fähigkeiten setzte, auch eine gewisse Zuversicht.

Während ich den Handzettel, den sie mir gegeben hatte, mehrmals laut vor mich hin brabbelte, vernahm ich wie Ann eine Schranktür öffnete und einen weißen Kittel hervor holte, den sie sich rasch überstreifte. Es war das erste Mal, dass ich sie in Arbeitskleidung sah. Irgendwie hatte ich bisher angenommen, dass Ann ohne Uniform im Beach arbeitete, was nicht allzu verwunderlich wäre an einem Ort, wo Bademode zur Grundausstattung gehörte.

"Hier", sie stand plötzlich vor mir und reichte mir ein weißes Stoffbündel. "Zieh dir das über!"

Mit einem flattrigen Gefühl in der Brust trat ich vor den schmalen Spiegel, der an der Innenseite der Schranktür befestigt war. Am Kragen und im Bereich der Seitentaschen war der Kittel, anders als der von Ann, mit auffälligen hellblauen Akzenten abgesetzt. Nachdem ich die Knöpfe des Kittels geschlossen und meine Haare zu einem straffen Zopf gebunden hatte, wagte ich einen erneuten Blick in den Spiegel.

Ich erkannte mich kaum wieder. Der Stoff, der sich angenehm um meine Schultern legte, schien mir eine gewisse Autorität zu verleihen, obwohl ich innerlich noch immer mit zahlreichen Selbstzweifeln kämpfte.

Würde ich die richtigen Entscheidung treffen und Ann tatsächlich eine Hilfe bei ihrer täglichen Arbeit sein?

"Viel besser", bemerkte Ann mit einem zufriedenen Lächeln, als sie mich begutachtete. "Die meisten Leute beruhigt es schon, jemanden in einem weißen Kittel zu sehen. Es vermittelt ihnen einen Eindruck von Kompetenz."

Ich nickte eifrig, während ich versuchte, meine Nervosität in den Griff zu bekommen. Im Moment rasten mir einhundert Gedanken durch den Kopf, sodass ich unfähig dazu war ihr eine entsprechende Antwort zu geben. Mein Schweigen jedoch schien mich zu verraten.

"Denke daran, Izumi, es ist normal, anfangs unsicher zu sein. Aber mit der Zeit und der Erfahrung wirst du sicherer in deinen Entscheidungen werden. Die erste Hilfe und Beurteilung von Verletzungen ist oft auch eine Sache der Intuition. Vertraue darauf, dass du das Richtige tust."

"Ich werde mein Bestes geben!", versicherte ich ihr mit gefasster Stimme, während meine Eingeweide sich zu einem dichten Knäuel aus Angst und Unsicherheit zusammenschnürten. Die Verantwortung auf meinen Schultern lastete schwer wie Blei, eine drückende Last, die ich nur schwer ignorieren konnte. Doch nun konnte ich keinen Rückzieher mehr machen. Die dröhnende Musik und das fröhliche Treiben draußen schienen in diesem Moment weit entfernt zu sein. Jetzt war es an der Zeit, Leben zu retten - so viele wie nur möglich.

Das Behandlungszimmer war jetzt von einer beinahe gespenstischen Stille erfüllt, als ich auf die ersten Anzeichen von Aktivität im Korridor lauschte. Der gedämpfte Klang entfernter Schritte und leises Gemurmel deutete darauf hin, dass die ersten Spieler bereits eingetroffen waren.

Ann nickte mir ermutigend zu.

"Viel Erfolg", gab sie mir mit auf den Weg, bevor ich das Behandlungszimmer endgültig hinter mir ließ. Die Tür fiel leise ins Schloss, meine Beklemmung hatte sich inzwischen wie ein unsichtbarer Schleier auf meinen gesamten Körper gelegt, der mich für einen Moment fast bewegungsunfähig machte. Dennoch bemühte ich mich darum, ihr nicht das Feld zu überlassen. "Fighting", murmelte ich mir zu und ballte die Hand zu einer symbolischen Faust. Nach einem weiteren tiefen Atemzug schüttelte ich kurz den Kopf, um die restliche Unsicherheit von mir abzustreifen, bevor ich erhobenen Hauptes zur Tat schritt.

Mein Blick fiel auf die beiden jungen Männer, die bereits auf den Stühlen im Wartebereich Platz genommen hatten. Schon auf den ersten Blick erkannte ich, dass einer von ihnen dringende medizinische Versorgung benötigte, denn er hielt ein schwarzes Stück Stoff fest gegen seinen Handrücken gepresst. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und Schweiß lief ihm über die Stirn. Im Moment konnte ich nur spekulieren, was ihm widerfahren war.

Sie sahen mich ungläubig an, als ich mich ihnen näherte.

"Hallo, ich bin Izumi und Anns neue Assistentin", stellte ich mich kurz vor. "Ich bin dafür verantwortlich, die Patienten ins Behandlungszimmer zu holen. Darf ich fragen, was passiert ist?"

Ich musterte den verletzten Mann vor mir mit aufrichtig besorgter Miene, als er ein paar gepresste Schmerzenslaute von sich gab. Sein Begleiter neben ihm ergriff schnell das Wort: "Wir waren in einem Kreuz-Spiel, wo man zusammen einen geheimen Schlüssel suchen musste, um weiterzukommen. Der Schlüssel war im Bauch einer Schlange versteckt. Und die hat sich natürlich gewehrt, wie man sieht."

Ich nickte und machte mir nebenher flüchtig Notizen.

"Wisst ihr, was für eine Schlange es gewesen ist? War sie vielleicht giftig?"

"Keine Ahnung. Es ging alles so schnell", entgegnete er und sah hilflos auf seinen Freund neben ihm, der mit jeder Sekunde blasser wirkte.

"Wie lange ist das ungefähr her?", fragte ich, weil ich diese Information für relevant hielt.

"Wir sind so schnell wie möglich hergefahren. Zwanzig Minuten vielleicht", mutmaßte er.

"Gut, ich schlage vor, wir verlieren keine Zeit mehr. Im Augenblick ist noch kein anderer da. Ann wird sich um ihn kümmern. Ich bin mir sicher, dass sie das wieder hinbekommt."

Gemeinsam mit seinem Freund begleitete ich den Patienten nach drinnen, doch ich hatte kaum Zeit Ann Bericht zu erstatten, da tauchten bereits zwei weitere Patienten auf. Eine Frau war gerade aus dem Aufzug gekommen und humpelte geradewegs zu einem Stuhl, auf dem sie sich erschöpft fallen ließ, ein älterer Mann hingegen kam mit einer Kopfwunde. Er lief ein wenig desorientiert den Korridor auf und ab, daher sprach ich ihn als Erstes an. Das Blut an seiner Stirn war bereits getrocknet und sein Blick war ein wenig unfokussiert, als er mich musterte.

"Guten Tag, können Sie mir sagen, was ihnen zugestoßen ist?", fragte ich und versuchte, einigermaßen professionell dabei zu klingen.

"Bin ich hier beim Kardiologen?", fragte er und blickte sich aufgeregt um. "Ich habe heute einen Termin."

Ich starrte ihn kurz sprachlos an und mein Blick ging wieder nachdenklich zu seiner Stirn hinauf, an dem die blutverschmierte Wunde klaffte.

"Sie befinden sich hier auf der Krankenstation im Beachhotel. Verspüren Sie Kopfschmerzen?", fragte ich vorsichtig.

"Ich habe ein schwaches Herz, Schwester, deshalb muss ich jetzt zum EKG. Ich habe auch meine Krankenkarte dabei." Aufgeregt begann er in seinen Hosentaschen zu wühlen. Der alte Mann hatte definitiv mehr als nur ein schwaches Herz. "Wo ist sie nur? Gerade eben war sie doch noch da", murmelte er vor sich hin.

Ich setzte ein freundliches Lächeln auf und platzierte meine Hand auf seiner Schulter, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Er hielt verwirrt inne, um mich anzusehen.

"Schon in Ordnung, Herr..."

Ich machte eine beabsichtigte Pause.

"...Yoshikawa", sagte er und wirkte sofort ein wenig besänftigter.

"Herr Yoshikawa", sagte ich und lächelte weiter, während ich ihn mit der Hand auf seinem Rücken ins Untersuchungszimmer geleitete. "Machen Sie sich keine Sorgen! Ich bringe sie direkt zu unserer Kardiologin. Sie ist sehr kompetent", versprach ich ihm.

"Sie sind wirklich zu freundlich, meine Liebe."

Ich seufzte etwas erleichtert auf, als ich ihn endlich in Anns Obhut gebracht hatte. Doch die Erleichterung war nur von kurzer Dauer, denn ich wurde von hektischen Schritten abgelenkt, die im Korridor widerhallten. Ein Mann rannte direkt auf mich zu. In den Armen trug er eine junge Frau. Als er vor mir zum Stehen kam, hielt ich mir geschockt die Hand vor den Mund. Der Anblick ihrer leblosen Gestalt in seinen Armen erschütterte mich. Ihre Haut war großflächig von kleinen Bläschen überzogen, die alarmierend glühten und an einen Flickenteppich aus unterschiedlichen Rottönen erinnerten. Etwa ein Drittel ihres Körpers zeigte sichtbare Rötungen, selbst Teile ihres Gesichts waren von einer glänzenden Schicht überzogen - ein Zeichen, dass bereits Flüssigkeit aus den Blasen ausgetreten war. Diese Art von Wunde erkannte ich auf Anhieb wieder. Die schmerzhaften Erfahrungen meines letzten Spiels ließen mich ihre Qualen nachempfinden, obwohl meine eigenen Verbrennungen im Vergleich beinahe harmlos erschienen. Auch der angesengte Geruch, der in der Luft lag, weckte ungewollte Erinnerungen an das letzte Spiel.

"Bitte helfen Sie ihr", flehte mich der junge Mann an. Der tiefe Schmerz in seinen Augen traf mich, als wäre es mein eigener. Ich nickte und führte ihn ohne zu Zögern zu Ann, die gerade die Wunde des verwirrten alten Mannes versorgte. Als sie jedoch die schwer verwundete Frau erblickte, sprang sie ohne zu Zögern auf und befahl dem Neuankömmling, sie auf eine der Untersuchungsliegen abzulegen. Ich konnte meinen Blick kaum von der Szenerie losreißen, doch ich hatte keine Zeit dabei zuzusehen, denn die nächsten Patienten standen bereits vor der Tür.

Ich schnappte japsend nach Luft, als ich sah, dass sich bereits fünf weitere Menschen im Warteraum versammelt hatten. Und dabei hatte ich es noch nicht mal geschafft, mich um die Dame mit der Fußverletzung zu kümmern. Eine Frau mittleren Alters mit blondem Haar näherte sich mir. Sie wirkte ebenfalls mitgenommen. An ihrem Arm zeigten sich deutliche Brandmale, sowie Prellungen und Schürfwunden. Ein Blick in die Runde verriet mir, dass die Anderen, die unmittelbar bei ihr standen, mit ähnlichen Verletzungen zu kämpfen hatten. Ihre Kleidung war nicht nur verschmutzt und zerschlissen, sondern schienen auch die Spuren einer überstürzten Flucht zu tragen. Graue Asche bedeckte ihre Gesichter, und in ihren Augen spiegelten sich nicht nur physische Schmerzen, sondern auch der tiefe Schock, den sie davongetragen hatten. Man hätte sie auch für die Überlebenden eines verheerenden Bombenangriffs halten können, auf der verzweifelten Suche nach Rettung.

Einer der Anwesenden sackte sofort bewusstlos auf einen Stuhl, während seine Teammitglieder ihn besorgt umringten.

"Was ist passiert?", fragte ich schrill, und setzte mich schnell in Bewegung. Die anderen sahen mich unsicher an.

"Er war mit den anderen in einem Sportstadion, das plötzlich aus heiterem Himmel in sich zusammenstürzte. Heißes Wasser kam überall aus dem Boden geschossen", erklärte mir ein untersetzter Mann mit brüchiger Stimme. "Ich war kein Teilnehmer, sondern habe es nur von außen gesehen. Ich kam gerade von einem anderen Spiel. Jemand hat gesagt, es war eine Pik 7."

Als er geendet hatte, gab er den Blick auf den Mann frei, der sich auf die Stühle zusammengekauert hatte und seinen linken Arm in einer merkwürdigen Haltung an sich gedrückt hielt. Der Anblick seiner verletzten Hand versetzte mich in eine jähe Schockstarre, denn diese war so deformiert, dass von einer Hand kaum noch eine Rede sein konnte. Ich schloss für einen Moment die Augen, um mich wieder unter Kontrolle zu bekommen und meine Professionalität zu bewahren.

Ich wusste, dass es nicht leicht werden würde.

Es dauerte nicht lang und weitere Menschen aus dem gleichen Spiel fanden ihren Weg zur Krankenstation, einer übler zugerichtet als der nächste. Bei einigen von ihnen konnte ich die Übelkeit nur mit Mühe unterdrücken. In den meisten Fällen war es leicht zu erfassen, wer sofortige Hilfe benötigte, doch manchmal war es auch eine Herausforderung, abzuwägen, welcher Patient nun dringendere Behandlung benötigte. Besonders, weil einem oft nur wenige Sekunden blieben, um die Situation zu beurteilen und diese sich innerhalb kürzester Zeit wieder ändern konnte, sobald ein neuer Patient eintraf. Viele von ihnen wirkten von den Ereignissen so traumatisiert, dass es erforderlich war sie mit sanften Worten zu beruhigen, während Ann sich vor allem mit den körperlichen Schmerzen der Spieler auseinandersetzte.

"Izumi, bring mir einen Eimer kühles Wasser, aber nicht zu kalt", wies Ann mich an, als ich das Untersuchungszimmer ein weiteres Mal betrat. Sie hatte inzwischen alle Hände voll zu tun, weil ich bereits neue Patienten hineingeholt hatte, obwohl sie mit der Behandlung der Anderen noch nicht fertig war. Doch die Flut an gravierenden Fällen wuchs stetig weiter. Alleine die Spieler aus dem Sportstation hätten in dieser Nacht für mehr als genug Arbeit gesorgt, doch es kamen fast minütlich weitere Spieler aus anderen Spielen hinzu. Inzwischen war die Masse an Patienten kaum noch zu bewältigen.

Ich nickte, bereit, Anns Anweisung in die Tat umzusetzen und lief hektisch zum Waschbecken, obwohl mir bereits seit geraumer Zeit die Blase drückte - doch für sowas Banales blieb keine Zeit.

"Halte die Wunden des Patienten kühl, so lange bis ich zurück bin", befahl sie mir und widmete sich dann einem anderen Patienten mit deutlich schwerwiegenderen Verletzungen. Meine Aufgabe, Patienten ins Zimmer zu holen, hatte sich damit in Wohlgefallen aufgelöst und es dauerte nicht lange, bis Ann weitere Aufgaben für mich parat hatte. Ich war so beschäftigt, dass ich irgendwann sogar vergaß, dass ich zur Toilette musste.

"Kompresse", sagte Ann an mich an gewandt. Schnell reichte ich ihr eine. Angespannt sah ich mich in den Räumlichkeiten um. In dem Untersuchungszimmer ging es inzwischen zu wie in einem Feldlazarett am Ende einer brutalen Schlacht. Die Betten im Zimmer nebenan waren bereits alle belegt. Ich hatte sogar ein weiteres Klappbett aufstellen müssen, um die Patienten alle unterzukriegen und so wie es momentan aussah, würde auch das nicht mehr lange reichen. Wir waren am Limit und Ann sah bereits aus, als würde sie selbst jeden Moment kollabieren.

"Du solltest dich kurz hinsetzen", sagte ich, als ich mitbekam, wie sie kurzzeitig taumelte und sich quälend die Stirn rieb.

Ann schüttelte jedoch nur stumm den Kopf.

"Geht schon", winkte sie schnell ab, als wäre nichts weiter und griff nach der Pinzette, die ich ihr reichte. Sie war unvernünftig und stur, doch im gleichen Zuge bewunderte ich auch ihr eisernes Durchhaltevermögen. Jeder andere hätte längst das Handtuch geworfen angesichts der Situation.

Wie hatte sie all diese Strapazen bisher nur alleine bewältigen können?

Das Wimmern und das qualvolle Schluchzen, das den Raum erfüllte, setzte mir langsam erheblich zu. Mal ganz davon abgesehen, dass auch meine Konzentration allmählich nachlies.

Ein unerwarteter Windzug ließ uns schlagartig innehalten. Die Tür wurde mit einem lauten Rums aufgestoßen. Sprachlos starrte ich die Person an, die den Raum betreten hatte. Eingehend sah sie sich um, seufzte schwer und nahm die Hände aus den Jackentaschen, um gemächlich zu dem Desinfektionsspender zu schlendern. Der Geruch des Desinfektionsmittels stieg mir in die Nase, als er es in den Händen verrieb. Dann fixierte er einen der Patienten, der gerade eben in einem schweren Hustenanfall ausgebrochen war und bereits zu würgen begann.

"Handschuhe", befahl er schroff, während er den blassblau anlaufenden Mann schnell in Rückenlage positionierte. Wie versteinert beobachtete ich seine geschickten Handgriffe. Auch Ann neben mir schien es jegliche Sprache verschlagen zu haben.

"Chishiya...", hauchte ich ungläubig, meinen Augen kaum trauend.

"Wird's bald", fuhr er mich an und wandte sich genervt um. "Und einen Guedel-Tubus."

Was zur Hölle?

Völlig überfordert setzte ich mich in Bewegung, um die Handschuhe zu holen, während ich versuchte, mich an das Aussehen dieses verdammten Tubus zu erinnern, den ich ihm bringen sollte. Fieberhaft durchkämmte ich die Schränke danach. Doch Ann war schneller und reichte mir wortlos den gesuchten Gegenstand. Hastig stürzte ich zu Chishiya hinüber und reichte ihm die Box mit den Handschuhen, die er sich fast routinemäßig über die Hände streifte. Mit einem geübten Handgriff, zog er das Kinn des Patienten nach oben und legte einen Arm um seinen Hals. Der Mann rührte sich nicht. Nach dem Überprüfen der Atmung, griff Chishiya nach dem bogenförmigen Plastiktrichter und führte ihn mit einer eleganten Drehung in den Rachen des Patienten ein.

Gebannt verfolgte ich die Szene vor meinen Augen, während ich dicht neben ihnen auf die Knie gesunken war.

Mein Blick ging hinüber zu Ann, die nicht minder überrascht aussah über Chishiyas unerwartetes Auftauchen. Meine Gedanken überschlugen sich, als ich ihm dabei zusah, wie er seine lebensrettenden Maßnahmen fortführte, als hätte er nie etwas anderes getan. Die Spannung im Raum erreichte ihren Höhepunkt, während die Patienten um uns herum aufgeregt flüsterten. Ann jedoch schien sich schneller wieder zu fassen und setzte ihre Arbeit unbeirrt fort, während ich es nicht schaffte, meine Augen auch nur eine Sekunde lang von ihm abzuwenden.

Wieso hatte er die letzten Tage still gehalten, um nun plötzlich wie der heldenhafte Retter in weiß auf der Krankenstation auftauchen?

"Hör auf zu träumen und bring mir ein Pulsoximeter!"

Chishiyas schneidende Stimme riss mich wieder aus meiner Starre und ließ mich abrupt zusammenzucken.

"Kommt sofort." Ohne Nachzudenken wirbelte ich herum, doch als ich im Begriff war, den Schrank vor mir zu öffnen, hielt ich in meiner Bewegung inne, um mich langsam zu Chishiya umzudrehen. "Ähh, was war das noch gleich?"

Chishiya stöhnte.

"In der Schublade rechts oben. Damit misst man die Sauerstoffsättigung."

"Ah ja, das kenne ich", schnell zog ich den Schubkasten auf und griff zielsicher nach dem handlichen Gerät darin.

Einerseits war ich erleichtert über Chishiyas Auftauchen, denn es bedeutete eine enorme Entlastung für uns, insbesondere für Ann, die heute fast an ihre körperlichen Grenzen kam. Andererseits gab mir Chishiyas Verhalten auch Rätsel auf.

Warum hatte er nicht schon viel eher reagiert?

Und wieso trat er ausgerechnet jetzt in Aktion, obwohl ihm die Menschen auf der Krankenstation doch augenscheinlich egal waren?

Die Fragen, die mein Hirn überfluteten, würden allerdings noch eine Weile auf Klärung warten müssen.

An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei _Kxtsune_ bedanken für die ganzen medizinischen Ratschläge und Tipps. Ohne dich bräuchte ich wahrscheinlich noch länger und würde irgendwann verzweifeln.

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