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Pov. Chan

Changbin betritt wieder die Küche, aber nicht allein. Ich traue meinen Augen nicht wirklich. Felix ist wieder zurück. Endlich ist er zurück gekehrt. Was war denn so wichtig? Wieso interessiert es mich so sehr? Immerhin ist es Felix' Leben und nicht meins.

,,Hey Chan! Es tut mir Leid, dass ich einfach abgehauen bin, aber jetzt bin ich wieder zurück, um Zeit mit dir zu verbringen." wird er los, ehe er seine Arme um nicht schließt. Ich weiß nicht wieso, aber bei der Umarmung fühle ich mich richtig unwohl. Ich will mich von dieser lösen, da sich eine Umarmung gerade wirklich falsch anfühlt. Deswegen löse ich mich schnell von ihm. Was bringt schon eine Umarmung, wenn ich sie nicht einmal genießen kann? Ich sollte mich freuen, dass Felix zurück ist, doch meine Wut und Eifersucht lassen es gerade nicht zu.

Ich kann nicht anders, als direkt zu fragen, wobei ich ziemlich ernst und zerbrechlich zugleich klinge: ,,Wo warst du?" Meinen Kopf lasse ich hängen, da ich ihm nicht in die Augen schauen kann. Es macht es nur schlimmer, je länger sein wunderschönes Gesicht in meinem Sichtfeld ist. ,,Uhm... ich habe mich mit einem Freund getroffen, weil ich es ihm versprochen habe, bei einem treffen mit ihm und mit einem anderen Freund von ihm dabei zu sein und heute war eben dieser Tag. Außerdem solltest du dich ausruhen. Wieso liegst du nicht im Bett, hyung?" kommt plötzlich aus Felix' Mund und klingt ein wenig besorgt.

Okay. Jetzt weiß ich wenigstens, dass er mich für seine Freunde sitzen gelassen hat, aber es ist okay. Er hat immerhin noch andere Freunde, was bei mir nicht der Fall ist. Bei mir kann ich Changbin nicht dazu zählen lassen, da ich ihn erst seit gestern kenne, doch eigentlich mag ich ihn. Nun frage ich, um sicherzugehen: ,,Mit Seungmin? Habe ich recht?" Seungmin ist Felix' bester Freund und er wollte ihn mir einmal vorstellen, doch ich glaube nicht, dass es eine gute Idee gewesen wäre. Je mehr neue Leute ich um mich herum habe, umso höher ist wieder die Chance, von diesen neuen Menschen verletzt zu werden. Ich trage schon genug Narben - sichtbare und innere - mit mir und es sollen nicht mehr werden. Zumindest aus Felix' Sicht. Zudem muss ich anmerken, dass mir der Name ,Seungmin' richtig bekannt vorkommt, als hätte ich diesen Namen schon von jemanden ausgesprochen gehört.

,,Genau, von Seungmin ist hier die rede. Er hat einen ganz guten Freund, welchen er mir vorstellen wollte und dann sind wir zu dritt ins Café gegangen. Es sind bald Ferien und Seungmin würde dann verreisen. Deswegen war das heute so gesehen die letzte Chance. Der Name seines guten Freunds ist Hyunjin." erzählt mir der Blondhaarige und sofort wird mir bewusst, an was mich der Name ,Seungmin' erinnert. Ich erinnere mich an die Vergangenheit. Der Name ist sehr oft aus Hyunjins Mund gefallen. Er und seine Freunde haben immer über diesen Seungmin gesprochen und ich habe nie gewusst, wer das gewesen ist. Jetzt habe ich bedauerlicherweise erfahren, dass die einzige Person, der ich überhaupt noch vertrauen kann, mit meinem Mobber und von ihm der Anführer interagiert hat. Hyunjin hat jedes Mal über ihn geredet, als wäre er sein Meister. Als wäre er von Seungmin abhängig. Als wäre er in ihn verschossen, doch dies kann nicht der Fall sein. Immerhin bin ich von ihm und von seinen anderen Freunden verprügelt worden, weil ich eine Schwuchtel bin.

,,Chan? Alles okay? Du bist so ruhig geworden..." stellt Felix fest, doch ohne etwas zu sagen renne ich in Changbins Schlafzimmer und knalle die Tür hinter mir zu. Das kann doch nicht wahr sein. Wenn ich noch Felix wegen Hyunjin verliere, dann ist es mein sicherer Tod, was mir nichts aus macht. Allerdings hätte ich dann lebend meine Zeit verschwendet, da ich schon längst hätte tot sein können. Ich schmeiße mich aufs Bett und fange an zu weinen. Es hat alles keinen Sinn mehr, denn die Chance ist zu hoch, ihn auch noch durch Hyunjin zu verlieren.

Plötzlich öffnet sich die Tür. ,,Chan? Habe ich etwas Falsches gesagt? Rede bitte mit mir.." kommt von Felix, welcher sich mir immer weiter nähert, bis er vor dem Bett stehen bleibt. Es herrscht eine recht unangenehme Stille. Mein Blick ist nach unten gerichtet, da ich es mir nicht erlauben kann, noch mehr zu weinen, denn dies macht alles nur schlimmer. Erneut kommt von dem anderen: ,,Chan.. hör auf mich zu ignorieren... du kannst immer mit mir reden." Ich schaue zu ihm auf und zeige ihm meine Tränen. Er soll sehen, dass ich gerade nicht in der Lage dazu bin, zu reden. Allerdings denke ich, dass seine Emotionen sich so stark von selbst steuern, sodass er das nicht einmal wirklich gemerkt hat.

Er beobachtet mich schon eine ganze Weile, als hätte ich etwas Schlimmes angerichtet. Ich hasse es, in solche Situationen zu kommen, denn sie lassen mich dreckiger fühlen, als ich eigentlich bin. ,,Jetzt rede mit mir, Chan!" brüllt Felix plötzlich lauter denn je, wodurch ich so stark erschreckt habe, sodass ich vor ihm zusammenbreche. Auch wenn er das gerade sehr schlecht kontrollieren kann, sollte er inzwischen wissen, dass er nicht so zu mir sein soll, da es die Situation bedauerlicherweise nicht rettet.

,,Ich.. Chan.. es tut mir Leid! Ich... ich wollte nicht so streng zu dir sein. Allerdings möchte ich gerne wissen, wieso du so sauer auf mich bist?" kommt aus seinem Mund und klingt dabei um einiges ruhiger als davor. Diese Lautstärke habe ich an ihm noch nie akustisch wahrgenommen, was erstmal ein großer Schock für mich gewesen ist. Felix setzt sich nun zu mir auf Changbins Bett, ehe er einen Arm um mich lege. Ich will das nicht. Ich drücke ihn weg und jammere schluchzend: ,,Lass mich in Ruhe. Lee Felix."

,,Nein! Ich lasse dich nicht in Ruhe, Bang Chan. Du bist mir wichtig und ich habe wirklich keine Lust darauf, mich mit dir zu streiten?" ,,Ach, wenn ich dir so wichtig wäre, dann würdest du nicht abhauen, um dich mit Hyunjin im Café zu treffen?" werde ich los und nun herrscht wieder eine Todesstille zwischen uns beiden. Noch eine Weile ist es so ruhig in diesem Raum, bis Felix versucht, sich recht zu fertigen: ,,Ja, ich habe mich mit Hyunjin getroffen, aber vergiss dabei Seungmin nicht. Und woher soll ich wissen, dass Seungmin und Hyunjin genau heute Zeit haben?" Ich wollte dazwischen reden, doch dann setzt der blondhaarige Junge fort: ,,Und Chan.. ich dachte, dass du etwas Zeit zum Ausruhen brauchst, nachdem ich dich mit all den blauen Flecken und mit aufgerissenen Stellen auf der Haut auf der Straße gefunden habe." Unsicher fahre ich mir mit meinen Fingerspitzen über mein gewelltes Haar, ehe man einen leisen Schluchzer aus mir raus hört.

Das ist doch krank, was in den letzten paar Wochen alles passiert ist. Hätte ich mich schon früher umgebracht, hätte ich diesen ganzen Scheiß einfach nicht mehr erleben müssen. All diese Ereignisse kann man mit einem übertrieben dramatischen K-Drama vergleichen, welchen ich mir niemals freiwillig reinziehen würde. Ich beobachte den Jüngeren, wie er sich lustlos nach hinten aufs Bett schmeißt und vorsichtig seine Augen schließt. Man sieht ihm an, dass er erschöpft vom heutigen Tag ist, aber kein Wunder, wenn er in seiner Gegenwart mit Hyunjin klarkommen muss.

,,Weshalb bist du sauer auf mich?" fragt mich Felix und klingt dabei ziemlich ernst und besorgt zugleich. ,,Ich bin nicht sauer auf dich... Ich brauche nur ein wenig Zeit für mich, verstehst du?" behaupte ich, während ich meine Arme vor meinem Bauch verschränke. Doch, eigentlich bin nicht sauer auf ihn, doch gerechtfertigt ist das nicht. Oder doch? Immerhin hat er sich mit meinem Mobber getroffen. Aber Felix weiß doch gar nicht, dass Hyunjin derjenige gewesen ist, der mich gestern zusammengeschlagen hat. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Eine gute Idee wäre es doch, denn ich kann nicht zulassen, dass Felix nicht noch ein weiteres mal mit Hyunjin trifft. Und wenn Seungmin wohl mit meinem Mobber befreundet ist, dann ist die Chance hoch, dass dieser ebenso ein schlechter Mensch ist.

Na gut, dann sollte ich es ihm trotzdem erzählen, auch wenn ich nicht gerne darüber rede.

,,Felix.. ich muss dir was beichten."

,,Was ist los Chan?" von Felix direkt, welcher sich abrupt aufsetzt und versucht, den kleinsten Blickkontakt zu mir aufzubauen. Ich wische mir die letzten Tränen aus dem Gesicht, ehe ich ihm folgendes mitteile: ,,Ich will jetzt nicht um den heißen Brei reden, aber gestern bin ich ja verprügelt worden. Ich habe dich angelogen Felix und es tut mir Leid... ich weiß, wer mich verprügelt hat." ,,Wer denn?" will er sofort wissen und rückt mir jetzt ein wenig näher, um besseren Blickkontakt zu mir aufbauen zu können. Ein trauriges Seufzen erklingt aus meinen Lippen, ehe ich ihm folgendes beichte: ,,Es war Hyunjin. Ein großer Junge mit schwarzen Haaren. Trägt manchmal ein Lippenpiercing und er ist auch mit einem Seungmin befreundet. Zumindest hat er sehr viel über ihn mit seinen Freunde geredet, während sie mich in der Schule verprügelt haben."

Und es hat verdammt gut getan, es endlich losgeworden zu sein.

,,Ich.. was? Hyunjin war das? Sicher, dass es genau dieser Hyunjin gewesen war? Na gut.. ich habe dir kein Bild von ihm gezeigt, also hättest du nicht über sein Aussehen lügen können. Groß. Schwarze Haare. Lippenpiercing. Und ja, es scheint so, als wären er und Seungmin ebenso sehr eng befreundet und.. wow.. ich weiß echt nicht, was ich dazu sagen soll. Ich fand Hyunjin im treffen ganz cool. Deswegen weiß ich jetzt nicht mehr, was ich dazu sagen soll aber.." redet Felix vor sich hin und unterbricht sich einmal selbst, um wahrscheinlich über seine Worte nachzudenken.

,,Jetzt weiß ich bescheid. Sag mir so etwas beim nächsten Mal früher und dann werde ich nicht auf solche dummen Ideen kommen, okay?" meint Felix zu mir, ehe er seine Arme um mich schließt. Ich kann nicht anders, als die Umarmung einfach zu erwidern, da ich es wirklich gut gebrauchen kann. Plötzlich raunt er mir ans Ohr: ,,Und mach dir keine Sorgen, was Hyunjin angeht. Ich werde mich von ihm fernhalten und mit Seungmin darüber reden, dass er darüber nachdenken soll, mit wem er Freundschaften schließt." Felix ist mit abstand der loyalste Mensch, den es gibt. Er weiß jetzt, wie sehr mich Hyunjin verletzt hat und deswegen will er jetzt alles geben, sodass er kein Teil unseres Lebens ist.

,,Ich danke dir, Lixie. Nur bitte rede nicht mit Seungmin darüber. Ich habe Angst, dass es schlimmer wird." befürchte ich, doch der niedliche Australier vergewissert mir darauf folgend: ,,Seungmin ist ein sehr vernünftiger Mensch.. also wird es kein Problem sein. Aber wenn du nicht willst, dass ich ihm rede, dann ist es so. Nur leider ist das Problem, dass ich es ihm sagen muss, sonst will er, dass ich mich weiter mit Hyunjin treffe und so." ,,Na gut.. mach das, aber pass auf, was du ihm erzählst, okay?"

,,Ja, ich werde aufpassen. Ich will alles dafür tun, damit du es gut hast. ich verspreche dir, dass so etwas nicht noch einmal passieren wird. ich lasse nicht zu, dass dir noch jemand etwas antuen wird." predigt er, ehe er mir einen sanften Kuss auf die Stirn drückt, wodurch ich abrupt verlegen werde. Was war das? Was er alles tut, um mich zu trösten. Ich habe diesen Jungen einfach nicht verdient. Er ist das Beste, was mir je passiert ist und niemand kann es ändern.

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