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PoV. Chan
//TW: Suizid, Missbrauch
Ich hätte nicht gedacht, dass ich schon so früh dazu komme, Felix von meiner tiefgründigen Vergangenheit zu erzählen. Immerhin habe ich schon immer extrem starke Vertrauensprobleme gehabt. Nun denn, Felix wird die letzte Person sein, der ich vertrauen werde und dann spielt es sowieso keine Rolle mehr.
„Also... Es ist kein Geheimnis, dass ich nie ein sonderlich schönes Leben hatte. Es in den letzten Jahren so viel passiert vor allem hat das alles schon angefangen, als ich ein kleines Kind war. Gib mir bitte ein bisschen Zeit, um darüber nachzudenken, wie ich es dir am besten erzählen kann, okay?" merke ich noch einmal an, bevor ich anfangen möchte, über meine schreckliche Vergangenheit zu sprechen. „Alles gut, Chan! lass dir so viel Zeit wie du brauchst. Immerhin musst du mir das gar nichts erzählen. Ich zwinge dich zu nichts und wenn es dir alles viel zu unangenehm ist, dann musst du mir das nicht und offenbaren." will mir Felix klarmachen, doch ich habe mich schlussendlich dafür entschieden: „Nein Lixie. Alles gut. Ich will dir alles erzählen, damit du mich verstehen kannst..."
„Okay... ich glaube, dass ich jetzt anfangen kann. Bereit?" frage ich um Anschluss und blicke dabei Felix erwartungsvoll in die Augen. Anstatt eine verbale Antwort von sich zu geben, nickt er einmal kurz, um die Bestätigung zu signalisieren. Jetzt bin ich an einen Punkt angekommen, wo es kein Zurück gibt.
Exakt, es gibt kein Zurück mehr. Jetzt werde ich ihm alles von meiner Familie erzählen, was es zu sagen gibt.
Der nächste schwere Atemzug, denn alles, was ich jetzt offenbaren werde, wird mir ganz viel Überwindung kosten.
Langsam öffne ich meinen Mund und fange an, ihm alles zu erzählen: „Ich habe dir bereits erzählt, dass ich so gut wie gar keine Familie habe. Einfach aus dem Grund, dass ich nie was mit ihr zu tun gehabt habe. Und wenn ich mit dieser was zu tun gehabt habe, dann entweder für eine ganz kurzen Zeitraum, oder ich hatte mit diesen Menschen eine ziemlich schlechte Erfahrung.
Meine Familie besteht aus meiner Mutter, mein Vater, meinem kleinen Bruder und meiner kleinen Schwester. Mit meiner kleinen Schwester, wessen Name Hanna war, habe ich mich nie so wirklich verstanden. Sie war immer mehr wie mein Vater und ich konnte mein Vater bis zum Tod nicht leiden. Mein Vater war ein schrecklicher Mensch, der ganz schön viele Sünden begangen hat. Dabei ist anzumerken, dass mein Vater im Knast ist. Du fragst dich jetzt ganz wahrscheinlich, wieso er sich im Moment im Knast aufhält, nicht wahr?
Mein Vater hat ganz schön viele schlimme Dinge begangen: fangen wir mal damit an, dass er seine Kinder geschlagen hat. Er hat sie missbraucht, erniedrigt und Ihnen ein erbärmliches Leben gegeben. Wäre es nicht mein Vater, dann würde es mir sehr wahrscheinlich viel besser gehen. Er hat sich nicht nur schlecht und seine Kinder gekümmert, sondern er ist auch der Grund, wieso meine Mutter sich umgebracht hat, als ich fünf Jahre alt war. Er hat meine Mutter geschlagen, sie wie Dreck behandelt und für meinen Vater war meine Mutter nichts weiter als eine Hausfrau, die seine Befehle befolgen sollte. Er hat meine Mutter wie einen Sklavin behandelt, obwohl sie das keineswegs verdient hat.
Auch wenn ich Von meiner Mutter nicht wirklich viel gehabt habe, kann ich dir sagen, dass ich die beste Mutter gehabt habe, die man sich wünschen kann. Bevor sie gestorben ist, hatte sie sich immer gut um mich gekümmert. Wenn meine Schwester Hannah mich einmal fertig gemacht hat, dann ist sie zu mir gekommen, hat mich getröstet und mir jedes Mal dasselbe eingeredet: Chan, alles wird gut. Ich verspreche dir, dass wir beide uns aus diesem schrecklichen Leben herausholen. Immer, wenn mein Vater uns schlecht behandelt hat, hat meine Mutter mich in ihre Arme genommen, um Sicherheit zu geben.
Ich kann mich noch daran erinnern, als meine Mutter eines Tages mein Vater angezeigt hat. Es war schrecklich. Ich hätte gedacht, dass dann alles wieder gut werden könnte, doch dann habe ich meine Mutter gesehen, wie sie sich in ihrem Badezimmer ertrinken lassen hat. Sie war noch viel zu jung, um zu sterben. Du weißt gar nicht, wie sehr ich meine Mutter vermisse. Sie war mein Ein und Alles und als ich sie verloren habe, hab ich keinen Sinn mehr im Leben gesehen. Ich bin immer noch von der ganzen Situation traumatisiert. Wegen diesem schrecklichen Trauma, konnte ich meine Kindheit niemals genießen.
Im Heim habe ich mich immer eingeschlossen. Ich wollte niemals bei den anderen Kindern spielen. Ich wollte auch niemals neue Leute kennen lernen, aus Angst dass sie mich ebenso verletzen werden. Ich hatte einfach so schreckliche Angst vor dieser Welt. Diese Welt war so schrecklich. Felix... Du kannst dir nicht vorstellen, wie schlimm es war."
Beim Erzählen werde ich immer sensibler. Es ist so schrecklich, immer daran zurück denken zu müssen, was vor vierzehn Jahren passiert ist. Ganze vierzehn Jahre ist es her.
„Wow... Chan... ich hätte mir schon denken können, dass dein Leben nicht das Beste gewesen ist, aber dass es dich so stark trifft, hätte ich echt nicht gedacht.. aber dafür verstehe ich deine Persönlichkeit umso mehr. Du bist eine ziemlich zerbrechliche Person. Du hast Angst, wieder auf diese Art und Weise in Stich gelassen zu werden. Du hast Angst davor, dass wieder etwas Schlimmes passiert, was dich nur noch mehr in Stücke bricht." redet er vor sich hin. Felix versucht, mich zu verstehen und bis jetzt ist er die Person, die mich am besten versteht, obwohl er immer noch nicht zu hundert Prozent dabei ist.
Mal gucken, ob er es eines Tages verstehen wird.
„Passiert... Das Leben will einfach nicht, dass ich glücklich bin. Nun denn... Einige Informationen habe ich noch nicht gesagt. Da mein Vater zum einen Alkoholiker war und zum anderen ein Drogen Dealer, wodurch ja ebenso einige Drogen konsumiert hat, war er niemals wirklich in seinem normalen Zustand, also nüchtern. Man könnte sagen was man will und er hat nicht darauf gehört. Bei seinem Zustand konnte er niemals klar denken. Also egal was man versucht hat, es war hoffnungslos.
Ich hab noch erwähnt, dass ich ein kleinen Bruder hatte nicht wahr? Du du wirst mir das wahrscheinlich nicht glauben, aber mein Vater hat auf den aufgepasst und weiß was passiert ist? Ihm ist mein Bruder aus Versehen aus dem Fenster gefallen und durch den Sturz ist er gestorben. Er war gerade mal sechs Monate alt." erzähle ich weiter und ich merke, wie auch in seinen Augenwinkeln Tränen bilden. Schnell wische ich mir diese Weg, da mein Vater es nicht verdient, dass ich seinetwegen weine.
Mein Gesicht bleibt ausdruckslos. Ich denke darüber nach, wie ich fortsetzen kann, doch dann fällt mir ein, wie ich weitermachen kann: „Seit 14 Jahren bin ich schon diesem Heim. Ich darf auch niemanden aus der Familie was zu tun haben, was ich persönlich ganz gut finde, da ich weiß, mir würde es psychisch immer schlechter gehen, damit mich die Familie Mitglieder nicht an all das böse, was in den letzten Jahren passiert ist, erinnern könnten. Oh mein Vater ist noch weitere sechs Jahre im Knast. Ich muss auf jeden Fall sterben, bevor er entlassen wird, da ich lieber alleine sterben will, als mit seiner Hilfe."
„Du wirst jetzt ganz bestimmt nicht sterben, wenn dein Vater entlassen wird! Ich lasse das nicht zu, weil du mir viel zu wichtig geworden bist. Ich beschütze dich so gut es geht. Außerdem ist meine Mutter eine Anwältin. Wenn du also Unterstützung brauchst, falls dein Vater wieder zurückkommen sollte und dir dieser Schaden anrichten will, dann kannst du immer zu mir gehen und wir klären das alles. Ich verspreche dir, dass alles gut wird. Du musst mich nur mehr an dich ran lassen. Du musst mir nur mehr vertrauen. Ich weiß, dass dir das alles nicht leicht fällt, allerdings will ich wirklich nur das Beste für dich und ich denke... wenn du mir die Möglichkeit gibst, dich zu unterstützen, dann wirst du definitiv ein besseres Leben haben. Vertrau mir..." will mir der kleine, blonde Australier klarmachen, der mich ein sehr ermutigendes Lächeln schenkt. Dieser Junge ist einfach bezaubernd und da kann ich wirklich nicht nein sagen.
„Danke Felix... ich danke dir wirklich für deine Unterstützung. Falls ich wirklich deine Hilfe brauchen sollte, dann weiß ich auf jeden Fall, dass ich zu dir gehen werde, um nach deiner Unterstützung zu fragen." von mir, während ich mich ganz kurz an Felix kuschele. Dieses ganze Gerede über meine Familie macht mich ganz schön angespannt und deswegen frage ich Felix: „Hey.. ich es okay, wenn ich eine rauche? Du kannst mir auch sagen, wo ich es tuen kann."
„Hmm okay... öffne das Fenster ganz und stell dich dahin. Ich habe viele Freunde, die rauchen und die machen das genauso." meint Felix und lächelt mich sanft an.
„Danke.." gebe ich leise von mir, ehe ich mich langsam von ihm löse und ich mich auf dem Weg zum Fenster mache. Ich öffne dieses und lehne mich an wenig an die Fensterbank, während ich mir die nächste Kippe anzünde. Allein schon ein einziger Zug beruhigt mich.
„Chan... ich glaube, wir sollten uns, nachdem du natürlich fertig bist, schlafen legen, oder?" meint Felix plötzlich, ehe ich mich zu ihm drehe. Einmal ziehe ich stark an der Kippe, ehe ich bestätige: „Okay.. gerne!"
Ich drehe mich wieder um und betrachte den Sternenhimmel. Unfassbar, wie schön dieser ist. Da frage ich mich, ob nicht immer einfach Nacht sein kann? Der Tag erinnert mich an das Leben und ich hasse das Leben so sehr.
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