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PoV. Chan

Jetzt bin ich hier: Bei Felix zu Hause. Ich hätte niemals gedacht, dass ich freiwillig zu diesem Jungen gehe, aber wohin soll ich sonst, wenn ich nirgendwo willkommen bin? Felix gibt mir als einziger Mensch das Gefühl, irgendwo erwünscht zu sein. Außerdem will ich nicht ins Heim zurückkehren, obwohl ich gewaltigen Ärger bekommen würde, wenn sie bei der Anwesenheitskontrolle bemerken, dass ich diese Nacht nicht in meinem Zimmer schlafe.

Auf jeden fall bin ich wirklich erleichtert darüber, dass Felix mich für die eine Nacht hier aufnimmt. Er ist der Beste.

Nachdem wir beide unseren Kaffee ausgetrunken haben, schlägt Felix vor: ,,Hmm.. wir können jetzt schon mal auf mein Zimmer oder wollen wir erstmal ins Wohnzimmer und vielleicht einen Film schauen?" Ich hasse Filme. ,,Nene.. lass uns direkt auf dein Zimmer." meine ich direkt, ehe Felix nach meinem Handgelenk greift, um mich mit auf sein Zimmer zu ziehen. ,,A-Aber ich weiß doch, wo dein Zimmer ist. Du musst mich doch gar nicht dort hinziehen." erwähne mich, doch schlussendlich lasse ich zu, dass er mich immer weiter in diese Richtung zieht und ich nichts weiter tue, als ihm hinterherzuspolpern. 

,,Alles gut.. ich mag nur Skinship?" erwähnt Felix grinsend und ich frage nur kurz: ,,Körperkontakt?" ,,Genau.. Körperkontakt. Ich habe das koreanische Wort dafür vergessen. Danke Hyung." bedankt sich der blondhaarige, kleine Junge bei mir, ehe dieser seine Zimmertür langsam öffnet. In seinem Zimmer angekommen schaue ich mich ein wenig um, obwohl ich es bereits kenne, allerdings fällt mir die starke Unordnung auf, was mir eigentlich gar nichts ausmacht. Er sollte sich ernsthaft mein eigenes Zimmer anschauen.

,,Setz dich auf mein Bett, Hyung. Ich dachte, du darfst zu dieser Zeit nicht raus." meint Felix direkt und ich setze mich, ohne etwas von mir zu geben, einfach hin. Tja Felix, was denkst du, wieso ich sonst zu dir gekommen bin? Nun denn, ich erzähle ihm einfach, was Sache ist: ,,Ich war den ganzen Tag draußen und ich wollte sehr ungern wieder zurück zu meinem Heim kehren. Ich fühle mich dort sehr unwohl in unter Druck gesetzt und das ist der Grund, wieso ich die Nacht bei dir verbringen möchte."

Vielleicht wäre es etwas Gutes, wenn ich mich gegenüber ihm öffne. Trotz der Tatsache, dass ich ein sehr misstrauischer Mensch bin, will ich es versuchen. Nachdem ich Felix verlieren würden, bringe ich mich um und dann spielt es keine Rolle mehr, wie viel ich ihm erzähle.

Der Blondhaarige setzt sich neben mir auf sein Bett und sucht den Augenkontakt zu mir. Um es ihm leichter zu machen, neige ich meinen Kopf etwas in seine Richtung, ohne ihm in die Augen schauen zu müssen. Vielleicht ist es jetzt ein Fehler von mir gewesen, mich vorsichtig zu ihm zu drehen. Aber passt schon, da alles, was ich ausführe, tue und sage, ein Fehler ist.

,,Man sieht, dass du geweint hast." stellt Felix fest und schaut mich ein wenig besorgt an. Kurz blicke ich in seine Augen, doch dann drehe ich mich ein wenig weg von ihm. Stille. Es herrscht eine unangenehme Stille zwischen uns. Bei Felix muss ich mich zusammenreißen und nicht wieder anfangen zu weinen, da ich wirklich darauf anfällig bin, wieder zu weinen, wenn man mich darauf anspricht, dass ich verweinte Augen oder ähnliches habe.

Dazu will ich mich erstmal nicht äußern und da warte ich darauf, was Felix als nächstes sagen möchte. Weiterhin bleibt es ein wenig still. Ich merke dabei, wie mich Felix verwundert und besorgt mustert. Dies tut er eine Weile bis er mir versucht, folgendes klarzumachen: ,,Wenn du reden willst, dann kannst du jederzeit zu mir hören und ich verspreche dir, dass ich dir immer zuhören werde Hyung. Wenn du aber auch nicht willst, dann kann ich es verstehen. Ich will dich zu nichts zwingen und du sollst nur was sagen, wenn dir danach ist."

Oh Felix... wenn du wüsstest, wie sehr ich dir von all dem Scheiß, den ich gerade durchlebe, erzählen würde, allerdings fehlen mir die Worte. Wie kann ich es dir am Besten sagen? Ich kann wirklich nicht in Worten beschreiben, wie sehr ich mein Leben hasse. Wenn du nur wüsstest, Felix.

,,Okay.. es scheint so, als würdest du darüber nicht reden wollen." behauptet Felix. Doch will ich irgendwie, aber dafür musst du mir ein wenig Zeit geben. Nicht einmal das kann ich aussprechen. Irgendwie habe ich eine totale Sprechblockade. Ich hasse das.

,,Dann.." setzt Felix fort: ,,Können wir das Thema wechseln, also einfach etwas über anderes reden. Ich hätte auch eine Frage an dich, wenn sie dir nicht zu persönlich ist." Meinen Kopf neige ich wieder zu Felix, um bei seiner Frage aufmerksam zuzuhören. Was will er mir bitte für eine Frage stellen, dass er meint, sie könne etwas sehr Persönliches sein?

,,Ja.." Ich schaffe es, ein leises ,Ja' von mir zu geben, doch dies ist auch mein einziger vorhandener Wortschatz jetzt. Felix neigt sein Gesicht ebenso ein bisschen mehr zu mir, wodurch unsere Augenpaare aufeinander stoßen. Es herrscht sofortiger Blickkontakt zwischen uns, obwohl mir das in dieser Situation recht unangenehm ist.

Plötzlich äußert Felix dies, was er zu sagen hat: ,,Ich bin froh darüber, dass du zu mir gekommen bist. Ich meine, so können wir viel mehr Zeit miteinander verbringen und gibst mir die Gelegenheit, dich ein wenig besser kennenzulernen. Allerdings frage ich mich, wieso ich? Wieso bin ich derjenige, für den du dich entschieden hast und nicht sonst wer anders?"

Ich glaube, dass ich es diesmal hinbekomme, etwas von mir aus zu äußern. Ich antworte nuschelnd: ,,Weil ich sonst niemanden habe. Du bist die einzige Person, zu der ich gehen kann." Felix schaut mich ein wenig skeptisch an und hinterfragt anschließend: ,,Aber... hmm.. wenn ich du wäre, wäre ich zu meiner Familie gegangen. Ich meine.. du hättest auch zu deiner Familie gehen können."

,,Welche Familie?"

Ja.. gute Frage. Welche Familie? Das ist meine Frage, da ich keine habe. Felix hat wirklich eine stelle im Herz getroffen, die extrem schmerzhaft ist. Auch wenn er dies nicht wissen kann. Ich wünsche mir im Moment so stark, dass er mich das niemals gefragt hat.

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