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PoV. Chan

//TW: Suizidversuch, Erwähnung von Gewalt

Paar Stunden sind bereits vergangen und weiterhin halte ich mich auf den großen Straßen Seouls auf. Da ich hier von vielen Menschen umgeben bin, kann ich mich sehr leicht in der Menge verlieren, denn es soll mich keine bekannte Seele wieder erkennen können. Die Kapuze trage ich über meinen Kopf und eine Maske verdeckt sowohl meinen Mund als auch meine Nase. Lange Hose und lange Jacke. Niemand würde mich in so einer Kombination erkennen, außer man würde nur paar Zentimeter von mir entfernt stehen. Das einzige Gute, was ich jemals von anderen über mich gehört habe, ist dass ich besondere Augen habe. Mehrmals ist die Frage aufgetreten, ob ich mich nachts in einen Werwolf verwandte, da ich wohl die Augen eines Werwolfs hätte. Ziemlich interessante Erkenntnis.

Ich bin nicht sonderlich gerne in der Innenstadt, da mir hier viel zu viel los ist. Ich bin nur hier, da ich mir eine neue Schachtel mit Zigaretten holen wollte. Nachdem ich dies auch gemacht habe, werde ich mich auf jeden Fall wieder auf dem Weg zurück machen. Ich betrete ein Kiosk den ich sonst immer betrete, wenn ich Kippen holen gehe. Erstens kennt mich der Verkäufer und zweitens denkt er, ich wäre volljährig und genau das nutze ich aus.

Ich habe den Kiosk betreten und direkt werde ich mit einem breiten Lächeln im Gesicht begrüßt: „Guten Tag, Chan. Dasselbe wie immer?"
„Ja.. dasselbe wie immer." äußere ich ein wenig müde und stelle mich an. In der Zeit hole ich die fünftausend Won raus, die ich ihm auf die Hand drücken will, nachdem er mir die Schachteln mit dreizehn Kippen überreicht. Ich bedanke mich und ich verlasse den Laden. Sonst quatsche ich mit dem Ladenbesitzer ein wenig länger, allerdings ist mir nichts eingefallen, worüber wir reden können. Außerdem bin ich viel zu niedergeschlagen, um ein Gespräch mit ihm zu führen.

Nun denn, irgendwann entferne ich mich immer mehr von der Innenstadt und erreiche ein Bezirk, welches mir recht familiär vorkommt. Soweit ich weiß ist hier irgendwo der Ort, an dem ich Felix kennengelernt habe. Ja.. ich müsste bald da sein, wo ich zweimal versucht habe, mich umzubringen. Die Brücke, an der alles begonnen hat, ist bestimmt keine fünf Minuten von meinem Standpunkt entfernt. Wer weiß... Vielleicht gehe ich da jetzt hin. Eine dritte Chance? Eine dritte Gelegenheit? Vielleicht ist es auch wieder die letzte Gelegenheit.? Sollte ich die ausnutzen? Felix hat jetzt ganz bestimmt Schule und er würde nicht darauf kommen, sich auf dem Weg zu mir zu machen. Bestimmt denkt er auch, dass ich jetzt in der Schule bin.

Mir ist es egal was ich Felix versprochen habe. So vielen Menschen habe ich einiges versprochen und genau andersherum. Wenn die Menschen mir etwas versprochen haben, haben sie sich sowieso nie daran gehalten, also wieso sollte ich mich ebenso daran halten? Wenn ich tot bin, dann interessieren niemandem mehr diese Versprechen. Nicht einmal Felix.

Irgendwann bin ich da. Die Große Brücke, auf der ich bereits versucht habe, mich umzubringen. Während ich mich sanft an das Gelände lehne, blicke ich ein wenig durch die Gegend.
Hier ist niemand weit und breit. Ich muss diese Gelegenheit nutzen!

Ich klettere einen Schritt und ich spüre, wie ich immer freier fühle. Meinen Rucksack schmeiße ich auf den Bürgersteig und sofort fühle ich mich leichter. Ich blicke nach unten, doch plötzlich wird mir irgendwie schwindlig. Ich versuche, am Gelände bisschen weiter nach oben zu klettern, allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass mich etwas davon abhält, zu springen. Ja ich schaue mich ein wenig um und weiterhin ist hier niemand weit und breit. Eigentlich sollte ich die Chance nutzen, mich von der Brücke stürzen zu lassen, allerdings bin ich mir nicht so recht sicher, ob ich das genau jetzt tun soll. Ja, ich gebe es zu: mich hält etwas auf. Jedoch hält mich nicht etwas auf, sondern JEMAND hält mich auf.

Und dieser Jemand ist niemand anders als Felix.

In meinem Augenwinkel bilden sich Tränen, ehe diese immer schneller über meine Wange rollen, je mehr ich loswerde. Ich will weiter nach oben klettern, allerdings hält mich Felix auf.

Ich habe ihm versprochen, nicht zu sterben.

Sein Sichtfeld wird immer verschwommener. Ich kann nichts mehr erkennen und dementsprechend klettere ich wieder runter. Ich lasse mich auf dem Boden falle. Als ich nun auf dem kalten Bürgersteig liege, schließe ich meine Augen und lege meine Hände vor mein Gesicht, damit kein fremder Mensch mein verheultes Gesicht sehen muss. Wobei.. es werden sich viele Person fragen, wieso ich auf dem Boden liege. Allerdings wird mich niemand darauf ansprechend. Ich bin nichts weiter als ein Niemand und daran wird sich niemals etwas ändern.

Dass ich ein Niemand bin, ist jetzt mein geringstes Problem. Mein größtes Problem ist, dass ich mich nicht umbringen kann. Ich kann mich nicht umbringen, weil es ein Mensch geschafft hat, mich davon abzubringen.

Er hat Gefühle für mich entwickelt. Also nicht auf romantischer Art und Weise... aber sehr wahrscheinlich sieht er mich als einen Freund. Er wirkt sehr fragil und wenn ich etwas tue...

Das kann ich Felix irgendwie nicht antuen. Ganz gleich wie groß meine Sehnsucht nach dem Tod ist.

Felix... du hast etwas mit mir gemacht und ich kann nicht einmal erklären, was das ist.

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