09
PoV. Felix
,,Ich finde es schön, mich mal wieder mit dir zu treffen. Immerhin sollten wir etwas für die Klausuren lernen... nicht wahr?" meint Seungmin, ehe wir uns an einen Tisch setzen. ,,In der Bibliothek kann man sowieso am besten lernen. Ich mag diese Stille. Ich mag diese Produktivität hier." flüstere ich, während ich meine Mathesachen aus der Tasche heraushole. Eigentlich bin ich ein ganz durchschnittlicher Schüler, der sogar ganz gut in Mathe ist, allerdings ist dies ein etwas schwierigeres Thema und da hilft es nur, sich mit seinem besten Freund darauf vorzubereiten.
,,Die Klausur ist in acht Tagen. Wenn wir jetzt damit anfangen, uns vorzubereiten, dann wird es uns die Arbeit ganz leicht fallen." erwähnt Seungmin, doch ich muss ihm klarmachen: ,,Oh Minnie... du musst nicht einmal für diese Arbeit lernen und du bekommst eine eins. Also... sag was du willst: Du schreibt eine gute Arbeit. Du bekommst eine gute Note." Ich lehne mich ein wenig an Seungmin und da vergesse ich, dass er kein Fan davon ist. Er drückt mich ein wenig weg von sich und teilt mir schmunzelnd mit: ,,Das Thema ist um einiges schwieriger und deswegen brauche ich ein wenig mehr Übung, verstehst du?" ,,Ja okay stimmt.. dann lass uns einfach ein paar Aufgaben lösen, oder?" schlage ich anschließend vor. ,,Kay. Kay. Lass uns anfangen." von Seungmin als Bestätigung und wir fangen an, die Aufgaben zu bearbeiten.
Ich schaue mir die ersten Aufgaben an und da fällt mir sofort auf, dass es mehr ist, als ich gedacht habe. Ich sehe es positiv, also ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es schaffe, wenn ich genug dafür lerne. Und wenn das nicht alles ist: Ich bin in Gedanken. Schon wieder. Und da kann man ganze dreimal raten, woran ich denke? Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass man direkt nach dem ersten Versuch darauf kommt, an wen ich denke: Ganz richtig. Ich denke an Chan.
Was macht er überhaupt, wenn ich zur Schule gehe? Geht er zur Schule? Arbeitet er? Es gibt vieles, was ich über diesen Jungen nicht weiß und vielleicht auch niemals herausfinden werde. Hauptsache er ist beschäftigt. Hauptsache er richtet keinen Schwachsinn an. Wieso sorge ich mich überhaupt so stark um ihn? Ist er mir inzwischen so stark wichtig geworden, dass ich nicht mehr aufhören kann, mich um ihn zu kümmern?
,,Lixie? Ist alles okay?" fragt mit plötzlich mein brünetter bester Freund, auf dessen Lippen sich ein sanftes Lächeln umspielt. Ich drehe nicht langsam zu ihm und blicke in seine Augen. ich lüge ihn an: ,,Ich überlege mir nur einen Ansatz." ,,Achso... wenn du die Aufgaben mit mir zusammen machen willst, dann kannst du es mir sagen." schlägt Seungmin vor, doch ich verneine: ,,Nein alles gut.. ich versuche das noch einmal alleine, weißt du?"
Er nickt leicht und dreht sich wieder nach vorne, um sich an seine Aufgaben zu setzen. Ich sollte jetzt wirklich anfangen, mich auf Mathe hundert Prozent zu konzentrieren. So kritzele ich paar Lösungen hin, ganz gleich ob es richtig oder falsch ist. Ich mag es nicht wirklich, die Funktionen abzuleiten. Die Themen in Mathe sind ziemlich unnötig und da bin ich mir ziemlich sicher, dass ich die Sachen niemals brauchen werde.
Ich setze mich an die nächste Aufgabe, bei der ich versuche, mich zu konzentrieren, allerdings geht mir Bang Chan nicht aus dem Kopf. Was passiert mit mir? Wieso kann ich nicht aufhören, an ihn zu denken? Mache ich mir nur große Sorgen oder steckt mehr dahinter? Es ist eben nicht sonderlich schön, wenn man den Jungen, der in Lebensgefahr ist, nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt. Ich hoffe, dass es sich in der Zukunft ändert, denn in so einer kurzen Zeit ist er mir wirklich sehr wichtig geworden. Wenn Chan nur wüsste, was er aus mir gemacht hat.
,,Okay... Lee Felix. Jetzt sagst du mir aber, was los ist? Man merkt, dass dir etwas am Herzen liegt oder dich eben etwas bedrückt. Wenn du es mir nicht sagst, dann muss ich es irgendwie aus dir rausbekommen." droht Seungmin auf einer harmlosen Art und Weise, während er mir den Stift aus der Hand reißt. Ich werde somit in die Realität gerissen, ohne einen Plan davon zu haben, was ich meinem besten Freund erzählen soll. Ich kann ihm nicht sagen, dass ich an einen Jungen denke, denn sonst könnte er darauf kommen, mein dunkelstes Geheimnis herauszufinden, von welchem nicht jeder erfahren sollte. Dementsprechend hole ich einfach ganz viel Luft und erkläre sogar ziemlich überzeugend: ,,Okay.. um ehrlich zu sein.. ich habe wirklich Angst vor der Mathearbeit. Ich habe Angst, dass sie nicht gut sein wird. Sie beschäftigt mich so sehr."
Und schon wieder habe ich gelogen. So oft habe ich gelogen, wenn es darum geht, seine Sexualität zu verheimlichen. Wieso ich mir die Mühe mache? Ich möchte unnötigen Stress ersparen und ich will nicht, dass Menschen anhand meiner Sexualität das Urteil fallen, ob sie mich mögen oder nicht. Für mich ist das nur derbe absurd.
,,Okay.. dann hör mir jetzt zu." befiehlt Seungmin, wodurch er meine vollste Aufmerksamkeit bekommt. Ich kann nicht anders, als mein Blick nicht von meinem Blatt zu wenden, da ich ziemlich großen Respekt vor meinen besten Freund habe. Manchmal habe ich echt große Angst, ihm in die Augen zu schauen, obwohl wir uns ganz gut kennen. Er setzt fort: ,,Wir gehen jetzt die Aufgaben zusammen durch. Ich sehe, dass du bei der Ableitung der Funktionen ganz viele Fehler gemacht hast. Deswegen will ich das mit dir noch einmal nachholen. Und Hey... bitte zweifele an dir nicht. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass du eine gute Arbeit schreibst. Du brauchst nur etwas mehr Selbstvertrauen."
,,Danke Minnie... du bist der Beste. Ich bin froh darüber, dich zu haben." bedanke ich mich und umarme ihn ganz kurz, um ihn meinen Dank zu zeigen. Er selbst erwidert die Umarmung kurz, ehe sich der Brünette von mir löst und seine Notizen mehr zu sich schiebt. ,,So.. dann fangen wir jetzt mal an." kündigt Seungmin an und nun fangen wir an, die Aufgaben nachzurechnen.
Seungmin ist der tollste beste Freund, den man haben kann. Er tut so viel für mich. Vielleicht schadet es nicht, wenn ihm eines Tages von meinem größten Geheimnis zu erzählen. Wieso ich ebenso es nicht jedem erzählen will, dass ich schwul bin... ja, da gibt es noch einen weitern Grund: Vielleicht ändert sich meine Sexualität eines Tages und deshalb will ich nicht allzu voreilig sein.
Wenn ich dafür bereit bin, dann werde ich mich einem besten Freund öffnen. Eines Tages.. wenn es feststeht, dass ich eine Schwuchtel bin.
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