05
PoV. Chan
Es ist jetzt eine Woche vergangen und Felix spamt mich täglich mit Nachrichten zu, als will er wirklich sichergehen, dass ich leider noch lebe. So sehr ich ihn andauernd abweise, damit er aus meinem Leben verschwindet, er will mich einfach nicht loslassen. Er hängt wie eine Klette an mir, obwohl wir uns seit meinem letzten Suizidversuch nicht getroffen haben.
„Hyuuuuung~"
„Hyuuuuung... wie geht es dir?"
„Ich muss immerhin sichergehen, dass du noch lebst. Das ist mein Job."
Felix fängt wieder an, mich zuzuspamen. Damit er endlich damit aufhört, antworte ich einfach:
„Wer hat denn gesagt, dass es DEIN Job ist? Ich immerhin nicht."
„Ich selbst habe mir diesen Job gegeben. Ich passe auf dich auf, Hyung."
„Bin ich jetzt ein Kleinkind für dich oder was?" frage ich beim Schreiben und um ehrlich zu sein habe ich absolut keine Ahnung, was ich davon halten soll. Er muss jetzt nicht einen auf überfürsorglich tun. Wieso sorgt er sich auch um mich? Er kennt mich nicht einmal richtig!
„Nein, ich muss sichergehen, dass du dir nichts tust Hyung. Du hast meine Frage übrigens immer noch nicht beantwortet. Ich wollte von dir wissen, wie es dir geht?" fragt Felix erneut und ich habe um ehrlich sein mit Absicht diese Frage ignoriert, doch jetzt gibt es kein zurück mehr.
„Mir ging es mal besser, aber heute ist ganz okay so.". teile ich ihm ziemlich ehrlich mit und setze mich auf meine Fensterbank, ehe ich mir eine Kippe anzünde. Die einzigen Züge, die ich noch in meinem Leben akzeptiere.
„Und dir?" frage ich einfach, um dann wiederum nicht allzu unhöflich zu wirken. Zwar ist meine Absicht, ihn von meinem Leben zu vertreiben, allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass ich es irgendwie auch nicht will. Irgendwie will ich auch, dass er bleibt. Vor paar Tagen habe ich erfahren, dass er ebenso Australier wie ich ist und komischerweise ebenso in Sydney aufgewachsen ist, allerdings ist er mit elf Jahren erst nach Seoul gezogen.
Deswegen ist mir sein Akzent bekannt gekommen, als er mit mir gesprochen hat. Inzwischen kann ich Koreanisch ohne australischen Akzent sprechen und von daher kann man an mir nicht sehen, dass ich aus einem anderen Land komme. Koreaner bin ich ja, nur in Australien geboren.
„Mir geht es soweit auch ganz okay.. ich langweile mich ein wenig. Ich glaube, dass ich später etwas zocke." erzählt mir der kleine blondhaarige Junge, für welchen es wichtig ist, mit mir in Kontakt zu bleiben.
„Ich wünschte auch, dass ich zocken könnte oder so, aber mein Heim erlaubt mir das nicht :) also sie erlauben mir nicht, irgendeine Konsole zu besitzen." erkläre ich ihm und noch einmal ziehe ich an meiner glühenden Kippe. Es ist schon inzwischen dunkel geworden und um ehrlich zu sein, mag ich es nicht, das Licht im Dunkeln anzuschalten. Ich mag es, wenn es so finster ist. Dies wäre vielleicht ein weiterer Grund, wieso ich sterben will.
Meine Augen schließen sich und dann öffnen sich nie mehr. Ich sehe nur noch schwarz vor meinen Augen. Einfach nichts mehr. Es ist finster geworden. Für immer soll es so dunkel bleiben, weil mich das Licht viel zu sehr an Leben erinnert. Besonders erinnert es mich an Lebendigkeit, da man die meisten Aktivitäten tagsüber ausführt. Nachts liegt man lieber im Bett und man ruht sich aus. Man schließt die Augen und man bekommt von der Welt nichts mit. Ich bevorzuge die Dunkelheit.
„Das ist mies.. du könntest ja zu mir rüberkommen und mir mir zocken, wenn du natürlich willst." schlägt Felix vor, was wirklich lieb von ihm ist, aber nachts passen die Erzieher besonders auf. Ich habe keine Chance, mich auszuschleichen. Sogar Felix' Zuhause wäre ein besserer Ort, aber ich kann wirklich nicht zu ihm.
„Sorry, aber meine Erzieher lassen mich zu dieser Zeit nicht mehr raus!" teile ich ihm ehrlich mit. Sonst wäre ich liebend gerne abgehauen. Ich hasse es, hier rumzuhocken. Erstens ist es hier öde und zweitens hassen und nerven mich alle. Ich will am liebsten weg von hier. Wenn nicht von meinem Leben, dann wenigstens weg von hier.
„Naja... da kann nichts machen! Wie auch immer, du sollst wissen, wie toll du bist ja? Du bist wirklich toll! Vergiss das niemals!" haut Felix plötzlich raus, was ich ziemlich fragwürdig finde. Wieso ist er so zu mir? Das wollte ich ihn schon seit unserer ersten Begegnung fragen und aus diesem Grund nutze ich einfach diese Gelegenheit, um ihn einfach zu fragen.
„Wieso interessierst du dich eigentlich so sehr dafür, dass ich noch lebe?" Dies ist meine Frage. Nun hoffe ich einfach auf eine ehrliche Antwort. In der Zwischenzeit drücke ich den kleinen Stummel in den nahezu vollen Aschenbecher rein. Zu faul bin ich einfach, um all die Reste zu entsorgen.
Nun schaue ich zu meinem Handy und sehe, dass ich eine Nachricht von Felix erhalten habe. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass dieser Junge nicht Zucker höchstpersönlich ist.
„Wieso ich mich für dein Leben interessiere? Wenn du dich nicht für dein eigenes Leben interessiert, dann will ich derjenige sein, der sich dabei hilft, aus diesem Loch herauszukommen. Wieso ich diesen ganzen Aufwand mache? Tja.. weil dein Leben etwas Wertvolles ist. Genauso, wie du es bist." Dies sind Felix Worte gewesen und ich weiß einfach nicht, was ich darauf antworten soll.
Von daher stecke ich mein Handy weg und schmeiße mich auf mein so ziemlich unbequemes Bett, welches noch relativ laut am knarren ist, wenn man sich auf diesem scheißt.
Ich kann nicht mehr aufhören, über Felix' Worte nachzudenken. Sie sind fesselnd und herzerweichend. Ich vergrabe meinen Kopf ins Kissen, um in dieses rein zu schreien.
Wieso ist Felix so süß zu mir? Wieso gibt es sich die Mühe? Was will er damit erreichen?
Bin ich ihm wirklich so wichtig geworden? Und das in so einer kurzen Zeit...
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