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Wo ist Minho? Ich habe ihn heute Morgen nicht gesehen, doch Hyunjin hat mir schon mitgeteilt, dass seine Klasse die ersten beiden Stunden Ausfall hat. Er müsste gleich aufkreuzen und bis dahin warte ich vor seinem Schließfach. Als Reflex könnte ich ihm ebenso einen Brief reinschmeißen, allerdings habe ich leider keinen für ihn verfasst. Dafür bin ich gestern viel zu sprachlos gewesen... von seinem Brief.
Ich habe mit allem gerechnet, nur nicht damit. Auch wenn Minho mich stark mit seinen Gefühlen für mich und den Wunsch nach einer Beziehung konfrontiert, habe ich sehr genossen, diesen Brief gelesen zu haben. Mein Herz ist auch nur viermal dabei geschmolzen, versprochen. Minhos Wortwahl ist bezaubernd und da wundert es mich, dass er in Koreanisch nicht sonderlich gut ist. Naja, leider wird auch in diesem Fach etwas erwartet, was nicht für jeden ist.
Ich kann nicht mehr aufhören, an seine Worte zu denken. Und ich könnte weinen, da es wehtut, mit ihm nicht in einer Beziehung sein zu können - fürs Erste. Ich meine... wenn es gehen würde, hätte ich direkt zugesagt. Leichter gesagt als getan. Ich kann nicht zusagen, solange Jeongin auf freiem Fuß läuft. Doch dies wird sich hoffentlich heute noch ändern.
„Jisung?" von einer bekannten Stimme und ich wache auf. Ich bin wohl so stark in meinen Gedanken vertieft gewesen, dass ich ganz und gar nicht gemerkt habe, dass Minho sich angeschlichen hat. Ich drehe mich um und schenke ihm einfach ein sanftes Lächeln. „Hey Minho..." murmele ich verliebt vor mich hin, ehe ich meine Arme direkt um ihn schlinge. Ich schließe meine Augen und ich inhaliere sein angenehmes Deo. Es macht mich umso glücklicher, diesen Tabak nicht mehr an ihm riechen zu müssen, obwohl dies mir grundsätzlich egal ist. Trotzdem darf ich stolz auf ihn sein, dass er an sich arbeitet.
„Uhm.. alles in Ordnung?" fragt er belustigt und drückt mich ein kleines Stück mehr an sich. Ich nicke leicht und erkläre ihm mit großer Aufregung: „Ja natürlich.... Ich habe gestern dein Brief gelesen und ich muss seitdem daran denken. Es tut weh, dass ich gerade nicht zusagen kann. Ich werde es tun, wenn wir endlich unsere Ruhe haben. Ich danke dir, dass du Geduld hast. Das bedeutet mir viel." „Kein Problem, Hanney! Ich meine.. ich bin dir dankbar, dass du mich in dein Leben aufgenommen hast und von Anfang an hinter mir gestanden hast. Das ist das Mindeste. Für so einen wertvollen Menschen warte ich so lange wie ich muss." Erwähnt Minho und ich kann nicht weiter, als vor Schock vor mir hinzunuscheln: ,,Hanney?" ,,Ja, du bist mein Hanney. Also... wenn ich dich so nennen darf." ,,Natürlich!" antworte ich direkt und lege dabei meine Stirn auf seiner auf. Ich liebe es, wie sich unsere Blicke treffen.
Und ich liebe auch ihn. Ich will mit ihm zusammenkommen, doch erstmal muss ich ihm weiterhin beweisen, dass sich das Warten lohnt – finde ich.
,,D-darf ich dich küssen?" rutscht mir aus dem Mund raus, wobei ich mit dem Kopf schüttelnd ergänze: ,,Oh sorry, wir sind hier mitten auf den Schulgängen. Also, wenn es dir zu unangen..." Und plötzlich werde ich von Minhos Lippen unterbrochen, welche sich auf meinen befinden. Meine Augen schließen sich abrupt und ich lasse diesen Kuss zu. Minho überschreitet seine eigenen Grenzen. Handelt es sich hier wirklich um eine Überschreitung oder hat er angefangen, mir zu vertrauen?
Unser Kuss wird intensiver und ich achte inzwischen nicht mehr auf meine Umgebung. Ich vergesse sogar vollkommen, dass wir in der Schule sind – und jetzt realisiere ich es wieder! Aber schön, dass er mich in eine andere Welt katapultiert, wenn wir gemeinsam Zeit verbringen, indem wir beide uns immer mehr in den Kuss vertiefen. Ich bin so stark vertieft in unseren Kuss, sodass ich gar nicht merken könnte, wenn jemand neben uns stehen würde. Ich wünsche mir jedoch sehr, dass ich es gemerkt hätte.
Denn plötzlich werden Minho und ich mit voller Wucht gegen die Schließfächer geschubst. Ich hätte zunächst gedacht, dass uns jemand Homophobes geschubst hätte, doch es war jemand, der genauso schwul ist wie wir beide.
,,Ihr Pisser. Ihr macht das doch mit Absicht, oder?" kommt von der bekannten Stimme und diese Person lacht dabei spöttisch auf. Ich öffne meine Augen, um zu prüfen, ob ich die Stimme richtig zugeordnet habe. Und ja, es handelt sich hierbei um Jeongin. ,,Was machen wir mit Absicht?" nuschele ich schmerzerfüllt vor mich hin, da dieser Aufprall ziemlich stark gewesen ist. Nachdem Jeongin seine Arme miteinander verschränkt hat, erklärt er: ,,Naja...meine beiden Ex Freunde miteinander am Rumknutschen. Ihr Süßen macht das wohl, um mich zu provozieren, kann das sein?"
,,Wieso sollten wir das mit Absicht mac.." will Minho fragen, doch er wird von Jeongin unterbrochen: ,,Ich dir werde ich nicht reden, du minderwertiges Stück."
Plötzlich bin ich auf 180. Wie kann er es wagen, so mit Minho zu sprechen?
Ich stehe auf und schubse Jeongin mit so viel Kraft, wie ich noch habe. ,,Hey!" von Jeongin, welcher allerdings versucht, seine erhaltenen Schmerzen zu verstecken. ,,Mensch Jisung..." fügt Jeongin anschließend hinzu: ,,Also... nach unserer Trennung hätte ich verstanden, dass du dich aus Rache an einer meiner Freunde rangemacht hättest, aber Minho? Wieso Minho? Er kann nur gut aussehen... das zeigt dann auch, dass du nur aufs Aussehen achtest." Ich schüttele entsetzt meinen Kopf, ehe ich hinzufüge: ,,Was hat dir Minho getan, dass du ihm so schlimme Dinge angetan hast? Ich verstehe es immer noch nicht. Keiner deiner Gründe sind verständlich."
,,Dann musst du deinen Horizont erweitern, mein lieber!" kommentiert Jeongin, welcher mich direkt gegen Minhos Schließfach schubst. Ich keuche vor Schmerzen auf und schließe ein Moment meine Augen. Sollte ich ihn jetzt schlagen? Wäre es gerechnet, nach all dem, was Jeongin Minho und mir angetan hat – und wahrscheinlich auch anderen, allerdings bleibt die Dunkelzimmer immer unbekannt.
Ich raffe mich auf und schlage Jeongin einmal ins Gesicht, ohne dabei zu achten, ob ich ihm was brechen könnte. ,,Hör auf, ich liebe ihn! Er hat wenigstens ein Herz, anders als du!" brülle ich dazwischen und dadurch, dass Jeongin mich wieder zurückschlägt, fangen wir wohl eine Schlägerei an – lieben wir. ,,Du Schwächling. Und du denkst auch echt, dass das mit Minho und dir halten kann? Bei dem Tempo, bei dem man kommt, könnte man schon im Grabstein liegen." ,,Ja, und du wirst auch gleich unter dem Grabstein liegen, wenn du weiter schmutzige Worte über Minho aus deinem Mund herauskommen. Sorry, aber so etwas dulde ich hier nicht, nicht über meinen Minho. Ich liebe ihn." Brülle ich um einiges lauter, sodass es alle Leute auf dem Gang hören. Ich habe nicht sonderlich Lust, mich mit ihm zu prügeln, weswegen ich es möglichst schnell beenden will.
Ich trete ihm mit voller Wucht gegen die Eier, als würde nur Minhos Leben – und auch meins – davon abhängen. Ich setze fort und trete ihn auf den Boden nieder, sodass er nichts mehr gegen mich anhaben kann.
,,Ahhh.. bist du verrückt?" kreischt Jeongin und versucht, aufzustehen, doch dieser wird plötzlich von jemand anderen abgehalten. Ich blicke auf und direkt treffen sich die Blicke von mir uns einem Polizisten. Meine Augen weiten sich und bin ein Stück überfordert, bis ich mich daran erinnere, weswegen der Polizist hier ist. Ich schaue mich ein Stück um, bis ich dann zwei weitere Polizisten auf uns zukommen sehen.
,,Das ist Yang Jeongin? Den üblen kleinen Schwerverbrecher kennen wir doch." von einer weiblichen Polizistin, welche mit einem anderen Polizisten Jeongins Arme packt. ,,Nein, lasst mich in Ruhe. Dieser Typ da wollte mich zusammenschlagen!" will Jeongin ihnen einreden, doch von dem dritten Polizisten kommen folgende Worte aus dem Mund heraus: ,,Nein, er hat uns die Arbeit abgenommen, unser kleiner Polizist!" Meine Augen funkeln stark, kommt mir so vor. Wieso hat es mir gefallen, kleiner Polizist genannt geworden zu sein? Ich gerate wirklich in Gedanken an diese Vorstellung. Ob ich mir vorstellen könnte, als Polizist zu arbeiten? Ich meine, ich habe sowieso noch keine expliziten Pläne für die Zukunft. Hat das Potential?
,,Du bist Han Jisung, nicht wahr?" fragt mich dieser eine Polizist, der mich als kleinen Polizisten bezeichnet hat. Ich nicke leicht und erwähne: ,,Ja und das ist Lee Minho. Wir haben ihn angezeigt." erwähne ich und zeige dabei auf Minho, nachdem ich seinen Namen genannt habe. Alle drei Polizisten nicken zur Bestätigung. Um uns herum schauen uns unzählige Schüler zu, die sich für den Vorfall interessieren. Jeongin kreischt schockiert: ,,Was? Ihr habt mich angezeigt, das könnt ihr nicht machen? Ihr seid verrückt geworden."
Minho schüttelt seinen Kopf und merkt anschließend an: ,,Nach all den Dingen, die du gemacht hast, haben wir keine andere Wahl!" ,,Ihr Arschgeigen! Ihr könnt mich nicht mitnehmen und in die Zelle packen. Ich werde heute noch Suizid begehen, wenn ihr das tut. Meine beiden Elternteile sind tot und ich habe sonst auch niemanden. Hört auf! Lasst mich los! Ich hasse mein Leben!" redet Jeongin laut vor sich hin, ehe er anfängt zu weinen. ,,Das tut uns wirklich leid, aber du kannst ja mit uns mitkommen, um über deine Taten nachzudenken." von der Polizistin. ,,Und wenn du hier weiter von Suizid redest, können wir dich direkt in die Geschlossene der Klinik in der Nähe unserer Praxis bringen. Da bist du auch ganz gut aufgehoben." meint der andere Polizist, der Jeongin am Arm festhält. ,,Hauptsache, er kommt weg." füge ich hinzu: ,,Vielen Dank für Ihren Einsatz. Ich freue mich schon darauf, auszusagen." ,,Wir danken auch, denn er hat auch andere Dinge getan, die noch nicht bestraft worden sind. Dann nehmen wir ihn mit und reden mal ein kleines Wörtchen mit ihm. Bis dann!" von dem dritten Polizisten, ehe sie Jeongin mitnehmen, welcher versucht, sich zu wehren. Dabei zappelt er wie ein kleines Kind. Verdient, auch wenn das mit den Eltern traurig wirkt. Wahrscheinlich hat er darüber gelogen, damit es dramatischer wirkt.
Ich lege meine Arme um Minho und flüstere ihm dabei zu: ,,Wir sind ihn losgeworden." ,,Ja, das sind wir!" antwortet Minho, welcher mir anschließend einen kurzen Kuss auf die Lippen gibt. ,,Danke, Sungie." ,,Ich muss dir danken, denn hättest du nicht die Briefe zur Verfügung festgestellt, hätten wir viel weniger Berichte und Beweise. Ich bin so erleichtert." werde ich los und drücke ihm anschließend ebenso einen kurzen Kuss auf die Lippen.
Jetzt ist es vorbei. Zum Glück!
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