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Mein Kopf brummte von dem ganzen Gerede der letzten Stunden. Die Uhr zeigte bereits weit nach Mitternacht, aber ich konnte mich jetzt nicht auf meine Müdigkeit einlassen. Curtis, der gegenüber von mir auf der Couch saß, erzählte gerade über die Geschehnisse während meiner Abwesenheit.
Im Grunde war es nur eine Art Berichterstattung. Meine Brüder hatten während meiner Abwesenheit alles unter Kontrolle gehabt.
„Das El-Rebelde-Kartell war verdächtig ruhig in den letzten Tagen und Dan ist der Meinung, dass sie einen Plan aushecken, unseren Bezirk an sich zu reißen. Keiner weiß, dass du entlassen wurdest, Alec."
Ich nickte gedankenverloren. In all den Jahren meiner Führung war mir niemand so sehr auf den Sack gegangen, wie das El-Rebelde-Kartell. Allen voran ihr Oberhaupt Carlos Santiago.
Dieser Typ hatte einen fast so schlechten Ruf wie ich und war keinesfalls zu unterschätzen.
Ich hörte, wie jemand an der Haustür zu rütteln begann und automatisch griff ich nach der Waffe, die vor mir auf dem Tisch lag. Es war nicht meine Glock G17, aber da meine Waffe immer noch nicht auffindbar war, hatte ich Curtis bereits im Knast beauftragt, mir eine neue zu besorgen.
Die Tür wurde geöffnet und Jamal kam herein. Sofort entspannte sich meine Haltung und ich legte die Waffe zurück auf den Tisch. Als er mich erblickte, zierte ein grimmiges Lächeln seine Züge, was nur eines bedeuten konnte: Es hatte Ärger im Bezirk gegeben.
„Devil, ich habe einen von Carlos' Männern in unserem Bezirk erwischt. Ich habe ihm direkt gezeigt, dass er hier nichts zu suchen hat. Ich bin sicher, dieser Bastard wird sich hier nicht mehr blicken lassen."
„Gute Arbeit, Jamal", erwiderte ich und deutete auf den freien Platz neben Curtis.
Niemand außer Jamal nannte mich Devil. Das lag daran, dass niemand meiner Leute mich jemals in Rage gesehen hatte – außer Jamal.
Nachdem ich die Führung der Dark Bloods übernommen hatte, meinten einige, sich mit mir anlegen zu müssen und nach einem Versuch, mich hinterhältig aus dem Weg zu räumen, war etwas in mir durchgegangen.
Wäre Jamal damals nicht dazwischen gegangen, hätte ich an diesem Tag meinen ersten Mord begannen, dessen war ich mir sicher. Übel zugerichtet von den Schlägen, die ich kassiert hatte und rasend vor Wut war ich auf einen aus dem El-Rebelde-Kartell losgegangen.
Damals meinte Jamal, ich hätte ausgesehen wie der Teufel höchstpersönlich - Blutüberströmt und mit einem unheilvollen Grinsen im Gesicht. Seit jenem Tag war ich im feindlichen Bezirk unter dem Namen Blood-Devil bekannt.
Jamal ließ sich neben Curtis auf die Couch fallen und sah dann in die Runde. Seine Cap saß wie immer falsch herum auf seinem Kopf und die vielen Goldketten um seinen Hals klimperten bei jeder seiner Bewegungen.
Im Gegensatz zu Curtis und mir wirkte Jamal schmächtig. Seine Körpergröße von fast einem Meter neunzig hinterließ bei den meisten jedoch gewaltig an Eindruck und ich wusste aus bester Erfahrung, dass er sich mehr als gut verteidigen konnte.
„Was ist mit dem Anwalt?", kam es von Dan.
Von Dan konnte man fast nicht glauben, dass er ein Mitglied der Dark Bloods war. Alles an ihm wirkte ausgeglichen und zufrieden. Eigenschaften, die sonst auf niemanden von uns zutrafen. Dennoch war mir seine dunkle Seite bekannt. Dan, der ursprünglich aus Dallas stammt, hatte mit achtzehn seinen Stiefvater erschossen, nachdem dieser sich an seiner kleinen Schwester vergriffen hatte.
Seitdem war er mit falschen Papieren auf der Flucht und hatte hier sein neues Zuhause gefunden.
„Lass ihn mein Problem sein", erwiderte ich dunkel.
Nach meiner Rückkehr hatte Curtis mich nicht aus den Augen gelassen und es war wohl überflüssig, darüber nachzudenken, warum.
Nie im Leben wäre ich bei jemand anderem außer meinen Brüdern ins Auto gestiegen. Die normalsten Personen in Austin hatten Verbindungen zu Gangs und Kartellen und ich traute keinem Einzigen von ihnen.
Seth allerdings war anders. Ich redete mich selbst damit raus, dass er Rickys Bruder war und ich ihm deshalb nicht mit demselben Misstrauen begegnete wie allen anderen. Das war allerdings nur die halbe Wahrheit. Etwas an Seth machte es mir schwer, ihm nicht zu vertrauen. Ein gefährliches Spiel, denn ich vertraute niemanden genug, um in dessen Gegenwart einzuschlafen.
„Wie geht es jetzt weiter mit der Anhörung? Sheriff McClark wird die Sache nicht ruhen lassen, bis er dich hinter Gittern weiß. Wie kommt es, dass du wieder auf freiem Fuß bist?"
Obwohl es eine berechtigte Frage war, gingen sofort die Alarmglocken in meinem Kopf an. Der Gedanke, jemand in meinen eigenen Reihen hätte dafür gesorgt, dass ich eingebuchtet worden war, schwirrte schon lange in meinem Kopf herum.
Verrat wurde bei den Dark Bloods nur auf eine Art und Weise bestraft und sollte ich denjenigen erwischen, würde ich mich persönlich um ihn kümmern.
Ich gab meinen Leuten alles, was sie wollten. Geld, ein Zuhause, Macht und eine Familie. Das Einzige, was ich im Gegenzug verlangte, waren Respekt und Loyalität. Eigenschaften, die heutzutage nur noch wenige Menschen definierten.
„Seth wird gegen Mittag hierherkommen. Er wird mich in der kommenden Anhörung vertreten. Die Fragen, die ich ihm erlaube, euch zu stellen, werdet ihr ihm ehrlich beantworten. Keine Angaben über die Deals und die Rivalität mit dem El-Rebelde-Kartell, verstanden?"
Alle nickten und ich lehnte mich mit den Ellenbogen auf meine Knie gestützt nach vorne.
Die kommenden Worte waren nicht leicht für mich, denn sie offenbarten, dass meine Zweifel bereits gesät waren.
„Gibt es sonst noch etwas, was mir jemand von euch sagen möchte?"
Stille erfüllte mit einem Mal den Raum. Mein Blick traf auf jeden einzelnen von ihnen und es hätte nicht deutlicher sein können, dass eine Art von Warnung aus meinen Worten hervorging.
„Was willst du damit andeuten, Devil?"
Mein Blick wanderte erneut zu Jamal, welcher immer noch lässig neben Curtis auf der Couch saß.
„Ich gebe jedem eine Chance, mit mir zu sprechen. Ab sofort werde ich selbst die Sache mit Rickys Tod in die Hand nehmen. Jemand hat mich ausgeliefert."
„Und du glaubst, es war jemand von uns?", kam es von Dan, dessen Stirn leicht gerunzelt war.
„Das habe ich nicht gesagt", erwiderte ich ruhig.
Die Atmosphäre war angespannt, ebenso wie ich. Es gefiel mir nicht, so sprechen zu müssen, aber es wäre nicht das erste Mal, dass der Verrat aus den eigenen Reihen kommen würde.
Meine Gedanken wanderten zu dem Tag zurück, an dem ich Ricky kennengelernt hatte. Ich war bereits öfters an seinem Unterschlupf vorbeigefahren, aber Obdachlose gab es in Austin fast genauso viele wie Vermögende. Blackland war davon mehr betroffen als andere Bezirke, aber ich hatte ihm nie wirklich viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Zumindest so lange, bis er auf mich zugekommen war, um mir mitzuteilen, dass er einige meiner Männer dabei gesehen hat, wie sie Geld und Drogen im Windsor Park mit jemanden aus dem El-Rebelde-Kartell ausgetauscht hatten.
Natürlich hatte ich ihm gebeten das näher im Auge zu behalten und nach nur wenigen Tagen war klar gewesen, dass ein paar meiner eigenen Leute mich hintergangen hatten.
„Weißt du, wenn ich du wäre, würde ich mich bei den Dark Bloods aufnehmen. Ich hab dir den Arsch gerettet, da wäre das Mindeste, mir den Gefallen zu erwidern und mich von der Straße zu holen."
Meine Antwort war ein Lachen gewesen, zu dem ich nur selten imstande war. Ricky hatte von Anfang an etwas an sich gehabt, was ich an ihm schätzte. Noch am selben Tag hatte ich mit Jamal die Verräter aufgesucht und danach war ich zu Ricky zurückgekehrt und hatte ihn mit hierher gebracht. Von diesem Tag an war er einer meiner Brüder gewesen. Nicht, weil er mir einen Gefallen erwiesen hatte, sondern weil er mir vermutlich das Leben gerettet hatte, obwohl er wusste, wer ich war. Er hätte diese Information genauso gut nutzen können, um mich meinem Schicksal zu überlassen und dann selbst daraus Profit zu ziehen. Doch das hatte er nicht und ich würde nie die Gelegenheit bekommen, mich dafür zu revanchieren.
„Ach, so läuft das jetzt? Plötzlich sind wir die Verdächtigen?"
Aus meinen Erinnerungen gerissen, sah ich auf, ersparte mir jedoch, Jamal darauf eine Antwort zu geben.
„Niemand wird verdächtigt", warf Curtis ein. In seinem Ton steckte eine Warnung, die Jamal gekonnt ignorierte.
„Das war alles", sagte ich schließlich und erhob mich. Ich war müde und hatte dazu nichts mehr zu sagen.
Dan erhob sich, ebenso wie Nathan, der die ganze Zeit über kein einziges Mal das Wort ergriffen und nur teilnahmslos auf der Couch gesessen hatte.
„Gib Omar, Sean und Travis Bescheid, was sie verpasst haben. Ich will alle drei heute Abend sprechen, wenn sie aus Dallas zurückkommen", sagte ich an Curtis gewandt, welcher sich nicht von der Stelle bewegt hatte.
Sein Blick wirkte nachdenklich. Jamal war bereits aus dem Raum und im Flur verschwunden.
Müdigkeit ergriff erneut von mir Besitz und ich konnte gerade noch ein Gähnen unterdrücken. Der schlechte Schlaf in den vergangenen Wochen würde nicht leicht aufzuholen sein. Selbst hier schlief ich nicht sonderlich tief, denn es konnte jederzeit passieren, dass wir angegriffen wurden.
Zwar musste man lebensmüde sein, so etwas zu versuchen, aber die Menschen kamen auf die dümmsten Ideen auf ihrer Suche nach Macht.
Alle bis auf Curtis waren nun verschwunden und mein Blick wurde von seinem aufgefangen.
„Was verheimlichst du mir, Alec?"
Eine simple Frage.
„Du kannst mir meine Gedanken nicht verübeln. Jemand hat mich verraten und derjenige wird dafür bezahlen!"
„Seit wann stellst du die Loyalität deiner Brüder infrage?"
„Seitdem Ricky tot ist und ich verfickt noch mal dafür im Knast gelandet bin!"
Meine Stimme war laut geworden. All der Zorn, der sich in den vergangenen Wochen in mir aufgestaut hatte, drohte, aus mir herauszubrechen. Scheiße, ich hatte so viel für jeden einzelnen meiner Leute getan und wie wurde es mir gedankt?
„Wie kommst du darauf, es wäre jemand von uns gewesen?"
Curtis sprach noch immer in einem ruhigen Ton. Sein Talent, in solchen Situationen gelassen zu bleiben, war genau das, was ihn zu meinem Gegenpol machte. Er war die einzige Person, der ich vollkommen vertrauen konnte.
Seine Augenbrauen wanderten unter meinem Schweigen in die Höhe. Offenbar hatte er verstanden, dass meine Zweifel nicht ohne Begründung waren.
„Was hast du herausgefunden, Alec?"
Ich schwieg. Abwägend, was ich ihm sagen sollte.
„Verdammt, Alec! Wenn du mir nicht vertraust, dann sag es hier und jetzt, damit ich wenigstens Bescheid weiß!"
Von der anfänglichen Ruhe war jetzt nichts mehr in Curtis Stimme. Ich wusste, dass ich wie ein Bruder für ihn war. Ihn auszuschließen, wäre nicht richtig. Ich brauchte jemanden auf meiner Seite.
„Meine Waffe. Jemand hat sie aus meinem Büro genommen, nachdem ich an dem Abend von Rickys Tod nach Hause gekommen war. Sie war an ihrem ursprünglichen Platz und da mein Büro nicht durchsucht worden ist, wusste derjenige, wo sie zu finden ist. Niemand außer den Leuten, die hier ein und aus gehen, wissen, wo ich meine Glock habe."
Für einige Sekunden sah mich Curtis einfach nur an.
„Heilige Scheiße!", stieß er schließlich hervor und ich konnte die Wut in seinen Augen aufblitzen sehen. „Als Sheriff McClark dich mitgenommen hat, hab' ich das Koks aus dem Büro geholt und wollte deine Waffe in den Safe sperren. Sie war nicht in der Halterung unter dem Tisch, also bin ich davon ausgegangen, du hättest sie vor dem Verlassen des Büros versteckt."
„Ich war gerade dabei, die Magazine einzustecken, als mir auffiel, dass sie weg war. Allerdings war es dann zu spät und ich konnte mich nicht mehr darum kümmern."
„Sag mir, was ich tun soll und ich tu's."
„Zuerst muss ich zusehen, dass ich diese Waffe finde. Etwas, was sich als schwierig erweisen wird, weil ich dank diesem Scheißteil", ich hob meine Jenas ein Stück an, um meine Fußfessel freizulegen, „nicht von diesem Grundstück kann."
Ich schüttelte leicht den Kopf, bevor ich weitersprach.
„Lass mich darüber nachdenken. Wir dürfen nicht zu überstürzt handeln. Früher oder später wird derjenige, der mich verraten hat, nervös werden. Zunächst jedoch, werde ich herausfinden, wo jeder einzelne an diesem Abend war."
Curtis nickte und erhob sich. Seine Haltung wirkte angespannt, ebenso wie sein Gesichtsausdruck. Er war bereit, den Verräter bezahlen zu lassen, das wusste ich. Mit einem stummen Kopfnicken entließ ich ihn ebenfalls. Ich brauchte dringend Schlaf, sonst hatte ich keinen klaren Kopf für das Gespräch mit Seth.
„Es war nicht deine Loyalität, die ich angezweifelt habe", fügte ich noch hinzu.
Mein Bruder stoppte im Türrahmen, wandte sich jedoch nicht zu mir um.
„Dann lass es mich das nächste Mal verdammt noch mal vorher wissen."
Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, setzte er seinen Weg fort und verschwand auf den Stufen ins obere Stockwerk.
***
An Schlaf war für den Rest der Nacht nicht mehr zu denken gewesen. Die Vorstellung, einen Verräter in meinen vier Wänden zu haben, ließ mich nicht zur Ruhe kommen.
Mein Kopf spielte immer wieder die letzten Tage vor Rickys Tod durch, doch ich kam auf keinen Nenner.
Ricky hatte sich so wie immer verhalten. Er war viel zu sarkastisch und hatte zu jeder meiner Ideen, gegen Carlos vorzugehen, eine passende Ergänzung gefunden. Jeder der Dark Bloods wusste über unsere Geschäfte Bescheid.
Verfluchte scheiße, wie sollte ich Pläne schmieden, wenn ich nicht wusste, wem ich vertrauen konnte?
Die Sonne schien bereits seit langer Zeit durch das Fenster im Wohnzimmer, als Dan gegen Mittag als erster den Raum betrat. Er sah erholt aus, was mich sofort zu dem Gedanken brachte, dass er sich nicht allzu sehr über den Inhalt des gestrigen Gespräches sorgte.
„Hast du hier unten geschlafen?", fragte er, als er mich an genau derselben Stelle erblickte, an der ich bereits vor Stunden gesessen hatte.
„Ich hab nicht geschlafen", erwiderte ich und Dan stoppte.
„Du hast es ernst gemeint, oder? Jemand hat dich verraten und es lässt dir keine Ruhe."
Ich nickte. Dans Miene verfinsterte sich augenblicklich.
„Dan, wo warst du an dem Abend, als Ricky gestorben ist?"
Zuerst dachte ich, Dan würde noch wütender werden, doch seine Haltung entspannte sich und er antwortete selbstsicher: „Ich war hier in meinem Zimmer. Eigentlich wollte ich mit Jamal und Ricky zocken, aber Ricky ist nicht aufgetaucht, also ist Jamal ihn suchen gegangen. Mir hat es zu lange gedauert, also bin ich in mein Zimmer und hab mich pennen gelegt. Curtis hat mich gesehen, wie ich nach oben gegangen bin, bevor er das Haus verlassen hat."
„Curtis war an dem Abend nicht hier?"
„Doch, er war hier, ist aber um kurz vor neun aus dem Haus. Ich dachte er müsste sich noch was zu essen besorgen, aber wann genau er zurückgekommen ist, weiß ich nicht."
Ich versuchte, das Misstrauen zu unterdrücken, das sich sofort in mir bildete. Curtis ging öfters zu Wendy's, um sich einen Burger zu holen. Und trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass das nicht alles gewesen sein konnte. Für gewöhnlich vermieden wir es, abends allein im Bezirk unterwegs zu sein. Es war zu gefährlich.
Bevor ich allerdings noch weiter darüber nachdenken konnte, hörte ich, wie Dan die Vorhänge leicht zur Seite zog.
„Wow, das nenne ich mal 'ne geile Karre!"
Shit!
Vier Schläge hallten im Haus wider und noch bevor mein Hirn die Situation begriff, war Dan bereits an der Haustür.
„Alec, es ist dein Anwalt."
„Was du nicht sagst", murmelte ich, bevor ich mich ebenfalls der Tür zuwandte.
Für einen sehr langen Augenblick starrte ich Seth einfach nur an. Entgegen meiner Erwartung trug er keinen seiner Anzüge, sondern eine dunkle Jeans und ein enges weißes T-Shirt, das seine Muskeln betonte.
Fuck! Was zum Teufel dachte er sich, so hier aufzukreuzen?
Mein Mund war mit einem Mal trocken und all die Erinnerungen an den Traum im Gefängnis prasselten erneut auf mich ein, als er die Sonnenbrille abnahm und sich dabei über die Lippen leckte.
Das Engegefühl in meiner Hose wurde immer deutlicher und ich setzte mich wieder zurück auf die Couch, bevor es für alle im Raum sichtbar werden würde.
„Hey, ich bin Dan", durchbrach mein Bruder die Stille und zu meiner Verwunderung streckte Seth ihm seine Hand entgegen und sagte freundlich: „Ich bin Seth Floyd, aber sag ruhig nur Seth zu mir."
Dan zögerte keine Sekunde und ergriff die Hand seines Gegenübers. Normalerweise wäre ich von dieser Freundlichkeit gegenüber einer fremden Person nicht begeistert gewesen, doch da ich im Moment andere Probleme hatte, sagte ich nichts dazu und deutete stattdessen schweigend auf die Couch.
Ein Blick genügte und Dan verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Zurück blieb eine unangenehme Stille, die ich nicht zu durchbrechen wusste.
„Es sind also doch nicht alle so distanziert wie du", kam es plötzlich von Seth, der gegenüber von mir auf der Couch Platz genommen hatte und seine Aktentasche öffnete.
„Ich bin nicht distanziert, ich bin ehrlich", sagte ich betont dunkel.
Seths Blick traf auf meine steinerne Miene. Es war ein stummes Blickduell, das keiner von uns zu gewinnen schien.
„Gut, dann beginnen wir am besten ganz von vorne. Welche Aufgabe hatte mein Bruder bei den Dark Bloods?"
Ich schluckte hart, denn diese Frage war nicht einfach zu beantworten. Diese Information ging tief in unsere Geschäfte und kein Außenstehender sollte an sie gelangen. Etwas in Seths Blick sagte mir jedoch, dass er sich dessen bewusst war und die Frage genau aus diesem Grund gestellt hatte.
Er wollte herausfinden, ob ich ihm mein Vertrauen schenkte oder nicht. Stellte sich nur die Frage: Konnte ich ihm wirklich vertrauen?
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