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Genervt von der zusätzlichen Arbeit, die ich diese Woche dank eines Klienten hatte, überflog ich das Protokoll der Staatsanwaltschaft. Mr. Knight, welcher einerseits nicht sonderlich gesprächig war und es auch noch für nötig gehalten hatte, einen seiner Wärter anzugreifen, bereitete mir Kopfschmerzen. Seufzend legte ich den Stift in meiner Hand beiseite und fuhr mir über das kurze schwarze Haar.
Die Uhr an der Wand gegenüber zeigte erst halb zwei, was bedeutete, es würde ein langer Tag für mich werden. Mein Blick wanderte zum Fenster hinter mir, durch welches einer der Randbezirke von Austin zu sehen war. Fahrzeuge reihten sich Stoßstange an Stoßstange in der erdrückenden Mittagshitze und ich war froh, bei diesen Temperaturen in meinem klimatisierten Büro zu sitzen.
Ein Klopfen ertönte und einen Moment später steckte meine Assistentin Alice den Kopf durch den Türspalt. Ihr hellbraunes Haar war zu einem Dutt hochgebunden und betonte ihr schmales Gesicht mit den blauen Augen. Das cremefarbene Kleid, welches sie heute trug, schmeichelte ihrer schmalen Statur und ich war mir sicher, dass nicht wenige Blicke ihr heute auf dem Weg zur Arbeit gefolgt waren.
„Mr Floyd, ich habe den Bezirksstaatsanwalt nicht persönlich erreichen können. Es scheint wohl so, dass er den ganzen Tag in einem wichtigen Meeting ist. Zumindest hat es seine Sekretärin so behauptet."
Wunderbar!
„Danke, dass Sie es versucht haben, Alice. Mr. Knight wird dann wohl eine Nacht in seiner Sicherheitszelle genießen, was auch keine große Sache ist. Wenn ich es mir recht überlege, schadet es ihm vielleicht nicht, dort über seine Handlungen nachzudenken", erwiderte ich mit einem Lächeln und auch Alice grinste mich über beide Ohren an.
Es war immer noch merkwürdig für mich, eine eigene Assistentin zu haben. Und trotzdem wäre es gelogen zu behaupten, dass ich ohne sie nicht aufgeschmissen wäre. Nachdem ich mein Jurastudium an der University of Austin erfolgreich abgeschlossen hatte, war ich zunächst als Junioranwalt in eine Kanzlei eingestiegen, die mein Potenztial nicht gerade gefördert hatte. Nach nur zwei Jahren hatte ich dort meinen Job hingeschmissen und war das Risiko eingegangen, mich bei einer der Top-Anwaltskanzleien zu bewerben, die die Justiz zu bieten hatte.
Vier Jahre später hatte ich mir einen guten Ruf und eine fließende Klientel erarbeitet, welche sich darum, stritt von mir verteidigt zu werden. Meine Erfolgsrate lag bei siebenundachtzig Prozent, was für mein Alter und meine Erfahrungen erstaunlich gut war.
Mein leicht verschwommenes Spiegelbild zeigte mir allerdings den Preis für meine harte Arbeit. Ich sah müde und abgeschlagen aus. Mein schokoladenfarbenes Gesicht hatte einen eher harten Zug, den ich sonst nicht von mir kannte. Eigentlich war ich die Art von Mensch, die gerne und viel lachte. Allerdings zerrten meine Arbeit und die vergangenen Monate an mir. Ebenso wie die Probleme, die ich mit meiner Familie hatte.
Zu behaupten, meine Eltern wären stolz auf mich, war nicht besonders zutreffend. Natürlich prahlten sie gerne damit, dass ihr ältester Sohn ein erfolgreicher Anwalt war, doch in Wirklichkeit hatte ich nahezu keinen Kontakt zu meinen Eltern. Bei dem Gedanken an die beiden bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Ich zwang mich dazu, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren.
Seufzend wandte ich den Blick wieder vom Fenster ab.
Gerade als ich mich erneut dem zwölfseitigen Protokoll der letzten Anhörung von Mr. Knight widmen wollte, klingelte mein Handy und der Name meiner Mutter erschien auf dem Display. Perplex starrte ich für einige Sekunden einfach nur auf den Bildschirm. Schließlich raffte ich mich dazu auf, die grüne Taste zu drücken.
„Seth! Seth!", ertönte es panisch aus dem Hörer und beim Klang der Stimme meiner Mutter, stellten sich mir sofort die Nackenhaare auf. Eine dunkle Vorahnung beschlich mich und das schlechte Gefühl, welches mich bereits den ganzen Vormittag über verfolgte, war erneut präsent in meinem Kopf. Vielleicht war es meine langjährige Erfahrung als Anwalt, die mir solche schlechten Vorahnungen bescherten, aber etwas sagte mir, dass sich mein Leben von diesem Moment an verändern würde.
Meine Mutter musste mir nicht sagen, dass Ricky tot war. Ich wusste, dass es eines Tages so kommen würde und nun war dieser Tag gekommen. Der Schmerz, welcher mich bei dem Gedanken an meinen kleinen Bruder innerlich erfüllte, war nahezu unerträglich.
Die jahrelangen Gangaktivitäten meines kleinen Bruders hatten dafür gesorgt, dass dieser sich von einer Scheiße in die nächste geritten hatte. Es war nicht so, dass ich nicht versucht hätte, ihm die Zugehörigkeit zu den Dark Bloods auszureden, aber mein Posten als Anwalt hatte es mir nahezu unmöglich gemacht, über seine Taten hinwegzusehen, ohne dadurch in einen Konflikt mit meinem Job zu gelangen.
Vor einem Jahr war es schließlich im Streit zwischen uns so ausgeartet, dass ich jeglichen Kontakt zu ihm abgebrochen hatte. Ricky hatte mich vor Gericht bloßgestellt, weil ihm seine Mitgliedschaft bei den Dark Bloods mehr wert gewesen war, als seine Familie. Als ich, sein eigener Bruder.
Aber all das war nicht mehr von Bedeutung. Jetzt nicht mehr.
„Ricky ... er ist tot, Seth. Tot!", kam es erstickt von ihr und das laute Schluchzen meiner Mutter hallte in meinen Ohren wider. Brennende Tränen traten mir in die Augen, welche ich verzweifelt versuchte wegzublinzeln. Der erneut aufkommende Kloß in meinem Hals erstickte all die Worte, welche mir nicht über die Lippen kommen wollten.
Ich schloss meine Augen und presste meine freie Handfläche gegen meine Stirn. Übelkeit, gemischt mit dem Gefühl von Schuld, durchflutete mich. Wie hatte ich es nur so weit kommen lassen können? Er war mein kleiner Bruder, verdammt! Ich war verantwortlich für ihn gewesen!
Während meine eigenen Gedanken bereits weit entfernt von dem Gespräch mit meiner Mutter waren, öffnete sich die Bürotür und Alice betrat erneut den Raum. Ein Blick auf mich genügte ihr offenbar, um zu wissen, dass etwas nicht stimmte.
„Ich bin so schnell da, wie ich kann", presste ich bemüht kontrolliert hervor. Dann legte ich ohne ein weiteres Wort auf und erhob mich. „Alice, bitte canceln Sie meine Termine für heute und morgen. Es ist ein familiärer Notfall. Ich muss gehen."
Alice nickte. Ihre jugendhaften Züge zeugten von Sorge. Etwas in meinem Gesichtsausdruck schien sie allerdings davon abzuhalten, genauer nachzufragen, was passiert war. Sie machte nach einem kurzen Zögern kehrt und verschwand wieder in Richtung Empfang.
Kurz verharrte ich in meiner Position am Schreibtisch, raffte mich dann aber auf und erhob mich. Mein Kopf brummte heftig und der Schmerz in meinem Brustkorb, machte es mir schwer, zu atmen. Bilder von Ricky schossen mir durch den Kopf und ein Stöhnen entwich mir bei dem Gedanken daran, dass der kleine Junge, welcher einst so stolz auf seinem ersten Fahrrad gesessen hatte, nicht mehr lebte.
Wie benommen ging ich zur Tür und öffnete diese. Alice war bereits in einem Gespräch mit Mr. Highland, welcher um vierzehn Uhr einen Termin bei mir hätte, doch ich hörte keines der Worte, welche aus ihrem Mund kamen. Es war nicht mehr nötig, zuzuhören.
Nichts war mehr nötig.
***
Als ich an diesem Morgen mein Büro betrat, hatte ich bereits das Gefühl, dass es ein anstrengender Tag werden würde. Die Akten auf meinem Schreibtisch häuften sich seit fünf Wochen und egal, wie lange ich arbeitete, sie wurden nicht weniger.
„Ihr Termin um sechzehn Uhr wurde von Mr. Ellis verschoben, Mr. Floyd", ertönte die Stimme von Alice aus der Sprechanlage, welche sich auf meinem Schreibtisch befand.
Immerhin eine gute Nachricht an diesem Tag.
„Danke, Alice. Wenn Sie bitte den Zeitraum im Kalender blockieren würden? Ich habe einiges abzuarbeiten."
„Natürlich, Mr. Floyd."
Seufzend betrachtete ich das Chaos vor mir und überlegte, wo ich beginnen sollte. Seit meiner zweiwöchigen Pause nach dem Tod meines Bruders hing ich in jeglichen Bereichen meines Lebens nach. Angefangen bei dem Verhältnis zu meinen Eltern, bis hin zu meiner Arbeit.
Rickys Tod hatte einen Riss in meinem Herz hinterlassen, den ich nicht mehr zusammenkleben konnte. Mir war bewusst, dass er ein Gangmitglied gewesen war, doch er hatte es nicht verdient, erschossen und wie ein Vieh auf offener Straße liegengelassen zu werden.
Bei dem Gedanken an die Bilder, welche mir einer der Deputys zur Verfügung gestellt hatte, erschauderte ich.
Im Laufe meiner Karriere als Anwalt hatte ich bereits mit vielen grausamen und schrecklichen Morden zu tun gehabt, doch meinen eigenen Bruder blutüberströmt in einer leeren Seitengasse liegen zu sehen, war etwas vollkommen anderes.
Das Geräusch der Sprechanlage erklang erneut und Alices Stimme ertönte.
„Mr. Floyd, hier ist ein Anruf von ihrer Mutter. Soll ich sie durchstellen oder möchten Sie, dass ich ihr sage, dass Sie zurückrufen?"
Meine Mutter. Eine Frau, wie sie selten zu finden war und ein gewisser Teil von mir wünschte sich, sie würde mich endlich in Ruhe lassen.
Das Verhältnis zu meinen Eltern hatte von dem Augenblick an gelitten, als ich ihnen mit sechzehn Jahren mitgeteilt hatte, dass ich auf Männer stand.
Zunächst war meine Mutter ruhig geblieben. Offenbar in dem Glauben, es wäre nur eine Phase, doch als ich mit meinem ersten festen Freund nach Hause gekommen war, war sie vollkommen ausgerastet und sprach von da an nur noch das Nötigste mit mir.
Der Anruf wegen Rickys Tod war der erste seit acht Monaten gewesen und seitdem hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht, sich in mein Leben einzumischen.
Mein Vater, welcher ein hohes Tier in der Bank of Texas war, hatte nur wenig Zeit für seine Familie und mir kam es so vor, als ob er seit Rickys Tod kaum noch Zuhause war.
Mich innerlich auf den Redeschwall meiner Mutter wappnend, nahm ich den blinkenden Hörer von der Station und sagte: „Mom, was kann ich für dich tun?"
„Seth, mein Lieber, gut, dass du rangehst. Ich möchte dich morgen Abend zu einem Familienessen mit den Flemmings einladen. Ihre Tochter, Megan, ist seit den Semesterferien wieder in der Stadt und sie hat noch keinen Mann an ihrer Seite ...", begann meine Mutter und sofort spürte ich, wie meine Laune noch tiefer sank. „... also was sagst du?"
Den letzten Teil ihres Redeschwalls hatte ich gar nicht mehr mitbekommen.
„Ich habe viel Arbeit, Mom. Ich glaube nicht, dass ich es schaffen werde."
Es war keine direkte Lüge, aber dennoch die perfekte Ausrede, um meinen Eltern zu entgehen. Ich wusste, dass ich als ihr Sohn mehr präsent sein sollte, aber ich konnte nicht. Die Erinnerungen an Ricky in meinem Elternhaus quälten mich und ich schlief bereits schlecht genug, als dass ich das auch noch brauchte.
„Tut mir leid, ich kann nicht."
Stille entstand in der Leitung und für einen kurzen Moment glaubte ich, meine Mutter hätte einfach aufgelegt.
„Schön, dann vielleicht beim nächsten Mal", kam es reserviert von ihr und ich seufzte leise. Womit hatte ich all das nur verdient?
Ohne ein weiteres Wort legte sie auf und das Belegt-Zeichen ertönte im Hörer.
Ich seufzte erneut. In einigen Tagen würde ich mich bei ihr melden.
Bevor ich meine Gedanken sortiert hatte, klopfte es an meiner Bürotür und Alice betrat den Raum. Ihr Gesichtsausdruck zeigte Unbehagen.
„Verzeihen Sie die Störung, Mr. Floyd, aber hier ist ein – ähm – Gentlemen, der mit Ihnen sprechen möchte."
Stirnrunzelnd sah ich sie an. Bevor ich allerdings weiter nachfragen konnte, erschien ein Mann hinter Alice, welche bei dessen Nähe automatisch einen Schritt auf die Seite machte.
Ich konnte es ihr nicht verübeln, denn ich hatte keinerlei Zweifel, dass dieser Mann Ärger mit sich brachte.
Seine muskulösen Oberarme waren über und über mit Tätowierungen übersehen, ebenso wie sein Hals. Das Gesicht wirkte markant und hart. Eine Narbe, welche höchstwahrscheinlich von der Klinge eines Messers stammte, hob sich auf seiner rechten Wange ab und verlieh ihm zusätzlich an Härte.
Das schwarze Bandana, welches die Hälfte seiner geflochtenen Braids verdeckte, zeigte mir das nur zu bekannte Logo der Dark Bloods.
Ricky hatte es auf seinem linken Unterarm tätowiert, weshalb ich den Totenkopf mit dem Messer in der Mitte des Schädels sofort wiedererkannte.
„Danke, Alice, Sie können wieder an Ihren Platz gehen", sagte ich mit einem freundlichen Lächeln an meine Assistentin gewandt, welche furchtbar nervös zu sein schien.
Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, wanderte mein Blick erneut zu meinem Gast, welcher nun in der Mitte meines Büros stand. Seine dunklen Augen waren wachsam auf mich gerichtet.
„Was wollen Sie?", fragte ich ohne Umschweife. Die Spannung zwischen mir und dem Fremden war zum Greifen nahe.
„Ich soll Ihnen eine Nachricht von Alec Jackson überbringen."
Kurz kam mit der Gedanke, mich verhört zu haben, aber etwas in dem Gesicht meines Gegenübers hielt mich davon ab, nachzufragen.
„Was auch immer es ist, Sie können es sich sparen", sagte ich kalt. Ich hatte keinerlei Interesse daran, irgendetwas von diesem Mann zu hören. Man hatte mir nach Rickys Tod mitgeteilt, dass Alec Jackson, der Anführer der Dark Bloods, verhaftetet worden war. Ob er meinen Bruder wirklich getötet hatte, wusste ich nicht und es war mir auch egal.
Selbst, wenn er ihn nicht direkt getötet hatte, hatte er dennoch seinen Teil dazu beigetragen.
„Hören Sie, ich weiß, dass Sie mit Sicherheit gehört haben, dass er wegen dem Mord an Ihrem Bruder verhaftet wurde. Ich sage Ihnen hier und jetzt, dass er es nicht getan hat."
„Es ist mir egal, ob er es getan hat."
Der Gesichtsausdruck meines Besuchers verfinsterte sich augenblicklich.
„Ist Ihnen Ihr eigener Bruder so wenig wert gewesen?"
Ein freudloses Lachen entwich mir. Offenbar hatte er Sorge, mir wäre der Tod meines Bruders egal. Wie konnte es dieses Arschloch wagen? Meine ganze Fassung zusammennehmend, atmete ich einmal tief durch und sagte dann bemüht ruhig:
„Er ist tot, nicht wahr? Nichts, was ich tue oder denke, wird diese Tatsache ändern. Glauben Sie wirklich, den Mörder meines Bruders beim Namen zu kennen, würde mir eine Art von Erleichterung verschaffen?"
Die Züge des Mannes entspannten sich wieder und auch meine Anspannung legte sich etwas. Ich hatte keine Zeit für diese Art von Konversation. Mein Schreibtisch und mein Kopf waren voll genug.
„Ricky hat immer gesagt, wenn wir in Schwierigkeiten sind, sollen wir uns an Sie wenden. Alec mag nicht gerade den besten Ruf haben, aber er sorgt für uns. Wir sind eine Familie, auch wenn Sie das vielleicht nicht verstehen. Jemand hat Ricky getötet und dafür gesorgt, dass Alec dafür im Knast landet. Ich will diese Bastarde erledigt wissen."
Die Art und Weise, wie er den letzten Satz aussprach, machte mir deutlich, dass dieser Mann eine andere Vorstellung von erledigt wissen hatte, als ich.
„Selbst, wenn es wahr ist, was Sie sagen, ändert es nichts an der Tatsache, dass Alec Jackson kein guter Mensch ist. Die Straßen sind sicherer ohne ihn."
Ich hatte mir die Akte des Anführers der Dark Bloods durchgelesen und so, wie ich es verstanden hatte, war dieser Typ lediglich zu schlau, um geschnappt zu werden. Das entschuldigte aber nicht die unzähligen Verdächtigungen wegen illegalen Drogenhandels, unerlaubten Waffenbesitzes und nicht weniger als acht Beteiligungen an Gewalttaten.
„Scheiße Mann, Sie haben ja keine Ahnung, wovon Sie reden!"
„Wie heißen Sie?", sagte ich, anstatt auf seine vorherige Aussage einzugehen.
„Curtis", kam es knapp von ihm und ich vermutete, dass er mir nicht mehr als seinen Vornamen geben würde.
„Geben Sie mir einen Grund, warum ich mir anhören sollte, was Mr. Jackson zu sagen hat?"
Mit dem Kiefer mahlend, fixierte ich ihn. Mein Verstand war auf der Suche nach einem Grund, warum ausgerechnet Alec Jackson mit mir sprechen wollte. Diesem Mann war nach allem, was ich gehört hatte, nicht zu trauen. Dass ich über seine Aktivitäten Bescheid wusste, musste ihm klar sein. Warum also sollte ich ihm auch nur eine Minute meiner Zeit schenken?
„Er hat ein Alibi."
Ich hob die Augenbrauen. Diese Information war mir neu.
„Es stand nichts von einem Alibi im Bericht von Sheriff McClark", entgegnete ich und Curtis' Reaktion zeigte mir, dass dieser so langsam ungeduldig wurde.
„Wenn Sie mit ihm sprechen, wird er Ihnen erklären warum."
„Ich verstehe", war alles, was ich daraufhin erwiderte.
Zog ich es ernsthaft in Erwägung, ein Gespräch mit einem der gefährlichsten Männer in Austin zu führen? Die Antwort war einfach: Ja.
Egal, was ich zuvor gesagt hatte, innerlich brauchte ich eine Antwort auf die Frage, wer meinen Bruder getötet hatte. Ein Teil von mir wollte, dass die Person für das bezahlte, was sie mir genommen hatte.
„Sollte es sich hier um einen schlechten Scherz handeln, werde ich keine Ruhe geben, bis ich Sie und die Dark Bloods vollkommen vernichtet habe. Verstehen wir uns?"
Curtis nickte knapp und allein diese Reaktion zeigte mir, dass es meine Zeit wert sein würde, mir anzuhören, was Alec Jackson zu sagen hatte.
Ohne ein weiteres Wort an mich zu richten, wandte sich Curtis um und öffnete meine Bürotür. Kurz verharrte er im Rahmen und ich war mir sicher, dass er noch etwas sagen würde. Ein Zögern ging von ihm aus, welches ich nur zu gut von Ricky kannte. Es war der Moment, in dem er abgeschätzt hatte, was er mir sagen konnte, ohne die Bloods in Schwierigkeiten zu bringen.
„Ricky hat nie etwas ohne einen Plan gemacht. Alec hat ihm vertraut, diesen Deal allein über die Bühne zu bringen. Wer auch immer ihn umgebracht hat, wusste, dass Alec an diesem Abend nicht im Bezirk sein würde."
Bevor ich etwas auf diese Information erwidern konnte, war Curtis durch den Türrahmen verschwunden.
Es war klar, was er mir damit hatte sagen wollte und bei dem Gedanken daran, packte mich kalte Wut.
Ricky hatte seinen Mörder nicht nur gekannt, sondern er hatte ihm vertraut.
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