𝟏𝟎


Meine rationalen Gedanken hatten sich verabschiedet und mein Instinkt hatte das Ruder übernommen. Ich war keinesfalls mit dem einverstanden, was hier vor sich ging, aber im Moment stand das Überleben einer Person mehr im Vordergrund als meine moralischen Einstellungen.

Nachdem Curtis sich versichert hatte, dass wir alle bereit waren, setzte er das Skalpell an den unteren Wundrändern der Schusswunde an und schnitt einen Zentimeter tief durch die Haut. Omars Schrei, gedämpft durch die Kompressen in seinem Mund, war dennoch laut genug, um mir die Ohren klingen zu lassen. Nach einer kurzen Pause wiederholte Curtis den Vorgang an der gegenüberliegenden Seite.

Er vergewisserte sich, dass die Blutung einigermaßen unter Kontrolle war und legte dann das Skalpell auf die Seite, um nach der Zange zu greifen. Im selben Moment überkam mich die Übelkeit und ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die einzige Person im Raum, die mich auf andere Gedanken brachte – Alec.

Sein Blick wirkte weder besorgt noch besonders angestrengt. Er sah einfach nur ausdruckslos zu Omar, der die Augen fest zugekniffen hatte und sich auf seine Atmung zu konzentrieren schien.

War ein solcher Anblick Gewohnheit für Alec oder wollte er einfach nur nicht, dass man ihm seine Emotionen ansah?

Dieser Mann war so verschlossen und doch hatte ich zuvor das Gefühl gehabt, genau in seinen Kopf sehen zu können.

Ich war mir ziemlich sicher gewesen, Verlangen in seinen Augen gesehen zu haben und seine provozierenden Aussagen sprachen für sich. Ich fand ihn anziehend, das stand außer Frage, aber ich konnte und würde mich nicht auf ihn einlassen. Alec war gefährlich für mich. Nicht, weil er das Oberhaupt einer Gang war, sondern weil er bereits jetzt eine unglaubliche Wirkung auf mich hatte.

Während ich meinen Blick weiterhin auf Alec geheftet hatte, drückte ich Omars Arm mit aller Kraft nach unten. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht einmal bemerkt hatte, dass Omars Körper keinerlei Anspannung mehr besaß. Ein schneller Blick zu Curtis zeigte mir, dass er die Kugel herausgeholt hatte und eben dabei war, die Wunde zu nähen.

Die Art und Weise, wie er es tat, offenbarte von einer Erfahrung, wie sie nur medizinisches Personal besaß und sofort fragte ich mich, ob er jemals ein Leben vor den Dark Bloods gehabt hatte. Hatte überhaupt jemand in diesem Raum ein Leben außerhalb dieser Gang besessen?

„Die Wunde wird in den nächsten zwei Wochen heilen. Dann ziehen wir die Fäden und mit viel Glück wirst du in einigen Wochen wieder vollkommen fit sein."

Curtis klang ruhig als er sprach, doch ich konnte die Schweißperlen sehen, die auf seiner Stirn glänzten.

Ich ließ Omar los und trat einen Schritt zurück. Die Luft in diesem Raum wirkte mit einem Mal viel zu stickig und der Geruch nach Blut hinterließ einen metallischen Geschmack in meinem Mund.

„Jamal, hilft Travis dabei, Omar nach oben zu bringen. Gebt ihm Schmerzmittel und einer von euch bleibt heute Nacht bei ihm, für den Fall, dass er etwas braucht", wies Alec sie an.

Die beiden hievten Omar von der Couch und machten sich dann langsam auf den Weg nach oben. Kurz herrschte Schweigen im Raum, welches jedoch kurze Zeit später von Dan durchbrochen wurde, der eben aus der Küche zurückgekommen war.

„Sorry, Alec. Blut ist einfach nicht so mein Ding...", murmelte er.

„Halt die Klappe und geh duschen. Du stinkst bis hierher", erwiderte Alec.

Dan sah kurz so aus, als ob er etwas erwidern wollte, überlegte es sich dann offenbar anders und verschwand ebenfalls.

Mit nur noch Curtis und Alec im Raum, schien sich die Anspannung etwas zu lösen.

„Curtis, das war gute Arbeit. Ich bin sicher, du willst ebenfalls duschen. Ich räume die Sauerei  hier weg und", er warf mir einen undefinierbaren Blick zu, „begleite Seth nach draußen."

Curtis begegnete seinem Blick, zeigte jedoch keine Anstalten den Raum zu verlassen.

„Alec, das alles nimmt beschissene Ausmaße an. Das El-Rebelde Kartell hat Grenzen überschritten, die immer klar von uns definiert waren. Wenn wir nicht regieren, werden sie nicht nur unsere Stellung infrage stellen, sondern einen weiteren von uns umlegen."

„Das klären wir verfickt nochmal später!", entgegnete  Alec.

Es war nicht zu übersehen, wie wütend er war. Sein ganzer Körper wirkte angespannt und seine Kiefer mahlten. Sein Gesicht jedoch wirkte gefährlich ruhig. Es war fast schon beängstigend, wie unbeteiligt sein Gesichtsausdruck im Gegensatz zu seiner Haltung war.

Curtis seufzte und zog damit meine Aufmerksamkeit zurück auf ihn. Er sah genervt aus und obwohl ich nicht verstand, warum, wusste ich dennoch, dass es etwas mit mir zu tun haben musste.

„Alec, wir müssen -"

„Später", unterbrach ihn Alec und sein Blick, der bis eben noch so teilnahmslos gewirkt hatte, war nun zum Fürchten.

Curtis brach mitten im Satz ab und presste dann mit einem genervt dreinblickenden Ausdruck die Lippen fest aufeinander. Dann erhob er sich und verharrte kurz am Türrahmen.

„Wir sehen uns, Seth", war alles, was er noch sagte, bevor er sich abwandte und in Richtung der Treppe verschwand.

Wie konnte er nach all dem davon ausgehen, dass ich jemals wieder einen Fuß in dieses Haus setzen würde?

„Was sollte das?"

Alec's Stimme klang immer noch ruhig und doch überrollte mich eine Gänsehaut, die alles andere als angenehm war.

„Was meinst du?", fragte ich.

„Wieso hast du uns geholfen? Ich dachte, das bringt dich in einen moralischen Konflikt?"

Es war nicht zu überhören, dass er angepisst war, obwohl ich kein bisschen verstand, warum.

„Ich versteh' dein Problem nicht", erwiderte ich.

„Mein Problem ist, dass du überhaupt hier bist. Es war ein Fehler, dich als meinen Anwalt zu nehmen."

Die Worte trafen mich. Was zum Teufel war sein Problem? Tat ich nichts, war ich in seinen Augen ein Feigling. Half ich ihm, war ich das Arschloch.

„Dir kann man nichts recht machen, oder? Alec, mein Job ist es, das Gesetz zu vertreten. Du kannst nicht erwarten, dass ich dir und deinen Jungs dabei zusehe, wie sie das Gesetz brechen und dann so tue, als ob nichts gewesen sei!"

Meine Stimme hatte einen geschäftlichen Ton angenommen, wie immer, wenn ich mich persönlich angegriffen fühlte.

„Du verstehst es verdammt noch mal nicht, oder? In diesen Straßen gibt es deine beschissene Moral nicht, Seth. Hier geht es ums Überleben und nicht um deine verfickten Paragrafen! Und damit eins klar ist, in diesem Haus gibt es nur ein Gesetz und das bin ich!"

„Ich habe dir nur geholfen, verdammt! Was ist dein scheiß Problem, Alec?"

Während ich gesprochen hatte, war ich einen Schritt auf ihn zugegangen. So langsam hatte ich die Schnauzte echt voll von seinem Verhalten.

„Ich brauche deine Hilfe nicht!"

„Darum geht es dir? Ist das dein Ernst? Bist du wirklich so in deinen Ansichten verfahren, dass du alles und jeden von dir abweist?"

Meine Stimme war lauter geworden, doch das kümmerte mich im Moment wenig.

Du wolltest mit mir sprechen! Du hast Curtis geschickt, damit ich zu dir ins Gefängnis komme, wo ich dich rausgeholt habe – ein Danke wäre an dieser Stelle im Übrigen angebracht gewesen – und jetzt bist du angepisst, weil ich dir helfe? Nicht zu vergessen, dass du bei jeder Gelegenheit, die sich dir bietet, mit mir flirtest. Ich versteh' dich nicht, Alec ..."

Mit einem Schlag wurde Alecs Gesicht zu derselben ausdruckslosen Maske, die ich vor einigen Minuten schon bei ihm gesehen hatte. Es war, als ob jemand sämtliche Emotionen aus ihm verbannt hätte. Alles, was übrig geblieben war, waren zwei glühende Augen, die mich kalt musterten.

Da ich immer noch auf eine Antwort seinerseits wartete, dachte ich gar nicht daran, jetzt einen Rückzug zu machen.

„Raus!"

„Was?"

„Raus", wiederholte Alec und seine Stimme war so dunkel, wie nie zuvor.

„Nein."

„Seth, verpiss dich hier, oder ich vergesse mich!"

Alecs Hände waren mittlerweile zu Fäusten geballt. Er drückte sie so fest zusammen, dass die Knöchel hell auf seiner dunklen Haut hervortaten.

„Dann mach doch. Schlag zu, wenn du glaubst, dass dir das hilft. Reden kannst du ja offenbar nicht mit mir."

Alec machte einen Schritt auf mich zu und für den Bruchteil einer Sekunde war ich fest davon überzeugt, dass er mir eine reinhauen würde. Doch das tat er nicht. Er stand einfach nur da und starrte mich finster an.

Die Stimmung im Raum kippte so schnell, dass ich nicht einmal Zeit hatte, mich darauf einzustellen. Alecs Nähe ließ meinen Körper instinktiv reagieren und obwohl die Situation vor wenigen Sekunden noch todernst gewesen war, konnte ich nun deutlich die sexuelle Spannung im Raum spüren.

„Wenn du glaubst, ich würde dir nicht die Fresse polieren, liegst du falsch."

Während er gesprochen hatte, war sein Gesicht noch ein Stück näher gekommen und ich war ihm nun so nah, dass ich die dunklen Schatten unter seinen Augen deutlich sehen konnte. Mit einem Mal verflog meine Streitlust. All das brachte uns kein Stück weiter.

„Du solltest dich sammeln. Ich komme morgen wieder und dann spreche ich mit Jamal und Dan. Es ist mir egal, was du dazu sagst und wenn du dich weiterhin weigerst, kannst du dir einen neuen Strafverteidiger suchen. Falls du wirklich der Meinung bist, dass es ein Fehler war, mich als Anwalt zu nehmen, lass es mich bis morgen früh wissen. Dann erspar' ich mir den Weg hierher."

Ich wartete nicht auf seine Reaktion, sondern trat einen Schritt zurück und ging auf die Haustür zu. Jede Faser in meinem Körper sträubte sich dagegen, das Haus zu verlassen. Warum, konnte ich nicht sagen. Trotzdem öffnete ich die Tür und atmete die frische Abendluft von Austin ein. Es war noch immer viel zu warm, aber im Gegensatz zu der Hitze, die mich in Alecs Nähe überkam, war diese angenehm.

Nachdem ich mich nach einigen Atemzügen gesammelt hatte, ging ich auf meinen Camaro zu und setzte mich hinters Steuer. Erst dann sah ich zurück zum Haus. Alec stand im Türrahmen. Sein Gesichtsausdruck war wieder eine gleichgültige Maske und seine Haltung zeigte von gespielter Lässigkeit.

Frustriert über alles, was heute passiert ist, ließ ich den Motor an und fuhr los.

***

Nicht einmal vierundzwanzig Stunden später, bereute ich es, das Haus so verlassen zu haben. Der Streit mit Alec hatte mich so beschäftigt, dass mir zunächst nicht einmal aufgefallen war, dass er mein Handy noch hatte. Er hatte es mir aus der Hand gerissen, als ich Hilfe rufen wollte und bei allem, was danach passiert war, hatte ich es vollkommen vergessen.

Ich musste also so oder so heute nochmal nach Blackland. Im besten Fall war Alec zur Vernunft gekommen und im schlechtesten Fall würde ich nur mein Handy holen und ihm den Rücken kehren.

Meine Gedanken waren in der vergangenen Nacht um den ganzen Fall gekreist und umso mehr ich darüber nachgedacht hatte, umso weniger ergab alles Sinn.

Da ich sowieso keinen Hunger hatte, ließ ich das Frühstück aus und machte mich gleich auf den Weg nach Blackland. Falls ich mit Jamal und Dan sprechen würde, hatte ich einiges zu tun.

Dreißig Minuten später stand ich vor Alecs Haus, welches dunkel und leer wirkte. Da Alec das Haus nicht verlassen durfte, musste er hier sein. Ich stieg aus dem Wagen, atmete einmal tief durch und ging dann auf die Haustür zu. Nach meinem viermaligen Anklopfen wartete ich darauf, dass Alec die Tür öffnete.

Zu meiner Verwunderung wurde die Tür auch zügig geöffnet, jedoch war es nicht Alec, der mir gegenüberstand. Es war Dan.

Sein freches, jungenhaftes Grinsen erinnerte mich an Ricky, als dieser noch jünger gewesen und außer Blödsinn nicht viel im Kopf gehabt hatte.

„Hey, Mann! Komm rein."

Ich schenkte ihm ein freundliches Lächeln und betrat das Haus. Es wirkte ebenso still wie leer.

„Wo sind denn alle?", fragte ich Dan, während ich ihm ins Wohnzimmer folgte.

„Ach, hier und da. Alec meinte, du wolltest mit mir sprechen?"

Dass es sich dabei um eine lasche Ausrede handelte, war mir klar. Dennoch fragte ich nicht weiter nach, sondern erwiderte lediglich: „Ja, ich dachte allerdings nicht, dass ich wirklich dazu kommen würde."

Dans Blick wurde ernst. Seine bis eben noch so entspannten Züge hatten nun etwas Nachdenkliches.

„Jaaa ... Was das angeht, war ich mir auch nicht sicher, nachdem man dich gestern durch das ganze Haus schreien gehört hat. Aber heute Morgen meinte Alec dann, ich solle mit dir sprechen, also frag mich, was du wissen willst."

„Alles klar", erwiderte ich und nahm mir Block und Stift aus meiner Aktentasche.

„Dan, wie alt bist du?"

„Einundzwanzig", antwortete er ohne Zögern.

„Wie lange bist du schon Mitglied bei den Dark Bloods?"

„Drei Jahre."

Dan wirkte lässig, während er sprach und doch entging mir die Achtsamkeit in seinen Augen nicht.

„Was ist mit deiner Familie? Machen sie sich keine Sorgen um dich, weil du zu einer der gefürchtetsten Gangs in Texas gehörst?"

Ein Schatten huschte über Dans Gesicht und ich wusste sofort, dass ihm das Thema unangenehm war.

„Ich hab keine Familie. Nur eine Schwester und die wohnt nicht mehr zuhause, sondern in einer psychiatrischen Einrichtung." 

Damit hatte ich nicht gerechnet.

„Das tut mir leid", sagte ich und versuchte dabei einfühlsam zu klingen.

„Ist schon okay. Soweit ich weiß, geht es ihr besser und wenn sie achtzehn wird, darf sie die Einrichtung verlassen."

Ich fragte nicht nach dem Grund für die Einweisung seiner Schwester oder nach seinen Familienverhältnissen. Diese detaillierten Informationen gingen mich nichts an und standen in keinem Zusammenhang mit dem Mord an Ricky.

„Wo warst du an dem Tag, an dem mein Bruder ermordet wurde? Am besten schilderst du mir einfach den ganzen Tag."

„Ich hab bis zum späten Vormittag gepennt und bin dann mit Curtis einmal durch den Bezirk, um Schulden einzutreiben. Eigentlich war das Rickys Aufgabe, aber Alec hatte an diesem Tag offenbar anderes für ihn geplant. Ich hab ihn den ganzen Tag über nicht gesehen und weil ich abends mit ihm und Jamal zocken wollte, hab ich mich nicht weiter darum gekümmert. Als Alec gegen acht Uhr abends das Haus verlassen hat, war Ricky immer noch nicht zurückgekehrt. Jamal war angepisst und eine halbe Stunde später zog er schließlich los, um nach Ricky zu suchen, weil er nicht auf seine Anrufe reagiert hat. Ich hab meinen Bruder nach einer Stunde angerufen, aber er hat mir nur 'ne Nachricht geschickt, dass es länger dauern würde und ich nicht auf sie zu warten brauchte. Dann bin ich irgendwann pennen gegangen und am nächsten Tag ... na ja, war Ricky bereits tot."

Für einen Augenblick herrschte Stille zwischen uns.

„Bist du dir sicher, dass Alec das Haus um acht verlassen hat?", fragte ich schließlich.

„Ja, das tut er immer. Einmal im Monat fährt er aus der Stadt raus und hat einen Abend für sich – abseits der Gang und seinen Aufgaben."

„War an diesem Abend etwas besonders? Wirkte etwas anders als sonst?"

Dan überlegte kurz, schüttelte jedoch den Kopf.

„Nein, alles war wie immer."

„Wer war sonst noch im Haus an diesem Abend?"

„Nur ich und Curtis. Jamal und Alec hatten es bereits verlassen und Omar war zusammen mit Travis und den anderen Jungs etwas erledigen."

Was genau Dan unter ‚etwas erledigen' verstand, war mir nicht ganz klar und seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, wollte ich es gar nicht wissen.

„Dann gehe ich davon aus, dass Curtis in seinem Zimmer war, wenn er nicht mit dir unten im Wohnzimmer war?"

Es war eine reine Sicherheitsfrage, denn ich bezweifelte, dass Curtis seine Abende im Badezimmer oder in der Küche verbrachte.

„Ja."

Ich blickte von meiner Notiz auf, die ich eben verfasst hatte. Etwas an Dans Stimmlage hatte sich verändert, was mir sofort signalisierte, dass er log.

„Bist du dir sicher?", hakte ich nach.

„Ich hab nicht alle zehn Minuten angeklopft, um es zu überprüfen, aber ich habe ihn nicht das Haus verlassen gehört", entgegnete er scherzhaft.

Etwas sagte mir, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber ich beließ es fürs Erste dabei und hakte nicht erneut nach. Ich würde noch mal mit Curtis selbst sprechen, um mir seine Version des Abends anzuhören.

„Wer könnte Alec den Mord an Ricky anhängen wollen?"

Die Frage stellte ich aus reinem Interesse. Es war nicht meine Aufgabe, das herauszufinden, aber die Antwort interessierte mich dennoch.

„Phuuu, schwer, da jemand genaues herauszupicken. Ich kenne viel zu viele, die Alec gerne hinter Gittern oder unter der Erde wissen würden. Angefangen vom El-Rebelde Kartell bis hin zu ehemaligen Mitgliedern der Dark Bloods. Schwer zu sagen, wer genau es war."

„Ich verstehe ...", erwiderte ich. „Danke für deine Zeit, Dan."

„Kein Problem, Mann. Alec ist ein harter Brocken, aber er sorgt für mich. Das ist das mindeste, was ich tun kann."

Ich verzog meine Lippen zu einem Lächeln.

„Wie geht es Omar?"

Dan wirkte überrascht über diese Frage, grinste jedoch breit, als er antwortete: „Ach, der jammert seit heute Morgen. Jetzt pennt er, aber ich bin sicher, das Theater geht später genauso weiter."

Ich konnte nicht anders, als zu grinsen. Dan hatte etwas so Unbeschwertes an sich, dass ich für einen Moment in der Versuchung war, ihn nach dem Grund zu fragen, warum er sich einer Gang angeschlossen hatte, anstatt sich ein Leben weit weg von alldem aufzubauen. Aber ich tat es nicht.

„Ist Jamal hier?", fragte ich stattdessen und sofort verschwand der amüsierte Ausdruck in Dans Gesicht.

„Nein."

„Weißt du, wann er wieder kommt? Ich hatte Alec gestern gesagt, dass ich mit ihm sprechen wollte."

„Keine Ahnung, wann er wieder kommt. Am besten fragst du Alec selbst. Er ist in seinem Büro. Treppe hoch und die zweite Tür rechts."

Ich nickte und räumte meine Sachen vom Tisch und zurück in meine Aktentasche.

Dann erhob ich mich und steuerte auf die Treppe zu. Kaum, dass ich zwei Schritte getan hatte, hörte ich Dan hinter mir sagen: „Vergiss nicht anzuklopfen. Alec hat die Angewohnheit, auf jeden zu schießen, der unangemeldet eintritt. Noch so ein Blutbad wie gestern ertrag' ich kein zweites Mal in so kurzer Zeit."

Ob es wirklich als Scherz gemeint war, konnte ich nicht sagen, aber bei allem, was ich über Alec wusste, nahm ich Dans Worte definitiv ernst, als ich meinen Weg nach oben fortsetzte.

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