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»Morgen.«, brummte Jimin und gähnte einmal ausgiebig. Träge ließ er sich auf seinen Stuhl fallen und blickte mit müden Augen zu Soojin auf, die ihm gegenüber an der Ausleihe lehnte.
»Du siehst aus wie eine wandelnde Leiche.«, stellte seine Arbeitskollegin kopfschüttelnd fest. »Warst du gestern feiern?«, fragte sie daraufhin scharf. Jimin wusste, dass Soojin kein großer Freund von Partys war. Sie hatte ihn und Hoseok schon öfters abholen dürfen und sie war nicht gerade erfreut gewesen, als Letzterer in ihr Auto gekotzt hatte.
»Nein, war ich nicht. Aber eigentlich könnte ich das mal wieder, ich brauche dringend Ablenkung.«, murmelte der Brünette und bemühte sich, dass ihm die Augen nicht zufielen. »Ich habe die halbe Nacht eine Serie durchgesuchtet und bin erst um vier Uhr ins Bett.«, erklärte Jimin seiner Arbeitskollegin.
»Du solltest sowas in Zukunft besser lassen. Besonders unter der Woche.«, riet sie ihm.
Jimin nickte verstehend, während seine Lider immer schwerer wurden.
»Jimin!«
Erschrocken riss dieser die Augen auf und blickte zu Soojin. »Was?!«
»Es gibt Aufgaben, die erledigt werden müssen.«, erinnerte sie ihn, doch es kam keine Reaktion.
Sie schnippte mit ihren Fingern immer wieder vor Jimins Gesicht herum, da dieser schon wieder kurz vor dem Einschlafen war.
»Schon gut. Ich geh ja schon.«, murrte Jimin und erhob sich langsam vom Stuhl.
Er schlurfte zum Bücherwagen, auf dem schon wieder einige Bücher lagen, aber glücklicherweise nicht so viele wie zuletzt.
Erneut ging er die Bücher durch und stellte fest, dass die meisten von der Wissenschaftsabteilung waren. Und es lagen auch einige DVDs auf dem Wagen.
Jimin musste kichern. Da hatte wohl jemand einen langen Filmeabend gemacht. Den könnte er mit Hoseok auch mal wieder machen. Er hatte schon seit Ewigkeiten nicht mehr bei seinem besten Freund übernachtet.
Vielleicht konnten sie das am Wochenende direkt machen, allerdings gefiel ihm seine Idee feiern zu gehen viel besser. Er würde Hoseok später noch fragen, ob dieser Lust darauf hatte.
Doch erstmal hieß es arbeiten. Die DVDs brachte er als erstes weg, was relativ lange dauerte. Sein Gehirn schien heute wohl nur auf Sparflamme zu laufen.
Jetzt fand Jimin sich in der Abteilung für wissenschaftliche Bücher wieder, wo er langsam die Bücher einräumte. Dabei huschte sein Blick immer wieder zu der Sitzecke und rechnete jeden Augenblick damit, dort den Schwarzhaarigen sitzen zu sehen.
Allerdings tauchte dieser nicht auf, weshalb Jimin annahm, dass er heute etwas anderes geplant hatte oder schlichtweg später kam.
Er schlichtete weiter die Bücher ein, doch sein Kopf war immer noch bei den Sitzmöglichkeiten und besonders der Sitzsack sah verführerisch aus.
Da Jimin in seiner jetzigen Verfassung sowieso nicht wirklich arbeiten konnte, beschloss er eine kurze Pause zu machen. Ein fünf Minuten Powernap sollte genügen, damit er wieder etwas zu Kräften kam.
Also ließ er den Bücherwagen einfach stehen, um sich in den Sitzsack halb zu setzen und halb zu legen. Jimin schloss entspannt die Augen und gähnte. Noch ehe er sich fragen konnte, seit wann der Sitzsack schon so bequem war, tauchte er in das Land der Träume ab.
Ein Klingeln ließ Jimin aus seinem Tiefschlaf hochschrecken. Verschlafen rieb er sich die Augen und stöhnte genervt auf, als er die Uhrzeit checkte. Es war kurz vor eins! In der Nacht!
Da es ein weiteres Mal klingelte, blieb Jimin wohl keine andere Wahl als aufzustehen und die Tür zu öffnen. Auf dem Weg dorthin stolperte er über einen Berg von Klamotten, den er am Abend zuvor nicht mehr hatte wegräumen wollen. Nun hatte er den Salat, als es ihn längs auf den Boden legte und er dabei zwei, zum Glück leere, Flaschen Soju vom Wohnzimmertisch fegte.
»So eine...«, fluchte er und stellte die Flaschen wieder auf den Tisch. Ein drittes Klingeln erinnerte ihn daran, dass vor seiner Tür jemand stand, der anscheinend sehr dringend mit ihm reden musste.
Wahrscheinlich war es nur Hoseok, der in seiner Wohnung eine Spinne gesehen hatte und nun aus Angst bei Jimin schlafen wollte. Doch warum hatte er ihn nicht vorher angerufen und bescheid gegeben, grübelte Jimin.
Eine Antwort bekam er allerdings nur, wenn er seinen unerwarteten Gast hereinließ, also öffnete er die Tür, doch erstarrte im nächsten Moment.
»Y-yoongi?«, stotterte er fassungslos und blickte ungläubig zu dem Schwarzhaarigen auf. Die dunklen Augen seines Gegenübers musterten ihn aufmerksam und in ihnen lag etwas, das Jimin nicht deuten konnte.
»Jimin...«, hauchte Yoongi und machte einen Schritt auf den Brünetten zu. Sofort kam dem Brünetten eine Wolke aus Rauch und Alkohol entgegen.
Er wich zurück und konnte immer noch nicht glauben, wer da vor ihm stand. »Was...? Wie...?« Jimin wusste nicht wirklich was er sagen sollte, er bekam kaum ein Wort heraus, so überrumpelt war er von dem Besuch.
»Jimin...«, flüsterte Yoongi erneut und wieder schwang etwas in seiner Stimme mit. War das... Verlangen? Jimin wusste gar nicht, was er machen sollte. Er war mit der Situation total überfordert.
Vielleicht halluzinierte er. Aber eine Flasche Soju konnte ihn doch gar nicht so betrunken machen. Hatte ihm Hoseok etwa irgendwelche Drogen ins Getränk getan? Aber wieso sollte sein bester Freu-?
Ehe Jimin noch weitere Theorien zu Yoongis plötzlichem Auftauchen aufstellen konnte, wurde er plötzlich nach hinten gedrückt. Er hörte wie die Tür ins Schloss fiel und kurz darauf wurde er in die Polster seines Sofas gedrückt.
Yoongis Körper war direkt über seinem, nur wenige Zentimeter trennte sie von einer Berührung. Die Hände hatte er neben Jimins Kopf, um sich abzustützen.
Der Brünette spürte wie Yoongis Blick über jeden Winkel seines Gesichtes wanderte, bis er schließlich bei seinen Augen angekommen war. Jimin fühlte sich als würde er komplett durchleuchtet werden, als könnte Yoongi alle seine Gefühle, Freuden, Ängste und Geheimnisse sehen.
»Jimin, ich...« Was auch immer der Schwarzhaarige ihm sagen wollte, mehr als seinen Namen schaffte er wohl nicht über die Lippen zu bekommen.
Der Geruch von Alkohol und Zigaretten umnebelte Jimin nun vollständig, was ihn eigentlich anekeln sollte, da er den Geruch nicht ausstehen konnte. Natürlich wurde er damit auf jeder Party aufs Neue konfrontiert, jedoch ging er den Rauchern so gut wie möglich aus dem Weg.
Doch jetzt bei Yoongi war es anders. Den Schwarzhaarigen ließ es heiß wirken. Zumindest wurde Jimin schlagartig heiß, als er realisierte wie nah ihm Yoongi gekommen war.
»Yoongi, was hast-...?« Noch bevor Jimin seine Frage zu Ende stellen konnte, bekam er schon seine Antwort. Der Schwarzhaarige hatte die letzten Zentimeter überbrückt und seine Lippen verlangend auf die von Jimin gelegt.
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