[6]
»Wir sehen uns am Wochenende.« Hoseok winkte Jimin zu, als dieser seine Wohnung verließ. »Und danke.« Er hob seine verbundene Hand.
»Kein Problem. Bis dann.«, lächelte Jimin und sprang hastig die Treppenstufen hinab.
Er wollte unbedingt noch einmal zurück zum Han River und nach Kyu suchen.
Nach circa 15 Minuten hatte er den Fluss erreicht, an dessen Ufern sich noch immer viele Menschen befanden.
Da Jimin nicht wirklich wusste, was er machen konnte, lief er einfach die Strecke entlang und befragte immer wieder die Leute, die auf den Bänken saßen oder ihm entgegen kamen. Doch sie hatten Kyu auch nicht gesehen.
Nach einer halben Stunde gab er es auf und setzte sich auf eine leere Bank.
»Wo bist du nur, Kyu?«, seufzte Jimin verzweifelt. Er legte den Kopf in den Nacken und schaute zum Himmel hinauf.
Er wünschte, es würde regnen.
Leider wurde ihm sein Wunsch nicht erfüllt, doch stattdessen landete ein schweres Gewicht auf seinem Schoß, das begann, seine Wange abzuschlecken.
Überrascht öffnete Jimin die Lider und blickte in zwei schwarze Kulleraugen.
»Kyu!«, rief er erfreut und schloss den flauschigen Hund in die Arme. »Du bist wieder hier!« Der Koreaner konnte nicht verhindern, dass ihm eine kleine Freudenträne über die Wange lief.
»Gerne.«
Bei dem ungewöhnlich tiefen Klang der Stimme hob Jimin den Kopf und erblickte ein Gesicht, mit dem er nicht gerechnet hätte. »Du?«, fragte er ungläubig.
»Ja, ich.« Das typische, selbstgefällige Grinsen lag wieder auf seinen Lippen.
»A-aber wie?«, fragte Jimin verwirrt, während er den Kopf des Hundes streichelte.
Auch Yoongi fuhr kurz über Kyus Fell, wobei sich ihre Hände berührten. Jimin zuckte erschrocken zusammen und zog peinlich berührt seine Hand weg.
»Er ist durch die Gegend geirrt und da ich den Besitzer nicht finden konnte, habe ich ihn mit in den Hundepark genommen. Hoffe, das war okay.«, meinte Yoongi entschuldigend.
»Danke, dass du dich um ihn gekümmert hast. Ich war zu Tode besorgt.«, bedankte sich Jimin und war erleichtert, dass er Kyu wieder hatte. Hoseok würde auch überglücklich sein.
»Yoongi. Min Yoongi.« Der Schwarzhaarige hielt Jimin die Hand hin und blickte ihn wartend an. Dieser bewegte sich kein Stück, aber starrte Yoongi in die Augen. »Ich weiß.«
»Was?«
»Was?« Jimin schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich mein, ich weiß, wer du bist.«, erklärte er, war allerdings nicht so sicher, ob das nicht ein kleines bisschen komisch wirkte.
»Ach wirklich? Hast du also gegoogelt, wer der Sohn des Besitzers der Bibliothek ist.«, schmunzelte Yoongi.
»Vielleicht...«, lächelte Jimin unsicher. Eigentlich wollte er nur wissen, wer das miese Arschloch in der Bibliothek war, doch vielleicht war dieses Arschloch gar nicht so arschig.
»Park Jimin.« Er ergriff Yoongis Hand, die ihm noch immer hingehalten wurde.
»Freut mich.« Der Schwarzhaarige grinste wieder und drückte Jimins Hand noch etwas fester.
Der Brünette zischte schmerzerfüllt auf und versuchte, seine Hand zu befreien. »Kannst du bitte loslassen?« Verärgert schenkte er Yoongi einen bösen Blick.
Also doch ein Arschloch.
»Das ist meine Rache dafür, dass du mich ignoriert hast, als ich dir am Dienstag geholfen habe.«, flüsterte der Schwarzhaarige mit einem zufriedenen Grinsen und ließ auch endlich Jimins Hand los.
Dieser verengte die Augen und erhob sich. »Du warst vorher aber auch nicht gerade nett gewesen.« Er wandte sich von Yoongi ab und wollte Kyu die Leine anlegen, doch merkte, dass das Verbindungsstück kaputt war. »Verdammt!«
»Hier.« Yoongi reichte ihm seine Leine. Erst da bemerkte Jimin den kleinen braunen Hund, der neben dem Schwarzhaarigen brav auf dem Boden saß.
»Abe-«, wollte Jimin schon einwenden, doch Yoongi unterbrach ihn. »Alles gut. Holly braucht eigentlich keine Leine.«
»Dann vielen Dank.« Jimin wurde leicht rot, als er die Leine entgegen nahm, aber konnte sich nicht wirklich erklären warum.
»Kein Ding. Das bin ich dir auch irgendwie schuldig, nachdem ich dich so behandelt habe. Tut mir echt leid.« Verlegen fasst Yoongi sich in den Nacken und lächelte unsicher.
»Du hast aber auch ganz schön Stimmungsschwankungen.«, merkte Jimin an, als er Kyu die Leine anlegte.
»Wieso?«, fragte Yoongi mit einer hochgezogenen Augenbraue, während er Holly ein Leckerli gab.
»Einmal bist du nett und in der nächsten Situation verhältst du dich wie ein Arsch.«, meinte Jimin ganz unverblümt.
»Wie ein Arsch also?«, wiederholte Yoongi Jimins Worte.
»Ganz genau.« Der Brünette nickte bestätigend und zog Kyu mit sich, der eigentlich gerade Holly beschnuppern wollte. »Schönen Tag noch.«
»Hey, jetzt warte doch!«, rief der Schwarzhaarige ihm hinterher und gab Holly das Zeichen ihm zu folgen, während er zu Jimin wieder aufschloss. »Das ist aber nicht sehr nett.«, tadelte Yoongi mit erhobenen Zeigefinger.
»Du warst es doch schließlich auch nicht.«, gab Jimin ohne zu zögern zurück.
Yoongi wusste, dass Jimin recht hatte, weshalb er erstmal keine Antwort auf die Aussage fand.
»Ich will trotzdem meine Leine zurück haben.«, meinte er schließlich.
Jimin atmete genervt aus. »Die bekommst du schon noch. Aber erst, wenn wir bei Hobi sind.«
»Hobi?«
»Mein Freund.«
Yoongi betrachtete Jimin erst argwöhnisch, eher er gespielt zu grinsen begann. »Du hast also einen Freund.«
»Ne-nein. Bester Freund! Er ist mein bester Freund.«, stellte Jimin klar und war kurz in Panik verfallen.
Yoongi nickte verstehend und pfiff daraufhin Holly zurück, da dieser einen kleinen Abstecher zu zwei Kindern gemacht hatte, die ihn nun streichelten.
Holly kam wieder angetrottet und bekam ein weiteres Leckerli von Yoongi.
»Sie hört aber wirklich gut.«, staunte Jimin.
»Er.«, berichtigte Yoongi den Brünetten. »Und danke.«
»Oh, sorry. Ich dachte nur-"« entschuldigte Jimin sich sofort, doch der Schwarzhaarige winkte ab.
»Kein Sorge. Fast jeder denkt, dass Holly eine Hündin ist. Liegt wahrscheinlich am Namen.«, mutmaßte Yoongi.
Jimin musste kichern. »Ja, wahrscheinlich.«
Eine angenehme Stille legte sich zwischen die beiden, während sie durch Seoul liefen.
Jimin erkannte schon den bei Hoseok und ihm sehr beliebten Griechen an der nächsten Hausecke, bei dem das Essen einfach fantastisch schmeckte. Also war Hoseoks Wohnung nicht mehr weit entfernt.
Doch leider war jetzt keine Zeit für einen Restaurantbesuch und besonders mit Yoongi wollte er da nicht hingehen. Schließlich war es sein und Hoseoks kleines Ritual.
Endlich stand Jimin vor der Eingangstür zu dem Wohnblock, in dem Hoseoks Wohnung lag.
Er klingelte, woraufhin ihm eine traurige Stimme antwortete. »Ja? Hallo.« Normalerweise war Hoseok um einiges fröhlicher, wenn Jimin ihn besuchen kam.
»Ich bins. Jimin.«
»Oh hey. Ich mach auf.«, meinte Hoseok lustlos.
»Dein Freund klingt aber sehr begeistert.«, bemerkte Yoongi.
Ehe Jimin antworten konnte, summte es und er drückte die Tür auf.
Der Brünette blickte hinter sich, da Yoongi sich nicht bewegte. »Na komm.«, forderte er ihn also auf.
Yoongi huschte schnell an ihm vorbei und blickte sich in dem engen Treppenhaus um. »Wirklich... schön hier.«
»Du brauchst nicht zu lügen. Wir wissen beide, dass die Leute hier Geld nicht gerade im Überfluss besitzen. Nicht so, wie manch andere Menschen.«, meinte Jimin provokant.
»Das nehme ich jetzt persönlich.«, brummte Yoongi und folgte Jimin die Treppen hinauf.
»Das hoffe ich doch.«, stichelte der Brünette weiter.
In dem Stockwerk, wo Hoseok lebte, angekommen, blieb Jimin unerwartet stehen.
»Ey, was soll das?«, meckerte Yoongi und schob Jimin, mit dessen Rücken er kollidiert war, wieder von sich weg. Doch dieser drückte ihm nur Kyus Leine in die Hand und ging durch die angelehnte Eingangstür. »Warte hier.«
»Klar.« Yoongi lehnte sich an eine Wand und begann gelangweilt in die Luft zu starren.
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