»Was?!«, rief Soojin entsetzt und stürmte plötzlich aus dem Raum.
Der Brünette realisierte ihr Vorhaben und rannte ihr hinterher. »Nein, warte!« Doch Soojin ließ sich nicht aufhalten und stand wenige Sekunden später vor dem Schwarzhaarigen.
»Du!«, blaffte sie und packte Yoongi am Kragen. »Wie kannst du nur?!«
Der Schwarzhaarige weitete erschrocken die Augen und hob abwehrend die Hände. »Woah hey, was-«
»Du hältst jetzt erstmal dein Maul!«, zischte sie zornig,»Außer du hast vor, dich zu entschuldigen.«
Yoongi wusste gar nicht wie ihm geschieht. »Wofür soll ich mich denn bitte entschuldigen?«, fragte er skeptisch mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Für das, was du Jimin angetan hast!«, schrie Soojin ihn an. Der Brünette stand derweil hinter ihr und wollte Einwand erheben, allerdings traute er sich nicht. Doch Yoongi sollte auch nicht erfahren, wie verletzt er von dessen Worten gewesen war.
»Soojin, bitte...«, wollte er sie zur Vernunft bringen. »Nein, ich regel das. Jetzt.« Mit hasserfüllten Blick zog sie Yoongi zu sich runter und starrte ihm direkt in die Augen.
»Dafür wirst du büßen.«, drohte sie ihm. Yoongi versuchte sich aus ihrem eisernen Griff zu befreien, allerdings war sie wirklich stark.
»Du tust mir weh.«, zischte er dunkel. »Das hast du auch verdient. Ich lasse nicht noch einmal zu, dass du Jimin so verletzt!«, gab Soojin zurück.
»Wovon redest du überhaupt?«, fragte der Schwarzhaarige verwirrt, da er wirklich keinen blassen Schimmer hatte.
»Das weißt du also nicht mehr? Dein Ernst?«, meinte Soojin sarkastisch. »Du hast ihn beleidigt!«, klärte sie ihn auf.
Erst verzog Yoongi irritiert das Gesicht, ehe er sich an das Gespräch mit Namjoon erinnerte. Fuck.
»Das war doch nur-«
»Spar dir deine billigen Ausreden! Entweder du machst es wieder gut oder du lässt dich hier nie wieder blicken!«, verlangte Soojin, ihre Augen immer noch mit Wut gefüllt.
»Okay, dann lass mich es erklären. Es war wirklich keine Absicht gewesen.« Yoongis Blick ging zu Jimin, der es allerdings vermied ihn anzusehen.
Soojin nickte langsam und lockerte ihren Griff. »In Ordnung.«
Yoongi biss sich auf die Lippe und hielt sich davon ab, einen Schritt auf Jimin zu zugehen. Der verrückten Frau würde das sicherlich nicht gefallen.
»Jimin?«, versuchte er deshalb vorsichtig die Aufmerksamkeit des Brünetten zu bekommen. »Können wir rausgehen und ich erklär dir dann alles?«
Jimin nickte daraufhin zurückhaltend, was Soojin nur mit einem kritischen Blick bedachte.
»Gut. Wenn was ist, ich bin an der Ausleihe.«, informierte sie ihn und verschwand daraufhin.
Yoongi wollte schon zur Ausgangstür marschieren, doch wurde von Jimin aufgehalten. »Warte, lass uns hinten raus.«
Also steuerte der Brünette den Hinterausgang an. Yoongi folgte ihm stumm.
Die Tür schloss sich hinter den beiden und der Schwarzhaarige setzte sich direkt auf die Stufe, um sich eine Zigarette anzuzünden.
Auch Jimin wollte sich erst neben ihn hocken, doch ließ es dann sein.
Yoongi bemerkte seinen abstoßenden Gesichtsausdruck, drückte die Kippe seufzend auf den Boden aus und schmiss sie in den Gulli vor ihm.
»Sorry.«
»Du hättest sie nicht ausmachen müssen.«, meinte Jimin und setzte sich schließlich doch neben Yoongi.
»Doch. Ich hab deinen Blick gesehen.«, meinte der Schwarzhaarige und starrte auf die mit Graffiti besprühte Wand vor ihnen.
»Trotzdem.«, sagte Jimin und folgte Yoongis Blick.
Es wurde still. Man hörte nur die typischen Geräusche der Großstadt, die Jimin mittlerweile so vertraut waren.
Er spürte wie Yoongi neben ihm mit sich zu kämpfen hatte. Vielleicht steckte hinter dieser ganzen Sache bei ihrer ersten Begegnung doch mehr als Jimin gedacht hatte.
Also würde er dem Schwarzhaarigen die Zeit geben, die er brauchte. Und bekäme er keine Erklärung, wäre er auch nicht böse darum. Schließlich hatte er Yoongi schon längst vergeben.
Nach langer Zeit, in der Jimin schon überlegt hatte, die Sache einfach fallen zu lassen, räusperte sich Yoongi plötzlich und drehte sich etwas zu ihm, um ihn anschauen zu können.
»An dem Tag, da... lief alles scheiße, was scheiße hätte laufen können. Ich war so schlecht gelaunt, dass ich es wirklich an jedem ausgelassen habe. Auch an dir.«
Yoongi schluckte schwer.
»Du kamst einfach nur zum schlechtesten Zeitpunkt, den du hättest wählen können. Aber du hast natürlich keine Schuld. Woher hättest du auch wissen sollen, dass ich dich so angehen werde.«
Er lachte leise und verzog den Mund zu einem kurzen Lächeln.
»Wahrscheinlich gar nicht.«, antwortete Jimin darauf und lächelte auch leicht.
»Weißt du... vor zwei Wochen hat sich meine Freundin von mir getrennt. Ich war so traurig und wütend, mich hat das wirklich sehr mitgenommen.«
Jimin nickte verstehend. Jetzt wurde ihm so einiges klar.
»Ich bin nicht so der emotionale Typ und deshalb wollte ich ihr, oder wohl eher mir, beweisen, dass mir die Trennung egal ist und ich schon längst über sie hinweg bin. Gott, ich habe mit so vielen Frauen rumgemacht und geschlafen. Ich fühle mich deswegen so schrecklich.«
Der Brünette blickte betreten weg. Er wusste nicht wirklich, was er darauf jetzt sagen sollte.
»Auf jeden Fall, an dem Tag hat mir mein Professor noch eine schlechte Note für meine Hausarbeit, die nicht gerade unwichtig war, reingedrückt. Das hat mich zusätzlich wütend gemacht. Und als meine Eltern davon erfahren haben, wurde es nicht besser.«
Jimin zog scharf die Luft ein. Er kannte es nur zu gut. Aus seiner Studienzeit gab es auch eine Klausur, auf die er nicht gerade stolz war. Da hätte er vor Wut auf sich selbst beinahe sein Studium abgebrochen. Glücklicherweise hatten seine Eltern ihn davon abhalten können.
»Das alles lief in dem Moment einfach zusammen und ich hab mich deshalb wie der größte Arsch benommen. Es tut mir leid.«
Als Jimin wieder zu Yoongi schaute, konnte er Reue in dessen Augen erkennen, also legte er ihm eine Hand auf den Arm.
»Ich verzeih dir. Du hattest schließlich deine Gründe und jeder hat einmal einen schlechten Tag. Oder auch mehrere.«, meinte er beruhigend.
»Danke.«, lächelte Yoongi erleichtert,»Ich wollte dir wirklich nicht wehtun.«
Jimin schenkte ihm ein breites Grinsen. »Schon gut.«
Realisierend nahm er seine Hand wieder von Yoongis Arm. Er musste den Schwarzhaarigen schließlich nicht Ewigkeiten berühren. Das brachte nur ungewollte Erinnerungen und Gefühle hervor.
Also stand er auf und klopfte sich den Hintern ab, um seine Hose von Dreck und Staub zu befreien. »Ich muss dann wieder.«, murmelte er leise und drückte schon die Türklinke nach unten, als Yoongis Stimme ihn inne halten ließ.
»Ich habe sie wirklich sehr geliebt...«, wisperte der Schwarzhaarige gebrochen.
Stumm stand Jimin hinter ihm und blickte auf seinen Rücken. Yoongi ließ deprimiert den Kopf hängen und spielte mit dem Ring an seinem Finger.
»Ich dachte, sie... wäre die eine, a-aber... ich...« Yoongis Stimme brach ab und Jimin wusste, dass er weinte. Deshalb setzte er sich wieder neben ihn und schlang seine Arme um den zitternden Körper des Schwarzhaarigen.
»Der Schmerz geht vorbei und du wirst jemand neuen finden. Jemand, der dich bedingungslos lieben und dich glücklich machen wird. Das verspreche ich dir.«, flüsterte der Brünette sanft und streichelte beruhigend über Yoongis Arm.
»Ich glaube nicht, dass ich... sie jemals vergessen kann...«, schluchzte der Schwarzhaarige und klammerte sich an Jimins T-Shirt. »Vergessen vielleicht nicht, aber du wirst über sie hinweg kommen. Jetzt wirst du noch traurig sein, wenn du an sie denkst, aber bald erinnerst du dich zurück und hast dabei ein Lächeln auf den Lippen.«
Yoongi lachte rau. »Du klingst, als hättest du das schon einmal erlebt.«
»Naja... so ähnlich.«, überlegte der Brünette und schmunzelte, als er an seinen Ex dachte. Er warf einen kurzen Blick auf sein Handy und weitete panisch die Augen. Seine Pause war schon seit fünf Minuten vorbei!
»Ich muss jetzt wirklich wieder rein.« Jimin stand auf. »Wenn du willst, kannst du mitkommen und ich mach dir einen Tee oder Kaffee. Aber wenn du liebe-«
»Ich nehme dein Angebot gerne an.« Auch Yoongi richtete sich auf und zeigte Jimin ein kurzes Lächeln. Der Brünette entdeckte eine Träne auf Yoongis Wange, die langsam Richtung Kinn lief. Er biss sich auf die Unterlippe, um dem Drang zu widerstehen, die Träne einfach wegzuwischen.
»Früher oder später heilen alle Wunden.«, meinte Jimin noch, ehe er die Tür aufstieß.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top