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Gelächter drang nun schon zum fünften Mal durch die Bibliothek.

Mrs. Chang, die neben Jimin an der Ausleihe stand, spannte sich an und atmete geräuschvoll aus.

»Bitte, Jimin. Geh und sprich diesem Störenfried eine Verwarnung aus. Ich halte das nicht mehr aus.« Sie massierte sich die Schläfen und schloss dabei die Augen.

Jimin blickte zu seiner Chefin und nickte verstehend. »Natürlich, Mrs. Chang.«

Also machte sich der kleingewachsene Koreaner auf den Weg in Richtung Geräuschquelle.

Während er den langen Gang entlang lief, schweifte sein Blick immer wieder in die Reihen zwischen den großen Bücherregalen.

Zurzeit war wirklich nicht viel los, doch das wunderte Jimin nicht, da heute ein sehr sonniger Dienstagvormittag war.

Entweder waren die Einwohner Seouls noch auf ihrer Arbeit gefangen, saßen in stickigen Klassenräumen oder kämpften sich durch den lauten Straßenverkehr.

Vielleicht hatten sich auch einige Eltern einen freien Tag genommen und waren mit ihren Kindern in den Park, zum Spielplatz oder in den Freizeitpark gegangen.

Auch Jimin würde jetzt lieber draußen sein und den Tag mit Freunden oder seiner Familie genießen.

Doch so schnell konnte er hier nicht weg, da er seine Chefin nicht enttäuschen und gefeuert werden wollte.

Langsam kam er dem Lachen näher und verstand auch einige Wortfetzen. Jimin bog nach rechts ab und huschte mit einem freundlichen Lächeln an einem Besucher vorbei, der gerade interessiert in einem Buch umher blätterte.

Langsam kam eine der großräumigen Sitzgelegenheiten in Sicht und der brünette Koreaner entdeckte einen jungen Mann, der es sich in einem Sitzkissen gemütlich gemacht hatte.

Vor ihm auf dem Tisch lagen Stapel an Büchern, einige Blätter und Stifte verteilt. Doch der Koreaner hatte sich entspannt zurückgelehnt, beachtete den Haufen an Arbeit keine Sekunde, und telefoniert stattdessen lautstark mit jemanden.

»Entschuldigen Sie.«, startete Jimin vorsichtig einen ersten Versuch, als er dem jungen Mann nah genug war.

Allerdings zeigte dieser keine Reaktion, nicht einmal einen kurzen Blick schenkte er dem angehenden Bibliothekar.

Der Schwarzhaarige lachte wieder auf und begann von einer Party und einer Frau zu erzählen, die er dort kennengelernt hatte.

»Es tut mir leid, aber Sie-« Jimin verstummte sofort, als ihn ein scharfer Blick direkt durchbohrte.

»Äh-... a-also...«, stotterte der Brünette und versuchte den einschüchternden, katzenartigen Augen Stand zu halten.

Noch immer blieb eine Reaktion aus, also äußerte sich Jimin erneut, diesmal mit einer festeren Stimme.

»Ich muss Sie bitten, etwas leiser zu sein. Sonst werden Sie leider gehen müssen.«

Sein Gegenüber zog unbeeindruckt eine Augenbraue hoch und wandte sich danach wieder seinem Gesprächspartner zu.

Derweil stemmte Jimin empört die Hände in die Seiten und legte entrüstet den Kopf schief.

»Ja, ich weiß, Namjoon. Die hatte echt einen geilen Arsch.«, grinste der schwarzhaarige Koreaner dreckig und beachtete Jimin kein bisschen mehr.

»I-ich möchte mich ja ungern wiederholen, abe-«

Sofort schoss ein genervter Blick in Jimins Richtung, woraufhin der Koreaner langsam wieder verstummte.

»Kannst du endlich deine Klappe halten?! Ich versuche hier zu telefonieren oder siehst du das nicht? Bist du blind oder was?«, keifte der Schwarzhaarige aufgebracht.

»Äh... i-ich... es-«

»Und hör endlich auf zu stottern. Das ist ja nicht zum Aushalten.«, meinte der junge Mann gereizt.

Jimin schluckte schwer, aber ballte danach wütend seine Hände zu Fäusten.

»Nein! Jetzt hörst du mal auf! Das hier ist eine Bibliothek und wenn du dich nicht an die Regeln halten kannst, dann schmeiße ich dich eigenhändig raus!«

Zischte Jimin, allerdings leise genug, um nicht selbst gegen die Regeln zu verstoßen.

»Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen?!« Der Schwarzhaarige erhob sich und kam mit langsamen, bedrohlichen Schritten auf Jimin zu.

Diesmal ließ der Brünette sich nicht beeindrucken und reckte seinen Kopf nach oben, um auf Augenhöhe mit seinem Gegenüber zu sein.

»Weißt du eigentlich, wer ich bin?!« Auf die Frage hin schüttelte Jimin verwirrt den Kopf.

Der Schwarzhaarige seufzte genervt und tippte anschließend mit dem Finger auf Jimins Brust.

»Du hast mir überhaupt nichts zu sagen und ich mache, was ich will. Meinem Dad gehört diese Bude hier, also wenn du nicht deinen Job verlieren willst, dann rate ich dir, dich zu verpissen und mich in Ruhe zu lassen.«

Drohend schubste der junge Mann den Brünetten nach hinten und starrte ihn noch einmal aus verengten Augen an, ehe er sich wieder auf den Sitzsack schmiss.

Und Jimin stand dort, total überrumpelt, mit Tränen in den Augen und bemühte sich sehr, nicht vor dem Fremden loszuweinen.

»Sorry, Namjoon. So ein Zwerg meinte gerade, er wäre besser als alle anderen und könnte mich ohne Grund aus der Bibliothek schmeißen. Aber das ist jetzt geklärt.«

Währenddessen drehte Jimin sich schnell um und stürmte durch eine Regalreihe, um außer Sichtweite des äußerst unhöflichen Besuchers zu gelangen.

Schließlich lehnte er sich an ein Bücherregal, versteckt vor jeglichen Leuten, die sich in der Bibliothek befanden, und schloss zittrig atmend die Augen.

Doch die letzten paar Worte hatte er noch gehört, die ihn zutiefst im Herzen getroffen hatten.

»Wie der mich angeschaut hat. So ein Schwuchtel.« Das hämische Lachen hallte noch immer in Jimins Ohren nach.

Stumm lief ihm eine Träne über die Wange, die er sich allerdings schnell wegwischte. Er wollte kein Schwächling sein und bei jeder Kleinigkeit anfangen zu weinen.

Nach einigen Minuten hatte der Brünette sich wieder beruhigt und lief langsam vor zur Ausleihe.

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