96. Homunculus| Envy - Teil 2
Du hebst dich von deiner Couch, als du ein Klopfen an der Tür vernimmst.
Du läufst geradewegs auf deine Haustür zu und öffnest diese.
»Kai. Was ist denn los?«, fragst du einen älteren Dorfbewohner, der dich wütend ansieht.
»Ist es wahr, (D/N)?«, hakt der Grauhaarige nach und funkelt dich böse an.
Du hebst fragend eine Augenbraue und kannst dir beim besten Willen nicht erklären, warum er so wütend auf dich ist.
Immerhin hast du nichts angestellt, dass ihm einen Grund geben könnte, oder?
»Hast du dich um einen fremden Mann gekümmert, (N/N)?«, will er wissen und packt doch schmerzhaft am Oberarm.
»Kai...Du tust mir weh! Warum sagst du mir nicht, was los ist?«, beschwerst du dich bei ihm.
Du siehst an seinem Blick, dass der er zögert und sich verzweifelt auf die Unterlippe beißt.
Etwas stimmt nicht, da bist du dir ganz sicher. Im nächsten Moment Ohrfeigt dich der alte Mann, bevor er dich loslässt.
Dein Kopf fliegt nach links und du stöhnst schmerzvoll auf.
»Es ist deine Schuld! Deine ganz alleine, dass unser Nachbardorf ausgelöscht wurde! Meine Tochter und ihre Familie ist tot! Eines unserer Dorfkinder hat dich mit einem fremden Mann gesehen. Es hat dich gesehen, wie du ein verletzten zu dir nach Hause genommen hast!«, schreit dich der Ältere voller Zorn an.
Du blinzelst perplex und schüttelst deinen Kopf. Nein, Envy hatte das doch nicht wirklich getan, oder?
Du weißt es nicht, aber du willst nicht glauben, dass er es vielleicht doch getan haben könnte.
»Woher wollt ihr wissen, dass es ausgerechnet der Verletzte gewesen sein soll? Es ist drei Wochen her und er hat sich nicht mehr blicken lassen!«, schreist du zurück.
Kai weicht erschrocken einen Schritt zurück. »Verlass unser Dorf, (D/N). Du bist hier nicht länger willkommen. Du bringst bloß Unheil über unser Dorf, genauso wie deine Mutter!«, knurrt der Alte und dreht sich um, um sich von deinem Haus zu entfernen.
Seine Worte versetzen dir ein Stich ins Herz. Du hast doch nur jemand geholfen, der deine Hilfe brauchte und nichts weiter.
Wenn Kai die Wahrheit sagt, dann hatte er vermutlich damit recht, dass du in deinen eigenen Dorf nicht mehr willkommen wärst.
Sie geben dir die Schuld, obwohl sie keine Beweise haben, dass das Envy getan hat.
Das war nicht fair! Aber dennoch musstest du eine Entscheidung treffen, die dein Leben verändern würde.
•••
Es regnet in Strömen und deine Kleidung ist vollkommen durchnässt.
»Um Gottes Willen«, sagst du, als du das zerstörte Nachbardorf endlich erreichst.
»Huh? Dich hatte ich hier eigentlich nicht erwartet, (D/N)«, hörst du Envy sagen und du drehst dich sofort in die Richtung um.
Deinen Rucksack lässt du auf den Boden fallen und läufst auf den Grünhaarigen Mann zu, der dich frech angrinst.
»Warst du das, Envy?«, bohrst du nach und kannst deine Wut nicht unterdrücken.
Sein Grinsen stört dich und du willst wissen, ob er es getan hat, oder nicht.
Envy legt seinen Kopf leicht schief und grinst dich weiterhin an. »Na, was glaubst du denn?«, antwortet er dir und du machst vor lauter Schreck einen Schritt zurück.
Warum hat er das getan?
Du ballst deine Hände zu Fäusten und kannst nicht verhindern, dass diese anfangen zu zittern.
»Warum? Warum? Warum hast du das getan? Weißt du eigentlich, was du mir damit angetan hast?«, fragst du Envy, der einen Schritt auf dich zu macht.
Er hebt seine Hand und liegt diese auf deine verletzte Wange ab.
»Weißt du was, (D/N)?«, fragt dich Envy und beugt sich ein Stück zu dir runter.
Du denkst gar nicht daran, auf seine Frage einzugehen, sondern verlangst nach einer Antwort.
»Antworte mir, Envy.«
»Ich hasse alle Menschen, deshalb.« Seine violetten Augen treffen dabei auf deine (A/F) Augen.
»Envy. Du hast doch gesa-«, willst du sagen, aber Envy unterbricht dich einfach, woraufhin deine Wut noch mehr ansteigt.
»Ich sagte, dass ich dein Dorf nicht zerstören würde, aber von anderen Dörfern war keine Rede gewesen und wenn du wüsstest, was sie getan haben, würdest du sie ganz sicher nicht in Schutz nehmen«, erzählt er dir.
Ein ungutes Gefühl macht sich in deinen Bauch breit und du willst von Envy zurückweichen, aber bevor du das tun kannst, schlingt er einen Arm um dich und hindert dich so an deine Flucht.
»Dieses Dorf hier hat zusammen mit deinem Eigenen deine Mutter auf dem Gewissen. Ich hatte ein Gespräch zwischen einem alten Mann namens Kai und deren Tochter ungewollt mitbekommen und da erfuhr Ich, dass sie den Unfall verursacht hatten, weil deine Mutter genauso wie du war. Sie hatte jedem geholfen und die Leute hätten Angst, dass deine Mutter irgendwann jemand helfen würde, der den Dörfern danach schaden könnte«, erzählt dir Envy.
Deine Kehle fühlt sich staubtrocken an und du musst deine Tränen zurückhalten, um nicht vor Envy los zu weinen.
Deine Mutter ist nur gestorben, weil es von Anfang an geplant war. Wie konnte man nur so grausam sein?
»Du lügst!«, schreist du und versuchst dich verzweifelt von ihm loszureißen, aber Envy lässt das nicht zu.
»Warum sollte ich das tun?«, fragt er dich und lässt von seiner Wange ab, damit er dir eine (H/F) Haarsträhne hinter das Ohr schieben kann.
Unbewusst denkst du wieder an Kai und das Gespräch, als er dir erzählt hatte, dass das Nachbardorf zerstört wurde.
'Verlass unser Dorf, (D/N). Du bist hier nicht länger willkommen. Du bringst bloß Unheil über unser Dorf, genauso wie deine Mutter!'
Tränen bahnen sich ihren Weg in deine Augen und du fängst bitterlich an zu schluchzen.
»Siehst du es jetzt ein, (D/N)?«, bohrt Envy nach, der dich eindringlich ansieht.
Du nickst als Antwort mit deinem Kopf. »Warum hast du die Menschen aber getötet, Envy? Ich meine, das betrifft doch nicht dich, oder?«, meinst du und wischst dir mit einer Hand die Tränen von der Wange, was eigentlich nichts bringt, weil es sowieso regnet und dein Gesicht dadurch erneut nass wird.
»Ich sagte doch, dass ich Menschen hasse und verabscheue. In meinen Augen sind es erbärmliche, niedere Wesen«, sagt Envy.
Du beißt dir auf die Innenseite der Wange und nickst bloß stumm. Was solltest du schon dazu sagen? Du weißt es nicht, aber du willst dich auch nicht mit Envy anlegen.
»Was hast du jetzt vor, (D/N)?«, will der Grünhaarige wissen.
»Ich weiß es nicht. Ich kann nicht mehr zurück in mein Dorf. Nicht nur, weil sie mich verjagt haben, sondern auch, weil ich jetzt weiß, dass sie-«, fängst du an zu reden, aber Envy legt seinen Zeigefinger auf deine Lippen, um dich am Weitersprechen zu hindern.
»Willst du nicht mit mir kommen, (D/N)?«, fragt er dich und deine (A/F) Augen weiten sich für ein kurzen Moment.
Er will, dass du mit ihm kommst?
Dabei hat doch Envy ganz klar gesagt, was er von euch Menschen hält. Aber wieso? Du mustert sein Gesicht und du siehst einen Ausdruck an ihm, der mehr sagt, als tausend Wörter.
Sanft umfasst du sein Handgelenk und ziehst seinen Finger von deinen Mund weg.
»Ich würde liebend gerne mitkommen, Envy«, gibst du und kannst nicht verhindern, dass deine Wangen leicht rot werden.
»Dann sollten wir gehen. Der Regen wird stärker und wenn du krank wirst, muss ich mich um dich kümmern..Das ist mir zu viel Arbeit«, meint er und lässt von dir ab.
Gerade als er sich umdreht, siehst du vorher noch, dass er ebenfalls rote Wangen hat und du kannst nicht anders, als leise zu kichern.
»Komm jetzt, (D/N)!«, beschwert sich Envy, der inzwischen los läuft und immer mehr Abstand zwischen euch bringt.
»Warte, Envy!«, rufst du ihm hinterher und fängst an loszurennen, um Envy einzuholen.
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