ᴀsᴛʀᴏɴᴀᴜᴛ
PoV. Jeongin
„Kann ich dir etwas zum Trinken anbieten oder können wir anfangen?" fragt mich Jisung, der ein wenig lustlos auf mich wirkt. Auch wenn er sich auf die Zukunft freut, packt er nicht sonderlich gerne. Mein bester Freund ist so ziemlich ein fauler Sack und aus diesem Grund stelle ich mich dazu bereit, ihm beim Packen zu helfen, bevor der Umzugswagen kommt.
„Nein.. wir können anfangen." äußere ich ein wenig emotionslos, wobei ich ihm schlussendlich ein leichtes Lächeln zeige. Ob ich damit einverstanden bin? Nein, aber ich soll nicht nur an mich denken. Es ist entscheidend für Jisungs Zukunft.
Gemeinsam treten wir in Jisungs gigantisches Zimmer ein, welches einen sehr schlichten Style hat. Ich kann mich noch daran erinnern, als seine Decke voller Sterne gewesen ist, welche in jeder Nacht funkelten. Er und ich haben auf dem Bett gelegen und wir haben jede Nacht die Sterne auf seiner Decke betrachtet, als wäre es ein richtiger Sternenhimmel.
„Ich werde dieses Zimmer wirklich vermissen." äußere ich leise von mir, wobei ich mich langsam auf sein großes Bett setze. Mein Hyung setzt sich langsam zu mir auf sein Bett und schlägt vor:
„Weißt du? Wir müssen jetzt nicht die ganze Zeit pessimistisch denken, sondern machen einfach das Beste aus der verbliebenen Zeit, die wir noch haben. Wie wäre es, wenn wir erstmal alles einpacken und wir dann abends gemeinsam am Strand den Sonnenuntergang beobachten?"
Langsam drehe ich mich zu dem Älteren und mustere lächeln. Unfassbar, wie sehr wir beide uns entwickelt haben. Wir kennen uns schon, seitdem wir Windeln tragen, weil unsere Eltern schon gefühlt ewig miteinander befreundet sind. Schon vor unsrer Geburt. Fünf Monate älter als ich ist er und trotzdem ist er ein Jahr vor mir geboren. Das macht ihn zu meinem Hyung. Ich bin ehrlich, Jisung ist der tollste Hyung, den man sich vorstellen kann. Umso mehr tut unsere Trennung weh. Jisung zieht aus.
Ich helfe ihm dabei, seine wichtigsten Sachen einzupacken, die er in Malaysia benötigt. Es gibt einen guten Grund, wieso Jisung sich dazu entschieden hat, nach Malaysia zu ziehen. Er selbst ist ein Mensch, der ziemlich schnell Fernweh bekommt. In seiner Kindheit hat er mit seinen Eltern ziemlich viel die Welt erkundet und dies ist der Grund gewesen, wieso ich in jedem Sommer alleine gewesen bin. Er ist sozusagen dafür bestimmt worden, die ganze Welt zu bereisen, um weitere Erfahrung zu sammeln. Aus diesem Grund will er nicht in seinem Heimatland studieren, sondern in Malaysia. Er hat sich auf eine Universität angemeldet, auf der nur Englisch gesprochen wird. Ich kann glatt behaupten, dass Jisung fließend englisch kann, da er durch das ganze Reisen sehr viel englisch anwendet und alles dafür tut, um diese Sprache zu beherrschen.
Nachdem ich ihm mitgeteilt habe, dass sein Vorschlag mit dem Strand eine gute Idee sei, haben wir immer mehr Sachen von ihm in die Karton gepackt. Während er sich um seine Anziehsachen kümmert, schaue ich mich ein wenig in seinen Schränken um, da er nach seiner Powerbank sucht. Bis jetzt bin ich immer noch nicht fündig geworden, allerdings bin ich plötzlich auf etwas gestoßen, womit ich im Moment absolut nicht gerechnet hätte.
„Hyung? Du hast noch unsere Astronautenfiguren?" frage ich ein wenig fasziniert, während ich all diese aus einer Kiste raus krame. Wenn schon die Astronautenfiguren nicht alles sind... Jisung besitzt ebenso noch die alten Raketen!
Der Ältere wird aufmerksam und rennt auf mich zu, ehe er vor mir stehen bleibt und nach einer der Figuren greift. Sie sind mir alle bekannt vorgekommen. Natürlich! Jisung und ich haben mit diesen immer gespielt, als wir etwas kleiner gewesen sind.
„Peter!" brüllt Jisung belustigt, der nach einer Rakete greift.
„Peter?" frage ich ziemlich verloren und betrachte die andere Figur, die ich festhalte.
„Ja, Peter! Ich habe sie so genannt, vergessen?" will Jisung mir klarmachen und setzt Peter vorsichtig in die Rakete rein, damit er so tun kann, als würde Peter durch das weite Weltall reisen.
„Und deine Figur hast du Bruno genannt, also die, die du festhältst. Peter und Bruno heißen sie. Sag mir nicht, dass du dich nicht mehr daran erinnerst, mit mir Astronaut gespielt hast, als wir noch ganz klein waren." jammert Jisung, während er sanft über mein blondes Haar wühlt. Das leise Kichern kann ich mir nicht unterdrücken.
„Peter und Bruno also.. natürlich erinnere ich mich, nur ich habe die Namen unserer Figuren komplett vergessen." teile ich dem Squirrel mit, während ich nach wahrscheinlich meiner Rakete greife, in diese ich sofort meinen Bruno reingesetzt habe.
„Ich wollte auch schon immer ins Weltall fliegen... wie ein Astronaut." teilt mir Jisung mit einem leichten Lächeln mit. Ich weiß, dass er traurig deswegen ist, weil er sich diesen Wunsch nicht erfüllen kann. Seine Alternative zum Beruf ,Astronaut' ist etwas mit Weltreisen an sich. Er ist sich noch nicht wirklich sicher, in welche Richtung dies genau gehen soll, allerdings zieht er nach Malaysia, um andere Sprachen studieren zu können. Ich werde ihn bis zum Ende meines Lebens unterstützen.
„Ich weiß Hyung.. ich weiß, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du mit deiner Entscheidung auch sehr zufrieden sein wirst. Wirklich." ermutige ich ihn, ehe ich meine Arme um den Älteren, aber Kleineren, von uns beiden schlinge.
„Du wirst deinen Traum ermöglichen, die Welt noch weiter zu entdecken. Du wirst jeden Ort bereisen, an dem du schon immer sein wolltest. Da bin ich mir zu hundert Prozent sicher, Hyung." setze ich fort, ehe ich mich von ihm sanft löse und ihm in die Augen blicke. In seinen Augen sehe ich, dass er ein wenig Angst hat. Sie sind so glasig, als würden sie zerbrechen, wenn man auf diese draufschlagen würde.
„Du musst keine Angst haben Hyung... unsere Freundschaft wird für immer halten, egal wo du dich grade befindest. Deine Familie wird auch immer an dich denken. Du kommst uns einfach regelmäßig besuchen und dann wird's!" vergewissere ich Jisung, weil ich nicht möchte, dass er Traurig abreist.
„Ich weiß Foxy... ich... das ist so komisch. Zum einen habe ich wirklich starkes Fernweh. Zum anderen kann es möglicherweise sein, dass ich das alles hier vermissen werde. Ich meine... auch wenn ich das Reisen liebe, ich bin mit dir hier in Busan aufgewachsen und es wird mir schwer fallen, mit allem zu 100% abzuschließen. Also jetzt nicht direkt abschließen, sondern mich damit abfinden, dass ich mich für eine etwas längere Zeit woanders aufhalten werde. Wenn du verstehst, was ich meine." teilt mir Jisung mit, während er ein wenig mit seiner Rakete spielt, in der immer noch seine Astronautenfigur Peter drinnen ist. Ich beobachte ihn weiterhin dabei, wie er die Rakete hin und her schwingt. Manchmal kann er wirklich ein kleines Kind sein, wenn er etwas findet, womit er sich beschäftigen kann.
„Schon 21 Jahre alt und du führst dich immer noch wie ein kleines Kind auf." stelle ich grinsend fest und beobachte meinen besten Freund weiter, wie er amüsiert mit seiner Rakete spielt.
„Mein englischer Name ist nicht ohne Grund Peter Han." behauptet er, während er langsam die Rakete auf das Bett legt, auf dem wir beide sitzen.
„Am meisten habe ich es genossen, mit dir Astronaut zu spielen. Egal, ob es mit den Figuren war, oder mit dem Karton, den wir zu einer Rakete gemacht haben und wir selber das Weltall entdecken konnten. Vor allem habe ich es schön gefunden, dass wir früher manchmal einfach unsere Astronautenkostüme getragen haben. Sei es am Halloween, beim Astronauten spielen oder einfach so. Das alles hat meine Kindheit zu der Besten gemacht. Ich danke dir, dass du ein Teil meines Lebens bist, Desert Fox!" predigt mir mein bester Freund, was mich sprachlos gemacht hat. Dieser Junge verdient die ganze Welt. Das gesamte Universum. Er ist einfach wundervoll. Er ist ein wundervoller Astronaut mit einem Herz aus Gold.
Bevor ich etwas zu seiner Predigt sagen kann, hat er bedauerlicherweise einfach weitergeredet: „Wie auch immer.. wir müssen weitermachen, nicht wahr?"
Jisung ist nun aufgestanden und nimmt sich die ganzen Astronauten Spielzeuge, um sie auf seinen Schreibtisch zu tun. Die Möbel werden in seinem Zimmer bleiben, falls er eines Tages wieder hierhin zurückkommt.
„Du hast recht Hyung. Lasst uns weitermachen." gebe ich von mir, während ich dabei wieder aufstehe und mit den Kartons weitermache. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich auf unsere alten Spielzeuge stoße. Immerhin habe ich die ganze Zeit gedacht, dass Jisung sie schon längst weggeschmissen hat. Irgendwie erwärmt es mein Herz, zu wissen, dass er sie noch besitzt, weil diese ihm so viel bedeuten.
Wir haben einige Stunden gebrauchen, bis wir fertig geworden sind. Nun sind alle seine Kartons eingepackt worden und der Umzugswagen würde morgen früh kommen, um Jisungs Sachen abzuholen. Ich bin so aufgeregt, weil ich mich für ihn freue. Zugleich macht es mich traurig, ihn dann nicht mehr jeden Tag sehen zu können. Wir haben uns schon längst auf dem Weg zum Stand gemacht, wobei wir schon fast da gewesen sind. Am Strand angekommen stellen wir fest, dass nicht mehr so bald die Sonne untergehen wird. Inzwischen sitze ich zwischen seinen Beinen, während mein Kopf seinen Platz auf Jisungs Brust gefunden hat. Seine Arme hat er genutzt, um diese um mich zu schlingen. Dabei ist mein Blick nach vorne gerichtet, damit ich direkt die Sonne dabei zusehen kann, wie sie immer weiter hinter dem Horizont verschwindet. Der Himmel ähnelt einem Regenbogen und ich finde es beruhigend, mit Jisung hier zu sein, um unseren letzten Abend miteinander zu geniessen. Ja dies ist unser letzter Tag. Unser letzter Abend, bevor Jisung abreisen wird.
„Der Himmel ist heute besonders schön, nicht wahr, zumindest erkenne ich jede einzelne Farbe im Himmel." stellt Jisung fest, der mich immer mehr an sich drückt. Seinen Eigenduft inhaliere ich, weil dies die letzte Gelegenheit ist, bevor ich diesen nicht mehr zu spüren bekomme. Und das noch für eine ziemlich lange Zeit.
„Du hast recht Hyung..." nuschele ich leise, während ich meinen Kopf ein wenig zu ihm drehe. Unsere Gesichter sind sich sehr nah, aber manchmal kenne ich es nicht anders. Mir ist es nicht unangenehm, mit meinem besten Freund zu kuscheln. Ich habe noch andere Freunde auf meiner Schule, allerdings ist Jisung der einzige, mit dem ich die ganze Zeit einfach nur im Bett liegen könnte, um mit ihm zu kuscheln. Viele Dinge tue ich mit meinem besten Freund, die ich mit anderen niemals machen würde, wie zum Beispiel das Essen teilen, ein Bett teilen oder sogar gemeinsam Baden. Dies haben wir zumindest sehr oft gemacht, als wir noch kleine Kinder gewesen sind.
„Ich bin froh, mit dir noch den Abend verbringen zu können. Immerhin bist du für mich der wichtigsten Mensch!" teilt mir Jisung mit, wobei er mir einen sanften Kuss auf die Wange drückt. Meine Augen weiten sich, weil ich damit nicht gerechnet hätte. Jisung und ich sind nicht schwul, aber er hat mir an besonderen Anlässen immer sanfte Küsschen verteilt. Mehr auf brüderlicher Art. Er ist sozusagen mein unbiologischer Bruder.
„Ich freue mich auch." gebe ich ehrlich zu, während sich auf meinen Lippen ein sanftes Lächeln bildet.
So blicke ich langsam nach vorne und mir fällt auch, dass es um uns herum immer dunkler wird. Die Lampen schalten sich von alleine an, wodurch es nicht zu dunkel werden kann. Nun schaue ich ein wenig hoch und mir fällt dabei auf, dass die Sterne langsam zu sehen sind. Es ist wunderschön, mit meinem besten Freund den Sonnenuntergang, plus den Nachthimmel zu beobachten.
Irgendwann ist es sehr dunkel geworden, denn die Sonne hat sich komplett hinter dem Horizont versteckt. Ich bin noch weiter dabei, mich an Jisung kuschelt, wenn nicht stärker, da mir immer kälter geworden ist. Jisung ist manchmal wie ein Plüschtier für mich, an welches ich mich kuscheln kann, damit ich mich sicher und geborgen fühlen kann.
Eine Weile ist es ruhig zwischen uns beiden, bis Jisung plötzlich ankündigt:
„Morgen wird es wohl soweit sein... Innie.. ich werde dich ganz doll vermissen. Wir müssen so oft es geht miteinander telefonieren."
„Jaa... am besten Video, damit ich dich täglich sehen kann.. wie sonst immer."
„Es wird zwar niemals mehr so sein, wie es davor gewesen ist, aber ich bin mir sicher, dass es sich erfüllen lässt. Auch wenn ich sehr viel lernen muss, werde ich mir auf jeden Fall abends Zeit für dich nehmen, Großer." teilt mir Jisung mit.
„Danke... das schätze ich wirklich sehr." nuschele ich leise und mein Gesicht neige ich etwas mehr zu Jisungs, um ihm besser Aufmerksamkeit schenken zu können. Immerhin fällt es mir leichter, zuzuhören, wenn ich der betroffenen Person in die Augen schaue. Zudem muss ich anmerken, dass Jisung wunderschön geworden ist. Endlich sind wir beide unsere Zahnspangen losgeworden, denn durch diese haben wir grauenhaft ausgesehen. Unangenehm ist sie sowieso gewesen. Jisung hat sich zu einem wunderschönen Jungen entwickelt. Er wird sicherlich in Malaysia eine Freundin kennenlernen, die ihn über alles schätzen wird. Ich meine... wenn ich nicht hetero wäre, dann hätte ich auf jeden Fall einen Crush auf meinen besten Freund gehabt, obwohl es ein wenig skurril klingt.
Ich bin kurz davor gewesen, in Jisungs Armen einzuschlafen und dies hat mein Hyung auch schnell gemerkt.
„Wollen wir schon langsam zurückkehren, damit du dich schon schlafen legen kannst?" schlägt der braunhaariger Junge, auf dem ich halb liege, vor. Um ehrlich zu sein bin ich im Moment viel zu müde, um zu antworten. Dementsprechend gebe ich ein kurzes Nicken von mir und lasse meine Augenlider zufallen. Nicht einmal paar Sekunden habe ich meine Augen zu und ich kriege eine von meinem besten Freund geklatscht.
„Ey!!" brülle ich und schaue ihn entsetzt an.
„Hey Innie~" äußert mein Hyung ziemlich belustigt. Wenn es nicht sein letzter Tag hier gewesen wäre, dann wäre ich wahrscheinlich wütend nach Hause abgehauen. Ich kann Jisung jetzt nicht böse sein. Nicht jetzt, wenn es einer unserer letzten Augenblicke sind. Ich werde ihn und seine zum teils nervige Art so sehr vermissen.
Die Nacht ist schnell vergangen. Jetzt im Moment sind wir am Flughafen angekommen und mir fällt sehr schnell ein, dass ich seit langem nicht mehr so gut geschlafen habe wie letzte Nacht, weil Jisungs diese Nacht mit mir verbracht hat. Seine Nähe. Seine Wärme. Seine Geborgenheit. Durch diese ist es mir sehr einfach gefallen, neben ihm einzuschlafen, während er einen Arm um mich gelegt hat. Seinetwegen habe ich immer weniger Schlaftabletten genommen, um einzuschlafen, doch das Schlafen wird wieder eine Herausforderung für mich sein, wenn mein bester Freund einmal weg ist.
Ich werde ihn schrecklich vermissen, doch ich merke, wie er unter seinem Fernweh leidet. Ich möchte, dass er glücklich damit ist, was er macht. Für meinen besten Freund bleibe ich stark. Für meinen besten Freund versuche ich auch richtig zu schlafen, ohne irgendwelche Schlaftabletten zu nehmen, die mir mein Arzt verschrieben hat. Mir fehlt nichts, nur mir fällt es nicht leicht zu schlafen. Jisung weiß davon und wir haben folgende zwei Dinge dagegen gemacht: Entweder haben wir uns zusammen auf meinem oder seinem Bett gelegt, gekuschelt, bis wir beide eingeschlafen sind oder gemeinsam haben wir uns an meinen Balkon gesetzt, um die Sterne zu beobachten. Jisung liebt die Sterne vor allem sehr gerne. Er hat mir sehr oft davon erzählt, dass er gerne Astronaut gewesen wäre, um das unerforschte Weltall für sich zu entdecken. So hat er es immer gesagt. Er hat sich schon immer für Astrologie und für Geografie interessiert.
„Mein Flug startet in 20 Minuten. Sprich, ich sollte in 5 Minuten besser los. Machen wir das Besten aus den fünf Minuten, denn diese werde unsere letzten Minuten sein, bevor ich abreisen werde." teilt mir Jisung leise mit, während er mich vorsichtig in meine Arme nimmt, da er gemerkt hat, dass ich angefangen habe, zu weinen. Es nimmt mich wirklich mit, auch wenn ich im Nachhinein das Beste für meinen besten Freund will.
„Eyy.. Innie.. nicht weinen..." bittet er mich darum, während er mich immer mehr an sich drückt. Jisung versucht mich immer weiter aufzumuntern, wobei er langsam merken sollte, dass es am Ende nichts bringen wird. Ich weine immer noch. Und das stark. Ich will nicht, dass mein bester Freund mich verlässt, so sehr ich auch gleichzeitig möchte, dass er in Malaysia Erfolg hat und die Welt immer weiter für sich entdecken wird.
„E-Es.. es tut m-mir Leid.. H-Hyung.." stottere ich, während meinen Kopf in Jisungs Brust vergrabe. Jetzt müsste sein komplettes Oberteil sozusagen mit Tränen bekleckert sein.
„Entschuldige dich nicht... ich verspreche dir, dass wir jeden Abend telefonieren werden. Ich werde dir immer wieder Souvenirs aus Malaysia zuschicken. Ich werde immer an dich denken Innie!" will mir Jisung klarmachen.
„Wirklich... ich werde immer an dich denken! Die ganze Zeit!" verspricht mir Jisung erneut, während er mir einen sanften Kuss auf die Stirn drückt. Langsam blicke ich nach oben und dabei stoße ich auf Jisugs Augen selbst, was mir ziemlich unangenehm ist, denn er sieht jetzt, wie stark ich jetzt grade geheult habe. Seine Augen sind ebenso glasig gewesen und auf jeden Fall will ich nicht, dass Jisung auch noch anfängt zu weinen, weil die Zeit zu kostbar ist, um die ganze Zeit zu weinen.
Nun versuche ich mich, zusammenzureißen. Dies tue ich nur für Jisung, um nicht noch alles schlimmer zu machen. Vorsichtig wische ich meine Tränen weg und entschuldige mich erneut bei ihm: „Das war jetzt unnötig von mir, vor dir zusammenzubrechen. Es tut mir so unfassbar Leid, dass ich mich bei dir so dermaßen ausheulen musste.. du hast recht. Ich will die letzten Minuten, wenn nicht Sekunden, mit dir genießen. Ja, ich verspreche dir auch, immer an dich zu denken. Ich werde dir immer von meinem Alltag erzählen. Ich werde mit dir weiterhin über meine Sorgen reden. Hoffentlich auch anders herum. Es soll sich nicht viel an unserer Freundschaft verändern. Das wichtigste ist, dass wir trotz der Distanz verbunden bleiben."
„Das hast du wunderschön gesagt, Innie!" teilt mir Jisung erfreut mit, bevor ich von ihm einen sanften Kuss auf die Lippen gedrückt bekomme. Dass er mich auf dem Lippen küsst, passiert eher selten, aber er tut es, wenn er denkt, dass ich es grade brauche und diesmal liegt er damit recht. Ich brauche seine Nähe, auch nachdem er in Malaysia angekommen ist. Das ständige telefonieren wird bedauerlicherweise seine Anwesenheit nicht ersetzen. Allerdings ist mir seine Zukunft wichtiger als meine aktuellen Gefühle. Ich will, dass Jisung glücklich ist.
Schweigend kuscheln wir miteinander, bis die Zeit bedauerlicherweise um ist. Jisung löst sich leider von der Umarmung und plötzlich spüre ich, wie die Kälte versucht, meinen Körper zu erreichen. Am liebsten möchte ich meinen Hyung noch einmal umarmen, allerdings muss er los, weil er sonst seinen Flug verpasst.
Ich hätte gedacht, dass Jisung sich jetzt auf dem Weg zur Fluglandeplatz machen würde, allerdings nähert sich Jisung mir immer mehr, als würde er noch etwas von mir wollen, bevor er endgültig verschwindet. Mit meiner Vermutung liege ich richtig und ich höre ich ihm einfach dabei zu, was er zu sagen hat:
„Jeongin... bevor ich endgültig in das Flugzeug steige, habe ich noch eine kleine Bitte an dich."
Jetzt bin ich neugierig. Was soll diese kleine Bitte sein? Was auch immer es sein wird, ich werde dies für Jisung tun, weil ich wirklich alles für meinen besten Freund tun werde, um ihn glücklich zu machen.
Er scheint etwas aus seinen Jackentaschen zu kramen. Schlussendlich hält er seine Hände zu mir, auf denen Spielzeuge liegen. Es sind nicht nur irgendwelche Spielzeuge. Nein, es and unsere Astronautenfiguren.
„Jeongin! Ich möchte, dass du auf unsere Spielzeuge aufpasst, solange ich weg bin. Bei dir sind sie besser als bei mir aufgehobene. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dich um sie kümmern wirst. Du sollst wissen, dass sie mir wirklich sehr viel bedeuten, weil sie unsere gemeinsame Erinnerungen an unsere unvergessliche Kindheit sind. Ihren darf niemals etwas passieren. Auch in 50 Jahren will ich dasselbe erleben: Wir finden die Spielzeuge irgendwo und denken erneut an die wunderschöne Zeit miteinander. Ich habe dich ganz doll lieb Jeongin und dies wird sich niemals ändern."
Hat er das wirklich gesagt? Will er mir wirklich unsere Spielsachen anvertrauen. Streng genommen haben seine Eltern für ihn die Sachen gekauft, allerdings hat Jisung diese immer als unsere bezeichnet. Er hat es geliebt, mir die alles zu teilen und dies ist wirklich eine Eigenschaft, die ich an Jisung noch bis heute schätze.
„Ob ich sie annehme? Das mache ich gerne!" rufe ich ziemlich erneut, während ich die Astronautenfiguren in seinen Rucksack verstaue, welchen ich mitbekommen habe. Ein Glück, dass ich in dieses Mal ebenso mitbekommen habe, weil ich fast die Idee gehabt habe, diesen einfach zu Hause zu lassen, da ich Jisung eh nur zum Flughafen Begleiter habe. Schlussendlich bin ich darüber froh, dass mir Jisung seine Spie- sorry.. unsere Spielzeuge anvertraut hat.
„Ich verspreche dir, auf diese gut aufzupassen und jetzt beeile dich, weil du sonst deinen Flug verpasst!" Befehle ich ihm, ehe ich meinem großen Bruder einen sanften Kuss auf die Lippen drücke, damit er sieht, dass ich ihn ganz doll lieb habe.
„Bis später." gibt Jisung grinsend von sich, ehe er sich mit seinem Koffer zu seinem Fluglandeplatz beeilt. Ich verlasse zügig den Bahnhof, da mir inzwischen ein wenig kalt geworden ist. So fühlt es sich nun eben an, wenn Jisung nich mehr bei mir ist. Jisung mit mir und Jisung ohne mich sind eben zwei komplett verschiedene Kontraste gewesen. Wie auch immer, ich hoffe, dass Jisung sicher ankommen wird.
Auch wenn er nicht durch das Weltraum reisen wird, er wird abgehen und gleiten wie ein Astronaut.
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