ғɪʟʟ ᴛʜᴇ ᴅᴀʀᴋɴᴇss
PoV. Changbin
„Ah da bist du wieder Changbin... ich dachte schon du bist tot." sagt er in einem aggressiven Ton und wird dabei wieder handgreiflich, indem er nach meinem Oberteil greift und mich zu sich hochzieht.
Ja ich lebe noch.. leider. Glaub mir Wonho! Ich hätte auch so gerne gewollt, dass mein Selbstmordversuch funktioniert hätte.
„So wie deine Arme aussehen, hätte ich gedacht, dass du Klingen dabei hättest, um dir dein Sinnloses Leben zu nehmen." ruft er total enttäuscht und grinst dabei etwas böse. Ich trage nur ein T-Shirt, da es heute wirklich ein warmer Sommertag ist und es unmöglich ist, einen Pulli anzuziehen. Jeder kann sehen, was ich mir jede Nacht angetan habe. Und schäme ich auch noch dafür? Nein. Sollen doch alle sehen, wie sehr ich an diesem elendigen Leben leide.
„Lass mich los!" versuche ich zumindest kurz. Mehr kann ich auch nicht tun, weil ich gegenüber ihm nur ein kleines Ferkel bin, welches keine Chance gegen diesen Stier hat, welches das kleine Ferkel festhält.
„Hmm.. wieso soll ich dich auch loslassen? Was habe ich davon. Du könntest mir abhauen und dann habe ich keine Chance mehr, um dein Gesicht ein wenig zu verunstalten." meint Wonho und krallt sich nur noch mehr an meinem Oberteil. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich gleich ein kaputtes Oberteil habe.
Wonho wird mich nicht in Ruhe lassen. Dafür kenne ich ihn leider viel zu gut. Von daher gebe ich nach und lasse mich weiter von diesem Fiesling unterkriegen. Er hat mir gezeigt, dass Schwuchteln wie ich es nicht verdienen, ein tolles Leben zu haben. Genau deswegen will ich lieber mein Leben beenden als ein schlechtes Leben zu führen. Diese Vorstellung, von der Erdoberfläche zu verschwinden, ist wunderschön.
Nur dazu bin ich nicht fähig. Ich kann mich nicht einmal selbst umbringen. Ich kann ungelogen nix!
„Wieso so still, Changbin? Ich habe dir gar nicht mal gesagt, dass du deine Klappe halten sollst!" wundert sich Wonho, welcher mich plötzlich loslässt, wobei ich auf den harten und dreckigen Boden falle. Ich gebe mir nicht mehr die Mühe, um aufzustehen. Wieso denn auch, wenn mir dazu die Kraft fehlt. Ich habe ernsthaft gedacht, dass dies mein Tag werden könnte. Ich könnte meine Familie mit einer guten Note nur für ganz kurz stolz machen und sie dementsprechend nur ganz kurz vergessen lassen, dass ich auf Jungs stehe.
Doch meine Laune ist jetzt wieder hin. Ich bin wirklich nichts mehr zu gebrauchen. Meine Familie hasst mich. Meine Schule hasst mich. Mein ganzes Leben hasst mich. Ich warte einfach nur auf den Tag, bis mich einer der Fieslinge, die jedes Mal auf mich draufschlagen, krankenhausreif prügelt und ich im Krankenhaus nicht mehr aufwache. Welcher Mensch würde sich bitte um mich kümmern wollen?
Es kann doch keinen Menschen geben, der mich aus meiner finsteren Dunkelheit herausholen kann. Dieser würde sich in dieser Finsternis ebenso verlaufen, wie ich es tue. Wir würden den Weg zum richtigen Leben nicht mehr finden.
Zumindest habe ich immer gedacht, dass es keinen einzigen Menschen gäbe, der sich für meine Gefühle und Bedürfnisse interessiert. Es gibt wirklich diesen einen Menschen und ich hätte niemals gedacht, dass es diesen Menschen gibt.
Vor allem hätte ich niemals gedacht, dass dieser Mensch auf meiner Schule ist. Sein Name lautet Hwang Hyunjin.
Bevor Wonho fast angehangen hätte, in mir reinzutreten, ist jemand zu uns angestapft gekommen, der plötzlich Wonho von mir weggezerrt hat. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nicht gewusst, wer mein Retter gewesen ist, aber ich habe einen Retter. Allein, dass man den Mobber von mich weggezerrt hat, zeigt, dass er ein anderer Mensch ist, als ein anderer. Er ist ein verdammt guter Mensch.
„Alter Hyunjin.. was willst du von mir?" fragt Wonho jammernd, der zum selben Zeitpunkt von meinem Retter gegen die Mauer gedrückt worden ist. Da habe ich einen Namen zum ersten Mal in meinem ganzen Leben gehört... Hyunjin. Wobei ich schon den Namen sehr oft in den Fluren gehört habe. Über ihn wird sehr oft geredet, weil er ziemlich beliebt ist. Daher habe ich immer gedacht, dass der Hwang Hyunjin, über den die meisten geredet haben, ein arrogantes Arschloch ist. Ich hätte ihm sogar zugetraut, dass er mich eines Tages mal mobben würde. Tatsächlich ist er das komplette Gegenteil.
„Was willst du von ihm? Du hast echt nichts besseres zu tun, als anderen Menschen auf die Nerven zu gehen oder?" brüllt Hyunjin und drückt ihn immer mehr an die Mauer. Hyunjin habe ich noch nicht so gut gekannt, aber es scheint so, als müsste man bei ihm aufpassen, was man macht. Er ist sehr durchsetzungsfähig.
„Noch einmal sehe ich dich in seiner Nähe und du hast es mit meiner Faust zu tun... HAST DU MICH VERSTANDEN???" droht Hyunjin, wovon Wonho anfängt zu lachen.
„Mit diesen Zahnstocherarmen kriegst du mich n—" von Wonho kichernd, bis Hyunjin mithilfe seiner Faust seine Fresse poliert. Durch den Druck, den Hyunjin auslöst, stolpert Wonho über seine eigenen Beine, wodurch sein Hintern schlussendlich Kontakt mit den Boden macht. Dies ist mehr als unerwartet gekommen.
Ich hätte niemals gedacht, dass in Hyunjin so viel Kraft steckt. Vor allem, weil Wonho der stärkste und muskulöseste Fiesling auf meiner Schule ist. Unfassbar, was ich da grade erlebe.
„Hoffentlich weißt du jetzt, dass mit mir nicht zu spaßen ist, Wonho.. UND JETZT VERZIEH DICH!" droht Hyunjin erneut, ehe Wonho zügig aufsteht und mich währenddessen mit einem Teufelsblick anstarrt. Ohne etwas von sich zu geben, haut er zügig von uns ab und dies kann ich als Gelegenheit nutzen, um wieder den Wasserhahn in mir aufzudrehen. Ich kann meine Tränen nicht länger halten.
Weinen ist schon fast wie ein Hobby für mich, mit dem Selbstverletzen, da ich dies oft tue. Mein Hände verdecken mein Gesicht, damit sich Hyunjin meine verheulte Fassade nicht antuen muss. Ich hoffe eigentlich grade, dass er verschwindet, damit ich in Ruhe weinen kann. Ich danke ihm vom ganzen Herzen, dass er Wonho vertrieben hat, da er mir sonst schlimmere Sachen angetan hätte.
Allerdings denke ich, dass es alles ist, was er für mich tun kann. Er wird gehen, wie es alle anderen getan haben. Sie haben in mir eine Person gesehen, die ihnen nichts weiter taugt. Ich bin nichts weiter als ein hoffnungsloser Fall. Ich hätte wirklich gedacht, dass Hyunjin geht, da er nicht weiß, wie er mir helfen kann, doch plötzlich ist etwas passiert, womit ich niemals gerechnet hätte:
Hyunjin ist bei mir geblieben.
Da ich durch meine zugekniffenen Augen und den Händen vor meinem Gesicht mein Umfeld nicht sehen kann, nehme ich dieses akustisch wahr. Dabei stelle ich lautere Schritte fest, die auf mich zugehen. Jemand anders als Hyunjin kann es nicht sein, da er der einzige Mensch im Sichtfeld gewesen ist.
Plötzlich hat er sich zu mir gesellt und einer seiner Arme um mich gelegt. Da er sich links von mir hingesetzt hat, muss dies logischerweise sein rechter Arm sein, mit welchem er mich langsam an ihn drückt.
„Bitte.. bitte weine nicht..." fleht mich Hyunjin an, der ein wenig überfordert mit der Lage ist. Ja, da bin ich mir ziemlich sicher, dass er mir nicht helfen kann. Noch nie hat mir jemand aus der Dunkelheit geholfen. Die anderen treten in meine Finsternis ein und haben absolut keine Ahnung, was sie machen müssen, um die nahezu unendliche Finsternis in mir zu vertreiben. Er kennt mich auch gar nicht, also kann er das erst echt nicht wissen.
Er gibt allerdings nicht so schnell auf. Er versucht weiterhin sein Bestes.
Nun legt er seinen zweiten Arm um mich und drückt mich immer weiter an ihn, sodass sich mein Kopf am Ende auf seiner Brust befindet. Meine Hände nehme ich von meinem Gesicht weg, sodass er dieses verheulte Gesicht sehen kann. Jetzt ist es sowieso egal, wenn ich heute Abend endgültig umbringe. Nicht einmal er kann noch mein Leben retten.
Nichts desto trotz bin ich ihm dankbar, dass er Wonho verscheucht hat. Ich bin ihm wirklich etwas schuldig. Solange ich ihm einen bestimmten Wunsch noch heute erfüllen kann, also bevor ich sterbe, dann will ich diese Gelegenheit nutzen.
Da ich zu sehr an Hyunjin denken muss, denke ich nicht mehr daran, mich weiter auszuheulen. Während Hyunjin mich an sich gedrückt hat, habe ich mich in der Zeit immer weiter beruhigt, ohne es gemerkt zu haben. Noch nie in meinem Leben habe ich so kurz geweint, wie ich es jetzt getan habe.
Wie hat dieser Junge es geschafft, mich so dermaßen schnell zu beruhigen, ohne dass ich dabei merke, dass ich mich beruhige? Ist er ein Magier oder so etwas?
Langsam neige ich meinen Kopf zu ihm, sodass wir uns in die Augen schauen. Erst dann realisiere ich wirklich, dass jemand bei mir geblieben ist, um mich aufzumuntern. Noch nie in meinem ganzen Leben ist das passiert, dass es jemand versucht hat, mich zu beruhigen oder aufzumuntern.
Ich kann nicht anders als mich noch mehr an ihm zu kuscheln, ehe ich meine Augen einfach schließe, um diese angenehme Nähe zu genießen. Ich hasse Menschen und das wird sich niemals ändern. Hyunjin kann einfach kein Mensch sein. Er ist viel zu gut, um ein Mensch zu sein.
Er ist wirklich ein Engel. Ob er mein Schutzengel ist?
„Geht es dir besser?" fragt der große, schwarzhaarige Junge plötzlich, der für mich ziemlich fürsorglich wirkt. Hoffentlich ist das nicht irgendeine Fassade, die sich später rausstellst, wie es bei allen anderen Menschen gewesen ist. Ich gebe einfach ein leichtes Nicken von mir, damit er mich nicht weiter ausfragt. Mir wird es niemals besser gehen. Da ich heute Abend eh sterben werde, können sich meine Gefühle auch nicht allzu groß ändern.
Langsam öffne ich meinen Mund, um ihm mitzuteilen, auch wenn ich weiterhin leise am schluchzen bin: „Ja.. danke.. Hyunjin. Wenn ich etwas.. für dich tun kann.. dann lass es mich wissen."
„Oh Kleiner-" ruft Hyunjin und fährt vorsichtig über meine dunkelblauen Haare. Er setzt fort: „Du musst nichts für mich tun... obwohl ich schon einen Wunsch hätte.. oder zwei."
„Spuck's aus!" von mir, eher nuschelnd. Mir fehlt die Kraft, um laut zu reden. Ja, ich habe meine ganze Kraft an Weinen und Atmen verbraucht.
Ich drehe mich mit dem Kopf erneut zu Hyunjin und warte auf seine Antwort. Der Schwarzhaarigen öffnet seinen Mund und äußert schnell seinen Wunsch: „Ich würde gerne nach der Schule mit dir Eis essen gehen und den zweiten Wunsch äußere ich später."
Eine kurze Verschnaufpause von Hyunjin, ehe er mich was komplett anderes fragt: „Und.. würdest du mir deinen Namen verraten?"
„Changbin." sage ich ganz kurz und knapp.
„Changbin also.. du hast einen sehr schönen Namen." meint Hyunjin und schaut mich mit einem sanften Lächeln an. Ich kann ihm nicht wirklich zustimmen, aber wenn es so ist?
So hat auch alles angefangen. Die Story von mir und meinem Retter. Ich habe zugesagt und gemeinsam sind wir nach der Schule Eis essen gegangen. Erstmals ist die Stimmung zwischen uns ziemlich komisch gewesen, da wir uns nicht wirklich gekannt haben, allerdings haben wir uns schlussendlich ziemlich gut verstanden. Wie kann es sein, dass ein beliebter Junge auf meiner Schule einen so verdammt tollen Charakter hat? Es wäre immerhin sehr traurig, wenn er die einzige Ausnahme wäre. Ist er wahrscheinlich auch.
Bei diesem Treffen hat er auch direkt seinen nächsten Wunsch geäußert: Er wäre gerne ein Freund von mir. Er hat das so gesagt, als hätte ich eine große Menge an Freunden. Wenn ich meine Freunde zählen müsste, dann wäre er der erste Freund, den ich jemals in meinem ganzen Leben gehabt habe. Erstmal bin ich etwas dagegen gewesen, doch schlussendlich sind wir beide einfach Freunde geworden. Unsere jetzige Freundschaft mich von etwas ganz bestimmten Sache abgebracht:
Mich selbst umzubringen.
Ja ich lebe noch und das noch für sehr lange, gehe ich davon aus. Ich habe immerhin einen Freund fürs Leben gewonnen.
Und wir sind noch sehr lange Freunde geblieben. Wir haben so gut wie jede Pause miteinander verbracht. Auch wenn sich Hyunjin dadurch unbeliebter gemacht hat, hat er mir jedes Mal eingeredet, dass er lieber die Zeit mit mir verbringt als mit seinen falschen Freunden, die sich nur für den sozialen Status interessieren. Hyunjin kommt sogar aus einer sehr wohlhabenden Familie, allerdings interessiert es weder mich noch ihm selbst.
Es ist wirklich viel in den letzen Monaten passiert. Noch nie habe ich einen Menschen so stark vertraut, wie ich Hyunjin vertraut habe. Wenn er mir in den letzten fünf Monaten oft genug bewiesen hat, dass ich ihn als Vertrauensperson sehen, dann ist er schlussendlich die Person geworden, der ich wirklich alles erzählen kann, ohne dass es gegen mich verwendet wird.
Mir geht es immer noch scheisse und ich muss ehrlich sein.. ich wünsche mir immer noch oft, zu sterben, aber jetzt habe ich immerhin einen Menschen, zu dem ich gehen kann, wenn ich wieder daran denke.
Nachdem ich mir eine Menge an neuen Schnitten an meinen Armen verpasst habe, bin ich von zu Hause abgehauen. Das Mobbing in der Schule wird immer schlimmer und langsam halte ich es nicht mehr aus. Ich will so gerne sterben. Ich muss Hyunjin sagen, dass ich es nicht mehr auf dieser Welt aushalte.
Ich bin sehr oft zu Hyunjin nach Hause gegangen, wenn es mir nicht gut geht. Wie jedes Mal stehe ich verheult und laut schluchzend vor seiner Tür. Ich hoffe jedes Mal darauf, dass Hyunjin zu Hause ist und tatsächlich ist er es diesmal auch gewesen.
Er hat mich nur paar Sekunden angeschaut und sofort hat er gewusst, was zu tun ist. Nachdem er die Tür für mich geschlossen hat, hat er mich in seine Arme genommen. Seinen Duft inhaliere ich schon fast, weil dieser mir das Gefühl von Sicherheit vermittelt. Ich drücke mich weiter an seine Brust und nutze sein Oberteil als Taschentuch. Er ist es schon gewohnt und nach jedem Mal hat er kurz erwähnt, dass ich mich bei ihm ausheulen soll, wenn ich es brauche.
Ich wüsste wirklich nicht, was ich ohne Hyunjin machen würde.
Langsam löst sich Hyunjin von mir und greift nach meiner Hand. Mit der anderen Hand hebt er meinen Kinn an, wodurch wir uns in die Augen schauen können. Während er mein verheultes Gesicht mustert, stelle ich fest, dass er selbst glasige Augen hat. Nein.. er soll doch nicht meinetwegen weinen. So gerne will ihm darauf hinweisen, doch verliere ich ein weiteres Wort darüber, fange ich stärker an zu weinen. Das kann ich Hyunjin nicht antuen.
„Komm.. ich bringe dich zu mir aufs Zimmer und ich mache uns beiden heiße Schokolade, ja?" kündigt der Große an und tatsächlich zieht er mich in Richtung seines Zimmers. Ich begleite ihn leise schluchzend weiter und denke mir sonst nichts weiter dabei.
In seinem Zimmer angekommen befiehlt er mir fast, mich auf seinem Bett zu setzen und dort auf ihn warten. Wie sonst immer. Ich höre natürlich darauf und mache es mir auf seinem Bett gemütlich. Immerhin will ich Hyunjin einen Gefallen tun. Er will versuchen, mir zu helfen und aus diesem Grund biete ich ihm diese Möglichkeit auch an, auch wenn ich weiterhin glaube, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin.
Als er für uns beide die Tassen heiße Schokolade zubereitet, sehe ich mich ein wenig in seinem großen, wundervollen Zimmer um. In letzter Zeit bin ich ziemlich oft hier, um einfach bei jemandem zu sein, der mir wichtig geworden ist.
Dementsprechend habe ich sein Zimmer unter die Lupe genommen, da ich es sehr schön finde. Ein sehr großes Zimmer. An sich ist das Haus groß, obwohl der Haushalt nur auch Mutter, Vater, einziger Sohn und einem Hund besteht. Die Eltern verdienen viel und das sieht man an Hyunjins Einrichtung. Alles so modern, luxuriös und vor allem schlicht und sauber. Wie viel Geld er wohl für seine Lieblingsgruppe GOT7 investiert hat? Immerhin hat er einen großen Schrein für sie errichtet, den ich jedes Mal zu Gesicht bekomme, wenn ich auf seinem großen, mit Kissen befühltes Bett sitze.
Er kann sich wirklich viel leisten und nichts desto trotz hat er einen Charakter, im Gegensatz zu anderen reichen Kindern auf meiner Schule. Hyunjin ist Gut in Person.
Da bin ich wirklich froh, dass das Reichtum ihm nicht geschadet hat. Den gesunden Menschenverstand hat er behalten.
Nun betritt der große schwarzhaarige Junge sein eigenes Zimmer und kommt mir mit den beiden Tassen immer näher. Bevor er sich zu mir gesellt, überreicht er mir die heisse Tasse Schokolade, von der ich vorsichtig paar Schlücke zu mir nehme.
„Danke Jinnie..." nuschele ich, ehe ich mich mit dem Kopf etwas ihm lehne. Ich schließe sanft meine Augen und kann dadurch nicht sehen, was Hyunjin gemacht hat.
In den ersten Sekunden habe ich gedacht, ich bilde es mir nur ein, dass Hyunjin einer meiner Ärmel hochkrempelt, doch dann hat er folgende Worte ausgesprochen: „Du hast es schon wieder getan.."
Vorsichtig öffne ich meine Augen und krempele meinen Ärmel wieder zurück. Ich habe immerhin nicht ohne Grund nach einem Oberteil mit Ärmeln gegriffen. Eigentlich wollte ich nicht, dass Hyunjin meine Arme sieht, doch jetzt ist es zu spät.
„Hyung ich.. es tut mir Leid.. ich konnte nicht anders..." stottere ich leise und werde aufgrund dessen immer ängstlicher. Ich bekomme schlechtes Gewissen, weil ich Hyunjin sehr oft versprochen habe, mich nicht mehr zu verletzen. Nichts desto trotz habe ich es immer wieder gemacht. Ich bin ein wirklich schlechter Freund.
Plötzlich äußert Hyunjin: „Schon okay, Binnie.. ich habe das schon irgendwie geahnt. Wie auch immer.. ich habe wirklich lange über das ganze nachgedacht und ich selbst halte es nicht mehr aus, dass du so fertig gemacht wirst. Mir selbst fehlt auch schon langsam die Kraft, dich zur verteidigen, obwohl ich es gerne tue. Meine ganzen Schulfreunde sind genauso falsch wie Oli Londons Gesicht. Ich will weg von dieser scheiß Schule. Deswegen frage ich dich Changbin-"
Während ich ihm weiter in die Augen schaue, fragt er mich schlussendlich: „-Willst du mit mir die Schule wechseln? Ich wüsste schon, in welche wir wechseln können."
Diese Frage ist jetzt ziemlich unerwartet gekommen und im ehrlich zu sein, habe ich ein wenig Angst von dieser Vorstellung. Dementsprechend hinterfrage ich: „Aber was.. wenn auch dort die Schüler anfangen sollten zu mobben?"
„Das werden sie nicht, Binnie. Wir beide können einen Neustart auf der neuen Schule machen und wir können unsere Sexualitäten ausleben!" teilt mir Hyunjin mit und plötzlich weiten sich meine Augen stark. Er hat eine Information von sich gegeben, die er noch nie preisgegeben hat. „Sexualitäten ausleben? Hast du mir etwas damit zu sagen, Hyunjin?" frage ich einfach, um sicherzugehen. Es kann auch sein, dass ich jetzt blöd dastehe, da ich mich verhört habe. Dementsprechend hoffe ich auf eine ziemlich ehrlich Antwort von Hyunjin.
„Ich oh ehm.. es tut mir Leid, dass ich es nicht davor gesagt habe, nur ich wusste eben nicht, wann das perfekte Timing dazu wäre? Naja.. ich will dir damit sagen, dass ich ebenso auf Jungs stehe und dass ich dies auf meiner neuen Schule ausleben möchte. Auf dieser konnte ich es nicht, da die Schüler dort eben richtig schlimm sind. Deswegen will ich liebend gerne mit dir die Schule wechseln." beichtet mir Hyunjin und ich habe um ehrlich zu sein mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass sich Hyunjin vor mir outet.
Er ist also schwul?
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass Hyunjins Worte und Outing mein Leben nicht verändert hätten. Ja, natürlich hat sich mein Leben dadurch geändert.
Sogar sehr stark ins positive.
Irgendwann habe ich es mit Hyunjin geschafft, die Schule zu wechseln und wir sind sogar in dieselbe Klasse gekommen. Seitdem ich auf der neuen Schule bin, habe ich mit meinen altern Mobbern nicht mehr zu tun. Die Menschen auf meiner neuen Schule sind ziemlich nett. In unserer Klasse habe ich sogar einige neue Freunde dazu gewonnen, dessen Namen Chan, Minho, Jisung, Felix, Seungmin und Jeongin sind. Auch in der Parallelklasse gibt es zwei Jungs namens Wooyoung und Yeonjun, mit denen ich mich hervorragend verstehe.
Die beiden sind in den zwei Jahren meine Vertrauenspersonen geworden, wenn es um meine persönlichen Problemen oder Hyunjin geht. Seit zwei Jahren reden sie mir ein, dass ich Hyunjin endlich meine Liebe gestehen soll, doch ich glaube nicht, dass er mich so lieben würde, wie ich es tue.
Ja, in den Jahren habe ich mich Hyunjin verliebt und das sogar richtig heftig. Seine Nähe ist inzwischen alles, was ich brauche. Seinetwegen denke ich nicht mehr daran, sterben zu wollen. Ich bin sogar seit einem Jahr schon clean, was ein großer Fortschritt für mich ist. So heißt es laut Hyunjin.
Heute bin ich mit Hyunjin verabredet. Ich soll um etwa 18 Uhr zu ihm kommen, weil er etwas von mir will. Was er genau will, hat er mir nicht gesagt. Nun ist bald 18 Uhr und ich habe mich schon bereits auf dem Weg gemacht.
Schon seit drei Jahren kenne ich diesen Jungen. Seit drei Jahren sind wir Freunde und ich bin wirklich sehr froh darüber, dass er ein Teil meines Lebens geworden ist. Er ist vor allem ein wichtiger Teil in meinem Leben. Vielleicht sogar der Wichtigste. Ihn kann man mit meinen lebensnotwendigen Organen vergleichen.
Nun klingele ich bei Hyunjin und ich fühle mich ziemlich gut dabei. Ich freue mich wirklich, ihn wieder zu Gesicht zu bekommen, weil ich ihn um ehrlich zu sein ein wenig vermisst habe. Auch wenn es nur vier Stunden gewesen sind, in denen wir uns nicht gesehen haben.
Ich muss nicht lange warten, bis sich die Tür öffnet und der große blondhaarige vor mir steht. Letztens hat er sich die Haare blond gefärbt und er lässt sie dabei schon eine ganze Weile wachsen. Er wollte das schon immer ausprobieren, aber auf der alten Schule hat er sich das nicht getraut, weil er Angst auf blöde Sprüche der anderen gehabt hat. Er sieht so schön darin aus. Mit seinen Haaren sieht er wirklich aus wie ein Prinz.
„Hey Hyunnie!" rufe ich und gehe auf ihn zu, um ihn zu umarmen, doch bevor ich dies getan hätte, stelle ich den wunderschönen Rosenstrauß fest, den Hyunjin mit seinen beiden Händen festhält. Dunkelhot. So mag ich die Rosen am liebsten. Ist das der Grund, wieso er mich letztens gefragt hat, welche Rosen ich am liebsten mag?
„Hey Binnie.. hoffentlich geht es dir gut." meint Hyunjin und überreicht mir schlussendlich den wunderschönen Blumenstrauß.
„Mir geht es mehr als gut!" von mir. Vor drei Jahren wäre ich niemals auf die Idee gekommen, diese Worte auszusprechen, doch ich habe es getan.
„Wofür die Blumen?" frage ich aus Neugier, während Hyunjin die Tür hinter mir schließt. Nun stellt sich der große Blondhaarige vor mich und schlingt schlussendlich seine Arme um mich. Ich mustere das Gesicht dieses Jungen und ich kriege jedes Mal das Gefühl, mich aufs neue in diesen wundervollen Jungen zu verlieben. Er ist einfach eine liebevolle Person, die ich nie wieder in meinem ganzen Leben loslassen will.
Plötzlich kündigt Hyunjin an: „Eigentlich wollte ich dir einen bunten Rosenstrauß holen, um damit zu Symbolisten, dir Farben ins Leben zu bringen, allerdings hat der Blumenladen von neben an nur noch diese gehabt und da du sowieso dunkelrote Rosen am meisten magst, habe ich sie dir geholt. Hoffentlich bist du damit zufrieden."
Er wollte mir mit den Rosen Farben ins Leben bringen? Als hätte er sich meine ganzen Worte gemerkt, die ich in den letzten Jahren ausgesprochen habe.
Ich habe ihm ziemlich viel über die Finsternis erzählt, in der ich lebe.
„Danke Hyunnie.. das ist extremst süß von dir!" schwärme ich vor mich hin und nehme den sanften Duft der Rosen mit meiner Nase wahr. „Nur wieso machst du dir die Mühe. Womit habe ich das verdient?" frage ich einfach, während sich mein Blick zu Hyunjin wendet. Zu dem tollsten Jungen, den es gibt.
Bevor er meine Frage beantwortet, nähert er sich meinem Gesicht extremst, wodurch sich unsere Nasenspitzen berühren. Auch unsere Lippen sind nur noch paar Zentimeter voneinander entfernt. Wenn er nur wüsste, wie nervös mich seine Nähe grade macht. Plötzlich haucht er gegen meine Lippen: „Hmm.. Binnie, du verdienst die ganze Welt, doch die Welt verdient dich nicht. Ich will das Licht sein, welches die Finsternis in dir vertreibt-"
„-Ich liebe dich, Changbin."
Dies sind seine Worte gewesen, bevor er seine Lippen auf meine Lippen gelegt hat. Ich schließe schnell meine Augen, da ich mir sicher bin, dass ich wieder in die Realität komme, wenn ich meine Augen erneut öffne. Ich öffne sie und ich realisiere, dass Hyunjin mich wirklich küsst. Es kann also kein Traum sein.
Hyunjin hat mir einfach seine Liebe gestanden. Ich weiß nicht was ich machen soll? Soll ich vor Freude weinen? Soll ich vor lauter Aufregung anfangen zu schreien, nachdem sich Hyunjin von mir löst? Oder soll ich einfach erwidern? Ich habe mich ganz klar fürs Erwidern entschieden. Wieso?
Weil ihn verdammt nochmal liebe! Ich will meine zu ihm liebend gerne erwidern.
Hyunjin drückt mich mehr an sich selbst und unser Kuss wird wirklich immer intensiver. Auch wenn der Kuss nicht sonderlich lange gewesen ist, steckt in diesem Kuss ganz viel Leidenschaft und Gefühl. Hyunjin löst sich langsam von diesem Kuss und lehnt schlussendlich seine Stirn an meine. So gerne will ich ihm zeigen, dass er mir ebenso sehr wichtig ist. So äußere ich schmunzelnd:
„Ich liebe dich auch, Hyunjin."
„Du bist so wundervoll Binnie.. wenn du nur wüsstest, seit wie langem du mir schon so verdammt wichtig bist.. also wichtig bist du schon immer gewesen, aber jetzt geht geht es mehr in Richtung Liebe und... ich will dir zeigen, wie sehr ich dich liebe Binnie." setzt Hyunjin fort und blickt mir breit grinsend in die Augen. Ich muss darüber nachdenken, was Hyunjin mir alles gesagt hat. Ich kann es gar nicht glauben, dass er ein so liebevoller Mensch ist, was man auch an seiner Wortwahl sieht. Auch wenn ich ihn als den wundervollsten und fürsorglichsten Engel sehe, übertrifft er sich sehr oft. Ich liebe diesen Jungen wirklich sehr.
„Du bist auch ein toller Mensch... du bist immerhin der Grund, wieso ich in der Finsternis immer mehr zurechtkomme. Du bist das Licht in meiner finsteren Welt, so wie du es gesagt hast und-"
„-und ich weiß, dass du immer noch in der Finsternis umgeben bist. Ich als einzige Lichtquelle schaffe es nicht, dein Umfeld sicherer zu machen. Auch du selbst kannst zu einer Lichtquelle werden, um deine Ängste und Sorgen zu besiegen. Ich glaube ganz fest daran, dass wir gemeinsam die Dunkelheit in dir besiegen können. Du musst nur daran glauben Binnie."
„Ich glaube daran!" gebe ich zu und noch nie in meinem ganzen Leben habe ich mich so erleichtert gefühlt wie jetzt. Immerhin habe ich ein Wort verwendet, welches ich lange nicht mehr benutzt habe: ,glauben'. Ich bin fest der Überzeugung gewesen, dass ich ein hoffnungsloser Fall sei, doch durch Hyunjin habe ich gelernt, wie wichtig es ist, niemals aufzugeben. Wäre es nicht er, hätte ich es niemals eingesehen.
Ich bin wirklich froh darüber, dass ich noch lebe und diesen wundervollen Menschen namens Hwang Hyunjin nicht verpasse.
„Das ist ein sehr großer Schritt, den du da machst. Den nächsten Schritt können wir gemeinsam machen. Deswegen frage ich dich-"
„-Willst du mein Freund sein?" fragt Hyunjin schlussendlich und auf diese Frage kann es nur eine einzige klare Antwort geben: „Ja, ich will dein Freund sein! Nichts will ich lieber als das!"
„Gut, dann bist du mein Freund! Du gehörst nur mir!" will er anmerken, ehe er seine Lippen erneut auf meine presst. Ich kann es gar nicht wahr haben, was im Moment passiert. Hyunjin und ich sind endlich zusammen.
Dieser große Schritt hat einen komplett großen Unterschied gemacht. Jetzt habe ich das Gefühl, dass Hyunjin und ich kurz davor sind, die dunkle, finstere Waldlichtung zu verlassen, in der wir uns noch befinden. Ich fühle das Licht, welches schon auf uns strahlt. Es weist uns den Weg. Davor habe ich dieses Licht nicht gesehen. Es fühlt sich so an, als müsste ich erstmal den richtigen an meiner Seite haben, damit ich den Weg zum richtigen Leben finden kann.
Nun ist es passiert. Ich habe Hyunjin und nichts und niemand kann unsere Liebe stoppen. Ich bin froh, dass Hyunjin mich an dem einen Tag vor Wonho gerettet hat. Dieser Tag hat mein Leben ins positive verändert. Ich wäre tot gewesen, doch ich lebe noch! Ich lebe, weil ich Hyunjin habe.
Das ist unsere Geschichte. Ich bin mir zu 100% sicher, dass ich Hyunjin niemals mehr loslassen möchte. Ich liebe diesen Jungen wirklich sehr.
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