. ⋅ ˚̣- : ✧ : - ⭒Kapitel 41 ⭒ - : ✧ : -˚̣⋅ .

◇ ─ ◇ ── ◇ ── 41 ── ◇ ── ◇ ─ ◇

  
  

   

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Der Schmerz in seiner Brust wurde von einem Gefühl der Leere abgelöst. 

Seit über einem Monat ist Yoongi jetzt schon in Therapie. Letztendlich hat er dem nur zugestimmt, weil ihm eh alles egal ist. Hoseok kümmert sich immer noch um ihn, allerdings kommt er nicht mehr täglich vorbei. 

Gestern hat er sich das erste Mal seit Jimins Tod wieder ins Badezimmer getraut, nachdem die vorherigen unzähligen Versuche gescheitert sind. Das hat er nur Dr. Lee zu verdanken. Sie kümmert sich wirklich gut um ihn. Mittlerweile schafft er es sogar ganz alleine wieder, sich Essen zu machen und Einkaufen zu erledigen. 

Arbeiten kann er immer noch nicht, aber nachdem sein Chef alles erfahren hat, war er so kulant und hat ihm angeboten, ihn weiter zu bezahlen, bis er wieder fit ist. Yoongi weiß, dass er das Hoseok zu verdanken hat, auch wenn dieser das niemals auch mit nur einer Silbe erwähnt hat. 

Wie immer sitzt er auf der Couch im Wohnzimmer und starrt in die Leere. Kein Tag vergeht, an dem er Jimin nicht vermisst. Aber er ist nicht mehr alleine damit. Mochi geht zwar immer noch jeden Tag in Jimins Zimmer, als würde sie sicher gehen wollen, dass er nicht doch wieder auftaucht, aber sie kommt mittlerweile immer schneller wieder zurück zu Yoongi. Sie kuschelt sich an ihn, jedes Mal, wenn sein Herz zu schwer wird, und irgendwie schaffen sie es, sich gegenseitig Kraft zu geben.  

Auch jetzt liegt sie wieder auf seinem Schoß, während sein Blick durchs Fenster nach draußen gleitet. Die kalte Jahreszeit hat begonnen. Bald ist es ein Jahr her, dass er Jimin das erste Mal begegnet ist. Ihnen war nicht viel Zeit vergönnt und doch fühlt es sich für Yoongi so an, als hätten sie ein ganzes Leben miteinander verbracht. 

Ein Klingeln durchbricht die eingekehrte Stille und schreckt beide gleichermaßen auf.  

Seufzend erhebt er sich, nachdem er Mochi sanft von seinem Schoß geschubst hat. Er lässt sich Zeit, zur Tür zu gehen, weil er vermutet, dass es wieder Hoseok sein wird. Die Hoffnung, dass Jimin davor steht, hat er bereits aufgegeben.

"Hey", sagt er monoton, als er die Tür öffnet. Dann stockt sein Atem. Vor ihm steht weder Hoseok, noch seine Nachbarin. 

"Entschuldige, wenn ich so unangekündigt einfach vorbei komme. Es ist nur… ich wollte dir etwas geben. Jimin… er hätte gewollt, dass du ihn kriegst."

Die Worte verschwimmen in seinem Kopf und er braucht lange, um zu kapieren, wer da vor ihm steht. Als er den älteren Mann endlich einsortieren kann, findet er die Ähnlichkeit verblüffend. Die vollen Lippen. Die Augen, in denen sich Wellen voller Emotionen spiegeln. Sogar die Körperhaltung ist der von Jimins ähnlich. 

"Darf ich… reinkommen? Ich würde mich… ganz gerne mit dir unterhalten."

Yoongi nickt paralysiert. Vor ihm steht wirklich Jimins Vater. Aber warum? 

Sein Blick fällt auf den Briefumschlag, den der Vater ihm hinhält. Sofort setzt sein Herz für einige Schläge lang aus. Ist er das? Der Brief, den Jimin vor seinem Tod geschrieben hat? 

Seine Kehle fühlt sich plötzlich ganz trocken an und er schluckt mehrere Male, bis er zur Seite geht und den Vater mit einer einladenden Handbewegung reinbittet.

Jimins Vater bleibt einen Moment im Flur stehen und schaut sich still musternd um. Yoongi weiß nicht genau, was es ist, das sich in seinen Augen widerspiegelt, aber es macht ihn traurig. 

"Hier… hat er also gewohnt?", fragt der Vater schließlich. Erleichtert stellt Yoongi fest, dass er genauso wackelig klingt, wie er es von seiner Stimme auch vermutet.
"Ja." 

Ein Nicken, dann folgt der Vater ihm ins Wohnzimmer. Zusammen setzen sie sich auf die Couch. Schweigen. Yoongi fällt ein, dass er ihm vielleicht etwas zu Trinken anbieten sollte und fragt ihn mit unsicherer Stimme, ob er einen Kaffee oder Wasser möchte. Der  Vater nimmt dankend ein Wasser an. 

Danach vergehen weitere Minuten, in denen sie schweigend nebeneinander sitzen, bis der unerwartete Gast schwer seufzt und seine Stimme an Yoongi richtet.

"Ich… ähm… du wunderst dich vielleicht, warum ich hier auftauche."

"Ja. Schon." 

"Weißt du… das… das ist nicht so einfach. Es sind jetzt ein paar Wochen vergangen. Ich wollte schon viel früher kommen, aber… naja… es tut immer noch weh, über Jimin zu reden."

Das vergeht Yoongi sehr gut. Er hat seine große Liebe verloren, aber der Mann neben ihn seinen einzigen Sohn. 

"Es ist nur… Die letzten Male, als er bei uns war, hat er nur von dir geredet. Aber er sah unglaublich traurig aus. Ich wusste schon länger, dass es ihm nicht gut geht und hab auch versucht, ihn darauf anzusprechen. Aber er hat es immer abgeblockt. Meine Frau… Jimins Mama ist davon überzeugt, dass es an dir liegt… lag. Dass du ihm nicht gut getan hast und der deswegen so traurig war. Das glaubt sie immer noch."

Yoongi traut sich nicht, Jimins Vater anzusehen. Er weiß, wie sie zueinander gestanden haben. Er weiß auch, dass Jimin mit seinem Vater immer besser besser klar gekommen ist, als mit seiner Mutter. Im Endeffekt wundert es ihn nicht, dass er derjenige ist, der zu ihm gekommen ist. Zumindest wenn man außen verlässt, dass er eh niemals mit Besuch von einem der beiden gerechnet hätte.

"Ich weiß, dass Ihr mir die Schuld an seinem Tod gebt", würgt Yoongi hervor. Die Worte fühlen sich an wie Rasierklingen auf seiner Zunge. 

"Meine Frau vielleicht, aber ich nicht. Nicht mehr zumindest."

Höchst irritiert hebt Yoongi den Kopf an und starrt den Vater perplex dreinschauend an. Dieser lächelt traurig. Ein Lächeln, das Jimin anscheinend von ihm geerbt hatte. Es gleich Jimins so sehr, dass Yoongi kurzzeitig glaubt, Jimin neben sich sitzen zu haben.

"Wie gesagt, ich wusste schon länger, dass es ihm nicht gut ging. Ich habe ihm nie wirklich helfen können. Als er das erste Mal zu uns kam und von dir erzählt hat, ist meine Frau ausgeflippt. Jimin hat sich daneben benommen, ganz klar. Aber ich habe trotzdem in seinen Augen etwas erkannt, dass ich viele Jahre nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Ich weiß auch gar nicht, wie ich es beschreiben soll. Das war etwas, was nur Jimins Augen konnten." 

Yoongi weiß sofort, wovon er spricht. "Diamantenfunkeln", sagt er leise und nun ist er es, der einen irritierten Blick erntet. Also setzt er an, seinen Einwurf genauer zu erklären. "So habe ich es immer genannt. Wenn Jimin sich gefreut hat, sah es aus, als würden die schönsten Diamanten der Welt anfangen zu funkeln… das… konnten nur seine Augen. Es ist mir beim ersten Treffen sofort aufgefallen. In ihnen… habe ich das erste Mal bewusst so starke Emotionen erkennen können. Seine Augen waren wie der Ozean. Groß, tief und unendlich rein." Er verstummt. Schämt sich dafür, dass er es wagt, vor Jimins Vater solche Dinge zu sagen, wo er doch der Grund für ihren Streit war. "Entschuldigung. Das klingt wahrscheinlich ziemlich… kitschig und…"

"Nein, es passt", unterbricht ihn der Vater und lächelt Yoongi traurig an. "Es tut mir so Leid… dass euch so wenig Zeit vergönnt war. Du… du hast ihn wirklich geliebt, oder?" 

"Mehr als alles andere auf der Welt", schafft er zu sagen, obwohl er das Gefühl hat, an den Worten zu ersticken. Bevor er weiterreden kann, brechen die Tränen aus ihm heraus wie aus einem zerbrochenen Damm. Auch der Damm des Vaters bricht im selben Moment. Drei Sekunden später ist der Raum erfüllt von der Trauer zweier Männer, die sich zwar zuvor niemals gesehen haben, aber dennoch heulend in den Armen liegen.  

"Ich vermisse ihn", schluchzt Yoongi, während sein Herz ein weiteres Mal an seiner Trauer ertrinkt. 

"Ich auch, Yoongi, ich auch."

  
 

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Jimins Vater ist einige Stunden bei ihm geblieben. Sie haben zusammen getrauert, haben zusammen geweint und sich gegenseitig ihre schönsten Erinnerungen mit Jimin erzählt. 

Erst viel später, kurz bevor Jimins Vater sich verabschiedet hat, hat er ihm noch etwas erzählt. Den Brief, den er Yoongi anfangs gegeben hat, haben sie zugeschickt bekommen, weil die Ermittlungen abgeschlossen sind. Sie haben in Jimins Blut Rückstände von Medikamenten und Alkohol gefunden und sind zunächst von Selbstmord ausgegangen. Nur wegen dem Brief haben sie sich letztendlich umentschieden und Jimins Tod als Unfall bezeichnet. 

Derweil sitzt Yoongi wieder auf der Couch und hält seit einer geschlagenen Stunde mit zitternden Händen den ungeöffneten Brief in der Hand. Die ganze Zeit hat er gehofft, dass er ihn irgendwann zu Gesicht bekommt, aber jetzt schafft er es nicht, ihn zu lesen. 

Er hat Angst. Wovor kann er nicht genau sagen. Es ist eher eine diffuse Angst, weil er nicht einschätzen kann, was ihn erwartet. 

Ganze drei weitere Tage vergehen, bevor er es endlich schafft, ihn zu öffnen.

  
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Hallo Yoongi,

Ich weiß nicht, ob ich dir den Brief jemals geben werde. Vielleicht schreibe ich das auch nur für mich? Bis jetzt haben die Briefe mir nicht wirklich geholfen, deswegen schreibe ich ihn diesmal direkt an dich. Keine Ahnung, vielleicht brauche ich es einfach, um ein paar Sachen klar zu kriegen.

Die letzten Wochen waren wirklich anstrengend. Nicht wegen dir, sondern wegen mir. Ich hab versucht, es dir zu erklären. Aber wie soll ich dir das richtig erklären, wenn ich es selbst nicht verstehe? Die Therapeutin sagt, dass es Depressionen sind. Und dass man sie in den Griff bekommen kann. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das schaffe.

Ich hab einfach keine Kraft mehr dagegen anzukämpfen. Ich will nicht mehr so sein. Und diese Albträume will ich auch nicht mehr. Aber am schlimmsten finde ich, dass du es jedes Mal abbekommst. Ich weiß selber nicht, warum. Ich will Ich will dir nicht dauernd Vorwürfe machen oder dich anschreien. Du hast das nicht verdient.

Jedes Mal, wenn ich wieder unfair zu dir war, hasse ich mich mehr
wie kannst du es nur immer noch mit mir aushalten?

Warum helfen die Tabletten von der Therapeutin nicht? Warum? Warum kann ich nicht endlich aufhören zu heulen!? Ich halt es nicht mehr aus!!!! 

Hilf mir, Yoongi

Warum tut es so weh? 

Ständig heule ich los, auch jetzt wieder. Ich heule wie ein Baby, obwohl ich nicht das Recht dazu habe. 
Du bist derjenige, der alles abbekommt 
Aber du machst mir nie einen Vorwurf deswegen 
  

Warum? 
  
  
Es tut mir Leid. Ich wollte dir schreiben. Du hast gesagt, dass ich mich melden soll. Aber ich hab es nicht geschafft. Ich ertrag es nicht, dir schon wieder Sorgen zu machen. Es tut mir so Leid. Ich hab es dir versprochen. Bitte sei mir nicht böse. Ich konnte nicht anders. Die anderen Tabletten helfen einfach nicht. Es tut mir so Leid, aber ich habe doch wieder die anderen genommen. Verzeih mir 

Du hast mich ja mal gefragt, warum ich sie genommen habe. Ich sage dir warum. 

Der Schmerz in mir ist zu groß. Es klingt total verrückt, aber es tut wirklich weh. Es sind reale Schmerzen, so wie wenn man sich ein Bein bricht. Ich hab es nur gemacht, damit dieser Schmerz aufhört. Nur deswegen. 

Jetzt heule ich schon wieder. Aber langsam wird alles taub. Endlich.

 
Weißt du. Es tut gut wenn alles langsam taub wird 
  
Der Kopf wird lehrer 

  
  
Erinnerst du dich noch an unser Gespräch?

  
Du hast gefragt, was nach dem Tod passiert, als deine Mama von uns gegangen ist. und ich habe dir gesagt, dass jeder etwas zurücklässt. Jetzt frage ich mich, was ich zurücklassen würde. Wären es schöne Erinnerungen? Oder vielleicht sogar Erleichterung, weil du dich nicht mehr jeden Tag um mich kümmern musst? 

  
Falls ich es schaffe, dass du den Brief irgendwann zu lesen bekommst, beantwortest du mir dann eine Frage? 

Was bleibt von mir zurück, wenn ich sterbe?

  
Weißt du eine Antwort darauf?

Wenn ja, würde ich sie gerne hören. Weil 
I̶c̶h̶ ̶d̶e̶n̶k̶e̶ ̶s̶o̶ ̶o̶f̶t̶ ̶ 
̶m̶a̶n̶c̶h̶m̶a̶l̶ ̶d̶e̶n̶k̶ ̶i̶c̶h̶
Ich hab mich das schon oft gefragt, weil es manchmal so sehr weh tut, weiter zu leben

   
Es kostet so viel Kraft zu L̶e̶b̶e̶n̶ ̶a̶t̶m̶e̶n̶ L̶e̶b̶e̶n̶ leben

  
Am liebsten würde ich wieder zurück an den Strand. 

   
Weißt du noch? 

 
 
Wir haben uns durchs Wasser gejagt. Du       
  
          hast mir am Strand das allererste

     Mal gesagt, dass du mich liebst. Du    
    glaubst nicht,        

    was ich alles tun würde, um wieder      
        dahin zurück zu kehren.

 Das   Wasser   auf meiner Haut tat so gut 

Du hast so gut ausgesehen in den 
                                Badeshorts

       O h    g  o tt 

Es    wird    allestaub
 
   Ic h spür nicht s mer  

 Wa sse r 

     So sch ö n 

   L assu ns zu rü ck a ns M eer 

   Y   oongi 

Ic h   w i l l  sch w imm en 

   S ag m ir  noc ma  zum er sten 

 ma  das  du         mi ch

  li  ebst 

   
     
  ┕━━━━ ⭒⋅– ⋆⋅✰⋅⋆ –⋅⭒ ━━━━┙
 
  
Der Brief endet an dieser Stelle. Yoongi kann auf dem Papier ganz deutlich die kleinen, kreisförmigen Unebenheiten erkennen. Es braucht nicht viel Vorstellungskraft, um sie als getrocknete Tränen zu identifizieren. 

Lange starrt er den Brief in seinen Händen an und weiß nicht, was er denken soll. Nur eine Frage schreit lauter als jemals zuvor.
  

Hätte er es verhindern können?

   

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