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Yoongis Herzschlag setzt erneut aus. Er muss ihn was fragen? Hat es etwas mit den unausgesprochenen Dingen zwischen ihnen zu tun? Oder mit seinem Nervenzusammenbruch? Oder lässt dich das vielleicht gar nicht voneinander trennen? "Ähm, ja. Klar", stammelt Yoongi überfordert, dabei ist er mental noch gar nicht bereit, jetzt mit Jimin zu reden. Yoongi hat Angst vor der bevorstehenden Frage und traut sich nicht, Jimin anzusehen. Er ist ein Feigling, aber was soll er machen? Sein Herz zieht sich so stark zusammen, dass es schmerzt. Sein Kopf überschlägt sich vor den Horrorszenarien, die er sich ausmalt.
Dass Jimin nochmal tief durchatmet, weiß er nur, weil dieser das nicht gerade leise tut. Es muss ihm verdammt schwer fallen. Kein gutes Zeichen. Seine Gedanken überschlagen sich und veranstalten einen heiden Lärm. Er kann seinen eigenen Puls hören. Sein Körper ist in Alarmbereitschaft. Als Jimins Stimme schließlich erklingt, wird es still in seinem Kopf. "Du würdest mich niemals ausnutzen, oder?"
Jimins Stimme ist so leise und zittrig, dass er die Frage fast nicht hört. Aber er hat sie gehört. Von allen Fragen, die er hätte stellen können, ist das mit Abstand die schlimmste. Sie fühlt sich an wie ein Messerstich direkt in Yoongis Herz. Augenblicklich verkrampft sich alles in ihm. Die Horrorszenarien in seinem Kopf werden ausgefeilter. Dieses Gespräch kann nicht gut ausgehen. Ruckartig setzt Yoongi sich auf und versucht in der Dunkelheit Jimins Blick zu finden. Er weiß, dass er antworten muss. Ein Zögern bietet höchstens einen kleinen Aufschub, aber keinesfalls eine Lösung.
"Niemals, Jiminie", antwortet er daher mit wackeliger Stimme und überlegt angestrengt, wie er seine Aussage erklären soll. Es soll für Jimin nicht rüberkommen wie eine Floskel oder eine Ausrede. Er meint es genauso wie er es sagt, aber wie macht er ihm das klar? Diese Scheiß Angst in seinen Adern lässt ihn kaum die passenden Worte finden. Versuchen sollte er es trotzdem, darum spricht er weiter. "Ich... hatte niemals vor, dich auszunutzen oder zu verletzen. Und... ich meine das ernst, was ich sage. Bitte glaub mir, Jimin. Das, was Samstag passiert ist... tut mir Leid. Es war ein Fehler. Ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte, aber... wenn ich könnte, dann würde ich es sofort rückgängig machen."
Stille kehrt zwischen den beiden ein. Wieder kein gutes Zeichen, oder? Aber was soll Yoongi noch sagen? Dass er sich jeden Tag Vorwürfe macht? Dass er sich selbst dafür bei jeder erdenklichen Möglichkeit selbst dafür verurteilt? Dass diese Ungewissheit ihn auffrisst, weil er nicht weiß, ob er Jimin damit jetzt noch mehr zerstört hat? Macht es überhaupt einen Unterschied, wenn er das sagen würde? Im Endeffekt würde selbst das wahrscheinlich nichts mehr retten können. Yoongi bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis Jimin sein vernichtendes Urteil fällt.
Zu seinem Erstaunen schmiegt der andere sich jedoch wieder an ihn. Sanft drückt er ihn dabei etwas nach hinten, bis Yoongis Widerstand in sich zusammenfällt und er sich wieder hinlegt. Jimin nutzt es, um seinen Kopf auf seiner Brust zu betten. Seine schmalen Finger kreisen dabei gedankenverloren über Yoongis Oberarm. Wäre diese Situation nicht die reinste Tortur für ihn, könnte er diese Art von Zuneigung vielleicht sogar gutheißen.
'Bitte sag endlich was', will Yoongi am liebsten rausschreien, aber er schweigt und wartet. Und wartet. Er merkt erst, wie die Angst langsam wieder aus seinem Körper weicht, als Jimins Stimme erneut erklingt. Endlich.
"Ich nicht", ist alles, was zunächst von dem jüngeren kommt. Fuck. Was hat Yoongi nochmal gesagt? Worauf bezieht sich das? Scheiße, was meint er damit nur?
"Ich... versteh nicht ganz. Was meinst du damit, Jimin?"
"Ich würde es nicht rückgängig machen, selbst wenn ich könnte. Ich... fands schön, Yoongi. Ich hab dir gesagt, dass ich es nicht bereue." Das wars. Mehr sagt er nicht. Es macht ihn wahnsinnig, dass die unausgesprochenen Dinge immer noch zwischen ihnen stehen. Jetzt ist er genauso schlau wie vorher. Warum fragt Jimin ihn, ob er ihn ausnutzen würde, wenn er selbst es nicht bereut? Das macht alles keinen Sinn, zumindest noch nicht. Zu gerne würde Yoongi nachfragen, ihn zur Rede stellen, bis er es endlich kapiert hat. Aber Fakt ist, es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sowas zu besprechen. Das Thema ist zu ernst, um es jetzt im Halbschlaf und völlig fertig von dem anstrengenden Tag zu besprechen. Außerdem braucht Jimin den Schlaf, damit er sich schnell erholen, und wieder gesund werden kann.
"Jiminie... lass uns morgen reden, okay? Du solltest lieber schlafen", sagt Yoongi daher vorsichtig. Vielleicht hat Yoongi auch einfach zu große Angst vor der Wahrheit. Was auch immer dahinter steckt, dass es die richtige Entscheidung war, wird klar, als Jimin kurz darauf wieder einnickt.
"Schlaf gut, Yoongi", murmelt Jimin leise und mit von Müdigkeit belegter Stimme. Ein Gähnen folgt. Yoongi antwortet nicht, krault dem anderen jedoch durch das noch feuchte Haar. Diese Nähe macht ihn wahnsinnig. Sein Herz fängt schon wieder an, Saltos zu schlagen. Sein Verstand verurteilt ihn dafür, dass er es genießt, den Jüngeren im Arm zu halten. Unter anderen Umständen könnte er sich sogar eingestehen, dass es okay ist. Dass er Jimin mit seinem Verhalten nicht noch mehr verletzt. Aber die Umstände sind leider nicht optimal. Es bleibt nur zu hoffen, dass sie morgen ein vernünftiges Gespräch zustande bekommen.
Yoongis Augen fallen immer wieder zu, während er sich gedanklich auf das Gespräch vorbereitet. Er merkt gar nicht, wie er langsam in die Traumwelt abdriftet und einschläft.
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Als Yoongi morgens aufwacht, fühlt er sich wie von einem tonnenschweren LKW überfahren. Seine Knochen schmerzen bei jeder Bewegung, sein Kopf pocht unangenehm und in seinem inneren breitet sich das beklemmende Gefühl aus wie eine unheilbare Infektion.
"Guten Morgen", hört er Jimins weiche Stimme neben sich. Langsam dreht er sich zu dem anderen und sieht, dass Jimin ihn liebevoll anlächelt. Sein Herz fängt an zu klopfen. Es ist... erstaunlich beruhigend, neben Jimin aufzuwachen. Es ist bei Weitem nicht das erste Mal, dass er es bemerkt, aber nach dem Schock gestern nochmal auf einem ganz anderen Level.
"Wie gehts dir?", fragt er, als er sich daran erinnert, wie furchtbar schlecht es Jimin gestern ging.
"Schon viel besser", antwortet Jimin leise. Er lächelt, und trotzdem erkennt Yoongi kein diamantenartiges Funkeln, wie es sonst der Fall ist. "Das ist gelogen", sagt er daher und sieht, wie Jimin ertappt zusammenschreckt. Er setzt zur Erklärung an, doch so weit kommt es nicht. Aus dem Raum nebenan ertönt ein lautes Scheppern. Yoongi weiß, dass es nur von seiner Mutter kommen kann und steht grummelnd auf. "Ich geh eben nachsehen", verkündet er seinem Gast, auch wenn es ihm so gar nicht passt. Er hatte sich erhofft, dass er Zeit hat, um mit Jimin zu reden und zu erfahren, was gestern der Auslöser für seinen Zusammenbruch war. Es ist so klar, dass jetzt irgendwas dazwischen kommen muss.
"Was machst du denn da?", kommt es entsetzt von Yoongi, als er das Schlafzimmer seiner Mutter betritt. Sie hat ein Wasserglas runtergeworfen. Der Boden ist nass. Überall liegen die kleinen Scherben verteilt. Seine Mutter kniet auf dem Boden und spielt mit dem Wasser. Sie bemerkt gar nicht, dass einige Scherben ihre Hände aufgerissen haben und ihr Blut sich unter die kleine Pfütze mischt. Besorgt lässt er sich neben sie auf den Boden nieder und versucht sie davon abzuhalten, sich weiter zu verletzen.
"Verdammt, hör doch auf mit dem Scheiß!", knurrt Yoongi, als sie nicht auf ihn reagiert. Sie zuckt erschrocken zusammen und fängt aus heiterem Himmel an zu weinen. Seine Worte waren zu harsch, dabei sorgt er sich nur um sie. Warum ist er nur so schlecht im zwischenmenschlichen Bereich?
"Yoongi?"
Der Angesproche schreckt kurz hoch, entspannt sich aber sogleich wieder. Es ist Jimin, kein Zweifel. Keine andere Stimme auf diesem Planeten klingt wie fließende Seide.
"Du... wirkst gereizt. Lass mich das machen."
Erst will Yoongi protestieren, doch im nächsten Moment hält er inne. Er spürt eine Hand auf seiner Schulter liegen. Eine angenehme Wärme geht von ihr aus. Genau wie von seinen Worten. Sie klingen nicht vorwurfsvoll, sondern hilfsbereit. Jimin hat Recht. In seiner jetzigen Verfassung kann er seine Mutter nicht beruhigen. Wenn er Pech hat, lässt sie sich von ihm nicht mal die Hände verbinden. Dennoch ist es seine Mutter, er sollte sich darum kümmern, nicht sein Gast.
"Es ist okay, ich mach das gerne."
Yoongi sucht nach dem Blick des anderen. Die Wärme, die von den Augen ausgeht, besänftigt ihn und rufen ihn zur Vernunft. Yoongi kann das gerade nicht. Er würde seine Mutter nur noch mehr zum Heulen bringen. Er will es sich nicht eingestehen, aber Jimin hat Recht.
"Wir kommen schon klar, geh ruhig."
Yoongi nickt gedankenabwesend und steht wieder auf. Jimin kniet sich sofort neben seine Mutter, streichelt beruhigend über ihren Rücken und erklärt, dass sie jetzt aufräumen und ihre Hände verarzten müssen. Yoongi schafft es schließlich, seinen Blick von den beiden abzuwenden und verlässt das Schlafzimmer. Seine Beine tragen ihn ganz automatisch auf den Balkon, um seine blank liegenden Nerven mit seinem Lieblingsgift zu beruhigen. Und es wirkt. Wie immer. Natürlich ist ihm klar, wie ungesund sein Verhalten ist, aber anders weiß er sich nicht zu helfen.
Eine Zigarette später sind seine Nerven gelockert und sein Kopf nicht mehr so chaotisch. Trotzdem zögert er nicht, sich einen weiteren Glimmstängel anzuzünden. Sein Blick schweift durch die Gassen von Seochon, während er den bläulichen Rauch wieder ausstößt. Das Bild des Taxis flackert wieder vor seinem inneren Auge auf, ohne dass er es verhindern kann. Und mit ihm das Bild eines fiebrigen, unterkühlten Jimins. Er muss wissen, was gestern passiert ist und ob er an Jimins schlechten Zustand Schuld trägt.
"Sie schaut jetzt Fernsehen", reißt ihn Jimins Stimme aus den Tiefen seiner Gedanken. Er hat gar nicht mitbekommen, dass er ihm gefolgt ist. Er war viel zu sehr in seinem Kopf gefangen. Jetzt braucht er erstmal einen Moment, um wieder richtig im Hier und Jetzt anzukommen.
"Danke, dass du dich darum gekümmert hast, Jimin." Er möchte noch so viel mehr sagen, aber wieder findet er nicht die richtigen Worte. Aber es scheint zu reichen, denn im nächsten Augenblick reicht sein Gast ihm eine Kaffeetasse. Ungläubig starrt Yoongi sie einen Moment lang an, dann nimmt er sie mit einem dankbaren Nicken an. Das schlechte Gewissen breitet sich dadurch nur leider noch weiter in Yoongis Innerem aus. Er hat das nicht verdient. Jimin kümmert sich nicht nur um seine Mutter und macht ihm Kaffee, er sieht dabei auch noch aus, als würde er es wirklich gerne machen. Verdammt! Yoongi sollte sich schämen. Er ist der ältere. Er trägt die Verantwortung, nicht nur für seine Mutter, auch für Jimin. Er gehört eigentlich noch ins Bett, so schlecht, wie er gestern aussah. Was ist Yoongi nur für ein furchtbarer Mensch? Er sollte Jimin endlich davon überzeugen, dass er nicht immer so selbstlos ist.
"Das ist echt lieb, aber du solltest aufhören damit. Du gehörst eigentlich noch ins Bett, verdammt." Viel zu spät merkt er, wie gereizt er noch immer klingt. Kein Wunder. Seine Selbstvorwürfe fressen ihn gerade bei lebendigem Leib auf. Die ungeklärten Fragen rauben ihm den Verstand. Und Jimin? Der hat nichts besseres zu tun, als ihn auch noch besorgt anzusehen.
"Yoongi, was ist los? Warum bist du so gereizt?" Super. Jetzt klingt Jimin verunsichert, wenn nicht sogar eingeschüchtert. Toll gemacht, Yoongi. Meckerst den Menschen an, der es am allerwenigsten verdient hat.
In seiner Wut auf sich selbst drückt er die noch glimmende Zigarette aus und dreht sich zum anderen um. Was für eine Frage! Das ist doch offensichtlich. Yoongi ist sauer, weil er einfach total unfähig ist. Er konnte Jimin nicht beschützen, er kann keine Verantwortung übernehmen und jetzt blafft er ihn auch noch grundlos an. "Warum? Verdammt Jimin! Du bist da gestern fast auf offener Straße krepiert. Ich hatte eine Scheiß Angst um dich. Aber anstatt dich zu schonen, kümmerst du dich um meine Mutter. Du machst mir Kaffee und sorgst dich um mich, dabei solltest du dich erstmal um dich kümmern! Dir gehts immer noch nicht gut. Das sehe ich doch! Ich will nicht, dass dir was passiert. Aber anstatt auf dich aufzupassen, und mich um dich zu kümmern, schreie ich dich auch noch an, dabei mache ich mir eigentlich nur Scheiß große Sorgen um dich!"
Stille. Yoongi rauft sich die Haare. Versucht seine Atmung wieder in den Griff zu kriegen. Jimin kommt auf ihn zu, legt seine Arme von hinten um Yoongis Körper und lehnt seinen Kopf an dessen Rücken. "Mir gehts besser, wirklich. Ich... du musst dir keine Sorgen um mich machen."
Yoongi erstarrt. Selbst jetzt ist der andere noch selbstlos. Yoongi sollte sich schämen. Jimin versucht alles, um ihn zu beruhigen. Und es zeigt Wirkung. Seine Atmung wird kontrollierter, seine Wut flaut ab. Das einzige, was zurückbleibt, ist die Sorge um den jüngeren. "Lüg mich nicht an, Jimin", sagt er, nur diesmal klingt er nicht mehr so aufgebracht.
Erneut breitet sich Stille zwischen den beiden aus. Sie ist unangenehm und nährt Yoongis schlechtes Gewissen nur noch mehr. Warum kriegt er es auch nie hin, den wichtigen Menschen in seinem Leben zu zeigen, dass er sie nicht verlieren will?
Yoongi löst die Umarmung, atmet tief durch und greift im Anschluss nach Jimins Hand. Wieder treffen sich ihre Blicke und wieder verurteilt Yoongi sich dafür, dass er nichts kann, als anderen zu schaden. "Es tut mir Leid, Jiminie. Ich wollte dich nicht so anschnauzen. Ich hab einfach Angst um dich. Ich weiß nicht, was gestern passiert ist, und die Vorstellung, dass ich daran Schuld bin, macht mich wahnsinnig. Ich will doch nur, dass es dir gut geht." Einen Moment sehen die beiden sich tief in die Augen. Keine Diamanten. Dafür erkennnt Yoongi die unheilbringenden Schatten in den Augen des anderen. Er hasst es. Warum kann er nicht dafür sorgen, dass Jimin glücklich ist?
"Ich hab gelogen, Jiminie. Ich hab dir mal gesagt, dass ich nicht von dir verlange, dass du immer gut drauf bist. Ich hab gesagt, dass es mir nichts ausmacht, wenn du mal schlecht drauf bist. Aber das war gelogen. Ich hasse es, dich traurig zu sehen. Ich ertrage es nicht, wenn du kaputt gehst und ich nichts machen kann. Bitte, Jiminie. Sag mir, was da gestern los war. Und was ich machen kann, damit es dir besser geht."
Ein seichtes Lächeln schleicht sich zurück auf Jimins Lippen. Er setzt zum Reden an, bricht aber wieder ab. Das Lächeln verändert sich. Er sieht verlegen aus, nestelt am Stoff seines Schlafshirts rum und sieht immer nur ganz kurz zu Yoongi. Als er endlich etwas sagt, merkt sogar Yoongi an seinem Verhalten, dass es ihm verdammt wichtig ist. "Ich hab dich auch angelogen, Yoongi. Erinnerst du dich, als ich das erste Mal bei dir übernachtet habe und dann diesen Albtraum hatte? Ich... hatte gar keinen Albtraum." Jimins Blick schnellt zu Yoongi, dann wieder auf den Boden. Er sieht aufgeregt aus. Nervös. Yoongis Geduld wird auf die Probe gestellt, aber er lässt Jimin die Zeit, die er braucht, und wartet.
"Ich... hab... in dem Moment gemerkt, dass ich dich wirklich mag. So richtig. Als du dann gefragt hast, wo ich lieber schlafen möchte, da... wollte ich dir sagen, dass ich lieber bei dir schlafen würde. In einem Bett. Weil ich in deiner Nähe sein wollte. Es hat sich so falsch angefühlt, nicht neben dir zu liegen. Ich hab mich auf einmal total einsam gefühlt. Und weil du gar nicht in Betracht gezogen hast, dass wir zusammen bei dir schlafen könnten, dachte ich, dass du mich nicht leiden kannst. Ich weiß, das klingt total dumm irgendwie. Aber ich hab mir den ganzen Tag schon Hoffnungen gemacht, und als ich dann da alleine gelegen habe, wusste ich, dass ich keine Chance bei dir habe. Deswegen... hab ich geweint."
Jimins Worte sickern nur langsam im Yoongis Bewusstsein. Er hat sich verhört, oder? Bestimmt hat er das. Oder nicht? Im Grunde wusste er die ganze Zeit, dass es nicht normal zwischen ihnen ist. Aber dass Jimin schon so lange Gefühle für ihn hat, ist doch etwas heftig. Er hat wegen ihm geweint. Sie haben danach zusammen in seinem Bett gelegen. Jimin hat wieder geweint. Dann haben sie gekuschelt. Und das müsste auch der Zeitpunkt gewesen sein, wo Yoongi das erste Mal aufgefallen ist, wie nervös ihn der andere macht. Wie soll er darauf reagieren? Das ist alles etwas viel. Etwas zu plötzlich. Er hat sich nicht auf einen solchen Ausgang ihrer Konversation vorbereitet. Er dachte, dass Jimin ihn jetzt hasst. Dass er geht.
"Okay... das ähm... kommt unerwartet", stammelt Yoongi überfordert vor sich hin. Natürlich entgeht ihm nicht, wie hoffnungsvoll Jimin ihn ansieht. Und wie die Hoffnung immer mehr schwindet. Aber verdammt, was soll er denn auch sagen? Er kann so spontan nicht entscheiden, ob er den beiden eine Chance gibt. Klar, er hat eine Schwäche für den Jüngeren. Aber reicht das? Und warum dann die Frage gestern Abend? Wollte er dadurch erfahren, wie er fühlt? Gott, Yoongi ist verwirrt. "Du hast gefragt, ob ich dich ausnutzen würde. Warum?"
Enttäuschung macht sich auf dem Gesicht des anderen breit. Es ist bitter. Aber Yoongi quält die Frage und er hofft, dass Jimin sie ihm beantworten wird.
"Ja, wegen meinen Eltern. Sie... ich hab mich gestern mit ihnen gestritten. Ziemlich heftig sogar und... sie haben behauptet, dass du mich nur ausnutzen willst. Ich hab ihnen gesagt, dass sie dich ja gar nicht kennen, aber sie meinten, dass ich viel zu naiv bin. Dass ich deine wahren Absichten ja gar nicht kenne. Dann ist es eskaliert. Ich hab ihnen gesagt, dass sie es nicht verstehen könnten. Dass sie keine Ahnung von Liebe haben, weil sie nur zusammen sind, um den Schein zu wahren. War keine gute Idee. Mama ist daraufhin total ausgeflippt und hat gemeint, dass ich nie wiederkommen bräuchte, wenn ich jetzt gehe. Ich bin trotzdem gegangen. Jetzt kann ich nicht mehr zurück, und wenn ich ehrlich bin, will ich das gar nicht. Es ist jedes Mal, als würden zwei verschiedene Welten aufeinanderprallen. Sie verstehen mich einfach nicht. Sie wissen nicht, wie es ist, wenn man jemanden wirklich liebt."
'Sag was, Yoongi', ermahnt er sich selbst in Gedanken. Er muss was sagen, auch wenn er nicht weiß, ob er auf den Streit mit den Eltern eingehen soll, oder den Punkt einfach auslässt. Er entscheidet sich für letzteres, weil er glaubt, dass Jimin die andere Sache wichtiger ist. "Jimin, ich... weiß ehrlich gesagt nicht, was ich darauf jetzt sagen soll. Ich mag dich, wirklich. Aber... Aber eine Beziehung? Ich weiß nicht, ob ich das kann."
"Ist okay. Ich kann nicht von dir verlangen, dass du auch so fühlst und... ich komme schon damit klar. Ich wollte auch eigentlich nur, dass du es endlich weißt."
Jimin ist ein miserabler Lügner. Er zerbricht, Yoongi sieht es ganz deutlich. Er versucht zwar, sich nichts anmerken zu lassen, aber ein Blick in seine Augen genügt, um vom Gegenteil überzeugt zu werden. Jimin wird nicht damit klarkommen. Yoongi will nicht, dass er leidet. Er will ihn endlich wieder richtig unbeschwert und glücklich sehen. Nur leider ist das keine gesunde Basis für eine Beziehung. Es wäre Jimin gegenüber unfair, eine Beziehung auf dem Gefühl der Schuld aufzubauen.
"Jiminie, sieh mich bitte an", sagt Yoongi zaghaft und greift erneut nach dessen Hand. "Ich brauch nur Zeit zum Nachdenken, okay? Ich... kann dir dazu jetzt einfach noch nichts sagen. Es spricht einfach zu viel gegen eine Beziehung, aber... vielleicht... lass mir einen Tag Bedenkzeit, ja? Und morgen reden wir dann. Okay, Jiminie?"
"Okay. Aber... kannst du... mich bitte festhalten?"
"Natürlich." Es kostet Yoongi keinerlei Überwindung, Jimin in seine Arme zu ziehen. Leider spürt er dadurch wie der andere zittert, aber er hat es an der Stimme schon gehört. Er weint. Verdammt, wieso musste Jimin sich ausgerechnet den größten Tölpel überhaupt aussuchen? Er hätte sich in jemanden verlieben sollen, der so ist wie Hoseok. Jimin hat jemanden verdient, der besser ist als Yoongi. Er begreift nicht, warum er sich ausgerechnet in ihn verlieben musste und überlegt, wie er Jimin davon überzeugen kann, dass sie nicht zusammenpassen. Dass er sich jemanden suchen soll, der ihn glücklich macht.
Nur leider vergisst Yoongi dabei, dass sich niemand aussuchen kann, für wen sein Herz schlägt.
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