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Es ist bereits eine ganze Woche her, dass sie zusammen im Park waren, und doch hat sich an ihrer Situation nichts geändert. Diese kurzen Momente, in denen sie sich nah kommen, werden immer häufiger. Noch schafft Yoongi es, sich zusammenzureißen. Die Frage ist nur, wie lange er das noch durchhält. Es muss eine Möglichkeit geben, sein Herz zum Schweigen zu kriegen. Zu groß ist seine Angst, dass es schief geht. Dass er ihn verliert. Er hat sich in den paar Wochen schon so sehr daran gewöhnt, dass Jimin bei ihm ist, dass er sich ein Leben ohne nicht mehr vorstellen kann. Es ist so angenehm, wenn er da ist. Nicht nur, weil die Versorgung seiner Mutter dann um einiges einfacher ist. Es ist schön, abends nicht alleine auf der Couch zu sitzen und in seinen trüben Gedanken zu versinken. Es tut gut, in der Frühlingssonnenwärme zu baden, egal zu welcher Tageszeit.
Fast jeden Nachmittag ist Jimin bei ihm, hilft ihm bei seiner Mutter und im Gegenzug hilft er ihm beim Lernen. Zuerst hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er dadurch wertvolle Zeit verliert, aber er hat beteuert, dass er sich in seiner Gegenwart leichter konzentrieren kann und mit dem Lernen besser vorankommt. Yoongi versucht alles, um ihm irgendwie zu helfen, und bislang läuft es ganz gut. Wenn Jimin so weitermacht, dann hat er gute Chancen, eine erstklassige Prüfung hinzulegen. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als dass er seine Prüfung besteht.
Nur heute ist der Wurm drin. Yoongi hat es schon den ganzen Tag gemerkt. Selbst seine Mutter hat es mitbekommen. Sie war zwar immer noch ruhiger, aber eben nicht so entspannt wie sonst. Irgendwas liegt Jimin heute auf dem Herzen, nur was?
"Ich kapier's einfach nicht", schnauft Jimin frustriert. Er seufzt, schmeißt seinen Stift auf seine Unterlagen und schaut niedergeschlagen drein. Yoongi weiß nicht, was er jetzt sagen soll. Am liebsten würde er vorschlagen, dass er für heute einfach Schluss macht, aber das wird Jimin sich nicht eingestehen. "Zeig mal her", sagt er stattdessen und schaut sich an, an welchem Punkt es hakt. Er kennt sich mittlerweile ganz gut in Jimins Unterlagen aus und weiß, dass er ihm das vor ein paar Tagen bereits erklärt hat. Und eigentlich hatte er es auch verstanden. Es scheint heute wirklich keinen Sinn mehr zu machen, vielleicht ist auch einfach die Konzentration weg.
"Hör mal, Jimin", sagt Yoongi vorsichtig, "Vielleicht brauchst du einfach mal ‚ne Lernpause. Du hast jetzt jeden Tag was gemacht und viel gelernt. Und es ist Wochenende. Vielleicht packst du für heute einfach zusammen, hm? Wir können morgen weiter machen." Jimin sieht ihn hilflos an. Da sind keine Diamanten, da ist auch kein Ozean in seinen Augen. Das Einzige, was Yoongi ganz deutlich erkennt, sind die Schatten. Er hat seit ihrem Ausflug nicht mehr gesehen, aber er kann sich noch sehr gut an sie erinnern.
"Vielleicht hast du Recht. Ich... es bringt heute nichts mehr", stimmt Jimin ihm zu, aber glücklich sieht er damit nicht aus.
"Ich geh eben auf den Balkon, ja? Wenn du magst, kommt mit. Vielleicht tut dir ein bisschen Abendluft ganz gut, hm?" Jimin nickt, ohne etwas dazu zu sagen. Ein letztes Mal fällt sein Blick auf seine Lernmaterialien, ehe er seufzend aufsteht und Yoongi folgt.
Wie sonst auch lehnt Jimin sich an den Balkon an, legt seine Arme auf dem Geländer ab und schaut auf die Straßen Seochons. Yoongi macht sich eine Zigarette an, stellt sich direkt neben ihn und sieht ebenfalls runter. "Was ist los?", fragt er nach einiger Zeit leise in die kühle Abendluft, aber seine Frage bleibt lange unbeantwortet. Die Stimmung ist angespannt, auch wenn sie hier draußen noch besser ist, als im Wohnzimmer.
Jimin scheint lange nach einer passenden Erklärung zu suchen, und als er sie gefunden hat, klingt seine Stimme zerbrechlich. "Ich weiß es selbst nicht. Es ist so... keine Ahnung. An manchen Tagen gehts ganz gut, aber dann gibt es einfach so Tage wie heute. Da fällt mir alles verdammt schwer. Das sind dann so Tage, wo die Schatten dunkler und schwerer sind als sonst. Am schlimmsten ist es, wenn es mir davor sehr gut ging oder ich was Schönes erlebt habe. Warum weiß ich nicht... vielleicht ist... die Fallhöhe dann einfach größer." Seine Stimme wackelt bedrohlich. Yoongi hat es in letzter Zeit kaum noch miterleben müssen, trotzdem weiß er genau, was das bedeutet. Jimin weint, innerlich zumindest.
"Ich... tut mir Leid. Ich will dir nicht immer die Ohren volljammern. Wenn ich könnte, dann... würde ich es sofort abstellen. Ich will nicht so mies drauf sein."
Es ist so typisch für ihn, sich zu entschuldigen und sein Verhalten zu rechtfertigen. Dabei muss er vor ihm nicht stark sein, er darf traurig sein. Jeder ist das mal, es gibt niemanden, der immer gut drauf sein kann. Natürlich ist es bei Jimin nochmal anders, weil er innerlich mindestens genauso kaputt ist, wie Yoongi. Aber wie soll er ihm das sagen? Er möchte nicht, dass er sich entschuldigt. Es gibt dafür keinen Grund. "Ich habe nie gesagt, dass du nicht mal mies drauf sein darfst. Das hat jeder Mal, Jimin. Das ist doch normal", versucht er, seine Gedanken in Worte zu fassen. Nur leider kommen sie bei ihm nicht so an, wie sie sollten.
Jimin stößt sich ruckartig von dem Geländer ab. Seine Augen sind zu schmalen Schlitzen verengt, sein Gesicht angespannt. "Nein, eben nicht!" Vorwurf schwingt in seiner Stimme mit. "Du verstehst es nicht. Es... wie soll ich sagen? Wenn ich einen Grund hätte, warum ich so schlecht drauf bin, okay. Aber ich habe keinen Grund! Außer vielleicht meine Prüfung, aber das weiß ich auch nicht erst seit gestern. Es ist eher, als wäre da was in mir, wogegen ich ankämpfen muss. Es ist so verdammt scheiße, wenn man gut drauf sein will, aber es nicht kann."
"So meinte ich das nicht", versucht Yoongi, seine verpatzte Antwort zu retten. "Ich meinte nur, dass du dich nicht dafür entschuldigen musst. Ich... Jimin, ich mag dich. Nicht nur, wenn du gut drauf bist. Du bist auch nur ein Mensch und ich würde niemals von dir verlangen, dass du gut drauf sein musst. Natürlich ist es schwer, wenn du... dagegen ankämpfen musst. Aber..." Yoongi schluckt, weil ihm die nächsten Worte verdammt schwerfallen. "Du musst nicht alleine dagegen kämpfen. Ich bin da, okay? Ich helfe dir, du musst mir nur sagen, wie."
Jimins Gesichtszüge entspannen sich wieder. Die Schuldgefühle wiegen schwer auf seinen dünnen Schultern und ziehen sie nach unten. "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht so anfahren. Ich... meine Eltern meinen immer, dass ich mich nicht so anstellen soll. Sie sagen immer, dass ich doch keine ernsthaften Probleme habe und mich zusammenreißen soll, weil das noch viel schlimmer wird, wenn ich erstmal erwachsen bin."
"Deine Eltern sind bescheuert. Ja, es ist manchmal anstrengend. Die Sorgen sind andere. Aber erstens bist du kein Kind mehr, und zweitens ist der entscheidende Faktor ja immer noch, wie man es wahrnimmt. Lass dir von denen nicht so einen Blödsinn einreden und bitte glaub nicht, dass ich auch so denke."
Jimin beißt so feste auf seine Unterlippe, dass Yoongi sich fragt, ob er was Falsches gesagt hat. Aber diese Sorge bewahrheitet sich glücklicherweise nicht, denn im nächsten Moment dreht er sich zu ihm um und legt seine Arme um seinen Bauch. Yoongi spürt, wie sehr Jimin nach seiner Nähe sucht. Er klammert sich regelrecht an ihn. Wenn er nur wüsste, wie er ihm helfen soll. Er will ja, aber wie?
"Lass uns... wieder reingehen", nuschelt Yoongi, weil er bei den Temperaturen langsam zu frösteln beginnt. Und Jimin wird es sicherlich ähnlich gehen. "Ich mach uns einen Tee und dann reden wir in Ruhe, okay?" Zustimmend nickt Jimin und betritt die kleine Wohnung wieder.
Während Yoongi in der Küche den Tee zubereitet, setzt Jimin sich auf die Couch. Als er mit dem fertigen Tee wiederkommt und die Tassen auf dem Wohnzimmertisch abstellt, zieht sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Jimin weint. Bitterlich. Er hat die Beine nah an seinen Körper gezogen, seine Arme um sie geschlungen und vergräbt seinen Kopf darin. Von ihm selbst ist kaum etwas zu sehen, dafür aber zu hören. Das Schluchzen, schniefen und wimmern ist das Schlimmste, dass Yoongi jemals gehört hat. Es treibt ihm selbst Tränen in die Augen. Er fühlt sich so machtlos. In seiner Hilflosigkeit hockt er sich direkt vor Jimin vor die Couch und streichelt seine Beine entlang, weil es das Einzige ist, wo er gerade drankommt.
"Jiminie...", haucht er, doch auch seine Stimme versagt kläglich. Das Weinen hört nicht auf, Jimin kann nicht antworten und schüttelt daher nur den Kopf. Er kann nichts tun, um ihn zu beruhigen. Das Einzige, was er kann, ist da bleiben, bis Jimin sich wieder gefangen hat. Es ist für ihn selbstverständlich, dass er bleibt. Er hat es ihm versprochen und daran hält er sich.
Unter den sanften Berührungen werden Jimins Schluchzer immer leiser, die Pausen größer. Endlich traut sich Yoongi, den anderen aufzufordern, ihn anzusehen. Er nimmt seine Hände und Jimin löst sich tatsächlich aus seiner Schutzhaltung. Lange schauen die beiden sich einfach an. Schließlich ist Yoongi derjenige, der das Schweigen beendet. "Sag mir bitte, wenn ich irgendwas für dich tun kann, Jiminie."
Der Angesprochene wendet seinen Blick ab, kaut auf der Innenseite seiner Wange rum und seufzt gedehnt. Yoongi merkt, dass die Hände des anderen in seinen zu zittern beginnen und umschließt sie aus dem Grund fester. Er lässt ihn nicht eine Sekunde aus den Augen. "Sag ruhig, wenn es etwas gibt, was ich tun kann." Er erwidert den Blick nicht, traut sich aber endlich, seine Bitte auszusprechen. "Darf ich einfach hier bleiben, Yoongi? Ich will nicht nach Hause. Bitte."
"Du kannst gerne über Nacht bleiben. Es ist sowieso schon spät und..."
"Das meine ich nicht", unterbricht Jimin den anderen, "Ich meine nicht nur heute, sondern für immer. Ich... meine Eltern verstehen mich nicht. Sie machen mir Vorwürfe, wenn es mir schlecht geht. Früher hatte ich wenigstens noch meine Tante. Aber... wir haben schon seit Jahren keinen Kontakt mehr. Seitdem... bin ich allein. Niemand versteht mich. Alle machen mir immer nur Vorwurfe und sagen, dass ich mich nicht so anstellen soll." Jimin sucht nach seinem Blick, findet ihn und scheint darin Halt zu suchen. "Du bist der Einzige, der mich dafür nicht verurteilt."
Die Worte brauchen eine Weile, bis sie bei Yoongi ankommen und er versteht, was sie bedeuten. Aber er traut seinen Ohren nicht. Meint Jimin das ernst? Shit. Er kann doch nicht einfach hier einziehen. Nicht nur, weil seine Eltern Yoongi dann wahrscheinlich höchstpersönlich umbringen würden, sie kennen sich noch gar nicht lange genug. Wie stellt er sich das vor? Das geht nicht. Auch wenn es ihm das Herz zerbricht, wie verzweifelt er klingt. Es muss so grausam sein für ihn. Wie gerne würde er seiner Bitte nachkommen, aber er kann nicht einfach so zustimmen. "Jiminie... wie stellst du dir das vor? Das geht nicht einfach so. Ich... ich würde gerne Ja sagen, aber das geht nicht. Du darfst jederzeit herkommen, aber..."
"Schon gut", wimmelt Jimin Yoongis Erklärung ab und schaut auf ihre übereinanderliegenden Hände, "das war 'ne blöde Frage. Tut mir Leid. Ich... es..."
Jimins enttäuschten Blick zu sehen, ist furchtbar. Kaum aushaltbar. Yoongi diskutiert in Gedanken mich sich selbst und findet schließlich in den Weiten seiner Gehirnwindungen ein Versöhnungsangebot, auf dass er sich auch einlassen könnte. "Hör zu. Ich mache dir einen Vorschlag. Wenn du die Schule beendet hast, und das dann immer noch möchtest, dann können wir mal schauen, ob wir das hinkriegen, okay? Aber jetzt ist es viel zu früh. Wir kennen uns erst seit kurzem. Und hier ist zu wenig Platz für drei Personen. Ich müsste erstmal gucken, wie das alles umsetzbar wäre."
Jimin schaut ihm direkt in die Augen. Hinter den Schatten erkennt Yoongi ganz dezent ein leises Funkeln aus Dankbarkeit. Oder ist es Hoffnung?
"Okay, Jiminie?"
Endlich ziehen die Schatten sich wieder ein Stück zurück. "Okay", hört er den anderen sagen, ehe er Yoongi zu sich zieht, seine Arme um ihn schlingt und an sich presst. Er kann nicht anders, als die Augen zu schließen und die Umarmung zu erwidern. Sein Herz fängt sofort wieder an, Saltos zu schlagen. Sie sind sich schon wieder viel zu nah. Ob das gut geht? Ob Jimin das unangenehm ist? Yoongi fühlt sich so schlecht, dass er die Nähe des anderen so sehr genießt. Er muss das in den Griff kriegen.
"Jiminie", flüstert er und bringt ein bisschen mehr Distanz zwischen sie. Er will sich lösen, sagen, dass sie sich nicht so nah kommen sollten. Aber als der andere seinen Kopf hebt und sie sich in die Augen sehen, scheint die Zeit für einen Moment wieder stillzustehen. Die Schatten haben sich zurückgezogen und doch erkennt Yoongi nicht das vertraute Funkeln. Da ist noch etwas anderes in seinen Augen. Etwas, dass Yoongis Sinne vollständig vernebelt. Er schluckt, als er wieder mal feststellt, wie unglaublich gut der andere aussieht. Wie verwerflich ist das bitte? Er sollte es nicht auch noch schön finden, wie er gerade dreinschaut. Und doch ist da wieder diese magnetische Anziehungskraft, gegen die er sich kaum wehren kann. Er möchte nicht, dass es Jimin schlecht geht. Er möchte sein Lächeln sehen. Entspannt. Yoongi weiß nicht, warum er sich genau in diesem Moment an Hoseoks Worte zurückerinnert. Vielleicht sucht er nach einer Bestätigung, dass es nicht schlimm ist, wie er Jimin ansieht. Diese vollen, sündigen Lippen. Wieso kann er sich nicht dagegen wehren? Verdammt. Er kann nicht anders, er muss sie berühren.
Yoongis Finger wandern ohne sein bewusstes Zutun zu Jimins Kinn. Die Haut ist weich. Verlockend. Schleichend bahnen sich seine Finger ihren Weg zu Jimins Lippen. Sein Daumen streicht nur federleicht über die sündigen Lippen, aber er spürt sofort, wie zartsamtig sie sind. Scheiße... Wieso kann Jimin ihn nicht einfach wegdrücken? Wieso stoppt er ihn nicht? Er selbst schafft es nicht.
Yoongis Finger gleiten von Jimins Lippen aus zu dem hervorstehenden Schlüsselbein des anderen. Seine Haut ist verdammt geschmeidig, sowieso ist Jimin verboten hübsch. Vielleicht liegt es daran, dass er einfach nicht aufhören kann, ihn zu berühren. Es ist falsch, das weiß Yoongi.
Schnell sucht er daher nach dem Blick des anderen. Er muss wissen, wie es ihm damit geht, wenn er ihn so berührt, und ob Ablehnung in seinem Blick liegt. Was er in den Augen des anderen findet, ist jedoch das genaue Gegenteil von Ablehnung. Jimins Wangen sind zwar vom vielen Weinen noch gerötet, doch seine Gesichtszüge sehen jetzt wesentlich entspannter aus. Er versucht den Blickkontakt aufrecht zu erhalten, doch sein Blick gleitet immer wieder zu Yoongis Lippen. Als er es schafft, endlich wieder das Wort zu ergreifen, hat sich sein Mund zu einem zarten Lächeln geformt. "Küss mich."
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