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Die Montage hasst Yoongi besonders. Die meisten Kunden sind dann miserabel gelaunt und oft kriegt er dadurch ihren Frust noch stärker ab als sonst. Zum Glück arbeitet er heute mit Hoseok. Er übernimmt meistens die Beratung der Kunden, er hat sowieso ein viel besseres Händchen für sie. Seine anderen Kollegen sind da nicht so tolerant. Der einzige Nachteil an Hoseok ist seine übermenschliche Neugier. Er hat ihn so lange ausgequetscht, bis er schließlich klein beigegeben und berichtet hat, dass er sich vergangenes Wochenende mit Jimin getroffen hat. Darüber hinaus hat er erzählt, dass dieser ein Händchen für seine Mutter hat und die beiden sich anscheinend gut verstehen. Er hat auch zugegeben, dass er sich öfters mit ihm trifft und die Treffen immer eine gelungene Abwechslung vom Alltag für in sind. Yoongi findet, dass das mehr als genug Informationen sind, aber Hoseok reicht das natürlich nicht. Sobald im Shadow keine Kunden sind, kommt er zu ihm ins Lager gehüpft und bohrt weiter nach. So auch jetzt.
"Ich könnte schwören, dass du mir noch was verschweigst! Ich seh es dir doch an!"
Dieser Kerl ist Fluch und Segen zugleich. Er begreift, dass er keine Ruhe geben wird, bis Yoongi nicht auch das letzte kleine Detail verraten hat. Genervt seufzt er auf, stellt die neu eingetroffene Lieferung vor das Regal und fängt an, die Sachen einzusortieren. "Du gibst auch niemals Ruhe oder?"
"Nope. Und jetzt erzähl schon!" Dass Hoseok breit vor sich hin grinst, während er ihm ziemlich auf die Pelle rückt, beachtet Yoongi schon gar nicht mehr. Man kann sich eben doch an vieles gewöhnen. "Wir waren abends noch im Riesenrad", berichtet er trocken und muss sich verdammt nochmal zusammenreißen, nicht wie so ein gestörter Freak aus heiterem Himmel vor sich hin zu grinsen. Warum weiß er selber nicht so genau. Vielleicht liegt es daran, dass er immerzu diesen Moment vor Augen sieht, indem Jimin und er sich beinahe geküsst hätten. Dass das nicht richtig ist, weiß Yoongi selber. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass es ihn jedes Mal mit wohliger Wärme füllt, seinen Verstand kribbeln lässt und er sich dahin zurücksehnt.
"Uuuuuuund?", hakt Hoseok nach, wobei er das Wort unnatürlich in die Länge zieht. Er rückt ihm noch näher auf die Pelle und mustert ihn neugierig. "Nichts und. Es hat angehalten und dann sind wir ausgestiegen", antwortet Yoongi genervt und hofft, dass Hoseok ihn dadurch endlich in Ruhe lässt. Und tatsächlich, er bringt wieder mehr Abstand zwischen sie. Leider muss Yoongi feststellen, dass es aus einem anderen Grund ist, als er zunächst angenommen hat. Sein Kollege legt schockiert seine Hand auf den Mund, als hätte er grade DIE Neuigkeit schlechthin gehört. Bescheuert. Was ist denn bitte so spannend an der Tatsache, dass ein Riesenrad auch irgendwann wieder anhält. "Kannst du mir mal verraten, warum du guckst, als hättest du einen Geist gesehen?"
"Du hast Höhenangst!", ist das Erste, was Hoseok antwortet. Er klingt überzeugt, und als würde das ausreichen, um Yoongis Frage zu beantworten. "Ähhh, ja? Das ist jetzt keine neue Erkenntnis."
"Du hast mit keinem Wort erwähnt, dass du Angst hattest. UND du grinst. Nur ein bisschen, aber ich seh das! Ihr seid euch näher gekommen, richtig?" Allein die Art, wie Hoseok übertrieben mit den Augenbrauen wackelt, reicht aus, um Yoongi auf die Palme zu bringen. "Nein, verdammt. Und selbst wenn es so wäre, geht es dich einen Scheiß Dreck an."
Bevor er seinen Kollegen weiter amdchnauzen kann, erklingt das kleine Türglöckchen. Endlich ein Kunde. "Ich geh schon", sagt Yoongi und seufzt, bevor er sich in den Verkaufsraum flüchtet. Er spürt Hoseoks Blicke in seinem Nacken, aber die blendet er, so gut es geht, aus. Er konzentriert sich auf den Kunden vor sich, berät ihn ausführlicher, als er eigentlich müsste, und ist fast schon traurig, als er schnell fündig wird, bezahlt und den Laden wieder verlässt. Jetzt muss er sich mit seinem Kollegen erneut auseinandersetzen und darauf kann er gut verzichten.
"Ich fass es immer noch nicht, dass ihr ..."
"Hoseok, halt einfach die Klappe bitte!", unterbricht er ihn rechtzeitig, "Zwischen Jimin und mir läuft nichts und das wird sich auch nicht ändern. Ich meine, er ist elf Jahre jünger als ich. ELF, Hobi. Ist ja nicht schon schlimm genug, dass wir beide Kerle sind, aber elf Jahre lassen sich nicht schönreden. Also... halt einfach die Klappe, verstanden?"
Hoseok betrachtet ihn eingehend. Wie ein Wissenschaftler sein Forschungsobjekt. Langsam wird es unangenehm, bevor er aber etwas sagen kann, erklingt die Stimme des anderen wieder. "Scheiße... du magst ihn wirklich, oder?"
"Alter? Hast du mir grade nicht zugehört?"
"Sehr genau sogar. Klar, ist es nicht so einfach. Aber das ändert nichts daran, dass du jedes Mal zu grinsen anfängst, wenn er dich abholt. Oder wenn du von ihm erzählst. Ich kenne dich jetzt schon eine ganze Weile, Yoongi. So habe ich dich noch nie erlebt. Und ich finde, das bedeutet mehr, als ein Geschlecht oder Alter."
Es reicht. Yoongi will mit ihm nicht über Jimin reden, schon gar nicht über eine eventuelle Beziehung mit ihm. Es würde nicht funktionieren und damit Punkt. "Und du solltest dich vielleicht mal um deinen eigenen Scheiß kümmern. Es geht dich nichts an, kapiert? Und jetzt beenden wir das Thema."
Hoseok seufzt gedehnt. "Wenn du meinst. Aber eins will ich dir noch sagen. Wenn er dir wichtig ist, dann solltest du das nicht aus solchen Gründen auf's Spiel setzen. Manchmal darf man seinen Gefühlen ruhig vertrauen. Wenn ihr euch damit wohlfühlt, dann ist es doch okay."
Yoongi hat keine Ahnung, was er dazu sagen soll. Irgendwie ist er sauer und irgendwie hofft er trotzdem, dass in Hoseoks Worten ein Fünkchen Wahrheit steckt. Er mag Jimin, das will er ja gar nicht mehr abstreiten. Aber eine Beziehung wäre zum Scheitern verurteilt. Was würde es denn bringen? Sie müssten es sowieso geheimhalten, weil Seochon Homosexuellen gegenüber verdammt intolerant ist. Was Jimins Eltern dazu sagen würden, wenn er einen elf Jahre älteren Freund mit nach Hause bringen würde, will er gar nicht wissen. Und mal ganz davon ab, hat Yoongi immer noch seine Mutter, um die er sich kümmern muss. Klar, Jimin hilft ihm dabei, sooft es geht, aber das ist kein Dauerzustand. Er sollte sich auf seine Prüfung vorbereiten. Es sprechen viel zu viele Gründe dagegen, aber klar, dass Hoseok das nicht sieht.
"Wenn man vom Teufel spricht." Hoseoks Stimme reißt ihn aus seinen Gedanken, vielleicht ist es auch der leichte Schlag auf seine Schulter gewesen, der ihn wieder ins Hier und Jetzt geholt hat. Schnell schaut er in die Richtung, in die Hoseok zeigt. Sein Herz setzt für einige Takte aus, als er Jimin vor dem Shadow stehen sieht, und so schnell findet es auch nicht mehr in den alten Rhythmus. Das ist an sich nichts Neues, wenn er auf Jimin trifft, aber heute ist es besonders stark ausgeprägt.
"Schau dir dieses Lächeln an und sag mir nochmal, dass du ihn nicht magst." Hoseoks Worte sickern in seinen Kopf, wie die Stimme eines kleines Teufels, den man auf der Schulter sitzen hat.
Das Türglöckchen erklingt, als Jimin den Laden betritt. Seine Lippen sind zu einem herzerwärmenden Lächeln geformt und augenblicklich wirkt das Shadow viel heller, als es ist. Es muss an Hobis Behauptungen liegen, dass Yoongis Herz sich heute noch schwerer beruhigen lässt.
"Hallo ihr zwei", begrüßt Jimin sie und drückt beiden kommentarlos jeweils einen Kaffeebecher in die Hand. Yoongi schluckt, als ihre Blicke sich treffen. Ist das möglich? Ist Jimin seit ihrem letzten Treffen noch hübscher geworden? Oder spielen Yoongis Sinne ihm einen Streich?
"Schwarz", sagt Jimin, woraufhin Yoongi bereut, schon wieder so in Gedanken versunken gewesen zu sein. "Äh ... Schwarz?", wiederholt er fragend und erntet, für seinen wahrscheinlich ziemlich dämlichen Gesichtsausdruck, ein herzhaftes Lachen von Hoseok und Jimin. "Der Kaffee, Yoongi. Du hast mich so fragend angeguckt, nachdem ich dir den Becher gegeben habe." Kaffee. Schwarz. Logisch, darauf hätte er auch selbst kommen können. Verdammt, was ist denn los mit ihm?
"Jimin, ich sag das ja nur ungerne", mischt sich Hobi in das Gespräch ein, "aber ich glaube er hat dich nicht deswegen so angeguckt." Jimin schaut irritiert zu Hoseok, dieser grinst immer noch breit. Yoongi möchte einfach ganz schnell weg. Raus aus dieser Situation. "Hoseok, halt bloß die Klappe jetzt!", droht er ihm und zum Glück hebt der Angesprochene daraufhin beschwichtigend die Hände. "Schon gut, bin ja schon still." Yoongi erkennt, dass sein Kollege ins Lager geht. Jimin nutzt die Gelegenheit, um ihn auf Hoseok anzusprechen. "Äh, was meinte er damit?"
Wie soll er das nur erklären? Am besten ausweichen. "Nichts. Der Typ hat nur zu viel Langeweile und mischt sich gerne in das Leben anderer Leute ein."
"Hm, okay. Wenn du meinst", murmelt Jimin und greift nach Yoongis Kaffeebecher, um sich einen Schluck zu klauen. "Hast du gleich Feierabend?" Es ist schwer für Yoongi, ihn dabei nicht anzugaffen und locker zu wirken, als er den Becher wieder in die Hand gedrückt bekommt. "Dauert noch. Aber sag mal, was machst du schon hier?" Jimin setzt sich auf den Stuhl hinter der Kasse, als wäre es das Normalste der Welt.
"Haben heute früher Schluss gemacht, damit wir zu Hause in Ruhe lernen können. Aber... naja. Ich wollte noch nicht nach Hause. Meine Eltern sind eh noch arbeiten und... ich wollte dich gerne sehen." Bei Jimins Worten fängt Yoongis Herz an zu stolpern. Er versucht, darauf etwas zu antworten, stammelt aber nur zusammenhangslos vor sich hin und gibt schließlich auf. So viel dann zum Thema unauffällig auf Jimin reagieren. Den jungen Mann scheint das zu amüsieren, denn er kichert verlegen vor sich hin.
Hoseok dagegen beweist, dass ihm nichts entgeht, selbst wenn Yoongi glaubt, dass er gar nicht anwesend ist. "Überfordere ihn nicht so, Jimin", hört er die bekannte Stimme aus dem hinteren Teil des Verkaufsraums. Wann hat er sich denn da wieder hin gemogelt? Wie auch immer, Jimin scheint es mitbekommen zu haben, denn der dreht sich just in dem Moment zu Hoseok um, grinst ihn verschmitzt an und sagt, dass es nicht seine Absicht war, Yoongi in Verlegenheit zu bringen. Shit, die beiden scheinen sich ja ganz wundervoll zu verstehen. Hoffentlich macht Hoseok endlich Feierabend. Er ist eh schon ein paar Minuten drüber.
"Schönen Feierabend", sagt Yoongi trocken, lässt seinen Blick auffällig zur Wanduhr schweifen und macht Hoseok damit klar, dass er sie allein lassen soll. Auch wenn er nicht weiß, wie lange Jimin noch bleibt. Er wird kaum zwei Stunden hier sitzen und Däumchen drehen, während Yoongi arbeitet. Oder?
Als Hoseok endlich Feierabend macht, verabschiedet sich Jimin mit einer herzlichen Umarmung von Hoseok. Er dagegen belässt es bei einem simplen "Bis Morgen" und atmet erleichtert auf, als sein Kollege weg ist.
Yoongi schnappt sich den Kaffee und trinkt einen großzügigen Schluck davon. Dabei fällt ihm auf, dass er es gar nicht seltsam oder ekelerregend findet, mit Jimin aus ein und demselben Becher zu trinken. Sonst mag er sowas gar nicht. Aber es ist Jimin. Was erwartet er? Er hat schon in so vielen Bereichen eine Ausnahme für ihn gemacht, da fällt das jetzt auch nicht mehr großartig ins Gewicht. "Wie lange bleibst du eigentlich? Musst du nicht lernen?", fragt er an Jimin gewandt.
"Hm, eigentlich ja. Aber keine Ahnung. Ich kann mich darauf heute nicht so wirklich konzentrieren. Außerdem dachte ich, wir können nach Feierabend vielleicht nochmal zusammen zu Mochi. Natürlich nur, wenn es dich nicht stört, dass ich hier bleibe."
Stören... Es gibt kein Wort, was unpassender wäre. "Natürlich nicht. Bleib ruhig. Wenn du willst, kannst du dich hinten hinsetzen und lernen."
Jimin schaut ihn mit diamantenfunkelnden Augen an. "Ehrlich gesagt, würde ich lieber hier bleiben und dir einfach ein bisschen Gesellschaft leisten."
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Eine ganze Stunde hat Jimin es ausgehalten, einfach bei ihm zu sitzen und zu erzählen, wie schwer die Situation für ihn zu Hause im Moment ist. Später hat er sich dann nochmal hingesetzt und gelernt und am Ende war er sogar noch einkaufen, damit Yoongi das nach Feierabend nicht noch machen muss. Und Yoongi? Der hat seit langem seine Arbeit nicht mehr als so angenehm empfunden. Wenn der andere bei ihm ist, fällt ihm alles leichter. Und es riecht dann jedes Mal nach Frühling, was sein Herz wie immer auf Hochtouren fahren lässt.
Um 19 Uhr kann Yoongi endlich endlich das Shadow verlassen und mit Jimin gemeinsam zur Ruine gehen. Dort angekommen, rufen sie direkt nach Mochi. Wenn Jimin dabei ist, dauert es meistens nicht lange, bis sie sich aus ihrem Versteck traut und tatsächlich. Nur wenig später scharwenzelt sie um ihre Beine herum und miaut aufgeregt. Yoongi drückt Jimin eine der Katzenfutterschalen in die Hand, die er aus seinem Rucksack rauskramt. Es ist eine Wohltat zu sehen, wie sich beide gleichermaßen freuen. Mal wieder kann er seinen Blick nicht von dem Jüngeren abwenden. Er betrachtet jedes winzige Detail, jede noch so kleine Muskelanspannung, jedes seichte Lächeln. Und dabei fällt Yoongi etwas ins Auge, dass er vorher noch nicht beachtet hat.
Jimin trägt eine Kette, das hat er schon oft zumindest ansatzweise erkannt. Jetzt aber baumelt sie fröhlich vor sich hin, weil Jimin sich gerade zu Mochi nach unten beugt.
"Du, Jimin? Was bedeutet eigentlich sein Anhänger?", fragt Yoongi frei raus, in der Hoffnung, dass er das nicht blöd auffasst.
"Was? Der hier?", fragt Jimin verwundert nach, während er sein Kettenanhänger in die Hand nimmt und selbst beäugt. "Das ist ein Smaragd. Den hab ich von meiner Tante bekommen." Jimin macht eine kurze Pause, betrachtet den grünen Edelstein und fängt an, lieblich zu lächeln. "Ich hab mich immer gut mit ihr verstanden, sie war die Einzige damals, die mich nicht verurteilt hat. Sie meinte immer, dass ich etwas Besonderes bin und darauf stolz sein soll. Und das meine Mama nicht feinfühlig genug ist, um das zu erkennen. Aber sie hat es sofort gespürt. Es liegt in deinen Augen, Jimin, hat sie gesagt. Sie hat es sofort bemerkt und mir zu meinem ersten Geburtstag diese Kette geschenkt. Ich hab sie irgendwann mal gefragt, was er bedeutet, und sie hat mir dann erklärt, dass ein Smaragd eine Verbindung zur Natur herstellt. Er soll für das blühende Leben stehen. Wie der Frühling. Seitdem hab ich die Kette nie mehr abgelegt."
Yoongi lauscht Jimins Worten gefesselt. Er wusste zwar, dass Steine jeweils eine bestimmte Bedeutung haben, aber damit kennt er sich kein Stück aus. Er ist beeindruckt, wie stark das Band zu seiner Tante anscheinend ist. Oder war. Sie scheinen keinen Kontakt mehr zu haban, wenn er das richtig deutet. Ob er nachfragen sollte? Und wenn er damit alte Wunden aufreißt? Besser nicht. Vielleicht ergibt sich irgendwann ein besserer Zeitpunkt dafür. Gerade möchte er Jimins herzerwärmendes Lächeln nicht zerstören.
Während er ihn ansieht, stellt er fest, wie wunderbar die Bedeutung des Steins zu Jimin passt. Er ist seine Frühlingssonne. Und er scheint eine besondere Verbindung zur Natur zu haben. Das hat er erst vor ein paar Tagen festgestellt, als Jimin die kleine Blume am Wegesrand aufgefallen ist. Und man erkennt es daran, wie verbunden Jimin mit der Katze ist, obwohl sie sich noch gar nicht lange kennen. "Er passt gut zu dir", antwortet er zögerlich.
Die beiden schauen sich für einen Moment an, bis sie von Mochi unterbrochen werden. Sie miaut und stupst immer wieder gegen Jimins Hand, weil dieser aufgehört hat, sie zu kraulen. Das Lächeln sorgt für eine angenehme Gänsehaut auf Yoongis gesamten Körper. Er betrachtet die beiden und lächelt entspannt. Hoseok scheint wirklich Recht zu haben. Jimin hat ihn verändert und vielleicht ist Veränderung gar nicht mal so verkehrt.
"Weißt du, was mir gerade auffällt?", fragt Yoongi den anderen, als Mochi kurz zu ihm sieht, "Mochis Augen. Sie haben dieselbe Farbe, wie deine Anhänger." Okay, das ist wahrscheinlich ein bisschen zu kitschig, denkt Yoongi, denn von dem anderen kommt erstmal keine Reaktion. Als er ihn dann aber ansieht und verlegen lächelt, entspannt sich Yoongi wieder.
"Danke", murmelt Jimin, "Dann... haben wir ja doch irgendwie eine besondere Verbindung." Er krault die Katze, die daraufhin ihr Köpfchen hebt und direkt in Jimins Augen sieht. Sie dreht sich ein paar Mal, als sie ihren Blick von ihm abwenden kann, und rollt sich dann zu einer Kugel auf seinem Schoß zusammen. Das leise Schnurren lässt auch Yoongi jetzt wieder lächeln. Es ist vielleicht wirklich irgendwie kitschig, aber auf der anderen Seite ist es nicht abzustreiten, dass die beiden sich gesucht und gefunden haben. Yoongi hat auch nach all der Zeit nicht so eine intensive Verbindung zu ihr aufbauen können, da gibt es keine Zweifel, dass es manchmal im Leben Dinge gibt, die nicht unbedingt erklärbar sind. Bei ihm ist es ja genauso. Er weiß nicht, wie Jimin es geschafft hat. Als er ihn das erste Mal vor dem Buchladen gesehen hat, hat er ihn noch für einen Psychopathen oder Obdachlosen gehalten. Und jetzt?
Jetzt gibt es keinen Menschen mehr, der ihm näher ist. Er ist einfach so in sein Leben getreten, hat Yoongis Gefühlswelt auf den Kopf gestellt, ihn unter Wasser gezogen und als Dank die Wärme des Frühlings spüren lassen. Er will nicht mehr ohne Jimin sein, wie auch immer das in der kurzen Zeit so weit kommen konnte. Seine Tante hat wohl Recht. Jimin ist etwas ganz Besonderes. Und Yoongis Herz hofft immer mehr, dass Hoseok doch Recht hat und die beiden eine Chance haben.
Unbeabsichtigt rutscht er ein Stück näher, streichelt Mochi ebenfalls und genießt es, ihr Schnurren nun auch fühlen zu können. Jimin lächelt ihn mit seinem Diamantenfunkeln an und lehnt sich etwas an Yoongis Schulter. Diesmal hat er es sogar kommen sehen und zuckt kein bisschen zusammen oder fühlt sich unwohl. Im Gegenteil. Es ist mehr als angenehm, Jimin so nah zu sein. Er atmet seinen vertraut gewordenen Duft ein, spürt die Vibrationen vom Schnurren und fühlt innerlich, wie die Sonne aufgeht. "Ich mag es, mit dir hier zu sein", murmelt Yoongi leise. Er sagt es aus keiner bestimmten Absicht, es rutscht ihm einfach so raus.
"Ich auch, Yoongi. Sehr sogar." Jimin hebt seinen Kopf, als er nach Yoongis Blick sucht, und wieder sind sie sich nah. Nicht so nah, wie im Riesenrad, aber es fehlt nicht mehr viel. Der Nebel steigt wieder auf, verpackt Yoongis Verstand in Watte und lässt seinen Kopf kribbeln. Jimin ist so unglaublich schön, dass er sich in dem Anblick verliert. Yoongi könnte stundenlang einfach mit ihm da sitzen bleiben und ihn betrachten. Vielleicht starrt er aber auch jetzt schon zu auffällig, denn auf Jimins Wangen legen sich nochmals Rottöne ab, die dort eigentlich nicht hingehören. Es steht ihm. Es macht ihn noch schöner, als ohnehin schon, auch wenn es für Yoongi kaum noch eine Steigerung gibt.
Ohne auf die Zeit zu achten, bleiben die beiden vor der Ruine sitzen, lächeln und genießen die Nähe des anderen. Es ist ihr Ort geworden, ihre kleine Seifenblase, in der sie vor der brutalen Realität außerhalb geschützt sind. Drei kaputte Seelen, an einem kaputten Ort und doch ist es der Platz, an dem sie heilen können. Gemeinsam.
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