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𝑻𝒂𝒆𝒉𝒚𝒖𝒏𝒈:

"Warum hast du mir das nie erzählt?", fragte ich, die Enttäuschung in meiner Stimme war unverkennbar. Schließlich hatte ich Dae tagtäglich mit meinen eigenen Problemen überschüttet, ohne zu wissen, was er selbst durchmachte.

"Du hattest mehr als genug andere Probleme.", antwortete er leise, seine Stimme so ruhig, dass sie beinahe wie eine Maske wirkte. "Und ich wollte dir nie noch mehr Sorgen machen. Du warst immer da für mich, wo du nur konntest… und Papa hat sich immer nur über dich aufgeregt. Er hat sein ganzes Augenmerk auf dich gerichtet, und ich war einfach nur da, um seine Wut abzulenken… damit ich in Ruhe mit Seunghyun zusammen sein konnte. Aber dann, als du weg warst…" Er stockte kurz, als könnte er den Schmerz, den diese Erinnerung hervorrief, noch immer spüren. "Zwei Monate später… hat Papa mich mit Seunghyun erwischt. Er hat uns beim Sex erwischt, Tae. Und danach war alles vorbei. Er hat mein Studium gekündigt und mich zur Armee geschickt. Als ich wiederkam, brachte er diese Frau mit. Er hat mich einfach mit ihr standesamtlich vermählt. Seitdem… ist alles nur noch ein Albtraum. Ich muss mit ihr schlafen, weil sie alles erzählt, was ich tue, das ihr nicht passt…"

Ich hörte ihm zu, doch der Schmerz, der in seinen Worten mitschwang, schnürte mir den Atem ab. Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee, der mir plötzlich bitter und schwer im Magen lag, als die Dunkelheit von Dae's Leben in mir aufstieg.

"Ich hab mich vor ein paar Monaten sterilisieren lassen.", fuhr er fort, seine Augen fest auf die Tasse vor ihm gerichtet. "Papa will ein Enkelkind. Er will das perfekte Bild einer Familie, weißt du? Also habe ich darauf gewartet, dass Mirae schwanger wird… Damit ich endlich einen Grund habe, mich scheiden zu lassen."

Die Worte hallten in meinem Kopf nach, und ich konnte kaum glauben, was er mir sagte. Die Vorstellung, dass Dae sich so sehr hatte verstellen müssen, um einfach zu überleben, zerbrach etwas in mir.

"Es tut mir leid, dass du sowas erleben musst.", flüsterte ich. "Papa… er macht alles kaputt, nur um sein Bild einer perfekten Familie aufrechtzuerhalten. Aber wie hat er reagiert, als ich weggegangen bin?"

Daesung seufzte tief, und ich konnte die Erschöpfung in seiner Stimme hören, als er sprach: "Mama hat dich wecken wollen, als sie mit deinen Haaren zurückkam… Sie war ziemlich aufgelöst. Und Papa? Er ist völlig ausgeflippt. Er hat Mama die Schuld gegeben, dass du verschwunden bist. Seitdem behandelt er sie noch schlechter, als vorher… Ich kann kaum noch atmen, Tae. Und weißt du was? Er sucht immer noch nach dir. Er erzählt allen, dass du im Ausland studierst, damit er dieses Bild einer makellosen Familie aufrechterhalten kann. Aber ich will nicht mehr. Ich hab genug. Ich wünsche mir, ich könnte auch einfach abhauen, aber ich habe nicht genug Geld. Mein ganzes Geld geht für diese verdammten Schönheitsoperationen drauf…"

Sein Ton war rau, als er die Worte herauspresste, und ich konnte das Gewicht dieser Belastung fast körperlich spüren. Ich fühlte mich schuldig, als könnte ich ihm nicht die Hilfe geben, die er wirklich brauchte. Wie war ich nur so blind gewesen, während er alles allein durchgestanden hatte?

"Ich bin mit fast nichts hierher gekommen… nur mit 400 Euro.", begann ich vorsichtig. "Jimin’s Eltern haben ihm eine Wohnung gekauft, und wir haben relativ schnell Jobs gefunden, aber die haben wir gerade erst verloren. Jetzt versuche ich, ein Modedesigner zu werden… Viele haben gesagt, ich könnte es schaffen. Aber… ich weiß nicht, ob das der richtige Weg für mich ist."

Daesung nickte leicht, doch ich konnte sehen, dass seine Augen irgendwie traurig blitzen. "Du hast Glück.", sagte er fast beiläufig. "Einen tollen Job, einen reichen Freund, ein Zuhause, in dem du dich wohlfühlst. So habe ich mir immer dein Leben vorgestellt."

Ich konnte seine Worte nicht wirklich genießen, nicht mit dem Wissen, was er selbst durchmachte. "Es tut mir leid, Hyung… Ich hätte dich mitnehmen sollen. Und Mama auch. Aber es war einfach unmöglich. Papa hätte uns gefunden. Ich konnte mich verstecken, aber mit euch beiden… Es wäre zu gefährlich gewesen. Ich… ich weiß nicht, wie ich euch helfen kann…"

Daesung legte seine Hand auf meine, als wollte er mich beruhigen. "Du musst uns nicht helfen, Tae. Leb dein Leben. Ich versuche auch, meins wieder in den Griff zu bekommen. Und Mama… sie kommt zurecht. Sie hat das schon immer geschafft. Du musst dir keine Sorgen machen."

Trotz seiner Worte fühlte sich mein Herz schwer an. Hätte ich bei ihnen geblieben, wäre all das nicht passiert? Wäre Dae nie in diese schreckliche Situation geraten? Aber dann… wäre ich vielleicht in derselben Misere wie er. Ein unerwünschtes Kind, gefangen in einem Leben, das ich nie gewollt hätte. Vielleicht hätte ich längst meinen Leidensweg beendet, wenn ich geblieben wäre.

"Tae…", Daesung legte eine Hand auf meinen Arm, "bitte zerbrich dir jetzt nicht den Kopf. Papa war schon immer so. Er wird sich nie ändern. Konzentrier dich lieber auf deine Beziehung zu Jungkook, okay? Erzähl ihm aber bitte nichts."

Ich schüttelte sofort den Kopf. "Ich würde niemals etwas erzählen. Wir sind Geschwister, und was wir uns sagen, bleibt unter uns. So war es doch immer. Nur weil ich Jungkook habe, heißt das nicht, dass ich ihm alles erzählen muss. Er kann alles essen, muss aber nicht alles wissen." Es war ein Sprichwort, das Mama oft wiederholt hatte, wenn sie uns vor Papa’s Aufsicht schützte.

"Genau.", sagte Daesung, und seine Stimme klang plötzlich ein bisschen leichter. "Ich werde dich jetzt zurückbringen, wenn’s dir recht ist. Dann rede ich noch kurz mit Jungkook, bevor ich zu meinem Freund fahre. Ich nutze jede Gelegenheit, bei ihm zu sein."

Ich nickte schnell und zahlte den Kaffee. Daesung und ich machten uns auf den Weg zurück zu Jungkook’s Apartment. Als wir dort ankamen, hörte ich schon das vertraute Zocken aus dem Wohnzimmer.

"Wahrscheinlich spielt er gerade.", murmelte ich, als ich durch die Tür trat. "Schatz?"

Ich ging hinein und fand Jungkook genau dort, wo ich ihn erwartet hatte: vor der PS5, den Controller in der Hand. Ich schlich mich von hinten an ihn, legte meine Hände auf seine Schultern und er reagierte sofort, warf den Controller zur Seite und zog mich zu sich. Der Kuss, den er mir gab, war voller Sehnsucht und Zuneigung.

"Schatz, warte! Ich hab Hyung mitgebracht!", lachte ich und deutete auf Daesung, der uns mit einem leichten Grinsen betrachtete.

"Oh… Hi!", sagte Jungkook überrascht, aber das Lächeln auf Daesung’s Gesicht ließ den Moment seltsam warm wirken.

"Ich muss gleich los.", sagte Daesung, seine Stimme nahm einen ernsten Ton an. "Aber ich wollte dir noch etwas sagen, Jungkook."

Jungkook setzte sich auf und sah ihn aufmerksam an.

"Ich danke dir.", sagte Daesung ruhig. "Ich danke dir, dass du meinem Bruder geholfen hast. Du hast ihm das gegeben, was niemand anders konnte. Du hast ihn glücklich gemacht. Pass gut auf ihn auf, und lass niemals zu, dass Papa ihn findet. Das verspreche mir, okay?"

"Ich pass gut auf ihn auf.", antwortete Jungkook sofort, und seine Worte hatten etwas Beruhigendes. "Du kannst dich darauf verlassen. Ich werde Taehyung glücklicher machen, als es sonst jemand könnte. Das verspreche ich dir."

Daesung nickte zufrieden, lächelte und stand dann auf. "Ich schreib dir später. Viel Spaß euch beiden. Ich muss los. Bis bald, Tae."

Nachdem wir uns verabschiedet hatten, blieb ich mit Jungkook alleine im Apartment, und der Moment, den wir teilten, war voller ungesagter Gedanken. Ich kuschelte mich an ihn, schloss die Augen und ließ die Gedanken von all dem auf mich wirken.

"Alles geklärt?", fragte Jungkook schließlich, und ich nickte, mein Kopf auf seiner Brust ruhend.

"Lass mich das erstmal verarbeiten…", flüsterte ich.

Es war zu viel auf einmal gewesen, zu viele Dinge, die sich in meinem Kopf festsetzten. Ich wusste, dass ich einen Plan brauchte, um Mama und Dae zu helfen. Aber für jetzt… wollte ich einfach nur hier sein, in diesem Moment mit ihm.

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Ich bin momentan soo müde... Ich wollte die Kapitel heute Mittag schon posten, aber ich hab die Überarbeitungen nicht fertig bekommen, weil ich einfach eingepennt bin😭

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