~ 81 ~
✩------✩••🫂••✩------✩
Taehyung:
Lachend lag ich auf dem Teppich, während Bams feuchte Zunge mir übers Gesicht strich. Der große Hund meines Freundes ließ nicht locker, stupste mich immer wieder mit seiner Schnauze an, als wolle er sicherstellen, dass ich ihn auch wirklich nicht vergesse. Seine verspielte Energie war ansteckend, und je mehr ich lachte, desto wilder schien Bam zu werden. Er hopste um mich herum, wedelte aufgeregt mit dem Schwanz und machte es mir unmöglich, zur Ruhe zu kommen. Schließlich kam Jimin zur Rettung und warf einen abgenutzten Tennisball quer durch das Wohnzimmer. Sofort rannte Bam los, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt, als diesen Ball zu fangen. Völlig außer Atem blieb ich auf dem Boden liegen, mein Lachen verwandelte sich in erschöpfte Atemzüge, während sich die Aufregung langsam legte.
Doch so sehr ich auch versuchte, mich auf die spielerische Szene mit Bam zu konzentrieren, die Gedanken an Jungkook ließen mich nicht los. Seit Wochen schon hatte sich etwas zwischen uns verändert. Er war abwesender, distanzierter, als hielte ihn eine unsichtbare Mauer von mir fern. Ich wusste, dass die Schuldgefühle ihn quälten, dass er sich Vorwürfe machte, aber ich war ratlos, wie ich zu ihm durchdringen sollte. Vielleicht, dachte ich, ist es Zeit, Jimin um Hilfe zu bitten. Er war nicht nur mein bester Freund, sondern auch derjenige, der Jungkook am besten verstand. Wenn jemand ihn zur Vernunft bringen konnte, dann er.
Als Bam schließlich erschöpft mit dem Ball in seinem Körbchen verschwand, war der Moment gekommen. Entschlossen stand ich auf und folgte Jimin, der gerade dabei war, einen Wäschekorb in die Waschküche zu schleppen. Mein Herz klopfte schneller, als ich den Entschluss fasste, ihm alles zu erzählen.
"Hyung, ich brauche dich kurz... Nur für 10 Minuten. Es ist wirklich wichtig!", rief ich aus, und meine Stimme klang dringlicher, als ich erwartet hatte. Jimin blickte überrascht auf, legte die Kleidung, die er gerade sortierte, beiseite und sah mich fragend an.
"Geht es um Jungkook? Er wirkt in letzter Zeit wirklich nicht wie er selbst...", bemerkte er und wollte seine Arbeit fortsetzen, doch ich ergriff seine Hand und zog ihn weg vom Wäscheberg, zurück ins Wohnzimmer, wo wir uns auf die Couch setzten.
"Versprich mir, dass du ruhig bleibst.", sagte ich ernst, während Jimin sich sichtbar anspannte. Seine Augen waren auf mich gerichtet, voller Sorge und Erwartung.
"Lass mich raten... Du bist schwanger, und Jungkook hat Angst vor der Verantwortung.", sagte er halb scherzend, halb besorgt, doch ich schüttelte hastig den Kopf.
"Nein, so ist es nicht... Ich bin immer noch Jungfrau, keine Sorge.", erwiderte ich, mein Lächeln verschwand, als ich an das dachte, was ich ihm wirklich erzählen musste. "Es ist etwas anderes, und... es ist ernst."
Jimin zog die Augenbrauen zusammen, sein Blick wurde scharf. "Was ist passiert?", fragte er und ich spürte, wie mein Herzschlag schneller wurde.
"Erinnerst du dich, als du mit Namjoon nach Hawaii geflogen bist? Es war der Tag, an dem... es passiert ist." Ich spürte, wie meine Stimme leiser wurde, während ich die Worte aussprach, und Jimin richtete sich aufmerksam auf.
"Was ist passiert?", fragte er erneut, diesmal eindringlicher.
"An diesem Tag bin ich in die Stadt gegangen, einfach nur, um ein bisschen zu bummeln.", begann ich und versuchte, meine Nerven zu beruhigen. "Ich habe Dahee getroffen. Sie war mit vier Leuten unterwegs, drei Männer in unserem Alter und eine Frau. Sie hat mich sofort erkannt und... sie wusste, dass ich trans bin." Meine Stimme zitterte, und ich merkte, wie Jimin seine Kiefermuskeln anspannte.
"Sie hat dich geoutet?", fragte er, und seine Stimme war ein gefährliches Flüstern. Ich nickte langsam.
"Es war nicht nur das... Dahee hat mich vor ihren Freunden bloßgestellt, mich beleidigt. Und dann haben diese Typen mich in eine Gasse gezerrt." Ich hielt einen Moment inne, die Erinnerungen, so klar und schmerzhaft, bohrten sich in meine Gedanken. "Sie haben mich geschlagen, beleidigt, und am Ende... mich angespuckt."
Jimin riss die Augen auf, seine Fäuste ballten sich unwillkürlich, und ich sah den Zorn, der in seinem Gesicht aufflammte. "Und du hast mir davon nichts erzählt?!" Seine Stimme war laut, voller ungläubiger Wut, und ich zuckte zusammen, senkte meinen Blick.
"Ich habe die Polizei gerufen und Anzeige erstattet.", erklärte ich ruhig. "Ich war danach im Krankenhaus, aber es war zum Glück nichts Ernstes. Aber... das war nicht alles." Ich stockte, spürte die Tränen, die in meine Augen stiegen. "Jungkook und ich haben uns danach furchtbar gestritten. Er hat sich so schuldig gefühlt, weil... weil er Dahee gegenüber irgendwann unbedacht erwähnt hat, dass ich trans bin. Es ist ihm einfach rausgerutscht."
Jimin schnappte nach Luft, seine Hände zitterten vor Wut. "Das ist doch... das ist unglaublich! Wie konnte er nur...! Wenn er das nicht gesagt hätte, wäre das alles nicht passiert. Hat er überhaupt eine Ahnung, was er dir damit angetan hat?!"
"Es war ein Fehler, Jimin!", unterbrach ich ihn und spürte, wie mir eine heiße Träne über die Wange lief. "Aber er hat mich nicht geschlagen, er hat mich nicht gedemütigt. Er hat nur einen Fehler gemacht. Und jetzt frisst ihn die Schuld auf, verstehst du? Er kann nicht damit umgehen, dass ich meinetwegen so verletzt wurde. Er hält sich zurück, distanziert sich... Ich habe Angst, dass er mich verlässt, weil er nicht glaubt, dass er mich verdient hat." Meine Stimme brach am Ende, und ich sah Jimin verzweifelt an, hoffte, dass er einen Weg finden würde, uns zu helfen.
"Oh Mann... Also, soll ich mal mit Jungkook reden? Meinst du, das könnte was bewirken?", fragte Jimin sanft, während er mir die Tränen von der Wange wischte. Sein Daumen strich behutsam über meine Haut, und ich spürte, wie sich die angestaute Spannung in meinem Brustkorb ein wenig löste.
"Jungkook hat darüber nachgedacht, einen Psychologen aufzusuchen.", erklärte ich, meine Stimme immer noch zitternd, "weil er diese ständige Angst hat, mich zu verlieren. Er hat damals im Krieg seinen besten Freund Eunwoo verloren, und er sagt, die Gefühle von damals kommen in ihm hoch, wenn er mich ansieht. Er hält sich zurück, um mir nicht wehzutun, obwohl ich ihm gesagt habe, dass seine Distanz mir das Herz bricht." Ich seufzte tief und fühlte, wie die Last dieser Worte mich fast erdrückte. "Ich glaube einfach, wenn du ihm klarmachst, dass er keine Schuld trägt, könnte das ihm helfen, wieder auf mich zuzugehen."
Jimin seufzte, ein schwerer, entschlossener Laut, der aus tiefstem Herzen zu kommen schien. "Ich mache das nur, weil ich dich lieb habe,", sagte er, ein weiches Lächeln auf den Lippen, "und weil es mich wahnsinnig macht, dich so traurig zu sehen. Ich rede mit ihm. Ich werde Namjoon bitten, Jungkook zum Abendessen einzuladen, und dann kümmere ich mich darum. Versprochen."
Erleichtert fiel ich ihm in die Arme. "Danke, Jimin... Danke, dass du das für mich machst."
---
Jimin:
Schmunzelnd beugte ich mich zu Namjoon hinüber und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Er saß neben Taehyung auf dem Sofa, beide tief in den Film vertieft, den sie sich gerade ansahen. Namjoon lächelte mich kurz an, bevor er meinen Kuss erwiderte, und ich fühlte ein warmes Kribbeln in mir aufsteigen. Doch ich hatte eine Aufgabe zu erfüllen, also stand ich auf, ließ Taehyung und Namjoon mit dem Film allein, und wandte mich an Jungkook, der abwesend auf sein Handy starrte.
Mit einem leichten Tippen auf seine Schulter zog ich seine Aufmerksamkeit auf mich. "Komm mit.", forderte ich ihn leise auf, und er folgte mir ohne Widerrede in die Küche. Die Luft zwischen uns war gespannt, als hätte jemand einen unsichtbaren Vorhang aus Misstrauen und Groll aufgezogen. Ich schloss die Tür hinter uns, um ungestört zu sein.
"Taehyung hat mich gebeten, mit dir zu sprechen.", sagte ich, während ich mich an den Esstisch setzte und Jungkook bedeutete, mir gegenüber Platz zu nehmen. Seine Schultern waren angespannt, und er hielt den Blick gesenkt, als würde er sich auf die Muster des Holztisches konzentrieren.
"Falls es wieder um das alte Thema geht...", begann Jungkook defensiv, "Nein, Taehyung und ich hatten keinen Sex, und wir werden auch in nächster Zeit keinen haben." Seine Stimme klang kalt, als wollte er mich sofort abblocken, aber ich ließ mich nicht davon ablenken.
"Darum geht es jetzt nicht.", antwortete ich ruhig und lehnte mich vor. "Taehyung hat mir von dem Vorfall mit Dahee erzählt."
Ich konnte sehen, wie sich sein Körper versteifte. Langsam hob er den Blick und sah mich direkt an. In seinen Augen lag eine Mischung aus Schuld und Schmerz, aber auch ein Funken Hoffnung, als ob er darauf wartete, dass ich ihm etwas sage, das alles in Ordnung bringen könnte.
"Ich gebe zu, dass ich anfangs wirklich wütend auf dich war.", gestand ich, und ich sah, wie er sich innerlich auf das, was ich sagen würde, vorbereitete. "Du hast Taehyung mit einer unbedachten Bemerkung in Gefahr gebracht, und das war dir auch klar. Aber Taehyung weiß, dass du es bereust. Und ich weiß es auch. Du bist nicht schuld daran, was danach passiert ist."
Ich sah, wie seine Augen sich mit Tränen füllten. Er schien die Luft anzuhalten, als ob er darauf wartete, dass ich ihn verurteile.
"Jungkook, du bist mit einer trans Schwester aufgewachsen. Für dich ist es selbstverständlich, dass Transmenschen genauso sind wie alle anderen. Dass du es erwähnt hast, war keine böswillige Absicht. Es war normal für dich, und das verstehe ich. Taehyung versteht es auch. Es war Dahee, die deine Worte ausgenutzt hat, nicht du. Die Schuld liegt allein bei ihr und ihren Freunden. Du hast nichts falsch gemacht."
Ich rückte näher, legte meine Hand beruhigend auf seine Schulter und spürte, wie seine Anspannung etwas nachließ.
"Du darfst dich nicht länger von Taehyung distanzieren.", fuhr ich fort, meine Stimme sanft, aber fest. "Er liebt dich so sehr, und er leidet darunter, dass du dich zurückziehst. Das ist es, was ihm am meisten weh tut, nicht das, was passiert ist. Taehyung ist so glücklich mit dir, und das darfst du nicht einfach wegwerfen."
Tränen liefen über Jungkooks Wangen, und er verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Seine Schultern bebten, und ich hörte sein unterdrücktes Schluchzen.
"Ich liebe ihn auch.", brachte er schließlich hervor, seine Stimme rau und gebrochen. "Aber... was, wenn ich ihm wieder wehtue? Ich kann mir nicht verzeihen, was passiert ist... E-er musste so sehr leiden... und das ist meine Schuld."
"Es ist nicht deine Schuld.", sagte ich bestimmt und zog ihn in eine feste Umarmung. Zu meiner Überraschung klammerte er sich an mich, als wäre ich seine letzte Rettung. "Du hast Taehyung nie absichtlich wehgetan, und du wirst es auch nie tun. Ihr gehört zusammen. Jeder von uns sieht, wie glücklich er an deiner Seite ist. Du musst ihm nur zeigen, dass du auch glücklich bist, dass du ihn nicht verlieren willst."
Langsam beruhigte er sich, seine Tränen versiegten, und er löste sich aus der Umarmung. "Danke, Jimin...", sagte er leise, ein schwaches Lächeln spielte um seine Lippen. "Das hat mir... wirklich geholfen."
"Natürlich.", erwiderte ich sanft, und zum ersten Mal fühlte ich eine echte Verbindung zu ihm. "Auch wenn ich manchmal ziemlich biestig sein kann... ich werde immer für dich da sein, wenn du jemanden zum Reden brauchst. Freunde?" Ich hielt ihm meine Hand hin, unsicher, ob er sie annehmen würde.
Er sah mich an, und dann griff er zu. Seine Hand war warm und fest in meiner, und ein schwaches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Freunde."
✩------✩••🫂••✩------✩
Ich glaube das wurde auch mal Zeit :D
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top