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Taehyung:
Immer noch erschüttert lehnte ich mich gegen die geschlossene Wohnungstür. Die Ereignisse des Tages hatten mich wie ein schwerer Schlag getroffen. Nachdem ich bei der Polizei Anzeige erstattet und mich im Krankenhaus untersuchen lassen hatte, war ich froh, dass die Verletzungen relativ gering waren. Ein paar kleinere Blessuren, die schnell behandelt wurden, und ein blaues Auge. Am schlimmsten war der Gedanke, dass mir niemand wirklich etwas an die Brust getan hatte. Diese Tatsache half mir, mich ein wenig zu beruhigen.
Es war inzwischen später Nachmittag. Das wusste ich, weil Jungkook bald nach Hause kommen würde. Momentan fühlte ich mich überwältigt von Enttäuschung und Wut. Wenn sich meine Befürchtung bewahrte, würde das alles in eine katastrophale Richtung gehen. Ich hatte mich den ganzen Tag über nicht bei ihm gemeldet. Der Gedanke, dass Jungkook möglicherweise der Grund für das wusste, was mir passiert war, machte mich fertig. Dahee wusste einfach zu viel, und niemand sonst, den ich kannte, hätte es ihr verraten können. Jessi wusste es auf keinen Fall, und ich wollte nicht, dass sie es wusste, weil sie ein notorischer Klatschmaul war.
Ich zog vorsichtig mein Handy aus der Tasche und öffnete den Chatverlauf mit Jungkook. Die Nachrichten des Tages waren knapp und sachlich gewesen, und der Gedanke daran, dass er möglicherweise hinter dem Drama steckte, machte mir das Herz schwer. Ich scrolle durch unsere Konversation, überlegte, ob ich ihm jetzt alles vorwerfen sollte oder ob ich ihn erst einmal abwarten wollte.
Die Kälte der Wohnung schien mich zu umhüllen, und ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, ob ich wirklich bereit war, die ganze Wahrheit herauszufinden. Mein Herz pochte vor Angst und Unsicherheit. Was, wenn Jungkook unschuldig war? Was, wenn ich ihn zu Unrecht beschuldigte? Doch die Möglichkeit, dass er tatsächlich etwas damit zu tun hatte, ließ mich nicht los.
Ich nahm einen tiefen Atemzug und überlegte, wie ich meine Gedanken und Gefühle am besten formulieren konnte. Schließlich tippte ich eine Nachricht, die weder zu freundlich noch zu anklagend war, und schickte sie ab. Mein Herz schlug schneller, als ich auf die Antwort wartete, und ich konnte nur hoffen, dass die Wahrheit ans Licht kam, bevor ich völlig den Überblick verlor.
Als ich das Handy auf mein Bett warf und meine Tasche abstellte, schlüpfte ich in eine lange, bequeme Jogginghose und zog mir einen viel zu großen Hoodie an. Dann setzte ich mich weinend auf das Sofa im Wohnzimmer und griff nach einem Taschentuch, um die unaufhörlichen Tränen zu trocknen. Der Kummer und die Traurigkeit ließen mich nicht los, während ich darauf wartete, dass Jungkook endlich nach Hause kam.
Als ich das Geräusch der sich öffnenden Wohnungstür hörte, wischte ich mir hastig die Tränen aus dem Gesicht. Mit einem schweren Herzen und einem Gefühl der Beklommenheit stellte ich mich an den Türrahmen des Wohnzimmers und beobachtete, wie Jungkook sich die Schuhe auszog. Seine Augen suchten nach mir, und als er mich sah, stockte er im Satz.
"Schatz, egal was ich gemacht habe, es tut mir leid—" Jungkook begann zu sprechen, doch als sein Blick auf mein Gesicht fiel, brach er abrupt ab. Enttäuschung und Schmerz spiegelten sich in meinen Augen, als ich ihm lediglich deutete, ins Wohnzimmer zu kommen. Ich ließ mich wieder auf das Sofa sinken und zog die Decke über mich, um wenigstens ein wenig Schutz vor der Kälte meiner eigenen Emotionen zu haben.
"Bevor du etwas sagst… Ich wurde von drei Typen verprügelt. Dahee hat sie auf mich gehetzt. Ich habe das alles schon angezeigt und war auch im Krankenhaus…" Meine Stimme war kalt und distanziert, und ich konnte die Unsicherheit in Jungkooks Gesicht sehen, als er sich zögernd neben mich setzte.
"Dahee hat dir das angetan? Scheiße, das—"
"Halt die Klappe. Ich bin noch nicht fertig…" Ich unterbrach ihn, meine Stimme durchdrungen von Schmerz und Enttäuschung. Jungkook hielt inne und sah mich unsicher an, als ich ihm mein Herz ausschüttete.
"Sie hat mich nicht nur verprügeln lassen, weil ich dich ihr weggenommen habe, wie sie es nannte… Sie hat das alles nur angestiftet, weil ich Trans bin. Nur du, Jimin, Namjoon, der Chefdesigner meiner Arbeit und mein Manager wissen das. Also, ich will jetzt von dir wissen: Hast du mich vor Dahee geoutet?" Die Frage kam direkt und unverblümt, und ich beobachtete, wie Jungkook seinen Blick auf den Boden senkte.
"Ja, hab ich… Und ich bereue es zutiefst. Ich finde Transgender normal und habe nicht groß darüber nachgedacht…" Jungkook gestand, während eine Träne über seine Wange rollte.
"Ich hätte erkennen müssen, dass Dahee gefährlich ist… Es tut mir leid, das kann ich nicht gutmachen…" Jungkook sprach voller Reue, und sein gebrochener Ausdruck brach mir fast das Herz. Dennoch wollte ich eine Frage geklärt haben, auch wenn es mir schwerfiel.
"Wann habt ihr das letzte Mal miteinander geschlafen?" fragte ich eiskalt und starrte ins Leere.
"Was…?"
"Beantworte meine Frage!" Ich biss mir auf die Zunge, um mich nicht völlig gehen zu lassen. Jungkook zögerte.
"Am Anfang unserer Beziehung… Als ich mich nicht bei dir meldete und du meine Reaktion nicht verstanden hast… Da habe ich das letzte Mal etwas mit ihr gehabt. Aber das ist jetzt nicht wichtig—" Jungkook wurde wieder unterbrochen.
"Mir reicht’s. Du hattest in unserer Kennenlernphase noch was mit ihr und erzählst ihr, dass ich Trans bin? Was willst du ihr noch erzählen? Dass ich Jungfrau bin? Ich habe dir vertraut, verdammte Scheiße!" Meine Stimme wurde lauter, während ich mein Gesicht hinter meinen Händen versteckte und erneut zu weinen begann.
"Taehyung, ich… ich… es tut mir leid…" Jungkook stammelte, unsicher, wie er weitermachen sollte, und ich sah ihn weinend an.
"Es tut dir leid? Denkst du, das macht alles wieder gut? Du hast ihr von mir erzählt, was mir schadet. Glaubst du wirklich, dass ich dir noch vertrauen kann? Nein, Jungkook. Das kann ich nicht mehr. Ich habe mich noch nie so betrogen und ausgenutzt gefühlt. Du hast kein Recht, mich vor anderen Leuten zu outen!" Ich schrie ihn verzweifelt an.
"Outest du deine Schwester auch vor jedem? Huh?" fragte ich ihn schließlich, und Jungkook fuhr sich übers Gesicht.
"Nur wenn ich den Leuten vertraue… Scheiße, nein, das kam falsch rüber, ich—"
"Halt die Klappe! HALT DEINE KLAPPE!" Ich unterbrach ihn wütend und fuhr mir durch die Haare, während ich weiterhin weinte. In diesem Moment wünschte ich mir, Jimin wäre hier.
Jungkook stand ohne ein weiteres Wort auf und ließ mich allein im Wohnzimmer zurück. Laut schluchzend zog ich meine Beine an meinen Körper und legte meinen Kopf auf die Knie. Das Ziehen in meiner Brust schien sich nur zu verstärken, und ich fühlte mich allein und gebrochen.
Jungkook hatte einen Fehler gemacht, einen großen Fehler. Ob ihm die Tragweite seines Handelns wirklich bewusst war, wusste ich nicht. Ich konnte ihm nicht glauben, dass es nur die Kennenlernphase war, in der er mit Dahee geschlafen hatte. Was, wenn er immer noch etwas mit ihr hatte und ich nur eine vorübergehende Ablenkung war? Was, wenn er mich von Anfang an belogen hatte? Nein, das machte keinen Sinn… Ich—
"Schatz? Es tut mir wirklich leid… Ich habe nichts mit Dahee am Laufen und vertraue ihr auch nicht mehr… Das letzte Mal war wirklich, bevor wir zusammengekommen sind, und das habe ich auch nicht freiwillig gemacht… Ich habe dir dein Leben ruiniert und kann es nicht wiedergutmachen… Es tut mir leid. Ich verstehe, wenn du sauer bist. Wenn ich jetzt gehen soll, werde ich gehen. Wenn du nichts mehr von mir hören willst, werde ich deine Nummer löschen. Wenn du mich nicht mehr sehen willst, werde ich Abstand halten… Ich verstehe, dass ich riesigen Mist gebaut habe und werde mir das niemals verzeihen können…" Jungkook erklärte sich noch einmal und ich sah ihn weinend an. Ist das ein Grund, sich von ihm zu trennen?
Jungkook sah wirklich mitgenommen aus, seine roten Augen zeugten von seinen eigenen Tränen. Wie ein verlorenes Reh stand er im Türrahmen, unsicher, wohin er schauen sollte. Auch ich war mir unsicher, wie es weitergehen sollte.
"Du hast meine Grenze rücksichtslos überschritten… Lass mich hier allein… Ich werde heute wahrscheinlich hier schlafen oder in Jimin und Namjoons Zimmer…" sagte ich traurig, musterte Jungkook noch einen Moment und legte dann meinen Kopf wieder auf meine Knie. Jungkook verließ leise das Wohnzimmer und verschwand in meinem Zimmer.
Diese Aktion von ihm war das Schlimmste, was passieren konnte. Ich wusste nicht, ob ich ihm jemals wieder richtig vertrauen konnte.
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So many emotions😭
Das ist übrigens Jungkook's Profilbild. We love it <3
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