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Taehyung:
Leise drehte ich den Schlüssel im Schloss, die Anspannung in meinem Körper stieg, als ich die fremden Schuhe vor der Tür sah. Jimin hatte offensichtlich Besuch, und obwohl ich am liebsten unbemerkt in mein Zimmer geschlüpft wäre, um zu duschen und dann direkt ins Bett zu gehen, hielt ich inne. Vielleicht sollte ich besser warten, bis der Besuch gegangen war.
Plötzlich hörte ich Stimmen aus dem Wohnzimmer, und eine davon ließ mein Herz fast stehen bleiben. Diese Stimme hätte ich unter Tausenden erkannt – mein Bruder.
"Und... hast du etwas von Hoyeon gehört?", fragte Daesung, seine Stimme bebte vor Sorge. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Warum war er hier? Hatte er etwa nach mir gesucht?
"Nein, ehrlich gesagt hatten wir schon lange keinen Kontakt mehr.", antwortete Jimin. "Hoyeon habe ich zuletzt vor fünfeinhalb Jahren gesehen, damals noch in unserer Heimat. Warum suchst du sie? Ist etwas passiert?"
Ich zog mir leise die Schuhe aus, meine Hände zitterten. Ich konnte nicht einfach duschen gehen, nicht jetzt. Mein Verlangen, mich im warmen Wasser zu vergraben und die Welt auszublenden, wurde von einer Welle aus Erinnerungen und Schuldgefühlen überrollt.
"Nein, es ist nichts passiert.", sagte Daesung, doch seine Stimme verriet etwas anderes – Traurigkeit, vielleicht sogar Verzweiflung. "Ich... ich vermisse sie einfach. Sie ist meine kleine Schwester und die Ungewissheit darüber, wo sie ist, macht mich verrückt. Das Einzige, was sie hinterlassen hat, ist ihr Zopf. Sie hat endlich das gemacht, was sie immer wollte... Ich denke, sie hat ein neues Leben begonnen. Aber die Vorstellung, dass ich sie nie wiederfinden könnte, macht mich fertig."
Mit Tränen in den Augen öffnete ich leise die Tür zu meinem Zimmer, das zum Glück direkt neben der Eingangstür lag. Mein Herz zog sich zusammen bei seinen Worten. Wie oft hatte ich mir gewünscht, dass er mich verstehen würde, und doch hatte ich mich von ihm entfernt, als es am meisten weh tat.
"Mach dir keine Sorgen, okay?" Jimin versuchte, Daesung zu beruhigen. "Irgendwann wird Hoyeon bereit sein, sich zu melden. Ich kann dir leider nichts versprechen, aber lass mir deine Nummer da, dass sie sich bei dir melden soll, okay?"
"Okay, Jimin... danke dir." Die Dankbarkeit in Daesungs Stimme schnitt tief in meine Seele. "Und... bitte sag ihr, dass ich sie lieb habe. Dass ich sie in allem unterstütze, was sie macht oder gemacht hat."
Das war zu viel. Schnell zog ich mich in mein Zimmer zurück und schloss die Tür hinter mir, Tränen liefen mir unkontrolliert über das Gesicht. Die Erinnerungen kamen wie ein reißender Strom auf mich zu – wie ich ihm als Erstem anvertraut hatte, dass ich mich nicht wohl in meinem Körper fühlte. Wie ich es gehasst hatte, zu Weihnachten Barbies zu bekommen, wie ich nie einen pinken Kuchen zu meinem Geburtstag wollte. Ich hatte nie die Freude am Schminken gefunden, die andere Mädchen hatten. Ich war unglücklich, gefangen in einer Rolle, die nicht zu mir passte. Aber diese Zeiten waren vorbei. Ich war jetzt ein neuer Mensch, fast der, der ich sein wollte. Nur noch eine Operation trennte mich davon, zu 90% glücklich zu sein. Eine Geschlechtsangleichung war nicht meine oberste Priorität, zumindest noch nicht. Vielleicht, wenn ich älter war und bereit war, zu 100% als Mann zu leben.
Aber jetzt konnte ich mich noch nicht melden. Noch nicht. Vor allem nicht bei meinem Vater...
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"Ich will darüber nicht reden, Hyung. Du kennst meine Antworten." Meine Stimme klang härter, als ich wollte, als ich mit nassen Haaren in sein Schlafzimmer trat und mich neben ihm auf das Bett setzte.
"Alles gut.", antwortete Jimin sofort, ohne nachzubohren. "Ich hätte das Thema sowieso nicht angeschnitten. Ich habe gerade andere Sorgen... Namjoon kommt morgen zurück, und ich habe keine Ahnung, was ich anziehen soll! Weißer Rock? Blau kariert? Oder vielleicht der Schwarze? Oder doch ein Kleid?"
Ich seufzte tief, rollte mit den Augen und schnalzte unwillkürlich mit der Zunge. Jimin und seine Modekrisen...
"Zieh das an, worin du dich am wohlsten fühlst.", schlug ich vor. "Vielleicht einfach eine Jeans und dein Lieblingstop? Und dazu High Heels, wenn du magst."
Jimins Augen leuchteten auf, und er nickte begeistert. Ich hatte schon immer ein gutes Auge für Mode, auch wenn ich meine eigene Kleidung damals verabscheute. Für mich musste ein Outfit immer perfekt sein, sonst ging ich nicht aus dem Haus.
"Aber schon morgen?", fragte ich neckend. "Soll ich dich hinfahren? Dann könnt ihr hinten auf der Rückbank..."
"Ficken?! JAAA!!!", unterbrach Jimin mich, seine Augen funkelten schelmisch.
"N-nein...", stammelte ich lachend, "Händchen halten und von mir aus knutschen... Du solltest nicht sofort mit ihm schlafen, wenn er zurückkommt. Lass ihm Zeit, erstmal wieder anzukommen. Vielleicht geht ihr zusammen essen, und dann kannst du ihn verführen. Ich weiß, dass du ihn liebst und ihm das am liebsten durch Sex zeigen möchtest, aber das könnte irgendwann schiefgehen. Beziehungen brauchen mehr als das."
Jimin nickte nachdenklich." Du hast recht. Ich sollte es langsamer angehen lassen. Du kennst dich so gut mit Beziehungen aus... Ich glaube, ich sollte dir einen Freund suchen." Er lächelte mich sanft an, doch ich schüttelte entschieden den Kopf.
"Ich kenne mich nur aus, weil ich viel träume. Aber du brauchst mir keinen Mann zu suchen. Nicht solange ich meine Brüste noch habe. Ich fühle mich so unwohl... Ich kann im Moment niemandem vertrauen. Nicht mal dir erlaube ich, mich zu berühren, weil ich mich so sehr vor mir selbst ekle."
"Genau deswegen.", sagte Jimin leise. "Du brauchst jemanden, der dich so akzeptiert, wie du bist, damit auch du dich akzeptieren kannst. Du möchtest etwas ändern, aber du musst dich erst mit deinem jetzigen Ich anfreunden. Und du brauchst Unterstützung auf deinem Weg. Ich werde immer für dich da sein, das habe ich dir versprochen. Aber wäre es nicht schöner, jemanden zu haben, dem du dein Herz schenken kannst? Der dich liebt und all deine Entscheidungen unterstützt? Ich werde dir so jemanden finden. Großzügig muss er sein, mit einem großen Herz. Und am besten reich, denn irgendwer muss deine Operationen ja finanzieren. Bis du das selbst kannst, vergehen noch Jahre!"
Jimins trockener Humor brachte mich zum Lachen." Danke, Chim... Aber ich glaube nicht, dass du so jemanden finden wirst. Und wenn doch, ist er bestimmt nicht mein Typ."
"Oh, Darling... Du unterschätzt mich."
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Uhh wir kommen dem ganzen immer näher😋
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