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Taehyung:
Langsam und mit größter Vorsicht stand ich vom Krankenbett auf, griff nach der rollbaren Stange mit meiner Infusion und begann, mich mit langsamen, gut überlegten Schritten durch den Flur zu bewegen. Die sanften Klackgeräusche der Stangenräder hallten in der stillen, sterilen Umgebung wider.
Heute Morgen hatte ich eine neue Zimmernachbarin bekommen, eine Frau, die sich ihre Brüste aufgrund von drei Tumoren entfernen lassen musste. Der Schmerz und die Traurigkeit in ihren Augen waren kaum zu ertragen, und ich konnte ihre Verzweiflung nur zu gut nachvollziehen. Ihr Schicksal ließ mich über mein eigenes nachdenken und versetzte mir ein Schuldgefühl, das mich seitdem nicht losließ.
Es war so ungerecht: Viele Frauen verlieren das, was ihre Weiblichkeit ausmachte, während ich, als wäre es nichts Besonderes, mich entschließe, das meine entfernen zu lassen, nur weil es mir nicht gefiel. Diese Gedanken machten mir die Augen schwer, und ich konnte ihr nicht direkt begegnen, ohne mich innerlich unwohl zu fühlen.
Ihr Mann war eben hier gewesen und hatte mich gefragt, was mir fehlte. Natürlich hatte ich gelogen und nicht gesagt, dass ich meine Brüste entfernen ließ, weil ich Trans bin. Hoseok hatte mir das geraten – er meinte, ich solle behaupten, ich hätte einen Tumor gehabt. Die Lüge nagte an mir, aber ich wollte nicht, dass Hoseok für meine Entscheidung bestraft wird.
Plötzlich rief eine Krankenschwester hinter mir: "Herr Kim! Moment! Ihr Freund ist da!" Verwundert drehte ich mich um und lächelte sofort, als ich Jungkook entdeckte, der von einer Krankenschwester begleitet wurde. Er sah besorgt, aber erleichtert aus.
Langsam ging ich auf die beiden zu und nahm meinen Freund vorsichtig in die Arme. Er umarmte mich ebenso behutsam, als wollte er sichergehen, dass er mich nicht unbeabsichtigt schmerzte. "Hey, mein Schatz... Du bist schon unterwegs? Hast du keine Schmerzen?", fragte er besorgt und ich schüttelte den Kopf, während ich ihm einen sanften Kuss gab. Es war eine Erleichterung, dass wir gleich groß sind – so musste ich mich nicht nach oben strecken, um ihn zu küssen.
"Nein, ich habe keine Schmerzen. Zwar würde ich gerne die ganze Zeit im Bett bleiben, aber ich habe ein richtig schlechtes Gewissen. In meinem Zimmer liegt eine Frau, die sich ihre Brüste entfernen lassen musste, weil sie drei Tumoren hatte. Ich habe das nur aus eigener Entscheidung getan, und das macht mich irgendwie schuldig.", erklärte ich, während wir uns langsam durch den Flur bewegten. Jungkook hielt eine Tüte in der Hand, die ich noch gar nicht bemerkt hatte.
"Schatz, du musst dich nicht schlecht fühlen. Du hattest deine Gründe. Manche Menschen haben einfach Pech mit ihrer Gesundheit, dafür kannst du nichts. Hast du das Ergebnis schon gesehen?", fragte Jungkook und ich schüttelte den Kopf, ein kleines Lächeln auf meinen Lippen.
"Mehr als einen Verband sehe ich noch nicht, aber ich kann fühlen, dass da nichts mehr ist, und das macht mich wirklich glücklich. Weißt du, vorher war da immer dieses Gewicht, das es schwieriger machte, gerade zu sitzen. Jetzt muss ich mich nicht mehr zurücklehnen, und das ist einfach toll. Außerdem habe ich in den Spiegel geschaut und bin so flach wie du!", lächelte ich stolz, was auch Jungkook ein breites Lächeln ins Gesicht zauberte.
"Ich bin schon sehr gespannt auf das Ergebnis... Aber bitte, weine nicht. Sonst werde ich auch emotional.", sagte Jungkook, und ich lachte, als wir zurück in mein Zimmer gingen.
"Hallo.", begrüßte Jungkook höflich die Frau und ihren Mann, während ich mich langsam zu meinem Bett zurückschlich und mich vorsichtig hinsetzte. Lisa, meine Nachbarin, lächelte mich freundlich an und fragte: "Taehyung, ist das dein Freund?" Ich nickte kräftig, unsicher, ob ich den Kontakt zu ihr halten sollte, da wir den Vormittag über viel gesprochen hatten. Ich hatte ihr nichts über meine Transidentität erzählt; sie dachte, ich wäre ein Mann, der wegen Brustkrebs hier war. Es schmerzte, solche Lügen zu leben.
"Hey, ich bin Jungkook.", stellte sich mein Freund vor, schüttelte Lisas Hand und dann die ihres Mannes, der „BamBam“ genannt wurde, um die Aussprache zu erleichtern.
Ich atmete tief durch, als ich mich wieder hinlegte, und Jungkook setzte sich lächelnd neben mich. Es war mir ein wenig unangenehm, dass wir Zuhörer hatten, was meine Schüchternheit verstärkte. Doch Lisa und BamBam schienen sich völlig auf ihr Gespräch zu konzentrieren und uns nicht weiter zu beachten.
"Baby, ich habe dir ein paar Süßigkeiten mitgebracht und ich habe gesehen, dass du deine Switch dabei hast. Also habe ich ein neues Spiel gekauft, damit dir nicht langweilig wird. Ich hoffe, du hast es noch nicht.", sagte Jungkook und holte einige Dinge aus der Tüte. Darunter waren meine Lieblingskekse, die mir sofort ein breites Lächeln auf die Lippen zauberten, und das Spiel, das ich noch nicht hatte.
"Das habe ich tatsächlich noch nicht. Und ich habe viele Spiele, weil ich oft zocke... Danke!", lächelte ich, als ich mich vorsichtig zu ihm lehnte, und er schmunzelte, als er mich in den Arm nahm.
"Hast du doch Schmerzen?", fragte Jungkook besorgt. Ich schüttelte den Kopf und ließ mein Kinn auf seine Schulter sinken, während ich die Augen schloss.
"Ich will nach Hause... Ich vermisse mein Bett und will wieder bei dir sein, mit dir kuscheln. Hier in der fremden Stadt fühle ich mich allein.", gab ich leise von mir. Es war, als würde sich ein schwerer Schleier des Heimwehs über mich legen.
"Ich weiß, Baby. Bald kannst du wieder bei mir sein. Dann bleiben wir noch eine Nacht im Hotel und fahren dann nach Hause. Das Ganze war so ungeplant und schnell, aber sieh mal, du hast es fast hinter dir. Morgen wirst du sehen, wie es ohne Verband aussieht, und übermorgen wird die Drainage entfernt. Wenn alles gut läuft, bleibst du nur noch zur Beobachtung hier und dann kannst du nach Hause. Ich komme dich jeden Tag besuchen und bringe dir, wenn du magst, etwas zu essen mit. Das Essen hier sieht wirklich nicht appetitlich aus, wie ich an deinem Snap heute Morgen gesehen habe. Aber du wirst nicht lange hier bleiben müssen.
"Oh ja, bring mir bitte morgen eine Pizza mit... eine richtig fettige mit viel Käse und Schinken. Ich habe solchen Hunger!", bat ich leise und legte mein Kinn auf Jungkooks Schulter.
"Ich bin mir nicht sicher, ob du das essen darfst, aber ich werde Hoseok fragen und dann sehen, ob ich dir eine Pizza bringen kann oder ob es etwas leichteres wird.", antwortete Jungkook, und ich schmollte ein wenig, bevor ich ihn traurig ansah.
Ich hoffte so sehr, dass ich bald wieder mit ihm nach Hause gehen kann und diese seltsame, beunruhigende Zeit im Krankenhaus bald vorbei sein würde.
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Ich belasse das heute einfach mal Kommentarlos. 💖
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