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RÜCKBLICK -

Die kleine Hoyeon starrte mit schmerzvollem Blick auf das pinke Prinzessinnenkostüm, das sie in den Händen hielt. Die Farbe, die andere Mädchen so sehr liebten, löste in ihr nur Ablehnung aus, und Kleider hatten ihr nie gefallen. Hoyeon wusste genau, dass sie sich nicht als Prinzessin verkleiden wollte. Tief in ihrem Herzen wünschte sie sich, als Pirat oder Ritter zum Faschingsumzug zu gehen – oder noch besser, als König. Sie träumte davon, der mächtigste Mann zu sein, stark und frei.

Ihre Mutter, eine junge Frau mit müden Augen, beobachtete sie aufmerksam. "Hoyeon... warum schaust du so traurig? Möchtest du ein anderes Kleid haben? Es gibt doch so viele schöne. Vielleicht ein blaues?" fragte sie sanft, während sie sich zu ihrer Tochter herunterbeugte. Sie wusste genau, was in Hoyeon vorging, doch sie war machtlos. Während sie ihr Kind akzeptierte, weigerte sich ihr Mann, diese Seite von Hoyeon zu sehen.

Hoyeon hob den Kopf und sah ihre Mutter direkt an. In ihren großen, dunklen Augen spiegelte sich der ganze Schmerz wider, den sie in ihrem jungen Leben schon erfahren hatte. "Ich möchte gar kein Kleid, Eomma... Ich möchte mich als König verkleiden! Ich möchte ein mächtiger Mann sein!" Ihre Stimme bebte vor Frustration, und sie schleuderte das Kleid trotzig auf den Boden. Die Mutter fühlte einen tiefen Stich im Herzen. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihrer Tochter diesen Wunsch zu erfüllen, doch sie wusste, dass sie es nicht durfte.

"Mäuschen...", begann sie zögernd, ihre Worte wogen schwer in der bedrückenden Stille des Zimmers. "Du weißt doch, dass Papa es nicht mag, wenn du Jungs-Sachen willst... Er wird wieder wütend. Möchtest du nicht lieber als Königin gehen? Oder vielleicht als Indianer? Das tragen sowohl Jungs als auch Mädchen." Ihre Stimme zitterte, als sie versuchte, eine Lösung zu finden, die ihren Mann nicht erzürnen würde, doch sie sah sofort, wie Hoyeon energisch den Kopf schüttelte. Dieses dickköpfige kleine Mädchen... Diese Sturheit würde sie noch in große Schwierigkeiten bringen.

"Hoyeon, ich–", versuchte die Mutter erneut, doch sie wurde unterbrochen, als die Tür aufsprang.

"Guck Mama! Ich bin ein Pirat! Arrgghhhh~!" rief Daesung, Hoyeons elfjähriger Bruder, mit einem breiten Grinsen. Er schwang ein Holzschwert durch die Luft und seine Augen leuchteten vor Begeisterung. Hoyeon konnte das Aufsteigen der Eifersucht nicht unterdrücken. Warum durfte Daesung alles, während sie sich an diese strengen Regeln halten musste?

Ihr Vater betrat den Raum, fast 40 Jahre alt, mit harten Gesichtszügen und einem Blick, der das Zimmer sofort fröstelnd machte. Er sah die Szene vor sich – das weinende Kind, das zerknautschte Kleid auf dem Boden, die überforderte Frau – und schüttelte den Kopf. "Hat sie sich schon entschieden?", fragte er mit rauer Stimme, die keine Widerrede duldete.

"Hoyeon mag sich nicht als Prinzessin verkleiden... Aber wir sind gerade dabei, uns zu einigen.", sagte die Mutter hastig, in der Hoffnung, ihren Mann zu besänftigen. Sie wusste genau, was auf dem Spiel stand. Ihr ganzes Leben war ein Kampf, den sie nie hatte gewinnen können. Mit nur 14 Jahren war sie von ihren Eltern gezwungen worden, diesen reichen Mann zu daten, und mit 15 hatte sie ihr erstes Kind, Deasung, bekommen. Hoyeon folgte kurz darauf, und mit 18 war sie gezwungen worden, ihn zu heiraten. Sie liebte ihn nicht und würde es niemals tun. Aber sie war ihm dankbar für die zwei wundervollen Kinder, die er ihr geschenkt hatte. Trotzdem war es so schwer, Hoyeon glücklich zu machen...

"Hoyeon, wir können nicht ewig auf dich warten. Zieh jetzt das Kleid an. Ich will den Faschingsumzug nicht wegen dir verpassen.", befahl ihr Vater in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

Die Worte brachen etwas in Hoyeon. Tränen liefen ihr über die Wangen, während sie das Kleid aufhob, das ihre Mutter ihr sanft in die zitternden Hände legte. Mitleid spiegelte sich im Gesicht ihrer Mutter wider, aber sie wusste, dass sie nichts ändern konnte. Sie hatte es zu oft versucht. Ihr Mann war ein Kontrollfreak. Er musste über alles die Kontrolle haben. Und wenn er sie verlor, dann wurde er unerträglich...

"Na komm, wir ziehen dir ein lilafarbenes Kleid an, ich mache deine Haare schön, und du gehst als Rapunzel. Ist das okay? Dann musst du das pinke nicht anziehen.", versuchte ihre Mutter zu trösten, während sie ihr ein ermutigendes Lächeln schenkte. Hoyeon nickte nur schwach. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, weiter zu protestieren. Lieber ein lilafarbenes Kleid als das pinke.

Aber trotz dieser kleinen Zugeständnisse fühlte sich Hoyeon nicht wohl. Kein einziges Mal schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, während sie in das Kleid schlüpfte. Es fühlte sich falsch an, als wäre sie in der Haut einer Fremden gefangen. Sie wollte wie Daesung sein, frei und selbstbewusst, aber sie wusste, dass das nie möglich sein würde.

Und ihr Vater... Ihr Vater würde das niemals zulassen. Hoyeon durfte in ihrem Leben nichts entscheiden, während Daesung tun und lassen konnte, was er wollte. Sie fühlte sich wie ein Vogel in einem goldenen Käfig, gefangen und ohne Hoffnung auf Flucht.

Kann sie jemals vollständig ausbrechen? fragte sie sich, während sie die Tränen wegwischte und in den Spiegel sah, wo ein kleines Mädchen in einem lilafarbenen Kleid zurückblickte, das sie nicht sein wollte.

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Traurig... 😢

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