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𝑻𝒂𝒆𝒉𝒚𝒖𝒏𝒈:

"Weil... Ich bin ein Transgender!" Die Worte waren herausgeschossen, bevor ich es verhindern konnte. Kaum waren sie ausgesprochen, fühlte ich, wie die Schwere meiner Geheimnisse mich gleichzeitig erdrückte und befreite. Meine Hände klammerten sich fest um Jimins, als wäre er mein einziger Halt in einem tobenden Sturm. Ich wagte es nicht, den Kopf zu heben, aus Angst vor dem, was ich in Jungkooks Augen sehen würde. Würde er entsetzt sein? Würde er wütend werden? Oder – und das war die größte Angst – würde er einfach aufstehen und gehen, mich in dieser emotionalen Leere zurücklassen?

Plötzlich riss das Geräusch von klirrendem Besteck mich aus meiner Spirale der Angst. Ich zuckte zusammen, die Realität blitzte auf und ließ meine Nerven vibrieren.

"Was hast du gerade gesagt?" Jungkooks Stimme war nicht aggressiv, aber sie war auch nicht das, was ich mir erhofft hatte. Nervös wischte ich mir mit zitternden Fingern über die feuchten Wangen. Hatte er es wirklich nicht gehört? Oder wollte er, dass ich es wiederhole, um sicherzugehen? Der Kloß in meinem Hals schien nur noch größer zu werden.

"Taehyungie..." Jungkooks Stimme war jetzt so sanft, dass sie fast wehtat. Er stand auf und rückte meinen Stuhl zur Seite, bevor er sich vor mir hinkniete. Seine Hände legten sich warm und fest auf meine Wangen, als würden sie versuchen, meine Angst aus meinem Körper zu streichen. Als ich es endlich wagte, ihn anzusehen, bemerkte ich das sanfte, fast fürsorgliche Lächeln auf seinen Lippen. Es verwirrte mich nur noch mehr. Wie konnte er jetzt noch lächeln?

"Kannst du das nochmal wiederholen?" Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch sie traf mich mit voller Wucht. Jimin hatte inzwischen seine Hand aus meiner Umklammerung gelöst, und ich fühlte mich plötzlich so schutzlos. Ein Teil von mir wollte aufstehen, weglaufen, mich verstecken. Der andere Teil, der verzweifelt nach Nähe und Verständnis suchte, zwang mich, zu bleiben.

Schwer atmend und unsicher, ob ich mich selbst noch unter Kontrolle hatte, starrte ich in Jungkooks Augen, die mich auffordernd anblickten. "Ich... Ich bin ein Trans-Mann, Jungkook." Meine Stimme war leise, fast ein Flüstern, als hätte ich Angst, die Worte könnten ihn verletzen. Instinktiv kniff ich die Augen zusammen, bereit, mich gegen die Ablehnung zu wappnen, die ich erwartete. Sekunden verstrichen, und doch kam nichts – kein Wutanfall, keine Beleidigungen. Die Stille war fast unerträglich.

Vorsichtig öffnete ich meine Augen wieder und sah, wie Jungkook mich immer noch anlächelte. Ein Lächeln, das so sanft und beruhigend war, dass es mich beinahe aus der Fassung brachte. Was bedeutete das? Akzeptierte er es wirklich? War es ihm egal? Oder spielte er nur mit mir? Hunderte von Fragen rasten durch meinen Kopf, und doch gab mir keine von ihnen die Antwort, die ich suchte.

Jungkook strich sanft mit seinen Daumen über meine Wangen und beugte sich langsam vor. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als mir klar wurde, was er vorhatte. Ich hatte erwartet, dass er mir wie immer einen Kuss auf die Wange oder Stirn geben würde, doch seine Lippen landeten direkt auf meinen. Vor Schreck riss ich die Augen auf, mein Körper erstarrte. Jungkook... küsste mich. Er küsste mich auf den Mund. Aber warum? Was sollte ich tun? Mein Herz raste, meine Gedanken taumelten ins Chaos.

Ein warmes Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus, ließ Gänsehaut über meine Arme tanzen, doch ich war wie gelähmt. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Alles in mir schrie danach, etwas zu tun, aber ich war zu erschrocken, zu überwältigt, um mich auch nur zu bewegen. Schließlich löste Jungkook den Kuss, und erst da bemerkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte. Hastig schnappte ich nach Luft, die plötzlich schwer und zäh war, und ließ sie zitternd wieder entweichen. Ich wagte es nicht, jemanden anzusehen, meine Augen waren auf einen Punkt im Raum fixiert, der nichts mit dem Chaos in meinem Inneren zu tun hatte.

Mit zitternden Händen schob ich Jungkooks Hände von meinen Wangen und rückte meinen Stuhl zurück. "Lass ihn kurz alleine. Er muss das verarbeiten, was gerade passiert ist.", hörte ich Jimin sagen, bevor ich, wie auf Autopilot, auf den Balkon hinausging. Der kühle Abendwind traf mein Gesicht und ich griff fest nach dem Geländer, als könnte es mich davor bewahren, in ein bodenloses Loch zu fallen.

Was war gerade passiert? Warum hatte Jungkook mich geküsst? Mochte er mich tatsächlich, trotz allem? Oder hatte er irgendein seltsames Spiel gespielt, das ich nicht verstand? Die Verwirrung in meinem Kopf wollte einfach nicht weichen. Zitternd holte ich eine Zigarette aus der Packung, die ich vorher noch gegriffen hatte, und zündete sie an. Der Rauch füllte meine Lungen und für einen Moment schien er die chaotischen Gedanken in meinem Kopf zu beruhigen.

Ich setzte mich auf die Sitzbank, die Jimin und ich kürzlich aufgestellt hatten, und starrte in die Dunkelheit. Der Schmerz in meiner Brust war nicht verschwunden, aber er hatte sich verändert. War das Erleichterung? Oder nur noch mehr Unsicherheit? Mit jedem Atemzug füllte sich mein Kopf mit neuen Fragen, auf die ich keine Antworten hatte.

Mit jedem Zug an meiner Zigarette fühlte ich, wie die Anspannung allmählich von mir abfiel, als würde der Rauch nicht nur meine Lungen, sondern auch meine wirren Gedanken beruhigen. Stück für Stück ordneten sich die Puzzleteile in meinem Kopf, und die Welt um mich herum begann sich wieder zu drehen.

Als ich die Zigarette fast bis zum Filter geraucht hatte, hörte ich, wie die Balkontür sich langsam öffnete. Mein Kopf drehte sich wie automatisch in die Richtung des Geräuschs, und mein Körper spannte sich instinktiv an, als ich Jungkook auf mich zukommen sah.

"Kann ich mich zu dir setzen?" Seine Stimme war ruhig, fast schon vorsichtig, als wolle er mich nicht noch mehr aufwühlen. Ich ließ meinen Blick kurz auf den leeren Platz neben mir fallen, bevor ich ihm stumm mit einem Nicken die Erlaubnis gab.

Minutenlang herrschte eine Stille, die sowohl beruhigend als auch nervenaufreibend war. Schließlich war ich es, der das Schweigen brach: "Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit solch einer Reaktion…" Meine Stimme klang fast fremd in meinen eigenen Ohren, als ich den Rest meiner Zigarette im überquellenden Aschenbecher ausdrückte.

Jungkook sah mich ruhig an, seine Augen durchdringend und doch sanft. "War das schlimm? Ich hab einfach das getan, was mein Herz wollte.", erklärte er, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Ich konnte nicht anders, als unsicher zu ihm hinüberzusehen.

"Aber… Jetzt versteh ich deine Reaktion auch...", fuhr er fort, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. "Ich hätte das nie von dir gedacht. Also, deine Mission hast du erfolgreich gemeistert. Keiner könnte ahnen, dass du ein Transmann bist. Ehrlich gesagt, dachte ich zuerst, jemand aus deinem Umfeld ist trans und du hast ein Problem damit."

Sein Lachen am Ende brachte mich dazu, leicht zu Schmunzeln. "Niemals…", entgegnete ich leise. "In dem Moment wusste ich einfach nicht, wie ich reagieren soll… Ich wollte dir eigentlich langsam aus der Nase ziehen, was du von Transgendern hältst. Aber aufgrund meiner dummen Reaktion dachte ich, dass ich alles versaut habe…"

Es war das erste Mal, dass ich so offen und ehrlich mit Jungkook sprach, und es fühlte sich an, als würde ein riesiger Stein von meinem Herzen rollen.

Jungkook schüttelte den Kopf. "Ich habe kein Recht zu urteilen. Jeder Mensch ist in meinen Augen etwas Besonderes, und mir persönlich ist es egal, was ein Mensch hat oder nicht. Ich verliebe mich nicht in Geschlechter, Körper oder Aussehen, sondern in den Charakter."

Seine Worte trafen mich tief, und ich konnte nicht anders, als darauf zu antworten: "Oh, da bin ich ja komplett anders. Mein Mann muss besonders gut aussehen. Und das tust du ja."

Sein Lachen hallte warm durch die Nacht, und für einen Moment fühlte sich alles fast normal an.

Dann wurde sein Tonfall ernster, als er fragte: "Darf ich dich etwas Persönliches fragen?" Seine Augen suchten meinen Blick, und ich konnte die Neugier darin erkennen.

"Ja, natürlich", antwortete ich zögernd, "aber nimm es mir nicht übel, wenn ich nicht bereit bin, darauf zu antworten."

"Okay. Ähm… Hattest du denn schon OPs? Du warst so interessiert, als ich über meine Schwester gesprochen habe.", fragte er vorsichtig, fast behutsam, als wolle er mich nicht verschrecken.

Für einen Moment schwieg ich, unsicher, ob ich ihm wirklich alles erzählen sollte. Doch was hatte ich noch zu verlieren? Jungkook hatte meine Offenbarung erstaunlich gut aufgenommen, und er wirkte nicht abgeschreckt.

"Ähm… Nun ja… Bisher hatte ich noch keine OP. Nicht einmal eine Testosteronbehandlung. Ich finde keinen Arzt, der das macht, und wenn, dann ist es illegal und unbezahlbar für mich… Und bevor du fragst, warum ich so eine tiefe Stimme habe… Ich habe irgendwelche illegalen Mittel genommen. Frag mich bloß nicht, was das war…" Die Worte kamen zögerlich über meine Lippen, und dennoch konnte ich nicht anders, als zu lächeln, als ich sah, wie Jungkook mich warm anstrahlte.

"Aber… Den Kuss nimmst du mir nicht übel, oder?", fragte er dann und rückte näher zu mir, sodass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte.

"Nein, aber… Ich wusste nicht, was ich tun soll. Ich kann sowas nicht…" Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, und ich konnte den Blick nicht von meinen Händen abwenden, die nervös auf meinem Schoß lagen.

Jungkook lächelte sanft. "Wenn du willst, bringe ich es dir gerne bei." Seine Stimme war weich und verlockend, und ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden.

Bevor ich wusste, wie mir geschah, spürte ich erneut seine Lippen auf meinen. Ein sanftes, warmes Gefühl breitete sich in mir aus, und mein ganzer Körper wurde von einer angenehmen Gänsehaut überzogen. Diesmal schloss ich die Augen, ließ mich in den Moment fallen und fühlte, wie die Welt um uns herum für einen Augenblick stillstand.

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Ich denke nach 30 Kapiteln darf das auch endlich mal sein hahahah

Wie findet ihr Jungkooks Reaktion?👀

Habt ihr sowas erwartet oder eher an was anderes gedacht? Wenn ja, an was? 😊

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