~ 25 ~
✩------✩••🫂••✩------✩
Jungkook:
Mein Blick lag schwer auf Namjoon, während ich lustlos in meinem Essen herumstocherte. Es war jetzt sechs Tage und 19 Stunden her, seitdem ich mich das letzte Mal bei Taehyung gemeldet hatte. In der Zwischenzeit hatte er mir täglich geschrieben. Jeden Morgen wünschte er mir einen guten Tag, erzählte mir später von seinen Erlebnissen und verabschiedete sich abends mit einer liebevollen Gute-Nacht-Nachricht. Und das jeden Tag, ohne Ausnahme. Es war rührend, fast schon überwältigend, und der Drang, ihm sofort zurückzuschreiben, ihn zu besuchen und ihn einfach in die Arme zu nehmen, war fast unerträglich. Aber etwas hielt mich zurück, ein Schatten, der über unserem letzten Date lag und den ich nicht loswerden konnte.
"Namjoon, es tut mir leid, dass Taehyung wegen mir weint. Mein Herz schreit danach, zu ihm zu rennen und ihn festzuhalten, aber... Ich komme einfach nicht damit klar. Warum wurde er so panisch, als ich erwähnte, dass meine Schwester trans ist? Ich verstehe es nicht…" Meine Stimme war voller Frustration. Seit Tagen drehte sich in meinen Gedanken alles nur noch um Taehyung, und es brachte mich um den Verstand.
Ich wusste, dass Jimin irgendwie dahinter steckte, dass Taehyung sich so verhielt. Aber ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen, nicht nach dem, was passiert war. Was, wenn er tatsächlich ein Problem mit Transgender-Personen hat? Was, wenn er meine Schwester, mein einziges Familienmitglied, nicht akzeptiert? Dieser Gedanke war unerträglich für mich, und deshalb brauchte ich Abstand, um klarzukommen.
"Ich habe dir doch schon gesagt, dass Taehyung sich erklären will.", Namjoon seufzte genervt. "Er hat dich heute Morgen gefragt, ob du heute Abend zum Essen vorbeikommen willst. Aber du antwortest ihm einfach nicht. Das ist echt mies von dir. Es ist nicht so schlimm, wie du denkst. Taehyung hat ehrlich kein Problem damit. Da steckt viel mehr dahinter, und du musst ihm die Chance geben, es dir zu erklären. Pack deine Eier wieder in deine Hose und antworte ihm." Namjoon lachte leise, und obwohl ich kurz schmunzeln musste, verschwand das Lächeln genauso schnell, wie es gekommen war.
"Ich lass meine Eier lieber im Kühlschrank liegen.", murmelte ich und wandte meinen Blick ab. "Nenn mich ruhig feige oder ein Arschloch, aber ich bin einfach noch nicht bereit, mich mit ihm zu treffen. Vielleicht rufe ich ihn heute Abend an… Aber ich kann es noch nicht genau sagen."
Namjoon lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah mich mit einem Blick an, der nichts Gutes verhieß. "Scheiße... Hat deine Ex ihre Gehirnzellen mit deinen ausgetauscht? Du bist doch in Taehyung verliebt, oder? Und er auch in dich, das sieht jeder. Warum machst du es euch beiden so schwer? Seit Tagen weint er sich in den Schlaf, weil er dich vermisst und Liebeskummer hat. Das dürfte ich dir eigentlich gar nicht erzählen, aber verdammt nochmal, ihr passt so gut zusammen. Hör auf, die Dramaqueen zu spielen. Nicht nur Taehyung leidet darunter, sondern auch Jimin. Er schläft nicht mehr, er lernt nicht mal mehr für die Uni, obwohl bald Klausuren anstehen. Er macht sich große Sorgen um Taehyung. Am liebsten würde er dir in den Arsch treten, und glaub mir, er wird es tun, wenn du nicht bald deinen Kopf aus dem Sand ziehst.
"Jaja... Schon gut… Ich werde ihm schreiben…" Ich seufzte und warf Namjoon einen erschöpften Blick zu. "Aber ein Treffen kommt noch nicht in Frage. Dafür brauche ich noch Abstand." Namjoon hatte mir ordentlich ins Gewissen geredet, und ich konnte spüren, wie die Schuldgefühle in mir aufstiegen. Ich wollte nicht, dass Taehyung traurig war, und schon gar nicht, dass er wegen mir weinte. Und Jimin? Nun ja, der kleine Zwerg konnte wohl ziemlich gefährlich werden, und das wollte ich wirklich nicht herausfinden.
Also nahm ich mein Handy, öffnete den Chat mit Taehyung und starrte auf die Nachrichten, die ich tagelang ignoriert hatte.
Vor 4 Tagen
Vor 3 Tagen
(Albtraum von meinem Vater sollte das heißen)
Vor 2 Tagen
Gestern
Heute
Schuldig und mit einem bedrückenden Gefühl im Magen las ich den letzten Satz von Taehyung erneut. Seine Worte hatten eine klare Botschaft, auch wenn er sie vielleicht nicht direkt aussprach: Er war wirklich in mich verliebt. Und ich? Ich hatte ihn tagelang ignoriert wie ein kompletter Idiot. Der Gedanke daran schnürte mir die Kehle zu. Ich konnte förmlich spüren, wie sehr es ihm wehgetan haben musste.
"Namjoon...? Ich muss kurz auflegen. Ich melde mich später nochmal bei dir. Bis dann." Meine Stimme klang leiser als gewohnt, fast brüchig, als ich den Videoanruf beendete. Kaum war die Verbindung unterbrochen, schloss ich Skype und klappte meinen Laptop zu, als ob ich damit die wachsende Last auf meinen Schultern loswerden könnte.
Doch die Stille im Raum war unerbittlich, sie drückte mich fast zu Boden. Taehyung ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Wie konnte ich ihn einfach so im Ungewissen lassen? Ihn, der mir jeden Tag gezeigt hatte, wie wichtig ich ihm war, ohne dass ich es verdient hatte. Ich wusste, dass ich etwas unternehmen musste, aber was? Ein Treffen schien mir noch zu früh, die Gedanken daran lösten eine Unruhe in mir aus, die ich nicht sofort loswerden konnte. Vielleicht sollten wir erst einmal telefonieren, so wie ich es Namjoon gegenüber angedeutet hatte. Oder, wenn das Gespräch gut lief, könnten wir uns danach treffen.
Langsam legte ich das Handy in meine zitternde Hand, bereit, endlich das Schweigen zu brechen und Taehyung zu zeigen, dass er mir genauso viel bedeutete.
Kaum hatte ich die Nachricht abgeschickt, überkam mich sofort der Drang, sie wieder zurückzunehmen. Ein Teil von mir wollte am liebsten alles stehen und liegen lassen, direkt zu ihm fahren und ihn einfach in die Arme schließen. Aber etwas hielt mich zurück. Vielleicht war es besser, das Ganze langsamer anzugehen. Wir hatten uns so schnell in unsere Gefühle gestürzt, dass es sich beinahe beängstigend anfühlte. Was, wenn wir uns am Ende nur verletzten, weil wir uns in diesem Tempo gar nicht richtig kennenlernen konnten?
Doch als ich kurz darauf seine Antwort las, traf mich die Realität wie ein Schlag in die Magengrube. Der Inhalt seiner Nachricht ließ mich innerlich zusammenzucken, als ob ich gerade die schlimmste Entscheidung meines Lebens getroffen hätte. Plötzlich schien es, als ob alles falsch gelaufen war, und der Gedanke daran brachte mich an den Rand der Verzweiflung.
✩------✩••🫂••✩------✩
Tut mir leid, wenn ich immer so spät abends update. Tagsüber hab ich leider keine Zeit zum schreiben. 😢
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top