~ 14 ~

✩------✩••🫂••✩------✩

~ Flashback ~

Die Augen der kleinen Hoyeon füllten sich mit Tränen, als sie die letzten Geschenke öffnete. Ihre Hände zitterten leicht, während sie das Papier vorsichtig von einem weiteren Paket löste, doch ihr Herz sank, als der Inhalt sichtbar wurde. Es war nicht das, was sie sich so innig gewünscht hatte. Wo war der ferngesteuerte Bagger, den sie im Spielzeugkatalog entdeckt und mit ihrer allerschönsten Schrift auf den Wunschzettel geschrieben hatte? Stattdessen lagen vor ihr eine Barbie-Puppe im glitzernden Brautkleid und eine pinke, sprechende Katze. Dinge, die sie nie wollte, die sie sogar hasste. Das Gefühl der Enttäuschung wurde so überwältigend, dass sie es kaum noch unterdrücken konnte.

Als Hoyeon den Blick hob, sah sie, wie ihr Bruder Daesung strahlend ein großes Geschenkpapier zur Seite riss. Seine Augen leuchteten vor Freude, als er das freilegte, was sie sich so sehr gewünscht hatte – den Bagger. Der, mit dem sie im Frühling die gewaltigsten Burgen im Sandkasten bauen wollte. Und dann noch ein Lego-Technik-Set, aus dem Daesung ein eigenes kleines Auto zusammenbauen konnte, um es später mit einer Fernbedienung durch das Haus zu steuern. Die Ungerechtigkeit fühlte sich wie ein Stich ins Herz an.

Langsam liefen ihr die Tränen über die Wangen. Sie wischte sie nicht weg, ließ sie einfach fließen, während sie stumm auf die Puppen starrte, die vor ihr lagen. Es fühlte sich an, als hätte der Weihnachtsmann sie absichtlich übersehen, als hätte sie irgendetwas falsch gemacht. Die leuchtenden Farben und glitzernden Kleider der Barbie-Puppen wurden für sie zu Symbolen ihrer eigenen Unzulänglichkeit. Sie hasste diese Puppen mit einer Leidenschaft, die sie kaum ausdrücken konnte.

"Alles okay, meine Kleine? Du siehst so traurig aus. Hat der Weihnachtsmann etwas vergessen?" Die Stimme ihres Vaters klang besorgt, aber tief in seinem Inneren wusste er bereits, dass sie unzufrieden war. Er wusste auch, dass Hoyeon anders war. Doch in seinen Augen hatte sie nicht anders zu sein. Für ihn war sie immer sein kleines Mädchen, seine Prinzessin, die er auf seinen Schultern tragen konnte. Und das sollte sich niemals ändern, nicht einmal dann, wenn die Welt sich weiterdrehte und Hoyeon sich veränderte. Der Gedanke, dass sie ihm eines Tages entgleiten könnte, schmerzte ihn. Aber für jetzt war sie noch seine kleine Tochter, und so würde er sie auch behandeln – bis an sein Lebensende.

"D-Der Weihnachtsmann mag mich nicht… W-War ich nicht a-a-artig?" Hoyeons Stimme brach, als sie ihre Eltern mit großen, verzweifelten Augen ansah. Sie verstand die Welt nicht mehr. Sie hatte so hart gearbeitet, um gut in der Schule zu sein, immer versucht, ihren Vater stolz zu machen, alles richtig zu tun. War das etwa nicht genug gewesen?

Ihre Mutter versuchte, sie zu trösten, doch die Worte reichten nicht aus, um den Schmerz in Hoyeons Brust zu lindern. Auch Daesung hatte aufgehört, sein Geschenk zu bestaunen, und schaute jetzt zu seiner kleinen Schwester hinüber. Mit seinen 11 Jahren verstand er bereits mehr, als seine Eltern ihm zutrauten. Er hatte ein Handy, er hatte nachgelesen, und er wusste, dass Hoyeon anders war. Aber für ihn spielte es keine Rolle. Sie war seine Schwester, egal, ob sie ein Mädchen oder später ein Junge sein würde. Für ihn war sie diejenige, die er immer beschützen musste.

"E-er hat mir nicht das gebracht, was auf meinem Wunschzettel stand... Ich war böse... Deswegen habe ich diesen Schrott bekommen..." Die Verzweiflung in ihrer Stimme war herzzerreißend, und im Raum wurde es still. Doch Daesung handelte instinktiv. Er erinnerte sich genau daran, wie sie gemeinsam den Spielzeugkatalog durchgeblättert hatten und wie beide den Bagger bewundert hatten, der so cool aussah und sogar leuchten konnte.

Mit einem entschlossenen Ausdruck stand Daesung auf, griff nach dem riesigen Karton, in dem der Bagger verpackt war, und hielt ihn seiner Schwester hin. "Hier, Hoyeon. Den wolltest du unbedingt haben. Der Weihnachtsmann hat bestimmt zu viele Kekse gegessen und meinen Namen anstatt deinen auf das Geschenk geschrieben. Ich wollte den doch gar nicht." Seine Worte waren so sanft und selbstlos, dass Hoyeon ihn mit offenem Mund ansah, bevor sie den Bagger ergriff. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als ihre Tränen versiegten.

Daesung glaubte schon lange nicht mehr an den Weihnachtsmann. Aber für ihn war die Freude seiner Schwester alles, was zählte. Es war Weihnachten, das Fest der Liebe und Freude, und niemand sollte traurig sein, schon gar nicht seine kleine Schwester.

In diesem Moment beschloss Daesung, immer für Hoyeon da zu sein. Er wusste, dass sie es schwer haben würde, und er war entschlossen, es ihr so leicht wie möglich zu machen. Er wusste, dass er nicht immer alles für sie tun konnte, aber er würde es versuchen – jeden Tag, jedes Jahr.

Auch als sie älter wurden, blieb Daesung seiner Rolle treu. Er stand seiner Schwester bei, wenn sie gezwungen wurde, kurze Röcke zu tragen – eine Entscheidung, die ihr Vater getroffen hatte, weil es das „Normale“ für ein Mädchen war. Aber Hoyeon fühlte sich nie wohl in diesen Röcken, und so brachte Daesung immer eine seiner Jacken oder Hoodies mit zur Schule, um sie ihr zu leihen. Mit seinen 18 Jahren war er schon 1,84 m groß, und seine Jacken reichten Hoyeon fast bis zu den Knien. Er wollte nicht, dass irgendwelche Jungs seine Schwester anstarrten oder schlimmer noch, versuchten, sie anzufassen. In Südkorea hatten Frauen nur wenig Rechte, und Daesung wusste, dass seine Schwester sich beschützen musste. Aber solange er da war, würde er dafür sorgen, dass sie sich so sicher und wohl wie möglich fühlte.

Hoyeon war ihrem Bruder unglaublich dankbar. Der Gedanke, ihn zu verlassen, als sie ging, zerriss ihr das Herz. Er war immer ihr Fels in der Brandung gewesen, selbst wenn er es nicht hätte sein dürfen. Oft weinte sie, weil es Tage gab, an denen sie ihn brauchte, aber sie war nie bereit, ihn zu kontaktieren. Sie begann ein neues Leben – ein Leben als Mann. Und obwohl der Weg steinig war, war sie stolz auf das, was sie erreicht hatte. Daesung war es auch, selbst wenn niemand es wirklich verstand.

Daesung wusste, dass sein Bruder, ehemals seine Schwester, jetzt endlich das tat, was er immer tun wollte – sich selbst leben, ohne Rücksicht auf die Erwartungen anderer. Er hoffte nur, bald von Taehyung zu hören, aber ob dieser jemals bereit dazu sein würde, wusste niemand.


✩------✩••🫂••✩------✩

I lost some Tears...😪

Hope you too👊💀

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top