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Taehyung:
Mit einem nervösen Blick ließ ich meine Augen durch das kleine Café schweifen, das meine Mutter für unser Treffen ausgesucht hatte. Die warme Atmosphäre, der leichte Duft nach frisch gebackenen Croissants und geröstetem Kaffee schufen eine trügerische Ruhe in mir, die ich nicht wirklich fühlen konnte. Ich war viel zu aufgewühlt. Mein Herz pochte unangenehm schnell, während ich mich langsam an einen der freien Tische setzte.
Gestern Abend hatte ich es nicht mehr geschafft, mich mit ihr zu treffen. Ich war einfach zu fertig… Jimin hatte mich mehrfach angerufen und mir Nachrichten hinterlassen, aber ich hatte alles ignoriert. Ich konnte nicht. Er hatte mit seiner Aktion alles zerstört.
Ich seufzte leise und strich über das Display meines Handys, ohne es wirklich zu beachten. Jungkook war auf dem Weg hierher, und allein der Gedanke daran ließ eine kleine Welle der Erleichterung durch mich strömen. Ich konnte es kaum erwarten, ihn endlich wieder zu umarmen. Wenigstens für ein paar Tage hatte mein Vater ihm freigegeben – und ich würde jede einzelne Sekunde davon nutzen. Wir würden zusammen zum Arzt gehen, um herauszufinden, ob unser kleines „Monsterchen“ ein Junge oder ein Mädchen wird. Ich wollte, dass Jungkook einen Namen aussucht. Er hat so ein Talent dafür, während ich mich immer in Zweifeln und Unsicherheiten verliere.
Langsam zog ich meine Jacke aus und ließ meinen Blick erneut schweifen. Das Café war nicht überfüllt, nur ein paar Gäste saßen verteilt an den Tischen. Meine Mutter war noch nicht da, also lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Ich wusste, dass sie meine Narben längst gesehen hatte, als ich noch bei ihnen lebte. Damals hatte sie nichts dazu gesagt – es war mein Vater gewesen, der mich bestraft hatte. Heimlich hatte ich trotzdem weitergemacht... und manchmal fragte ich mich, ob ich es verdient hatte.
Das schrille Klingeln der Eingangstür riss mich aus meinen Gedanken. Ich hob den Kopf und erstarrte kurz. Da war sie.
Ihre langen, gepflegten Haare fielen ihr elegant über die Schultern, und obwohl sie Anfang vierzig war, sah sie kaum älter aus als dreißig. Sie musste einen verdammt guten Beauty-Doc haben. Doch hinter der perfekten Fassade erkannte ich die vertrauten, müden Augen. Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie mich entdeckte, und ich stand langsam auf, spürte, wie meine Hände leicht zitterten.
"Mama..."
Ohne ein weiteres Wort zog sie mich in eine warme Umarmung, ihre Arme hielten mich fest, und für einen Moment war ich wieder das kleine Kind, das sich in ihrer Nähe sicher fühlte. Ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten, und ich musste blinzeln, um sie zu unterdrücken.
"Du bist wunderschön geworden... Ich bin stolz auf dich."
Ihre Worte trafen mich mitten ins Herz. Ich schluckte schwer und ließ mich wieder auf meinen Platz sinken, während sie sich mit einem liebevollen Lächeln setzte. Sie griff sofort nach der Speisekarte, als wäre nichts gewesen, und ich leckte mir nervös über die Lippen.
Die Kellnerin kam bald darauf, nahm unsere Bestellung auf, und für einen Moment hing eine unangenehme Stille zwischen uns. Ich sah meine Mutter unsicher an, während sie mich aufmerksam musterte.
"Magst du mir ein bisschen von dir erzählen?" Ihre Stimme war ruhig, aber ich hörte die Sehnsucht darin.
Ich zögerte kurz, dann nickte ich langsam.
"Ähm... Ich bin damals mit Jimin hier nach Seoul gezogen. Ich habe von meinen Ersparnissen meinen Namen ändern lassen, damit ihr mich nicht finden könnt. Nicht wegen dir oder Daesung, sondern... wegen Papa. Ich wollte nicht das Leben führen, das er für mich geplant hatte. Ich wollte kein Soldat*'in' werden, keinen Mann heiraten, den ich nicht liebe, und dann einfach... funktionieren. Ich wollte mein eigenes Leben. Aber..." Ich schluckte und sah verlegen auf meine Hände. "Ich habe nicht viel erreicht. Ich habe jahrelang bei Starbucks gearbeitet, nur um genug für meine OPs zu sparen. Aber seit ein paar Monaten habe ich aufgehört."
Meine Mutter sah mich mit einem warmen Blick an, und ich konnte eine Spur von Bedauern in ihren Augen erkennen.
"Ich wusste immer, dass du deinen eigenen Weg gehen wirst, Tae. Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich dich früher zu einem Psychologen geschickt, damit du schneller all das bekommen kannst, was du brauchst. Ich hätte dich immer unterstützt... Es tut mir leid, dass dein Vater so ein Arschloch ist."
Ich lachte bitter und schüttelte den Kopf. "Dafür kannst du nichts, Mama. Ich habe einfach zu lange gezögert, mich zu melden. Und irgendwann... hatte ich zu viel Angst."
Die Kellnerin brachte unser Frühstück, und wir bedankten uns höflich. Meine Mutter nahm einen Schluck Kaffee, bevor sie mich wieder ansah.
"Dein Vater wird dich niemals akzeptieren, Taehyung. Aber du brauchst ihn nicht, um glücklich zu sein. Ich und Daesung stehen hinter dir. Das ist doch viel wichtiger als die Meinung eines alten, verbitterten Mannes."
Ich konnte nicht anders, als leise zu kichern. "Danke, Mama..."
Wir unterhielten uns weiter, und ich erzählte ihr, wie es mir in den letzten Jahren ergangen war. Sie erzählte mir wiederum, wie schlimm mein Vater nach meinem Verschwinden geworden war. Doch sie hatte längst einen neuen Mann gefunden, und ich war erleichtert zu hören, dass sie sich wirklich scheiden lassen wollte. Es war die beste Entscheidung.
Nach einer Weile nahm ich all meinen Mut zusammen. "Mama... Ich muss dir noch etwas sagen." Ich legte meine Hand unauffällig auf meinen Bauch und sah sie an.
"Oh?" Ihre Augen funkelten neugierig.
"Ich habe seit etwa acht Monaten einen Freund. Er heißt Jeon Jungkook. Vielleicht kennst du ihn... er ist in der gleichen Einheit wie Daesung."
Ihre Augen weiteten sich, und dann begann sie zu strahlen. "Jungkook? Oh, ich kenne ihn! Ein wirklich lieber Junge. Ihr beide seid bestimmt ein wunderschönes Paar!"
Ich lächelte verlegen. "Ja... und, ähm..." Ich nahm einen tiefen Atemzug. "Wir erwarten ein Baby. Ich bin bald im dritten Monat schwanger."
Einen Moment lang sagte meine Mutter nichts, dann legte sich ein breites Lächeln auf ihr Gesicht.
"Oh Tae, das ist wundervoll! Ich bin so stolz auf dich! Wenn du Hilfe brauchst, du weißt, dass du dich jederzeit bei mir melden kannst, ja?"
Ich war überrascht. Warum war sie so... positiv? Ich hatte das Gefühl, dass ich noch gar nichts auf die Reihe bekommen hatte. Aber sie war stolz auf mich?
Ich lächelte unsicher. "Danke, Mama... Ich... Ich hoffe, ich kriege das alles hin."
"Das wirst du, mein Schatz. Du hast schon so viel geschafft. Und du bist nicht allein."
Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich mich tatsächlich ein wenig leichter. Vielleicht... vielleicht würde doch noch alles gut werden.
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Excuse me wenn das Kapitel langweilig ist, I'm not really motivated... :(
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