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𝑻𝒂𝒆𝒉𝒚𝒖𝒏𝒈:

"Wie heißt du?", fragte ich lächelnd, als ich einen Becher in die Hand nahm und einen schwarzen Stift zückte. Mein Blick fiel auf das hübsche Mädchen vor mir, das mit ihren Freundinnen am Tresen stand. Ihre braunen Augen blickten mich neugierig an und ein Hauch von Unsicherheit lag in ihrer Stimme.

"Jiwoo...", antwortete sie leise. Ich schrieb ihren Namen sorgfältig auf den Becher, ehe ich mich daran machte, ihren Kaffee zuzubereiten. Die anderen Mädchen standen in einer kleinen Gruppe um sie herum und beobachteten mich mit schüchternem Kichern und flüsternden Kommentaren. Ihr Verhalten war mir nicht neu - ich hatte es oft erlebt, dass neugierige Blicke und getuschelte Gespräche zu den täglichen Herausforderungen in meinem Job gehörten. Doch heute fühlte ich mich besonders von ihrem Interesse beobachtet, als wüssten sie mehr, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte.

"Hier ist dein Kaffee. Lass ihn dir schmecken~", sagte ich freundlich und überreichte Jiwoo den Becher. Ihr Lächeln war zurückhaltend, als sie mir das Geld reichte und den dampfenden Kaffee entgegennahm. Es war immer wieder erstaunlich, wie ein einfaches Lächeln und eine freundliche Geste so viel bedeuten konnten, selbst wenn man sich in einem Moment der Unsicherheit befand.

Gerade als ich mich wieder meiner Arbeit zuwenden wollte, trat ein blondes Mädchen aus der Gruppe von Jiwoo vor und fragte in einem frechen, aber auch unsicheren Ton: "Kann man deine Nummer für sie klären?" Jiwoos Gesicht färbte sich rötlich und die anderen Mädchen brachen in schallendes Kichern aus. Die Atmosphäre war fast greifbar von Aufregung und Nervosität. Ich konnte nicht anders, als schmunzeln.

"Leider nicht~", antwortete ich ruhig und ehrlich. "Entschuldige bitte, aber ich bin kein Fan von Frauen." Mein Ton war sanft, aber bestimmt. Ich zwinkerte den Mädchen charmant zu, ehe ich mich wieder an die Arbeit machte, den nächsten Becher vorbereitend und versenkend in der Routine des Alltags.

Während ich die Kaffeetassen vorbereitete und die verschiedenen Bestellungen abarbeitete, fragte ich mich einmal mehr, ob diese Verweigerung von romantischen Angeboten wirklich meine Entscheidung war oder ob es ein Schutzmechanismus war.

"Hey Chim, ich mache eine kurze Pause~", sagte ich, als ich meinen Kollegen, Mitbewohner und besten Freund ansprach. Chim, der gerade hinter der Theke stand, nickte verständnisvoll. Ich griff nach einer Schachtel aus meinem Rucksack, drehte mich zum Hintereingang und trat in den kleinen, versteckten Bereich, den wir als Pausenraum nutzten. Der Raum war spartanisch eingerichtet, mit einigen alten Stühlen und einem kleinen Tisch, auf dem sich ein Aschenbecher und ein halbleeres Glas Wasser befanden.

Ich zog mir eine Zigarette aus der Schachtel und steckte sie zwischen meine Lippen. Der erste Zug war immer der beste, die Hitze der Flamme brannte sanft auf dem Tabak und schickte eine beruhigende Welle durch meinen Körper. Der Rauch entwich langsam und ich ließ die Gedanken kommen und gehen, während ich in den Himmel starrte.

Es war immer eine seltsame Art von Trost, sich in den Moment der Raucherpause zu flüchten. Für kurze Zeit konnte ich die Welt draußen, die Blicke, die Fragen und die ständige Suche nach Akzeptanz hinter mir lassen. Der Gedanke, dass ich mich so oft hinter einer Maske versteckte, nur um ein normales Leben führen zu können, war schwerer als die Last des rauchenden Zigarettenkolbens.

Das Leben als Transgender hatte mich oft depressiv gemacht. Es war nicht so, dass ich mich selbst verachtete - es war eher mein Körper, der mich krank machte. Ich fühlte mich gefangen in einem Körper, der mir fremd war und die ständige Diskrepanz zwischen dem, wie ich mich fühlte und dem, wie ich aussah nagt an mir.

Vor weniger als fünf Jahren begann ich, mich zu verändern. Ich ließ mir die Haare kurz schneiden, kaufte Jungskleidung und begann, meine Brust zu verstecken. Zuvor hatte ich sie mit Klebeband an meinen Körper gepresst, ein schmerzhafter und unsicherer Prozess. Dann fand ich endlich einen Brustbinder, den ich seitdem selten abgenommen hatte. Doch das Gefühl der Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Eine Operation zur Entfernung der Brust wäre für mich eine Befreiung, doch in Korea wurden solche Eingriffe nur dann durchgeführt, wenn sie medizinisch notwendig waren. Die Ärzte behandelten diesen Wunsch als ernsthaften Bedarf und nicht als Luxus. Die langen Warteschlangen, die bis zu 36 Jahre dauern könnten, machen meine Träume unerreichbar.

Die Vorstellung, nie das Leben zu führen, das ich mir erhoffte, drückte mich tief nieder. Ich sehnte mich danach, ein Junge zu sein und träumte von einer Brust-OP und vielleicht später einer Geschlechtsumwandlung. Doch die finanziellen Hürden und die mangelnde Unterstützung machten den Weg fast unmöglich.

"Mäuschen, alles in Ordnung? Du bist schon eine ganze Weile draußen. Jessi hat mich geschickt, um nach dir zu sehen.", hörte ich Chim besorgt sagen. Seine Stimme war ein vertrauter Klang in meinem ansonsten stillen Moment. Ich seufzte und schmiss die verbliebene Zigarette in den Aschenbecher, ihre Glut verlosch mit einem leisen Knacken.

"Ja, alles gut, danke Chim.", antwortete ich lächelnd. Ich strich mir den Hoodie zurecht, der mir so oft als Schutzschild diente und ging zurück zur Arbeit. Chim folgte mir, sein Besorgnis konnte ich an seiner Miene ablesen, doch er sagte nichts weiter.

Die Beziehung zu meinem Vater war komplex und schmerzhaft. Er hasste mich vielleicht für das, was ich war, oder besser gesagt, für das, was ich nicht war - die Tochter, die er sich gewünscht hatte. Mein Name war früher Hoyeon. Der ältere Bruder, der mir einst beistand, war lange aus meinem Leben verschwunden. Vielleicht hatte er mich aufgegeben, vielleicht wollte er nichts mehr mit mir zu tun haben. Es schmerzte, nicht zu wissen, ob er noch an mich dachte. Meine Mutter bemerkte schon früh, dass ich anders war. Ich wollte nie mit Barbie-Puppen spielen, bevorzugte die Spielzeuge meines Bruders und interessierte mich für Fußball und Autorennen statt für die üblichen Mädchenaktivitäten. Lange Haare waren mir stets ein Dorn im Auge und als ich mit 18 den Mut fand, sie abzuschneiden, ging mein Vater in den Widerstand. Dieser Schritt markierte eine klare Linie zwischen uns und er verachtete mich seither.

Als ich damals von zu Hause wegging, ließ ich nur den abgeschnittenen Zopf zurück - ein Symbol für das, was ich hinter mir gelassen hatte.

Meine Sexualität war ebenfalls eine Quelle der Verwirrung und Einsamkeit. Ich war schwul und Männer hatten für mich eine Anziehungskraft, die Frauen nicht hatten. Frauen erscheinen mir oft kompliziert und stressig. Ich benötigte jemanden, der mich verstand und schützte, doch die Suche nach einem solchen Partner war bisher vergeblich. Vielleicht war ich besser dran, allein zu bleiben, ohne jemanden an meiner Seite, der mich möglicherweise irgendwann verließ.

Es war eine bittere Erkenntnis, dass ich vielleicht niemanden wirklich brauchte, um glücklich zu sein. Oder war es einfach eine Schutzmaßnahme, um nicht verletzt zu werden?

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Welcome (back) to Body😇❤️‍🩹

Ich fange nun langsam an sie zu überarbeiten <3

Es wird wahrscheinlich recht lange dauern bei 160 Kapiteln, aber ich werde mich beeilen <3

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