꧞24꧞
Als wir am Festplatz ankamen, bekam ich fast einen Schlag als ich sah wie viele Blätter sich auf dem Boden befanden. Die Pflastersteine lugten nur gelegentlich an einige freie Stellen heraus, alles andere waren nur die orangen Blätter.
"Oh man..."
Sagte ich und umklammerte mit beiden Händen den Kehrbesen.
"Dann mal ran ans Werk!"
Sagte ich und ging voran, in der Mitte des Festplatzes und sah zu Hunter der immer noch dort stand wo er war. Ich lachte über sein Gesicht und drehte den Besen um, sodass der Stiel auf dem Boden stand.
"Hiermit beauftrage ich Ihnen die ehrenvolle Aufgabe diese äußerst wertvollen Blätter aufzukehren, junger Mann!"
Scherzte ich mit verstellter Stimme, und brachte ihn damit zum lachen.
"Ich danke Ihnen, junges Fräulein. Ich werde mir die Ehre liebend gerne erweisen!"
Sagte er und kam jetzt auch in der nähe der Blätter.
"Dann ist ja gut. Ich mach die rechte du die linke?"
Fragte ich, und bekam nur ein "Ahoj!" von ihn zurück.
Eine Weile lang fegte jeder für sich, das einzige Geräusch war das Kratzen des Eisens auf den Pflastersteinen. Ich genoss die Stille, und für einen Moment lang vergaß ich sogar was uns noch alles bevorstehen würde. Ein Blatt segelte langsam auf meinen Kopf herab. Na wenn der Baum so weiter machte, würde ich mit der Seite nie fertig werden. Kur danach flog noch ein Blatt hinunter , dieses mal auf meiner Schulter. Dann noch eines. Und noch eines.
Ich hörte auf mit dem Fegen und sah nach oben, nur um Hunter zu sehen wie er über mir flog und in den Krallen ein Haufen Blätter trug. Mit dem Schnabel ließ er die einzigen Blätter auf mich rieseln, und schaute jetzt unschuldig auf mich herab.
"Argh, du kleiner Fiesling!"
Rief ich ihn zu, und stemmte meine freie Hand in der Hüfte.
Ich hörte ihn lachen, als er weg flog und dabei den ganzen Blätterhaufen auf mich fallen ließ.
Ich steiß einen kurzen Schrei aus als alle Blätter auf mich fielen.
"Orange steht dir!"
Rief Hunter von links.
"Oh warte das kriegst du wieder!"
Rief ich ihn zu und ließ den Besen fallen, dieser von dem Blätterhaufen abgefedert wurde. Ich sammelte die Blätter auf und lief zu der Eule die jetzt auf dem Boden saß und den Kopf drehte.
Als ich nahe genug an ihn dran war, schmiss ich den ganzen Blätterhaufen auf ihn, doch er flatterte nur mit dem Flügeln und flog niedrig durch den Blättersturm hindurch, wirbelte damit alle Blätter wieder auf, und flog dann wieder zurück.
Nach ein paar Sekunden war er wieder in seiner Menschlichen Gestalt. Er nahm sich einen erneuten Blätterhaufen und lief auf mich zu. Ich lief von ihn weg und blieb vor meinen Haufen stehen um mir davon etwas zu nehmen- doch da spürte ich schon die kalten Blätter auf meinem Rücken, hinter mir Hunter. Ich wirbelte herum und schmiss ihn eine nächste Ladung Blätter ins Gesicht. Er pustete wild herum, anscheinend hatte er einige Blätter in den Mund bekommen.
"Was fällt dir ein!"
Rief er lachend.
"Bitte?! Du hast damit angefangen!"
Lachte ich laut und schmiss ihn weitere Blätter auf dem Kopf, so wie er mich mit seinen Blättern abwarf.
Als sein Haufen jedoch leer war sah er mich nur an.
Ich grinste und hob gerade meine Hand mit einen saftigen Blätterhaufen in die Höhe.
"Noch irgendwelche Worte?"
Fragte ich Zuckersüß.
"Wag es dich..."
Er hob warnend den Zeigefinger doch ich ignorierte ihn und bewarf ihn volle Kanne mit den Blättern.
Ich lachte, bis ich sah das Hunter auf mich zugelaufen kam und die Arme um mich schwang.
Mein Kopf wirbelte umher, sodass ich das Gleichgewicht verlor und Hunter mit mir riss. Gemeinsam fielen wir in den riesigen Blätterhaufen den ich erst so schön zusammen gekehrt hatte, und blieb dort lachend liegen.
"Was war das denn bitte?!"
Fragte mich Hunter lachend, als er sich auf den Ellbogen abstütze und über mir schwebte.
"Ey, du hast damit angefangen mein Freund!"
Sagte ich und stupste ihn auf die Nase.
Plötzlich kehrte bei uns beiden stille ein, als wir uns in die Augen schauten. Keiner von uns beiden sagte mehr etwas, nur das Vogelgezwitscher war weit entfernt zu hören.
Ich hörte ihn und mich schwer atmen, und hätte ihn am liebsten an mich gezogen und geküsst- hielt mich aber zurück.
Ich musste das vergessen...diese Gefühle.
Unsere Gesichter waren nur noch Zentimeter entfernt, sodass ich ihn in seine hellbraunen Augen blicken konnte, in denen ich mich verlor. Plötzlich schien alles um uns herum still zu stehen, all die Sorgen über das was noch kommt waren plötzlich bedeutungslos.
Ich lächelte ihn an, und er erwiderte es als er sich plötzlich nach vorne beugte.
Unfähig etwas zu tun starrte ich ihn an.
Seine Lippen waren dicht an meinen Ohr.
"Ich werde alles dafür tun das dir nichts passiert..."
Flüsterte er leise.
Ich sah ihn an und strich ihn eine Locke aus der Stirn.
"Nein das wirst du nicht...ich will nicht das du wegen mir in Gefahr gerätst."
Sagte ich ebenso leise.
Er lächelte nur und beugte sich wieder vor.
"Du kannst mich nicht davon abhalten..."
Sagte er und küsste mich plötzlich auf der Wange. Ich merkte wie die röte mir ins Gesicht schoss.
Er erhob sich jetzt und hielt mir seine Hände hin.
Ich ergriff diese und ließ mich von ihn hochziehen.
Ich sah ihn an und öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch er legte den Finger an meine Lippen.
"Sag jetzt nichts mehr."
Er wirkte plötzlich mystisch, eine Seite die ich an ihn nicht kannte. Ich sah ihn nur an und lächelte etwas. Er erwiderte es und trat zur Seite um den Besen aufzuheben.
"Ich denke wir haben uns mehr Arbeit gemacht als zuvor."
Sagter er jetzt als wäre nichts passiert.
Ich sah jetzt zum ersten mal von ihn weg, und regestrierte das Chaos was wir angestellt hatten.
Die Blätter waren kreuz und quer über den Platz verstreut, unsere Haufen waren plötzlich wieder viel kleiner.
"Okay dann lass uns das mal schnell wieder aufräumen bevor Relish noch einen Herzklabaster bekommt..."
Sagte ich und nahm mir den Besen, froh über den Abstand zwischen ihn und mir.
Meine Gedanken schwirrten umher, ich wusste nicht was ich denken oder tun sollte. Was war das da vorhin gewesen? So habe ich ihn noch nie gesehen. Fakt war, dass mein Herz deutlich schneller schlug wenn ich nur daran dachte wie nahe wir uns waren.
Ich fegte die Blätter mit Rekordgeschwindigkeit zusammen, und sah nach hinten. Hunter stand dort und begutachtete das Chaos um ihn herum, und legte den Besen auf dem Boden, verwandelte sich und fing an mit dem Flügeln zu schlagen.
Die Blätter flogen allesamt mehr oder weniger in einer Richtung.
"Gute Idee."
Sagte ich und ignorierte das flattern im Bauch als ich mit half und die Blätter die er zu mir wehte zusammen fegte.
In null kommer nichts waren wir so gut wie fertig, und zwei große Haufen waren nur noch am Rande des Festplatzes zu sehen.
"Gut gemacht!"
Er hielt die Hand hoch und ich schlug ein.
Ich sah mich um, und lehnte den Besen an einem der Bäume an. In diesen Moment kam Relish auf uns zugelaufen, sein Ausdruck war überrascht. Er hat wohl nicht damit gerechnet das wir schon so schnell fertig waren. Wenn er nur wüsste das es vor ein paar Minuten hier noch schlimmer aussah als zuvor.
Als ich wieder an dem Moment zurück dachte, überkam mich wieder das flattern in der Magengegend. Am liebsten hätte ich ihn darauf angesprochen, aber was sollte ich ihn fragen?
Ich ließ es so stehen, würde aber Molly darüber berichten. Ich hatte plötzlich den dringenden Drang zu erfahren was sie davon hielt.
"Na ihr zwei, wie es aussieht seit ihr doch nicht einfach abgehauen."
Relish lachte und blieb vor uns stehen. Seine Haltung war wie immer Formell, und seine normalen Sachen trug er auch schon wieder. Seine Braune Weste mit Weißen Hemd.
"Bitte? Als ob wir uns jemals drücken würden!"
Sagte ich gespielt empört.
"Naja bei euch weiß man ja nie. Ich hätte gestern Abend auch nicht mehr mit Besuch gerechnet."
Ich lächelte beschämt und wich seinen Blick aus.
"Okay, da ihr eure Strafarbeit abgesessen habt dürft ihr jetzt gehen. Aber bitte haltet euch nicht wieder dort auf wo ihr eigentlich nichts zu suchen habt."
Er hob die Hand und sah uns eindringlich an.
"Natürlich nicht."
Hunter nickte ihn zu.
"Die Arbeit war sogar ganz lustig. Wenn sie wollen können wir Ihnen öfters helfen, stimm's Mika?"
"Hm? Äh ja klar, hat sogar Spaß gemacht..."
Sagte ich schnell und lächelte breit. In Relish's Blick konnte ich jedoch sehen wie er in meiner Miene ablesen konnte das etwas vorgefallen war. Doch anstatt etwas zu sagen, bewegte er sich langsam nach hinten.
"Gerne. Na dann, bis Morgen."
Er ließ seinen Blick nicht von mir ab, bis er sich schlussendlich umdrehte und zu den Besen ging die immer noch angelehnt am Baum standen.
Ich atmete durch und machte kehrt, maschierte an Hunter vorbei.
Ich konnte hören wie er mir folgte, und wartete schon darauf das er mich fragt was los war. Doch es kam nichts.
Was nichts daran änderte das mir immer noch etwas auf der Seele brannte.
"Nur damit du es weißt..."
Fing ich an und blieb stehen. Als ich ihn sah wie er mich erwartungsvoll ansah wünschte ich ich hätte meine Klappe gehalten. Jetzt war es zu spät dafür.
"Ich werde auch nicht zulassen das dir etwas passiert, Eulenjunge."
Ich lächelte sanft und wartete auf seiner Reaktion. Er hatte den Mund fast unmerklich geöffnet, wie er es immer tat wenn er etwas erfuhr womit er nicht gerechnet hatte, lächelte dann aber.
"Sieht wohl so aus als sind wir beide zu stur um der Wahrheit ins Auge zu sehen..."
Fing er jetzt an.
"Die Wahrheit?"
Fragte ich.
"Naja...du weißt schon. Es werden viele Menschen sterben. Anemalies. Wie hoch ist schon die Chance das einer von uns überlebt?"
Ich war geschockt von seinen Worten, das er es so hinnahm als wäre es ein Fakt das er oder ich sterben würden.
"...deshalb will ich nur sicherstellen das es nicht du bist die-"
"Hör auf damit!"
Reif ich ihn dazwischen, wütend über seine Akzeptanz.
"Verdammt Hunter was ist los mit dir? Wie kannst du es einfach so hinnehmen und denken es wäre eine besiegelte Sache das einer von uns drauf geht? Wir werden verdammt noch mal dafür kämpfen das es nicht so ist! Und wir werden versuchen so viele wie möglich vor dem Tod zu bewahren-"
"Mika..."
"Nein, du hörst mir jetzt zu!"
Ich schwenkte mit der Hand.
"Wieso sagst du so etwas, weißt du eigentlich wie schlimm es ist zu wissen das man einen guten Freund nur wegen eines unnötigen Krieges jederzeit verlieren kann? Weißt du wie es ist-"
Ich stoppte in meinen Wahn als er mich plötzlich umarmte und mich fest an sich drückte.
Verwirrt über sein Handeln sagte ich nichts.
"Das weiß ich doch alles Mika. Ich sage doch nicht das ich mich kampflos geschlagen gebe. Ich will nur nicht das du in meinen Armen stirbst... noch einmal halte ich so etwas nicht aus."
Sagte er jetzt sanft, und ich beruhigte mich sofort wieder.
"Dann weißt du ja wie ich mich fühle...du kannst nicht einfach in meinen Leben treten, nur um dann wegen eines so unbedeutenden Kampfes wieder zu gehen, verdammt!"
Sagte ich und lehnte meinen Kopf an seiner Schulter.
Ich genoss das Gefühl seiner Körperwärme und seinen Duft der mich umhüllte. Ich wollte das alles nicht, wollte das es einfach endet. Aber es ging nicht, und genau das machte mich so wütend. Diese Ungewissheit das alles passieren kann. Selbst wenn wir uns super vorbereiten, so kann dennoch immer etwas passieren worauf man doch nicht gefasst war.
Mein Herz raste und ich ließ es dieses mal zu das es weiterhin wie wild schlug. Sollte es doch so sein, ja verdammt ich hatte mich in einen Anemalies verliebt, einer Eule wenn man es so will. Ich weiß das ich in meinen Dorf dafür verabscheut werden würde, und das ich als nicht mehr ganz richtig im Kopf abgestempelt werden würde. Aber mir war es egal was sie dachten. Mir waren plötzlich die Menschen egal die mich hassen würden.
Auch wenn ich Angst hatte das ich die Menschen bekämpfen musste die ich von klein auf kannte...schließlich kannte ich so gut wie das ganze Dorf, jeder kannte sich dort, jeder hat sich geholfen wenn es darauf ankam. Genau dafür war das Dorf bekannt. Das es Verständnis zeigte. Außer wenn es um die andere Rasse ging.
Ich durfte mich nicht einlullen lassen. Ich musste mir die grausame Wahrheit vor den Augen halten, obwohl ich wusste das es mich einige Alpträume kosten würde wenn das alles hier vorbei war...
Wenn es vorbei war...
Ich löste mich etwas von Hunter und blinzelte die aufsteigenden Tränen sofort wieder weg. Es würde noch genügend Tränen fließen. Aber nicht jetzt.
"Lass uns nach Hause. Der Anzug klebt fürchterlich..."
Sagte Hunter lächelnd zu mir.
"Ja. Gute Idee."
Stimmte ich zu und lief neben ihn her.
Der Himmel war in ein sattes Orange getaucht, die Sonne war nur noch zum viertel zu sehen, und ihre Lichtreflexe spiegelten sich in dem Bach wieder der neben uns vor sich hin floss.
Es war ein schöner Abend, den man lieber nicht mit düsteren Gedanken verbringen sollte. Also atmete ich durch und warf meinen Freund einen Seitenblick zu.
Seine dunkelbraunen Locken waren auf der Oberseite teilweise etwas heller- gefärbt von der Sonne, seine Brille spiegelte das Licht wieder und ließ seine Augen noch heller erscheinen als sie so wie so schon waren.
Vielleicht würde ich es ihn eines Tages sagen können...
Wenn mich der Mut nicht verlässt.
Und wenn alles vorüber ist.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Ich hoffe euch hat es gefallen!
Seit in meiner Schule wieder Präsenz- Unterricht herrscht, kommt es mir so vor als wenn die Lehrer besonders Wert darauf legen möglichst viele Projekte und Arbeiten schreiben zu lassen...
Und vergessen wir natürlich nicht die Unmengen an Hausaufgaben...
Ich versuche weiterhin jeden Tag ein Kapitel hoch zu laden, kann aber nichts versprechen.
Bis dahin aber wie immer,
Bis zum Nächsten Kapitel ♡♡♡
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top