Die nächsten Tage verliefen ruhig, Hunter und ich verließen das Haus kaum und beschäftigten uns mehr miteinander als draußen irgendwo herum zu gehen.
Das alles hatte auch einen Grund, denn Hunter hatte plötzlich in der Nacht angefangen ständig zu Niesen, und sich zu kratzen.
Als wir ein Buch lasen, und Rücken an Rücken angelehnt waren, fiel mir auf das seine Federn etwas krummer abstanden, und auch seine Schwanzfedern waren teilweise zerzaust. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, doch nach zwei Tagen fing ich mir an Sorgen zu machen. Es war als mir Hunter etwas über einer Nelke erzählte, wie sie wuchs und das er eine besondere Mischung der Farben erreicht hatte. Denn er kratze sich fast durchgehend an seinem Hals, und als er sich umdrehte konnte ich schon die Rötungen sehen die sein Verhalten ausgelöst hatten. 
Doch das auffälligste waren seine Federn die er stetig verlor. Zuerst war es nur zwei, die ich aufhob und begutachtete, danach wurden es stetig mehr. Ich konnte mir schon denken was mit ihn los war.
"Hunter? Kann ich dich etwas fragen?"
Fing ich jetzt an, und er schaute von seinem Schreibtisch hoch.
"Klar."
"Kann es sein das du die Mauser hast?"
Er wurde etwas rot um die Wangen, und wich meinen Blick aus.
"Ähm..."
"Ich meine nur, weil...naja dir fallen Federn aus, du kratzt dich ständig und du Niest öfter als sonst."
Sagte ich und hob eine kleine Feder auf.
"Ja, okay war wohl ziemlich eindeutig. Ende Juli oder Anfang August fangen Eulen immer an zu Mausern."
Sagte er jetzt.
"Ich weiß, aber ich wusste nicht das es auch so bei Anemalies ist."
Sagte ich und ging um den Schreibtisch herum zu ihn.
"Doch leider...es juckt immer so widerlich."
Sagte er und wollte seine Hand schon wieder zum Hals führen, als ich ihn auf die Finger schlug.
"Sag mal spinnst du!"
Sagte ich. Er drehte sich um.
"Wieso?"
"Du hast dich da schon voll Wund gekratzt, es blutet sogar schon!"
Ich drehte seinen Kopf etwas zur Seite und erkannte die geröteten Stellen. Es könnte schon fast als Entzündung durchgehen.
"Ups..."
War seine Antwort.
"Was machst du immer wenn du das hast?"
"Warten bis es endlich vorüber geht."
"Okay, weißt du was ich habe einen Plan."
Sagte ich jetzt.
"Ich weiß was dir helfen kann. Geh ins Bad und lass dir eine warme Wanne ein. Aber nicht zu heiß, nur warm. Warte da auf mich, okay?"
Er saß dort auf seinem Stuhl und sah mich schüchtern an. 
"Okay..."
Ich ging in die Küche, und zog die Schränke auf. Ich hoffte er hatte noch genug Kamillentee daheim, ansonsten würde mein Plan nicht aufgehen.
Ich kramte in der Schachtel herum, und fand noch ein paar Beutel die ich dann in eine Schale legte.
Ich setzte Wasser auf und wartete bis es gekocht war, und schüttete dann das kochend heiße Wasser auf die vier Teebeutel.
Da es sonst zu heiß wäre, spülte ich noch etwas kaltes Wasser darauf.

Ich wusste von meiner Mutter das Kamillentee ein Allerheilmittel war- naja so sagte sie es mir jedenfalls, und das die Wirkung von Kamille Wunder bewirken konnte.
Ich suchte nach etwas womit ich den Tee aufsaugen kann, und erinnerte mich das oben im Badezimmer ein Waschlappen hing. Ich ging die Treppe hoch, und zog die Tür vom Badezimmer auf. Er hatte auf mich gehört, denn die Wanne war voll mit Wasser. Er stand angelehnt am Waschbecken und sah mich erwartungsvoll an.
"So mein lieber, ich habe dir jetzt Kamille abgekocht. Das wird zumahl gegen den Juckreiz helfen, und auch die Wunden etwas heilen. Das Bad ist dafür da das sich deine Haut von der Reizung etwas beruhigt. Konntest du mir folgen?"
Fragte ich. Er nickte.
"Woher weißt du das alles?"
Ich lächelte.
"Meine Mutter hat auch immer auf Kamille gehofft. Ich habe mir damit den Mund ausgespült wenn ich meine Milchzähne verloren hatte, wenn ich mir aus versehen Mückenstiche aufgekratzt habe..."
Zählte ich auf.
"Also, ich helfe dir an den Stellen wo du nicht ran kommst- okay?"
"Das brauchst du nicht..."
Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Na schön. Danke..."
"Nicht dafür. Also, zieh deine 40 Lagen aus."
Scherzte ich, und suchte in der Zwischenzeit nach dem Waschlappen.
Mit dem Finger tunkte ich in den Tee hinein um die Temperatur zu messen, und formte den Waschlappen zu einer art Schwamm.
Ich tunkte die Spitze hinein, und richtete meinen Blick wieder zu Hunter.
Ich wurde etwas rot als ich ihn plötzlich Oberkörper frei sah, aber fasste mich gleich wieder. ER war dein bester Freund Mika! 
"Uhh das sieht echt nicht angenehm aus..."
Sagte ich als ich über eine der vielen Rötungen strich.
"Das ist es auch nicht. Überhaupt nicht."
Sagte er, auch seine Wangen waren wieder röter als sonst.
Ich strich mit dem Waschlappen vorsichtig über die Wunde stelle, und verstärkte den Druck etwas.
"Sag wenn es weh tut, ja?"
Sagte ich und tunkte den Lappen erneut ein. Sein ganzer Rücken war voll mit diesen Ausschlägen. Ich war froh das ich so etwas nicht durchstehen musste...
Ich arbeitete mich immer weiter voran, bis ich mit seinem Rücken fertig war, und mich am Nacken zu schaffen machte.
"Alter, versprich mir das du dich nicht mehr kratzt, auch wenn es schwer fällt. Du tust deiner Haut damit keinen gefallen..."
Sagte ich und reichte ihn die Schale unter dem Arm nach vorne.
"Halt mal bitte kurz."
Er nahm sie an, während ich mit der freien Hand seine kurzen Locken am Nacken hochstrich damit ich besser an der Wunde ran kam.
Stille trat ein, und ich konnte merken welche Gänsehaut er bekam. Bestimmt lag es daran das es in seinem Badezimmer kälter war als draußen. 

Bald schon war der Kamillentee abgekühlt, und schon fast leer als ich mich an seine Arme zu schaffen machte. 
"So. Ich denke ich habe alle Stellen erwischt. Juckt es noch wo?"
Fragte ich dann, und kam zu ihn nach vorne.
"Ähm...ja, aber das mache ich doch lieber alleine..."
Er wich meinen Blick aus und ich verstand.
"Oh, klar, ich bin schon verschwunden..."
Ich machte auf dem Absatz kehrt und wollte schon den Raum verlassen, als er mich zurück hielt.
"Ähm Mika?"
Ich drehte mich um.
"Danke für den Tipp."
Ich lächelte.
"Jederzeit."
Erwiderte ich bevor ich die Tür hinter mir schloss und die Treppen hinunter ging. Jetzt hatte ich auch die  Gelegenheit mir die Bilder anzuschauen die im Flur hingen.
Ich stellte mich davor, und sah mir der Reihe nach die Bilder an die allesamt schöne Szenen zeigten. Ich erkannte eine Frau mit Blonden kurzgeschnittenen Haaren, die die gleichen Federn auf dem Kopf trug wie Hunter. Sie trug dazu noch ein weißes Kleid, und saß auf einem Stuhl im freien. Auf ihren Schoß saß der kleine Hunter, der frech in die Kamera grinste.
Ich lächelte. Seine Mutter hatte die gleichen Augen wie er...
Meine Brust schnürte sich zusammen. Wie konnte mein Vater nur so etwas tun? Er war doch selber Vater!
Auf dem nächsten Bild konnte ich einen Mann mit braunen Locken erkennen, die ihn bis zum Kinn reichten. Er trug eine Braune Weste und ein weißes Hemd darunter. Er hielt Hunter in die Luft, dieser so tat als würde er wie Superman fliegen wollen.
Den Kleidungstil hat er dann wohl von ihn geerbt...
Wut machte ich in mich breit. Wenn ich ihn noch einmal sehen würde, dann könnte ich mcih nicht zurückhalten. Auf keinen Fall. Meine Wut wurde immer stärker- so stark das ich anfing ihn richtig zu hassen. Wie konnte er nur einfach so eine Familie zerstören?
Ich atmete durch, und schloss die Augen. Ich durfte jetzt nicht überreagieren. Ich musste einfach warten. Nur auf was? 
Ich schlug die Augen wieder auf, und ging dann von der Wand voller schönen Erinnerungen, vergangenen Kindheitstagen, und schmerzlicher Erkenntnis weg.
Stattdessen ging ich zu Hunter's Schreibtisch und setzte mich in den gemütlichen Stuhl.
Vor langeweile drehte ich mich im Kreis, und lehnte mich an der Lehne an.
Nach einer Weile landete mein Blick auf seinem Schreibtisch und all den Zeugs was sich darauf befand. Bleistifte waren in einer Art Blumenkübel geschmissen, zusätzlich mit Kugelschreibern. Auf der Platte lag ein schwarzer Füller, und genau daneben ein Stapel von Papieren.
Ich nahm ein Batzen davon auf meinem Schoß und las sie mir durch, obwohl ich schon wusste was darin stand. Es war der Vortrag über Nelken den er mir gehalten hatte. Doch ich fand seine Schrift so schön, dass ich es mir trotzdem durchlas. An manchen stellen war die Schwarze Tinte schon etwas verschmiert, aber mir fiel auf das er die Überschriften immer besonders Verschnörkelt schrieb. 
Irgendwie süß.
Ich nahm mir einen anderen Blätterhaufen und las mir die Eigenschaften einer Orchidee durch, die zufälligerweise meine Lieblingsblumen waren.
Ich war so vertieft im lesen, dass ich gar nicht merkte das Hunter schon längst wieder unten war.
"Na, habe ich dich schon angesteckt?"
Fragte er belustigt und grinste breit. Er trug einen dunkelgrünen Wollpullover, darunter wieder ein braunes Hemd, und passend dazu eine dunkelbraune Hose.

"Ich wollte nicht schnüffeln!"
Sagte ich und hob den Finger.
"Ich mag nur die Art wie du schreibst. Und wenn ich schon einen Freund habe der so viel über Pflanzen weiß, dachte ich mir das du auch bestimmt etwas zu meinen Lieblingsblumen aufgeschrieben hast."
Sagte ich und stand auf.
"Aha, lass mich raten welche es ist..."
Er trat vor dem Schreibtisch und warf eine Blick auf die Überschriften der vielen Zettel.
Zwischen den Berichten von Rosen, Nelken und Anemonen, lag der Text der Orchidee. Ich war gespannt ob er es errät.
Ich beobachtete ihn wie er seinen Blick durch die Blätter schweifen ließ und dann mich ansah.
Als er den Kopf schief legte musste ich grinsen. Er sah aus wie ein kleiner Welpe.
"Ist es die Orchidee?"
An meinen Blick musste er erkennen das es richtig war, denn er grinste zufrieden.
"Warum gerade die? Du hast voll ins schwarze getroffen."
Sagte ich.
"Hmm...nur so eine Ahnung..."
Lenkte er ab.
"Nein, Hunter ich weiß doch das du mir etwas verschweigst. Sag, hast du gesehen welches der Blätter ich in der Hand gehalten habe?"
Hakte ich nach.
Er lachte.
"Nein, wirklich nicht. Ich finde sie passt zu dir. Genauso besonders wie sie in ihrer Form und Farbe ist, so bist es auch du."
Sagte er jetzt lächelnd.
"Wie süß von dir."
Sagte ich lächelnd.








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Die nächsten Wochen wurden immer kälter, schließlich war der Sommer zu ende und es kehrte der Herbst ein. Doch mir kam es vor als ob es hier in diesen Dorf schneller kälter oder wärmer wurde als bei mir im Dorf.
Die Blätter fingen bereits an sich zu verfärben, das saftige grün wurde an den spitzen etwas orange, und gaben einen das Gefühl in einem Film zu sein.
Der große Baum der auf dem Festplatz stand war derjenige, der als erstes seine Blätter vollständig verfärbte. Fast mit jeden Tag konnte man die Veränderung sehen die er mit sich brachte.
Molly hatten wir erstmal nichts von dem Vorfall im Wald erzählt, es blieb unter uns. Vielleicht würden wir es ihr eines Tages sagen.
Mittlerweile hatten die Bewohner mich akzeptiert, jedenfalls kamen keine Kommentare mehr von irgendwelchen Seiten. 
Luke kam auch regelmäßiger zu uns, und wir verbrachten den Tag damit mit ihn zu spielen.
Manchmal brachte ich ihn ein paar Dinge bei, die ich noch von meiner Kindheit wusste und ich zu diesen Zeitpunkt sehr interessant fand. Wie man zum beispiel die Nüsse von den Bäumen knackte. 
"Du suchst dir einfach einen schweren Stein...so wie diesen hier."
Ich hob den klotzigen Brocken auf, und kehrte wieder zurück zu Luke der bereits eine ganze Handvoll solcher Nüsse gesammelt hatte. Der Festplatz war voll damit.
"Schau, du legst eine hin und stößt sie an. Aber nicht zu doll, ansonsten zerquetschst du das Innere."
Warnte ich ihn und machte es vor. Die Nuss spaltete sich, und die weiße Perle blieb übrig.
"Probier mal."
Ich hielt sie ihn hin, und er nahm es entgegen.
"Und die kann man wirklich essen?"
Fragte er.
"Ja, kann man. Nur nicht zu viel sonst kriegst du Bauchweh."
Er roch an der Nuss als hätte er noch nie eine in seinem Leben gesehen, und biss dann hinein. Nach ein paar Bissen lachte er auf. Ich musste mitlachen, und bald brachen wir in lautes Gelächter aus- ohne Grund.
"Was ist denn so witzig ihr zwei?"
Fragt jetzt Hunter der etwas abseits nach Kastanien gesucht hatte.
Luke und ich mussten immer noch so sehr lachen, das wir ganz rot im Gesicht wurden.
"Ich weiß es nicht."
Sagte ich immer noch lachend. Sogar Hunter musste über uns grinsen.
"Ihr wisst es nicht?"
Fragte er.
Ich schüttelte nur den Kopf.
"Muss ich mir Sorgen machen?"
Fragte er und setzte sich neben uns.
"Wir haben wohl einen Latternschuss!"
Rief Luke laut und hielt sich den Bauch.
"Das stimmt wohl."
"Ey!"
Ich stieß Hunter an, so wie Luke der anfing ihn zu kitzeln. Hunter brachte nur einen erstickten Laut von sich als er versuchte es zu vertuschen.
"Ach sieh an ist da jemand kitzelig?"
Fragte ich jetzt als ich mich wieder eingekriegt hatte.
"Nein!"
Beteuerte er steif und fest, doch als ich ihn testen wollte zog er zurück.
"Ach und warum ziehst du dann weg?"
Fragte ich ihn jetzt.

"Ich weiß gar nicht was du meinst-hey!"
Ich ging gar nicht darauf ein und schaffte es ihn doch zu kitzeln, was dazu führte das er mindesten genauso dumm lachte wie Luke und ich zuvor.
"Danke das du es ihr gesagt hast, Luke!"
Sagte Hunter jetzt gespielt beleidigt als er sich wieder aufrappelte. 
"Imme wieder gerne!"
Sagte dieser jetzt froh und munter.
Ich schüttelte nur den Kopf, und nahm dann eine der Kastanie vom Boden. 
"Was machen wir jetzt?"
Fragte ich und warf die Kastanie in der Luft, nur um sie dann zu verfehlen.
Luke fing wieder an zu glucksen, was ich mit einer Mahnung bestritt.
"Oh ne, jetzt lach'nicht schon wieder ohne Grund, sonst kriegen wir uns gar nicht mehr ein!"
Er presste sich die Hände auf dem Mund und nickte nur.
Nach einer Weile fingen wir dann an mithilfe der Kastanien ein paar Gesichter zu formen, oder ein paar Wörter.
Luke erlaubte sich einen Scherz und formte die Wörter H+M, weswegen ich ihn durch den Platz jagte und ihn hochhob.
"Du kleiner Witzbold, findest das wohl lustig was?"
Fragte ich ihn, als er unter meinen Arm hing. 
"Eyyy!"
"Was ey? Ich verfüttere dich gleich an die Bären im Wald!"
Sagte ich Scherzhaft.
Plötzlich verwandelte er sich in seiner Tier Form, und eine kleine graue Maus krabbelte meine Beine hoch.
"Aw, wie niedlich."
Sagte ich und strich der Maus die auf meiner Schulter saß über den Kopf.

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Bis zum Nächsten Kapitel ♡♡♡