꧞13꧞
H.
Ich starrte Mika an, und wusste nicht was ich tun sollte. Ihr Vater...er sah den Jäger meiner Eltern so ähnlich...
Konnte es sein? Konnte es wirklich sein das ihr Vater für Ihren Tod Verantwortlich war?
"Hunter...sag das das nicht wahr ist."
Sagte sie jetzt heiser, als sie mich mit flehenden Blick musterte.
"Ich...er-"
Ich stockte und verwandelte mich in meiner Eulenform zurück und flog davon. Ich konnte hören wie Mika nach mir rief, aber ich konnte ihr jetzt nicht erzählen was vorgefallen war. Dazu war ich zu aufgewühlt, zu sauer. Ich wusste selber nicht was ich gerade fühlte, denn es schien sich plötzlich alles zu überschlagen.
Ich flog über die Baumkronen und sah stur nach vorne, während meine Sicht verschleierte. Ich blinzelte die Tränen weg, und ließ mich im Sturzflug fallen. Auf einer Eiche blieb ich schlussendlich stehen, und sah mich um. Insekten zirpten, doch sonst war der Wald still.
Ich plusterte mich auf, und legte die Flügel an.
Was war wenn Mika's Vater tatsächlich der Mörder war, den ich die ganzen Jahre über verflucht hatte? Ich wollte diesen jemand umbringen, ihn dafür büßen lassen das er mir meine Eltern genommen hatte. Durch ihn war ich so lange alleine gewesen, ohne jemanden der bei mir war, mich nicht so einsam fühlen ließ. Nur wegen ihn. Ich merkte wie schnell ich zu atmen anfing, und stieß aus Frust einen schrillen Schrei aus.
Ich hörte etwas im Gebüsch rascheln, und erkannte zwischen den Büschen einen Hasen der ängstlich nach hinten wich.
"Verdammt!"
Ich breitete die Flügel aus und flog durch den dichten Nadelbäumen hindurch.
Ich musste an Mika's Blick denken. Diese Angst das es wirklich wahr sein könnte...das ihr eigener Vater ein Mörder war. Sie sah so aus als ob sie sich die Schuld daran gab. Aber sie hatte keine Schuld daran. Sie war nicht für die Taten ihres Vaters verantwortlich. Das Problem lag also an mir. Wie würde ich handeln wenn er noch einmal vor mir stehen würde?
Was würde ich tun wenn ich die Möglichkeit dazu hätte ihn das gleiche anzutun? Würde ich tatsächlich so handeln?
"Ich bin doch kein Mörder..."
Sagte ich zu mir selbst, als ich mich gleiten ließ. Eigentlich war es dumm, die ganze Zeit so tief durch den Wald zu fliegen, wo doch jede Sekunde irgendein wildes Tier nach mit schnappen könnte. Aber ich war viel zu durcheinander dafür.
Ich konnte ihn nichts tun. Obwohl ich es wollen würde, wäre er nicht mit dem Mädchen verwandt das meine Beste Freundin war. Mehr noch...dem Mädchen das ich liebte....
Mittlerweile war ich mir sicher, was dieses unbekannte Gefühl das ich die ganze Zeit verspürte bedeutete. Es war anders als bei Molly, bei Luke. Bei den beiden empfand ich so wie es ebend bei Freunden war. Ich freute mich wenn sie bei mir waren, sorgte mich um sie und all so etwas. Doch bei Mika war es von vorne herein anders gewesen. Schon alleine als ich sie zum ersten mal gesehen hatte, hat es mir die Sprache verschlagen. Ich dachte erst das ich sie wegen ihrer Menschlichkeit so bewunderte. Schließlich war sie anders als wir, wenn auch nur mit kleinem Unterschied. Aber spätenstes nachdem sie mich vor den beiden Typen verteidigt hatte, oder als sie dazwischen gegangen ist, als mir Jonathan den Hals aufreißen wollte, ja- ich denke spätestens da habe ich gemerkt das es wohl doch anders gewesen war.
Sie hatte sich um mich gesorgt, hat mich verteidigt obwohl sie mich gar nicht kannte. Sie hörte mir zu, auch wenn jeder andere mich schon unterbrochen hätte. Bei ihr fühlte ich mich zum ersten mal so sicher wie es bei meinen Eltern war...
Es hatte sonst noch nie jemand geschafft...
Ich blinzelte und merkte das ich an dem Ort vorbei gekommen war, an dem Mika und ich zusammen waren. Die schöne Lichtung von der sie so beeindruckt war...
Ich musste lächeln, aber schüttelte den Kopf und tapste über der Wiese, und gab mir anschwung.
Doch, es musste so sein...wieso sonst hatte ich dauerrote Wangen, wenn sie mit mir redet oder ich ihr nahe bin? Oder warum wollte ich sonst nicht das ihr etwas passierte?
Ich konnte es ihr nicht antun ihren Vater zu töten. Obwohl ich es ohnehin nicht geschafft hätte...ich war nicht so wie er. Meine Mutter hätte es nicht gewollt. Ich weiß noch was sie zu mir gesagt hat als ich gesagt habe das mich nie jemand für den mögen würde der ich war. Das ich für jeden immer die Quasselstrippe oder der Nerd war.
"Für jeden da draußen gibt es jemanden der dich für denjenigen liebt der du bist. Doch dieser jemand kommt erst dann zu einem, wenn der Zeitpunkt richtig ist. Du musst nur Geduld haben, und daran glauben."
Wahrscheinlich hatte ich sie gefunden...und ich ließ sie in den glauben das sie daran Schuld war...
Ich bremste meinen Flug ab und setzte mich auf einem Ast. Ich musste ihr unbedingt sagen das sie keine Schuld daran hatte...an gar nichts von all dem...
"Mist...wo bin ich noch mal lang geflogen?"
Ich drehte den Kopf fast einmal herum und sah mich um. Hier sah alles gleich aus. Kein Wunder das man sich so schnell in Wälder verlief...
Ich sprang die Äste hinauf bis zur Baumkrone und sah mich wieder um. So würde ich wohl nicht mehr heraus finden...ich musste von oben schauen.
Ich gab mir Anschwung und flog in den Himmel, bis ich weit genug oben war und über die Baumkronen Blicken konnte.
Von hier oben sah ebenfalls alles gleich aus, dennoch konnte ich mir denken wo der Weg zurückführte. Ich gab mir Anschwung und raste über den Wald hinweg.
M.
"Hunter!"
Verzweifelt lief ich durch den Wald und suchte nach ihn. Ich machte mir unglaubliche Schuldgefühle, obwohl ich wusste das ich nichts dafür konnte was mein Vater getan hatte. Ich hasste ihn. Ich war so wütend auf ihn, dass ich am liebsten umgekehrt wäre und ihn meine Meinung gesagt hätte. Aber das konnte ich nicht, ansonsten würde ich alle verraten...
Ich fing an zu rennen.
Irgendwo musste er doch sein! Ich sah hoch in die Baumkronen, und versuchte eine Eule ausfindig zu machen, die viel schneller war als ich. Jedes mal wenn ich etwas rascheln hörte, dachte ich es wäre Hunter- doch am ende war es nur ein kleiner Vogel oder eine Maus.
"Verdammt!"
Ich trat wütend gegen einem Baum der daraufhin zu zittern begann. Ihn zu suchen brachte nichts, wenn man selber nicht fliegen konnte. Hier unten zwischen den Laub und den dichten Ästen war es so gut wie unmöglich ihn zu finden.
Ich musste mit jemanden darüber reden. Jemand der mir einen Rat gab, oder mich verstand. Kurzentschlossen lief ich den Weg zurück ins Dorf, direkt bis zum Rathaus.
Schwer atmend blieb ich stehen, und versuchte Luft zu bekommen als ich im Augenwinkel Caleb erkannte.
Ich ignorierte ihn, und riss die schwere Eingangstür des Gebäudes auf und trat hinein. Um ihn würde ich mich später kümmern.
Die Füchsin am Sekräteriat sah mich schon erwartungsvoll an als ich eintrat.
"Ist der Bürgermeister da?"
Fragte ich, und versuchte meinen rasenden Herzschlag zu beruhigen.
"Er ist gerade beschäftigt..."
Sagte sie, als er in diesen Moment um die Ecke kam.
"Mika. Was ist passiert, du bist ja völlig durch den Wind."
Sagte er und kam zu mir.
"Hunter, er- ich kann ihn nicht finden!"
Sagte ich aufgebracht.
"Moment, ganz ruhig du atmest erstmal tief durch."
Ich starrte ihn an als hätte er den verstand verloren, doch er machte es mir vor und ich tat es ihn nach.
"Gut, jetzt erzähl. Wieso kannst du Hunter nicht mehr finden? Habt ihr euch gestritten?"
Fragte er und schob mich zum Sofa.
Ich erzählte ihn von der Begegnung mit meinem Vater und das er eventuell der Mörder von Hunter's Eltern sein könnte.
"Er wusste gar nicht was er machen sollte! Sie müssten mal gesehen haben wie er mich angesehen hat! Bestimmt gibt er mir jetzt die Schuld dafür...es tut mir so leid für ihn, ich versteh nicht wie mein Vater nur so grausam sein konnte! Ich wusste ja das er eure Spezies nicht ausstehen kann, aber das er sogar bereit ist sie zu töten, damit hätte ich nie gerechnet..."
Sagte ich jetzt, und legte den Kopf in die Hände. Alles fühlte ich so unreal an.
"Hm...ich denke nicht das er dir die Schuld gibt. Es ist nur ein Schock für ihn, weißt du. Als seine Eltern gestorben sind, war er fix und fertig und wusste nicht was er tun sollte. Es hat lange gedauert bis er darüber hinweg kam, oder zumindestens gelernt hat damit umzugehen. Wenn er jetzt auch noch den verantwortlichen für seinen Schmerz trifft, dann ist das ganz normal das er nicht weiß wie er in diesen Moment handeln soll."
Ich sah zu ihn hoch.
"Das weiß ich doch...aber ich habe Angst das er mit mir nichts mehr zu tun haben will. Oder das er auf dumme Ideen kommt und ins Menschen Dorf fliegt. Er wird dort keine 15 Minuten überleben- er ist doch eine kleine Eule..."
Vor Verzweiflung rieb ich mir die Schläfen. Ich hoffte das Hunter nicht auf die Idee gekommen ist direkt zu meinen Vater zu fliegen und ihn irgendetwas antun zu wollen. Bei so vielen Menschen hätte er keine Chance...
"Nun mal langsam Mika. Du darfst nicht immer das schlimmste vermuten. Ich weiß das du dir Sorgen machst, aber du kannst nicht jeden Helfen. Damit muss er jetzt alleine klar kommen, dabei kann ihn niemand helfen. Er allein muss für sich entscheiden was richtig ist. Du musst ihn seine Zeit lassen."
Er setzte sich neben mir hin und legte seinen Arm um mich. Das war das erste mal das ich ihn so Kontaktfreudig gesehen habe.
"Okay...ich hoffe er findet zurück. Wer weiß wie tief er in den Wald geflogen ist."
Gab ich noch zu bedenken, doch der Bürgermeister besänftigte mich.
"Keine Sorge, wenn er bis zum Abend nicht zurück gekommen ist dann suche ich selber nach ihn. Versprochen."
Bis heute Abend...
Am liebsten hätte ich ihn gesagt das es da bereits zu spät sein könnte, aber ich unterließ es. Hunter war eine Eule. Und Eulen waren schnell und ließen sich nicht so einfach fangen. Er würde schon zurecht kommen, und hoffentlich auch den Weg zurück finden. Doch die Sorge und die Schuldzuweisung belasteten mich dennoch stark. Der Bürgermeister sagte ich könnte ruhig bei ihn bleiben, und das tat ich auch. Als ich hört wie die Füchsin etwas zu ihn sagte fiel der Name Relish. Das heißt der Bürgermeister hieß Relish mit Nachnamen.
Immer wieder starrte ich auf der Uhr bis mir das Ticken auf die Nerven ging, und ich aufstand.
"Ich geh kurz an der frischen Luft."
Sagte ich als Erklärung ihrer verwunderten Blicke.
Ich steiß die Tür auf, und atmete die kühle Luft ein. Es wurde plötzlich ziemlich kalt. Neben dem Rathaus stand eine Holzbank, auf der ich mich jetzt setzte und starr nach vorne schaute. Neben mir wuchsen ein paar weiße und orange Blumen, die mich schon wieder an den Eulenjungen erinnerten. Ich schüttelte den Kopf, und vergrub mein Gesicht in dem Kragen meiner Jacke.
"Hey, was ist los?"
Ich sah in Zeitlupe hoch, und erkannte erneut Caleb.
Der war ja fast so schlimm wie Bobby!
"Kann ich dir helfen?"
Fragte ich ihn, und versuchte meine Wut nicht allzu sehr Preiszugeben.
"Das sollte ich wohl eher dich fragen? Wo ist dein pummeliger Freund?"
Ich sprang so heftig auf, das er seine Rute einzog, und die Ohren für eine Sekunde nach hinten klappte, bis er seine coole Fassung wiedererlangte.
"Jetzt pass mal auf, nur weil nicht jeder so ein Angeber Sixpack wie du hat, heißt es noch lange nicht das derjenige pummelig ist! Wenn du noch einmal so ein Kommentar abgibst, dann zischt es richtig!"
Drohte ich ihn, und wandte mich ab.
"Ich habe besseres zu tun, als deine Sticheleien zu ertragen."
"Sticheleien? Hey, okay kann sein das es ein bisschen daneben war aber meine Frage war ernst gemeint: wo ist er?"
Er lief mir hinterher, und fragte mich aus. Ja, original wie Bobby.
"Das geht dich gar nichts an. Ich weiß es selber nicht."
Sagte ich und beschleunigte meine Schritte.
"Hm, ich könnte ihn suchen-"
"Nein danke, wenn dann gehe ich alleine."
Sagte ich und hob abwehrend die Hand.
"Ich denke mal ein Wolf kann ein anderes Tier besser aufspüren als ein Mensch."
Ich blieb stehen und drehte mich um.
"Der Bürgermeister sucht schon nach ihn..."
Er stieß ein witzloses Lachen aus.
"Der Kater? Okay, tut mir leid aber eine Katze will nach einer Eule suchen? Klar, sie jagen Vögel, aber ich denke mal da bist du mit mir schon auf der sicheren Fährte."
Ich sah ihn von oben bis unten an, und seufzte tief. Okay, er hatte zwar recht aber ich wollte nicht das Relish uns im Wald begegnete.
"Und?"
Drängte er mich und legte den Kopf schief. Seine Rute wedelte entspannt hin und her.
"Okay schön. Du gehst aber nicht alleine, ich komme mit. Und pass ja auf das wir den Bürgermeister nicht treffen, ansonsten gibt es Ärger."
Caleb lächelte Siegessicher.
"Natürlich! Komm süße, zusammen finden wir ihn schon."
Ich sah ihn hinterher als er voran ging. Eigentlich hätte ich nein gesagt, aber es wurde immer später, und so langsam hätte Hunter zurück kehren sollen. Ich ging hinter ihn her, und atmete durch. Hoffentlich fanden wir ihn.
꣹꣹꣹
"Hunter!"
Ich formte die Hände zu einem Trichter, und sah mich um. Caleb war bereits in seiner Wolfsgestalt und schnupperte den Boden ab. Jetzt wo es noch hell war, konnte ich erst sehen wie er richtig aussah. Sein Fell war grau, mit schwarzen Stellen- ausgeprägte Muskelatur, und scharfe Fangzähne. Seine Augen waren die gleichen wie die die er in seiner Menschlichen Form hatte. Er sah aus wie eine bedrohliche Bestie.
"Hast du schon was?"
Fragte ich ihn.
"Ich rieche ihn, ja. Aber die Spur ist schon fast verflogen. Er muss hier ungefähr vor einer Stunde lang geflogen sein..."
Ich ließ die Schultern hängen.
"Mist...wo kann er nur sein? Bestimmt hat er sich verflogen."
Sagte ich, und beschirmte die Hand um weiter entfernt etwas zu erblicken was aussah wie ein Hirsch.
Caleb folgte meinen Blick, und knurrte.
"Hey, ist gut das ist nur ein Hirsch."
Fing ich an, und legte meine Hand auf seinem Rücken.
Er zuckte unter der Bewegung zusammen, und sah mich plötzlich mit funkelnden Augen an.
"Ups, Entschuldigung da ging wohl das Tier mit mir durch..."
Sagte er und ging weiter.
"Komm, wir suchen weiter. Bis es dunkel wird haben wir noch ein paar Stunden..."
Ich trottete hinterher, während mir die wildesten Gedanken im Kopf schwirrten. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen ihn suchen zu gehen.
Es wurde immer dunkler, und bald schon wurde der graue Himmel so dicht das ich das bevorstehende Gewitter bereits riechen konnte.
Ich wusste gar nicht ob wir überhaupt den richtigen Weg gingen, denn es kam mir so vor als ob wir im Kreis gingen. Außerdem raschelte es ständig und überall, was mir Angst bereitete.
"Bist du dir sicher das wir alleine sind?"
Fragte ich den Wolf der jetzt neben mir ging.
"Natürlich, wieso?"
"Weil es sich so anhört als ob uns etwas verfolgt."
Sagte ich und sah mich um.
"Ach Quatsch. Mit meiner Nase rieche ich jeden gegen den Wind. Wenn hier jemand ist, dann weiß ich es zuerst."
"Ich hoffe du hast recht, und uns springt nicht gleich ein Bär in den Rücken."
Murmelte ich, und bekam nur ein leises lachen von dem Wolf der jetzt wieder voran lief und die Nase am Boden hatte.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Bis zum Nächsten Kapitel ♡♡♡
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top