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Ich staunte nicht schlecht als ich den Ort sah an dem mich Hunter entführt hatte. 
Hier sah es aus wie in einem Märchen. Ein freies Stück Wiese war umrundet von dicken Bäumen, dessen Stämme weiß waren. Die Baumkronen bildeten ein Dach, und da sie so eng aneinander gewachsen waren, war das kleine Fleckchen komplett überdeckt.
Die Sonne schien durch das dichte Laub, und malte goldene Kringel auf die Blätter und auf dem Boden.
"Wow..."
Entfloh mir, als ich mich langsam den Platz näherte als wenn ich aufpassen müsste niemanden aufzuwecken. Irgendwo hörte ich grillen zirpen, oder Bienen summen. Hier hatte man wirklich das Gefühl als würde die Welt für eine Zeit lang still stehen, und Zeit würde keine Rolle mehr spielen. Kein wunder wieso Hunter hierhin flüchtet, wenn alles zu viel wird.
"Ich versteh dich zu 100% wieso du diesen Ort so sehr magst. Hier ist es Atemberaubend..."
Ich drehte mich im Kreis und sah nach oben. Man konnte nichts von dem Himmel erkennen, nichts als leuchtend grüne Blätter.
"Ich hab das gleiche Gedacht als ich den Ort zum ersten mal entdeckt habe..."
Hunter setzte sich ins Gras. Ich folgte seinem Beispiel.
"Wie hast du diesen Ort überhaupt gefunden?"
"Ich bin in den Wald um ein paar neue Pflanzen zu entdecken. Aber eigentlich wollte ich nur mal raus, etwas anderes sehen. Irgendwann habe ich mich dann dummerweise verlaufen, und kam plötzlich hier an..."
Er sah nach oben, als sich die Sonne in seinen Brillengläsern wiederspiegelte. Die Regenbogen Reflexe beschienen seine Wange, und plötzlich fiel mir auf wie hübsch er eigentlich aussah. 
Ich winkelte die Beine An, und legte den Kopf in den Nacken und ließ die Sonne mir ins Gesicht scheinen. 
Mir fiel auf das ich überall sein konnte, und ich mich doch jedes mal wie Zuhause fühlte wenn Hunter da war. Verrückt, ich kannte ihn gar nicht lange...aber irgendetwas an ihn schien mir so zu gefallen, dass es sich so anfühlte als würde ich ihn schon ewig kennen...
Aber vielleicht muss ich auch gar nicht wissen warum das so war. Bei manchen Menschen passte es einfach. So war es wohl auch bei ihn... er war der einzige richtige Freund den ich gewonnen habe. Alle anderen kamen immer nur zu mir an wenn es ihnen schlecht ging, oder sie etwas brauchten. Keiner war für mich da gewesen wenn ich denjenigen gebraucht hatte...
"An was denkst du gerade?"
Ich öffnete die Augen. Hunter hatte meine Haltung angenommen, und sah mich jetzt mit schiefen Kopf an.
"Ich dachte gerade daran wie verrückt es klingt, dass es sich so anfühlt als würde ich dich schon immer kennen..."
Antwortete ich.
Er sah mich eine Zeit lang an, bis er sich lächelnd abwandte nur um dann doch wieder zu mir zu schauen.
"Darf ich dir auch was komisches erzählen?"
Ich nickte.
"Ich empfinde es genauso."

Ich fing an zu lachen.
"Seltsam. Aber hey, das ist bestimmt ein gutes Zeichen."
Gab ich wieder.
"Bestimmt..."
Wir schwiegen eine Weile lang, bis Hunter etwas einfiel.
"Sag mal...wie war es so auf deiner Insel? Du hast gesagt es war langweillig. Aber wieso war es das?"
"Ach da hast du nichts zu tun."
Fing ich an, und hob den Ast der etwas abseits lag auf.
"Meine Eltern haben eine Farm, mit Pferden und Kühen und so was. Ich habe da immer mitgeholfen, und damals als ich noch klein war wollte ich unbedingt auf den Pony's reiten...ich fand diese kleinen Pferde zu süß."
Ich fing an das Gras mit dem Stock zu streifen, und sah dabei gedankenverloren auf meine Füße.
"Ansonsten lief jeder Tag wie der nächste ab: Jeder hat sein eigenes Ding gemacht, daran war auch nichts verkehrt...mich haben nur ein paar Leute aufgeregt. Besonders einer."
Ich sprach von keinen anderen als Bobby. Ehrlich, diesen Typen werde ich nie vergessen.
"Wen denn?"
Ich lachte auf. 
"Er heißt Bobby, und ist der Frauenschwarm schlechthin. Ich habe nie verstanden warum jedes weibliche Wesen auf ihn abfährt, schließlich ist er total eingebildet und war schon mit jedem Mädchen im Dorf zusammen gewesen. Wenn man das überhaupt "zusammen" nennen kann. Er wollte auch mich drankriegen, aber das hat er bis heute nicht geschafft. Ich bin froh das ich ihn los bin. Ich steh nicht auf Standart."
Ich versuchte den Stock in der einen Hand kreisen zu lassen, jedoch mit mäßigen erfolg.
"Ja, Jonathan sieht diesen Bobby ganz ähnlich."
Hunter setzte sich im Schneidersitz hin, und drehte sich zu mir.
"Was...was heißt das du stehst nicht auf Standart?"
Fragte er mich jetzt schüchtern und rupfte vor Nervösität ein paar Grashalme ab.
Ich lächelte.
"Ich mag mehr auf die Schüchternen. Die Außenseiter wenn du sie so nennen willst...ich weiß nicht, ich finde Typen die mit jedem Streit anfangen oder sich für den größten halten nicht gerade anziehend."
Hunter gab nur ein leises lachen von sich, bevor wieder still eintraf.
"Ich bin hierher gezogen weil ich zumahl eure Art kennenlernen wollte, und zugleich weil ich etwas anderes sehen wollte, als immer das gleiche."
Griff ich wieder das Thema auf, und schmiss den Stock zur Seite und legte mich stattdessen hin.
Ich verschränkte die Hände hinter meinem Kopf, und starrte auf die Baumkronen über uns.
"Das kann ich gut verstehen. Hier ist es die meiste Zeit auch eher ruhiger, aber bei uns passiert häufiger etwas was einen davon abhält vor langeweile einzugehen."
Hunter legte sich nach einiger Zeit auch auf dem Rücken.

"Was denn zum Beispiel?"
Fragte ich, da mich interessierte was in diesem Dorf noch alles abging. Nicht das ich noch böse überrascht werde.
"Naja bei uns finden immer wieder ein paar Events statt. Meistens auf dem Festplatz, da dort der meiste Platz ist. Es gibt zum beispiel die Ostersuche, oder ein Wettlauf gab es auch mal. Aber das beste ist der Sommerball der jedes Jahr stattfindet."
Ich konnte die Bewunderung in seiner Stimme hören, und stütze mich auf dem Ellbogen ab.
"Ist das so etwas was ich kenne? Mit Tanzen und so?"
"So ziemlich."
Auch er stütze sich auf, und verfiel wieder in seinem Redefluss.
"Der Sommerball findet immer im Juli am 23. statt. Es gibt dort immer eine art Wettbewerb...so etwas wie: das beste Tanzpaar. Aber man kann dort auch andere Sachen machen, wie zum beispiel Pfeile schießen. Es ist also gleichzeitig ein Event wo die Kinder das zeigen, wofür sie das ganze Jahr lang trainiert haben. So wie Luke. Er ist auch in einer Bogenschieß AG, und stellt dort immer vor wie viele Treffer er landen kann. Das ist ganz spannend."
Ich lächelte als ich ihn beim schwärmen zuhörte.
"Hört sich richtig toll an. Bist du jedes Jahr da?"
"Ähm...naja schon, aber ich bleibe immer nur solange bis Luke und seine Gruppe die Ziele geschossen haben, danach geh ich wieder..."
Er fummelte mit den Grasstängeln herum, und ich konnte mir schon denken warum er nie lange blieb.
"Hey, ich bin auch nie lange bei einem Ball geblieben. Und ich hatte erst zwei in meinem Leben. Einmal zum Schulabschluss, und dann nochmal eine 100 Jahres Geburtatagsfete. Mit mir wollte keiner Tanzen, also habe ich mich am Snack Stand bedient..."
Ich versuchte alles ins lächerliche zu ziehen, und es gelang mir auch, denn Hunter musste unentwegt lachen.
"Aber ich war ganz froh darüber, ich kann nämlich nicht Tanzen."
Er legte den Kopf schief.
"Echt nicht? Du siehst so aus als könntest du sehr wohl Tanzen."
Ich grinste.
"Das sagst du doch nur weil du mich nicht kränken willst!"
"N-nein, wirklich nicht!"
Beteuerte er.
"Na schön, erzähl mal: kannst du Tanzen?"
Er sah verlegen zur Seite.
"Aha also ja. Super, dann kannst du mir ja direkt ein paar Tanzschritte beibringen!"
Ich hob die Arme und wackelte mit ihnen herum. 
Er schüttelte nur grinsend den Kopf.
"Hast du es dir selber beigebracht?"
Fragte ich.
"Meine Mama und ich haben immer zusammen getanzt...ich habe mich immer auf ihren Fußspitzen gestellt und sie hat mir somit die Schritte gezeigt."
Ich lächelte als ich mir einen kleinen Hunter vorstellte der mit seiner Mama im Wohnzimmer durch die Gegend tanzte. Süß.
"Wie süß..."
Gab ich zurück.
"Ich habe damals lieber im Fluss getanzt..."
Ich musste selber lachen, da sich der Satz so absurd anhörte.
"Bitte?"
Fragte Hunter.

"Ich war ein seltsames Kind, ich weiß. Aber wir hatten immer einen Fluss etwas abseits von unserer Farm. Drumherum standen immer Kirschbäume von denen meine Mutter und ich uns immer unsere Kirschmarmeldaden hergestellt haben...als ich noch klein war bin ich immer in den Fluss gestiegen und habe mit den Fischen die darin geschwommen sind getanzt. Jedenfalls hat das meine Mama gesagt..."
Hunter lächelte leicht.
Wahrscheinlich musste er sich mich gerade auch vorstellen wie ich im Fluss stand und mit Fischen tanzte.
"Ich find's irgendwie süß...ich denke als Kind haben wir alle etwas seltsames gemacht. Aber gerade das ist dann das beste gewesen."
Ich nickte ihn zustimmend zu.
Nach einiger Weile entschieden wir uns dann wieder zurück zu gehen. Ich stand auf und klopfte mir die trockene Erde vom Hintern, als Hunter plötzlich die Hand ausstreckte.
"Du hast einen Begleiter..."
Er zupfte mir etwas aus dem Haar, und zeigte es mir. Ein kleiner Marienkäfer in einem leuchtenden Rot krabbelte auf seiner Fingerspitze herum.
"Der bringt uns hoffentlich glück."
Sagte ich und hielt meinen Finger an seinem damit der kleine Käfer auf mich rüber krabbelte. Ich balancierte ihn bis zu einem Busch, und ließ ihn auf dem Blatt zurück.
"Mach dir keine Sorgen. Am besten ist es man verlässt sich darauf das alles gut wird."
Ich nickte.
Wir gingen wieder zurück ins Dorf, und schafften es sogar unbemerkt zurück ins Haus. 
Dort verbrachten wir den restlichen Tag damit, Geschichten auszutauschen. Ich erfuhr das seine Lieblingsfarbe Grün war, das er den gleichen Musikgeschmack wie ich hatte, und das er miserable in Mathe war. Da konnte ich ihn zustimmen, ich konnte es genau so wenig.
Mit der Zeit die verstrich, realisierte ich welches Glück ich hatte Hunter getroffen zu haben. Wäre ein anderer Bewohner mir über dem Weg gekreuzt, hätte dieser es wahrscheinlich geschafft mich noch aus dem Dorf zu eckeln, bevor ich überhaupt die Chance gehabt hätte es zu versuchen. 
Hunter war ein netter Mensch, und mir fiel auf das er in vielerlei Hinsicht so dachte wie ich. Ich hoffte das wir Freunde blieben, oder besser noch- das unser Bund mit der Zeit enger wird. 
Denn, obwohl ich mir immer gesagt hatte das ich keine Freunde brauchte, das jeder so wie so irgendwann ging- so fühlte es sich doch an als ob er dieses mal bleiben würde...
Ich hoffte es.










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Bis zum nächsten Kapitel ♡♡♡

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