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Mit einem unwohlen Gefühl im Bauch trottete ich den Bürgermeister hinterher, neben mir Hunter der stur geradeaus blickte.
Seine Wunde sah schlimm aus, und die Blutspuren auf seinem weißen Kragen milderten die Sache auch nicht sonderlich.
Ich hatte ein schlechtes gewissen, obwohl es nicht meine Schuld gewesen war das der Löwe so ausgerastet war. Dennoch fühlte es sich so an, als wäre all das hier nur meine Schuld.
"So, ihr zwei erzählt mir jetzt was da gerade vorgefallen ist!"
Der Bürgermeister beteuerte uns sich auf das Sofa zu setzen, während er in den Nebenraum ging.
Eine Sekräterin saß auf dem eins noch verlassenen Stuhl und sah uns neugierig über ihrer Brille hinweg an. Sie hatte zwei orange-braune Stehohren auf ihrem Kopf, was mich darauf schließen ließ das sie ein Fuchs war.
"Das haben wir ihnen doch schon gesagt. Jonathan ist ausgerastet weil ich ein Mensch bin..."
Fing ich an, und nahm auf dem gemütlichen Ledersofa platz.
Der Kater kam mit einem Erste-Hilfe Seit zurück, und legte es auf dem Tisch. Er öffnete es und nahm eine kleine Flasche Desinfektionsspray heraus, mit dem er einfach Schnurstraks auf der Wunde an Hunter's Hals herum sprühte. Dieser zischte leise.
"Ich will wissen wie das passiert ist. Hast du ihn provoziert?"
Fragte er mich weiter.
"Was? Nein, habe ich nicht!"
Ich sah ihn durchdringlich an.
"Wir sind nur rumgegangen, und plötzlich fängt dieser Löwe an mich zu beleidigen. Die Menge hat mitgemacht, und als wir weiter gehen wollten hat er mich plötzlich gepackt und zu sich gezerrt. Hunter ist dann eingegriffen und ich habe Jonathan dann mit der Schaufel eins über gebraten...bitte, es tut mir leid das ich so reagiert habe, aber ich hatte so eine Angst das er Hunter schwer verletzt, wenn nicht sogar tötet..."Ich sah ihn qualvoll an während er unsanft ein Stück Watte an Hunters Hals drückte. Dieser verzog das Gesicht.
"Hmm..."
Der Bürgermeister sah mich jetzt ernst an.
"Mir war klar das so etwas passieren würde..."
Er stand urplötzlich auf und ging herum. Seine schwarzen Locken  wippten hin und her.
Ich rückte an Hunter heran und nahm ihn das Stück Watte ab. 
"Wollen Sie mich jetzt aus dem Dorf schmeißen?"
Fragte ich jetzt an den Bürgermeister gewandt, während ich in dem Kasten nach einem Pflaster suchte und auch eines fand.
"Nein...ich finde es unmöglich wie mein Dorf auf deine Anwesenheit reagiert. Wenn du jetzt gehst, werden sie es nie verstehen und der endlose Hass wird sich für immer so weiter ziehen..."
Der Bürgermeister sah nun zu mir

"Ich werde dich nicht aus dem Dorf schmeißen. Morgen werde ich eine Ankündigung halten, es wäre also schön wenn du dabei wärst."
Ich zog die Schutzschicht von dem weißen Pflaster ab, und drückte Hunter's Kopf etwas zur Seite damit ich besser an der Wunde dran kam. Bei mir machte er keinen Muks. Ich klebte ihn das Pflaster auf der Wunde, und strich über die Enden damit es nicht gleich wieder abfällt. Sein Hals war warm, und ich konnte seinen rasenden Puls darunter spüren.
"Und was soll das heißen?"
Fragte ich jetzt den Kater.
"Das heißt das ich ausdrücklich verlangen werde dich so wie jeden anderen zu behandeln, ansonsten gibt das Konsequenzen."
Ich sah zu dem Kater und merkte wie meine Hände schwitzig wurden.
"Sie denken es wäre eine gute Idee mich vor allem vorzustellen? Ich weiß nicht, wird es denn nicht alles noch schlimmer machen?"
Ich stand auf.
"So langsam denke ich das es ein Fehler war das ich hierher gezogen bin...jeder hasst mich...und das schlimmste ist ich kann es ihnen noch nicht einmal verübeln..."
Ich kämpfte mit den Tränen. Jetzt wo das Adrenalin nachließ merkte ich plötzlich wie sehr mich diese Aktion mitgenommen hat.
Der Kater stutze und rekte die Ohren. Auch Hunter stand auf und stellte sich neben mir.
"Das war es nicht. Ganz und gar nicht...schließlich wollten wir ja einmal selber Frieden mit den Menschen schließen..."
Sagte Hunter jetzt sanft.
Ich seufzte schwer.
"Anscheinend hat hier jeder seine Meinung geändert. Wieso haben Sie dieses Schild überhaupt aufgestellt? Meine Rasse und eure sind doch schon immer Feinde gewesen..."
Fragte ich jetzt.
"Waren wir auch. Und tatsächlich war es auch ich gewesen der das Schild aufgestellt hat..."
Der Bürgermeister ging jetzt wieder hin und her, hatte dabei die Arme hinter dem Rücken verschränkt.
"Ich war gerade erst in die Fußstapfen meines Vater's getreten, und habe es mir als Ziel gesetzt den Frieden wiederherzustellen...ja- ich dachte wirklich ich könnte etwas verändern..."
Plötzlich sah ich so etwas wie Wehmut in seinem Gesicht, und hatte schon fast Mitleid mit ihn.
"Weißt du, ich dachte wirklich das jemand wie du kommen würde um uns eine Chance zu geben. Ich habe den Bewohnern gesagt das ich den Frieden wiederherstellen würde, und einige hatten mir sogar geglaubt. Ich habe 30 Jahre gewartet aber keiner kam jemals...bis jetzt."
Er blieb stehen und sah zu mir.
"Und ich bin dir auch dankbar das du gekommen bist. Ich habe gewusst das es noch jemanden von der guten Art gibt..."
"Moment...noch jemanden? Hat denn schon mal jemand versucht Frieden zu schließen?"
Fragte ich, und wurde Hellhörig.
"Ja...ein junges Mädchen hat mir einmal geholfen als ich mir im Wald den Knöchel aufgeschlagen hatte. Ich konnte kaum laufen, alleine hätte es ewig gedauert bis ich den Weg zurück gefunden hätte. Doch jemand kam und hat gesagt das sie mir helfen würde. Sie sagte das ich ihr vertrauen könnte... und das habe ich auch."
Ich war geschockt und ging einen Schritt auf ihn zu.
"Wissen sie noch wie sie hieß? Hat sie ihnen einen Namen gesagt?"
Fragte ich, denn mir kam da plötzlich so eine Ahnung.
"Ja...sie heiß denke ich Amelie...oder Anna? Nein ich glaube es war Amelie..."
Er legte den Finger ans Kinn.

"Das war meine Mutter!"
Ich fing an zu lachen und sah zu Hunter der mich genauso überrascht ansah.
"Meine Mutter heißt Amelie. Und sie war auch die einzige gewesen die nicht so über euch gedacht hat. Deshalb hat sie mich auch zu euch ziehen lassen!"
Mein Herz raste als ich an meiner Mutter dachte. Sie war diejenige gewesen die ihn geholfen hatte! Nur durch ihr hing dieses Schild dort, und nur durch ihr bin ich jetzt hier.
Der Bürgermeister sah mich eine Weile lang nur nachdenklich an bis er sich an etwas zu erinnern schien.
"Jetzt wo du es sagst, du siehst ihr wirklich ähnlich. Ihr habt das gleiche Lächeln."
Automatisch fing ich an zu grinsen, und wäre am liebsten zurück zu ihr gegangen und hätte sie gefragt warum sie mir nicht schon früher erzählt hat das sie die andere Art bereits kannte. Aber ich konnte nicht mehr zurück. Oder doch? 
Ich sah zu Boden und ballte die Hände zu Fäusten.
"Ich hoffe nicht das ich eine Belastung für den Zusammenhalt des Dorfes bin."
Sagte ich jetzt leise, und konnte die Blicke der Anwesenden auf mir spüren.
"Wie kommst du darauf?"
"Ist es nicht offensichtlich? Durch mich ist es erst so weit gekommen das sich sogar Dorfbewohner gegeneinander die Kehle aus dem Hals reißen wollen...und das nur weil ich hier einfach ohne Vorwarnung aufgekreuzt bin..."
Ich stoppte kurz bevor ich weiter redete.
"Vielleicht ist es doch besser wenn ich gehe..."
"Was? Nein, ist es ganz und gar nicht!"
Mischte sich Hunter ein.
"Ich will aber nicht das so etwas wie gerade ebend noch einmal passiert!"
Ich wirbelte herum, und starrte ihn an. Er kam auf mich zu ohne den Blick abzuwenden. Es war das erste mal da sich ihn so entschlossen sah.
"Du bist nicht hierher gekommen um jetzt wieder aufzugeben, Mika."
Er packte mich an den Schultern.
"Wenn du jetzt wieder gehst, dann wird unsere Art es nie verstehen das ihr Verhalten falsch ist. Es mag zwar unmöglich klingen, aber wir können es erreichen das wieder Frieden zwischen den Seiten einkehrt."
Er lächelte mich hoffnungsvoll an, und wartete auf einer Antwort.
Ich atmete durch. Er hatte ja recht. Was brachte es wenn ich wieder ging? Dann hätten die Animalies das erreicht was sie schon die ganze Zeit wollten. Der endlose Kampf würde nie aufhören. Ich durfte jetzt nicht den Schwanz einziehen. Ich musste da jetzt durch.
"Du hast ja recht..."
Sagte ich jetzt, und sah kurz zu dem Kater.
"Wenn ich jetzt nachgebe dann wird das nie was."
"Genau...u-und du bist nicht alleine. Ich steh'dir bei, und mir ist es egal ob mich die anderen Bewohner angreifen oder mich beleidigen. Schließlich mögen die mich so wie so nicht- jetzt haben sie wenigstens einen Grund dafür."
Hunter's Hände rutschten von meinen Schultern.
"Danke...du bist echt ein toller Freund."
"Freund...hm, ja. Und Freunde halten zusammen."
Er schien so darüber erfreut zu sein, das er die Hand hochhielt. Ich grinste und verankerte unsere kleinen Finger miteinander.
"Wir stehen das zusammen durch. Keiner wird zurückgelassen."
Sagte ich. Er nickte zustimmend.
"Durch gute und schwere Zeiten."
Fügte er noch hinzu.
Mein Blick fiel plötzlich auf dem Bürgermeister der jetzt leicht lächelnd dort stand- mit verschränkten Armen und uns beide musterte.
"Genau, und auf mich könnt ihr beide auch zählen."
Sagte er jetzt.
"Wann immer ihr meinen Rat braucht bin ich für euch da. Oder wenn wieder ein Vorfall wie gerade ebend passiert- ich werde da sein."
"Ich danke Ihnen. Ich bin froh das sie so vernünftig und nett sind. Sie sind nicht mit Vorurteilen mir gegenüber getreten, dass finde ich sehr ehrenhaft."
Er nickte nur, und sah dann zu Hunter.
"Ich wusste das ich mich auf dich verlassen kann, Hunter. Du warst schon immer vernünftig. Ich bin froh das du der erste warst der Mika gefunden hat."
Das brachte ihn jetzt doch zur Verlegenheit, weswegen er seine Brille hoch schob obwohl diese perfekt saß.
Ich musste etwas darüber lachen, und plötzlich schien es so zu sein als wenn der Vorfall vorhin überhaupt nicht geschehen wäre.
Ich musste mich einfach darauf verlassen das alles wieder gut werden würde. Irgendwann müssten es selbst die Stursten begreifen das dieser Krieg Bedeutungslos war. Es musste aufhören. Und selbst wenn wir scheitern würden, so hätten wir es wenigstens Versucht.






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Mit einem guten Gewissen verließen wir das Rathaus, und folgten den Weg in die andere Richtung.
Nach diesen Geschehnissen wollten wir doch lieber woanders unsere Zeit vertreiben, anstatt in einem Dorf voller Hasserfüllter Leute. Deshalb schlugen wir den Weg zu einem bestimmten Ort ein, den Hunter immer besuchte wenn er nachdachte oder ihn einfach nur die Decke auf dem Kopf fiel.
"Geht es mit deinem Hals?"
Fragte ich ihn nach einer Weile.
"Ja, es zwickt nur ein bisschen. Ich war froh das du mich verarztet hast, der Bürgermeister war nicht so sanft wie du."
Er strich sich automatisch über das Pflaster, was mich zum lachen brachte.
Nach einiger Zeit kam uns jemand von weiten entgegen. Ich wappnete mich innerlich auf die bevorstehende Auseinandersetzung, und auch Hunter spannte sich an als er die Person sah.
"Cool bleiben..."
Raunte ich ihn zu. 
Er rückte etwas näher an mich heran, während ich versuchte das Mädchen nicht in die Augen zu schauen. Aber das brauchte ich gar nicht, denn sie sprach uns schon von alleine an.
"Das war sehr mutig von dir gerade ebend."
Erstaunt drehte ich den Kopf und blieb stehen. 
"Wie bitte?"
Das Mädchen war einen Kopf kleiner als ich, zierlich und hatte schmale Lippen. Auch an ihr konnte ich Schwanzfedern feststellen, und der Farbe nach zur Urteilen würde ich sie in der Kategorie Ente einstufen.
Sie hatte kurzrasierte Blonde Haare, und große Blaue Augen.
"Vorhin auf dem Festplatz. Das war sehr mutig von dir das du eingegriffen bist. Jonathan ist sehr...Temperamentvoll musst du wissen. Wenn ihn etwas nicht passt, dann saggt er es den Leuten auch direkt. Ich weiß, dass entschuldigt nicht sein Verhalten, aber ich wollte dir nur gesagt haben das ich auch nicht so denke wie die anderen. Ich war zu Feige um einzugreifen...und dafür schäme ich mich auch..."
Ich war beeindruckt über die Entschuldigung von dem kleinen Mädchen, dass nicht viel jünger als ich aussah. Sie müsste um die 16 oder 17 sein.
Hunter warf mir einen Blick zu.
"Das beruhigt uns, dass nicht alle so verdrossen sind."
Sagte er jetzt. Das Mädchen lächelte.
"Ja, danke das wenigstens du den Mut hast deine Meinung zu sagen. Somit wissen wir wer die Lage verstanden hat."
Fügte ich noch hinzu.
"Ich bin übrigens Molly."
Stellte sie sich vor.
"Mika."
"Hunter."
Wir sahen uns an, als die Ente zu lachen anfing.
"Nett euch kennenzulernen, Hunter und Mika. Jedenfalls...wenn noch mal so etwas passiert dann werde ich helfen. Egal was die anderen Sagen oder denken. Versprochen."
Sie hob die Hand und winkte uns hinterher.
"Bis bald!"
"Ja, bis bald..."
Ich hob die Hand, und sah ihr hinterher als sie den Weg entlang ging. 
Ich schüttelte den Kopf und wandte mich zu Hunter.
"Ist das zu glauben? Anscheinend gibt es doch noch vernünftige."
"Siehst du, hab ich doch gesagt. Stell dir vor du wärst jetzt gegangen. Dann hätten wir keine Chance gehabt."
Er warf mir einen: Ich-hab-es-dir-doch-gesagt-blick zu, was mich zum Augenrollen veranlasst.
"Ja,ja ist schon gut- das nächste mal höre ich auf dich."
Ich stieß ihn spielerisch in die Schulter, und lief weiter.
"Na komm, ich will endlich sehen wo der geheime Platz ist!"
Ich wedelte mit der Hand das er endlich kommen sollte.
Ich hörte ihn hinter mir lachen.
Ich hatte schon am ersten Tag einen Freund gewonnen, und mir war es noch nicht einmal aufgefallen...
Ich war froh das er zu mir hielt, obwohl er alle Gründe hätte es nicht zu tun. Der Bürgermeister hatte recht. Er war vernünftig.
















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Hoffe euch hat es gefallen!

Bis zum nächsten Kapitel ♡♡♡

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