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Das Piepen der Maschinen ist das einzige, was das endlose Ticken der Uhr durchbricht. Ich hasse diese Stille, die meine Hoffnung nur noch mehr schwinden lässt. 
Ich sitze, wie jeden Tag, am Krankenhausbett und betrachte Yoongi, wie er mit geschlossenen Augen einfach regungslos da liegt, als würde er seelenruhig einfach schlafen. 

Die Sorge hat in all den Wochen nicht abgenommen, im Gegenteil. Von Tag zu Tag schwindet meine Hoffnung, dass er endlich wieder seine Augen aufmacht. 

Ich schrecke auf, als ich die Tür des Krankenzimmers höre, muss mich jedoch nicht umdrehen, als ich die Frau mich leise begrüßen höre, denn ich kenne ihre Stimme mittlerweile in und auswendig. "Hey Jimin... Ich wusste gar nicht, dass du auch schon hier bist", spricht sie sanft zu mir, während ich ihr ein müdes Lächeln schenke. "Ich kann doch samstags immer früher kommen", entgegne ich ihr, während mein Blick wieder zu Yoongi geht. 

"Stimmt", antwortet sie daraufhin, ehe sie sich schon daran macht, an den Pumpen die Medikamente wieder neu einzustellen. Ich weiß noch, wie verunsichert ich am Anfang war, als ich die Maschinen alle gesehen habe, doch Jennie hat sich die Zeit genommen, mir alles ausführlich zu erklären. Ich weiß jetzt, dass durch diese Medikamentenpumpen regelmäßige Dosen an Schmerzmittel in Yoongi gepumpt werden, auch wenn er grade nicht bei Bewusstsein ist. Nahrung erhält er über die Magensonde, die sie ihm legen konnten, nachdem die Verbrennungen an seinem Bauch größtenteils abgeheilt waren. 

Tatsächlich war der Rumpf am allerwenigsten von den Flammen angegriffen worden, lediglich sein Rücken hatte einiges abbekommen. Sein Gesicht sieht mittlerweile wieder einigermaßen gut aus, nur auf seiner Wange prangt nun eine unschöne, große Narbe. Auch die Haare sind mittlerweile wieder nachgewachsen, denn die waren vorher fast vollständig abgebrannt. 
Am schlimmsten jedoch sind seine Gliedmaßen. Er hat dort heftige Verbrennungen erlitten. Jennie hat mir erklärt, dass seine Verbrennungen als 'Verbrennung Grad 2 b' eingestuft wurden, das soviel bedeutet, dass die schlimmer sind, als die leichteren Verbrennungen zweiten Grades, aber noch nicht so stark, wie die des dritten. 

Sie hatten Yoongi noch am selben Tag notoperiert und mussten einige Teile der Haut erst entfernen, um die durch neue Haut zu ersetzen. Trotzdem sind die Narben kaum zu übersehen, vor allem die an seinem einem Oberschenkel lassen mich jedes Mal aufs Neue erschaudern, wenn ich sie sehe. 

"Jimin... Wie lange willst du denn noch jeden Tag herkommen? Versteh mich nicht falsch, ich finde das wirklich toll, aber du gehst kaputt, wenn du weiter jeden Tag hier her kommst. Drei Monate sind eine lange Zeit und..." Jennie verstummt, als sich ihr Blick von der Überwachungsanzeige löst, auf der unter anderem Puls und Sauerstoffsättigung angezeigt wird, und zu dem komatösen Mann vor mir blickt. 

"Du weißt, dass ich nicht anders kann, Jennie. Ich weiß, dass du dir nur Sorgen machst, aber ich schaffe das! Ich will unbedingt dabei sein, wenn er das erste Mal wieder seine Augen aufmacht!", entgegne ich ihr mit sicherer Stimme. Natürlich hatte ich eine ganze Zeit innerhalb dieser Monate schon oft die Hoffnung aufgegeben, dass er seine Augen wieder aufmachen könnte, doch mittlerweile bin ich wieder fest davon überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist. Da können Jennie und die Ärzte noch so oft sagen, dass es unwahrscheinlich ist nach einer solch langen Zeit. 

Diese Hoffnung ist das einzige, was mich nicht komplett durchdrehen lässt, also halte ich eisern daran fest. 

"Ach Jimin... ich wünschte, ich könnte irgendetwas für dich tun...", murmelt Jennie leise, ehe sie sich aus dem Handschuhständer ein Paar saubere Handschuhe fischt und anzieht. Ich verstehe sofort, was sie nun tun will, denn immerhin bin ich die letzten Monate jeden Tag dabei gewesen, wenn sie Yoongi sauber machte, die Wunden versorgte und neue Nahrung anschloss. Daher sprince ich auch jetzt wieder auf, sogar etwas dankbar, weil ich dann nicht weiter einfach untätig daneben sitzen muss und hole mir ebenfalls Handschuhe in meiner Größe. 

"Du musst das nicht tun. Ich mach das schon, geh doch solange in die Cafeteria", versucht sie mich zu überzeugen, doch ich schüttel energisch den Kopf. "Du weißt, dass ich dir gerne helfen möchte, Jennie. Ich kann sonst einfach gar nichts tun und..." 

Ich weiß, dass es nicht besonders gesund für mich war, wenn ich alles um mich herum vernachlässige, um irgendwie das Gefühl loszuwerden, ihn einfach sich selbst zu überlassen, doch für mich ist es der beste Weg, mit dieser Situation umzugehen. Wenn ich abends im Bett liege und über ihn nachdenke, dann beruhigt es mich, zu wissen, dass ich alles mögliche getan hatte. 

Jennie und ich arbeiten mittlerweile Hand in Hand, ohne großartig mehr darüber sprechen zu müssen. Ich habe mich an den Anblick der Wunden gewöhnt und erfreue mich daran, wenn ich sehe, dass sie wieder etwas weiter abgeheilt sind. 

   
  

  
  
"Jimin, hey. Wach auf", höre ich eine sanfte Stimme, die mich aus dem Schlaf reißt. Mein Gehirn will noch nicht so, wie ich es will, daher nehme ich alles recht verschwommen wahr und muss erst einige Male blinzeln, bis ich mich orientieren kann. Ich muss feststellen, dass ich noch immer an Yoongis Bett sitze und scheinbar auch eingeschlafen bin. Jennie streichelt mir beruhigend über den Rücken. "Geh nach Hause Jimin und Schlaf dich mal richtig aus, bitte. Ich habe keine Lust, dass du hier demnächst zusammenklappst."
Leider muss ich ihr Recht geben, denn als ich heute morgen in den Spiegel geschaut habe, habe ich feststellen müssen, wie fahl meine Haut geworden ist und das die Augenringe schon zu tiefen, schwarzen Furchen gewachsen sind. 

Aber wie soll es auch anders sein, wenn ich jede Nacht Albträume habe, die mir den Schlaf rauben. Zudem die stetige Wachsamkeit, doch endlich den lang ersehnten Anruf vom Krankenhaus zu bekommen. Richtig geschlafen habe ich lange nicht mehr. 

"Du hast ja Recht...", gebe ich endlich zu, ehe ich mich stecke, um wieder etwas Leben in meine müden Glieder zu bringen. "Aber du meldest dich bitte, wenn sich Yoongis Zustand verändert, ja?"

"Das weißt du doch. Ich hab es dir versprochen und daran halte ich mich." 

Ich nehme Jennie dankend in den Arm, denn in den drei Monaten sind wir beinahe zu so etwas wie Freunden geworden, wenn man das so nennen kann. Auf jeden Fall sind wir uns sehr vertraut und haben irgendwie eine besondere Bindung zueinander. Ich verabschiede mich mit einer langen Umarmung von ihr, ehe ich mich auf den viel zu langen Weg nach Hause mache. 

   
   

   
  
Zu Hause angekommen versuche ich die ganzen Nachrichten zu beantworten, die Tae und Kookie mir geschrieben haben. Sie machen sich genauso Sorgen um mich, wie Jennie, denn ich habe mich mittlerweile total von allem abgekapselt. Selbst meinem Chef ist aufgefallen, dass ich völlig neben mir stehe, doch wie soll es mir auch anders gehen? Die Angst um Yoongi frisst mich beinahe auf und so schenke ich mir, wie so oft in letzter Zeit, einen Schluck Whiskey ein. Dass Alkohol keine Lösung ist, weiß ich selber, doch das ist das einzige, was mir noch hilft, um überhaupt irgendwie in den Schlaf zu finden. 

Da morgen Sonntag ist und ich dementsprechend frei habe, genehmige ich mir ein zweites, drittes und viertes Glas, bis ich völlig benommen ins Bett falle. Meine Gedanken sind noch wirrer, als zuvor. 

Jungkook hat mich allen ernstes gefragt, wie lange ich mir das noch antun will. Und ob ich mich nicht endlich an den Gedanken gewöhnen sollte, dass er nicht mehr aufwacht. Er kennt Jennie auch und fragt schon seit einigen Tagen, ob das nicht etwas für mich wäre. Wir würden uns doch so gut verstehen und sie würde mir endlich die Liebe und den Halt schenken, nach dem ich die ganze Zeit gesucht habe. Ich antworte ihm in gewohnter Manier, dass das für mich niemals in frage kommen würde, weil mein Herz Yoongi gehört und sich das auch nicht ändert. Dass heute aber selbst Tae mit dem Scheiß anfängt, macht mich sauer. 

Wie können sie Yoongi so hintergehen? Haben sie ihn wirklich schon einfach abgeschrieben? Ich bin wütend auf sie, denn wenn sie mir wirklich helfen wollen würden, dass würden sie mich ermutigen, nicht die Hoffnung aufzugeben! 

Ich stoße einen tiefen Seufzer aus, um meine blank liegenden Nerven zu beruhigen, doch es klappt natürlich nicht. Ich vermisse Yoongi. Ich vermisse es, wie er neben mir liegt, mich neckt oder mal wieder meint, dass ich viel zu viel rede und lieber den Mund halten solle. 

Ich vermisse seine Küsse und die Liebe, die er mit entgegen gebracht hat, auch wenn er nicht immer alles richtig gemacht hat. Der Vorfall, wie er mich fast erwürgt hätte, ist längst vergeben und vergessen und ich weiß, dass nichts auf der Welt meine Liebe zu ihm schmälern würde! 

Und trotzdem denke ich in diesem Moment in meinem alkoholvernebelten Kopf darüber nach, wie es wohl wäre, mit Jennie etwas anzufangen, denn sie hat schon direkt zu Anfang klar gemacht, dass sie mir nicht ganz abgeneigt wäre. 

Wieso kann Yoongi nicht einfach endlich wieder aufwachen!? 

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Lesenacht Teil 1
._____.
Haut mich nicht.... XD

Ich weiß auch nicht, wie das nun wieder passieten konnte! Ich und meine verdammten Spontaneinfälle hier >.>
Ich hoffe, ihr haltet noch ein bisschen durch ^^'

1500 W

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