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Eine erstaunliche Ruhe erfasst mich, als ich wieder in der Nähe meiner Wohnung bin. Bevor ich jedoch wieder zurück gehe, muss ich noch einige Dinge besorgen. Zum Glück ist es mir in diesem Moment völlig egal, was die anderen von mir denken, als ich zwei Kanister Benzin kaufe. 

Ich habe mir etwas vorgenommen und das werde ich auch so durchziehen. Ich habe noch nie etwas in meinem Leben richtig gemacht, außer vielleicht, dass ich Jungkook vordem Auto gerettet habe. Ansonsten habe ich bislang einfach nichts hinbekommen. 

Ich habe meinen Pflegeeltern immer nur Probleme gemacht, die schon nach kürzester Zeit aufgegeben haben, mir noch helfen zu wollen. Selbst die Traumatherapie, die ich als Kind begonnen habe, war die reinste Katastrophe. Ich habe mich immer dagegen gesträubt, darüber zu reden, was passiert ist. Selbst als Erwachsener habe ich es nicht ein einziges Mal fertig gebracht, darüber zu reden.

Stattdessen hatten meine Pflegeeltern einen Sohn bei sich aufgenommen, der neben Schlafproblemen, Aggressionsproblemen und schlechten Noten auch noch nicht vorhandene Sozialkompetenz besaß. Ich habe keine Arbeit, eine Wohnung, die ich mir im Grunde genommen nicht mal leisten kann und Schulden ohne Ende. Aber das schlimmste ist immer noch, dass ich einen Menschen getroffen habe, neben Jungkook und Taehyung, der mich trotz dessen so genommen hat, wie ich bin. 

Der sich sogar in mich verliebt hat. 

Der mir die schönen Seiten im Leben gezeigt hat und wenn es nur eine Wolke in Form eines Schmetterlinges war. Ich habe immer nur das schlechte gesehen, Jimin dagegen hat auch nach alle dem Scheiß, den ich gebaut habe, daran geglaubt, dass ich mich ändern kann. 

Selbst ich habe es irgendwann geglaubt. Ich habe mich nicht ohne Grund auf ihn eingelassen. Ich wollte ja endlich etwas ändern. Ich wollte bei Jimin bleiben und ihm beweisen, dass ich stark genug bin, meine Vergangenheit hinter mir zu lassen. Aber ich war schwach. 

Und endlich ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich einsehe, dass Jimin niemals etwas schlechtes in mir sehen wird. Wahrscheinlich würde er mir sogar meinen erneuten Angriff auf ihn verzeihen, wenn ich Jungkook richtig verstanden habe. Jimin will nicht einmal zu, Arzt, nur um mich weiterhin zu schützen. Das muss ein Ende haben, denn sonst passiert irgendwann das schlimmste. Würde ich Jimin aus diesem Leben reißen, dass wäre nicht mal die Hölle Strafe genug. 

Zusammen mit einer letzten Schachtel Zigaretten, die ich mir seit Ewigkeiten mal wieder gönne, mache ich mich zurück auf den Weg in meine Wohnung. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, denn endlich habe ich den Mut, das durch zu ziehen, auch wenn ich mich selbst dafür ohrfeigen könnte, dass erst sowas mit Jimin passieren musste.

Ich stelle die Benzinkanister auf Seite und lasse mich aufs Bett fallen. Ich zünde mir eine Zigarette nach der anderen an, aber das stört jetzt eh niemanden mehr, mich am allerwenigsten. Ich bin nur froh, dass ich in meiner Wohnung noch etwas von dem Geld gebunkert habe, das Jungkook mir mal zugesteckt hat, denn sonst wäre mein Plan umzusetzen wesentlich schwieriger geworden. 

Ich denke an die vielen Situationen und Treffen mit Jimin zurück, während ich auf dem Bett liege. Ich habe Arme und Beine zu den Seiten ausgestreckt. Meine Atmung ist ruhig, zu ruhig für das, was ich vorhabe.

Ich hoffe Jimin wird den Brief finden. Ich will, dass er weiß, dass ich ihn wirklich aufrichtig geliebt habe. Doch genauso will ich, dass er begreift, wie gegensätzlich wir sind.
Gegensätze ziehen sich ja angeblich an, doch an uns sieht man deutlich, dass es nicht passen kann.

Jimin ist wie das Wasser. Seine.Augen haben mehr Tiefe, als jeder Ozean der Welt und er hat diese Art an sich, einen  mitzureißen. Allein, wie er ich dazu bekommen hat, mit ihm zu tanzen. Niemand anderes hätte das jemals geschafft, doch für ihn schien das nicht die leisteste Herausforderung zu sein.

Jimin ist mein Fluss, er hat mit in eine Hoffnung mitgerissen, ohne zu merken, dass ich vom Wasser erstickt werde.

Denn wenn Jimin das Wasser ist, so bin ich das Feuer. Ich brenne alles nieder, dass jemals existiert hat. Alles Gute wird vernichtet, sobald meine unberechenbaren Flammen auflodern. Ich hinterlasse nichts als Zerstörung auf meinem Weg.

Es kann nicht funktionieren. Jimin wollte mir helfen, doch wie will er dem Feuer helfen, ohne, dass es dabei vom Wasser vollständig gelöscht wird?

Es kann nicht funktionieren. Niemals. Es ist wie ein Naturgesetz, daher bleibt mir nur noch ein einziger Ausweg. Ich muss in meinen eigenen Flammen verbrennen, ehe ich alles niederbrenne, was mir jemals wichtig war.

Ich wusste es von Anfang an, deswegen haben mich seine Augen so um den Verstand gebracht. Ich habe das Wasser in ihnen gesehen und das Feuer fürchtet Wasser. Ich habe in seinen Augen erkannt, dass ich von ihm mitgerissen werde, dabei jedoch elendig zu Grunde gehen werde.

Genauso wird mir klar, weshalb ich schon immer von der Farbe blau fasziniert war und warum es die Vergissmeinnicht sind, die mich triggern. Blau wird mit Wasser assoziiert. Und ich war schon immer das Feuer, das einfach zu neugierig war, um nicht der Faszination des Wassers zu erliegen.

Ich lache breit, denn es ist schon irgendwie ironisch. Meine Eltern sind in Flammen umgekommen und nun werde ich es ihnen gleichtun, obwohl es Jimins Wasser war, dass mich dazu getrieben hat.

Ich richte mich auf, schnappe mit einen der zwei Benzinkanister und verteile die klare Flüssigkeit überall in der kleinen, schäbigen Wohnung. Der zweite Kanister folgt sofort und ich kippe den Inhalt auf mein Bett und meine Klamotten.
So kann ich die Flammen spüren,  bevor ich aufgrund der Rauchentwicklung das Bewusstsein verliere. Wenn ich verbrenne, dann richtig.

Ich lasse das Feuerzeug einige Male klicken, ohne dass Funken entstehen, bis ich es endlich richtig betätige. Ich betrachte die kleine Flamme, die mein Ende bedeuten wird, ehe ich das brennende Zippo einfach in den Raum werfe.

Augenblicklich fängt das Benzin Feuer und ein unangenehmer, beißender Geruch breitet sich aus. Ich schlucke und muss husten, als die Flammen sich rasch ausbreiten, doch es ist okay.

Ich habe es so gewollt und nicht anders verdient.

Ich spüre, wie es immer wärmer um mich herum wird und es dauert nicht lange, bis die Flammen mein Bett erreichen. Doch ich lasse nicht von meinem Lächeln ab, während ich an Jimins bezauberndes Gesicht denke.

Diese wassergetränkten Augen, die das Sternenlicht reflektieren können.
Diese vollen Lippen, die mir so oft den Verstand geraubt haben.
Dieses Lachen, wenn er mal wieder etwas so witzig fand, dass er sich vor Lachen auf den Boden geschmissen hat.

Er soll das letzte sein, an das ich mich erinnere, ehe ich von den Flammen gefressen werde. Ich war das letzte, an das meine Mama gedacht hat und nun wird Jimin der letzte sein, an den gedacht wird, während ein Körper zu Staub zerfällt.

Ich sehe vor meinem inneren Augen Jimins schönstes Lächeln, während er mir sagt, dass er mich liebt.

Jimin.

Jimin.

Jimin,

Ich liebe dich.

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Lesenacht Teil 8 :D
Und weil das hier ein richtiger mieser Cut ist, beende ich hier die Lesenacht XD nein, ich muss morgen arbeiten und in 5 Stunden klingelt der Wecker  ;_;

Aber unsere heutige Ausbeute: 9630 Wörter in 8 Kaps XD ist doch okay, oder?

Btw: wir nähern uns dem Ende ;_; es fehlen nur noch ein paar Kaps

Vielen Dank an alle, die so spontan mitgemacht haben ;_;♡ Borahae ♡♡♡
Und gute Nacht ihr süßen

1150 W

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