⋇ 46 ⋇
⋇ Yoongi ⋇
"Und...? Jetzt zufrieden?", fragt Hoseok an mich gewandt. Es ist alles genauso gelaufen, wie geplant. Nur besser fühle ich mich dadurch auch nicht.
Ich habe Jimin nicht mal ansehen können, als er Hoseok und mich, wie beabsichtigt, beim rummachen erwischt hat.
"Nein. Aber es ist besser so", antworte ich daher nur monoton, nachdem ich Hoseok wieder von mir runter schubse. Eilig ziehe ich mir meine Sachen wieder an und kurz darauf tut es mir auch Hoseok gleich. Angezogen legt dieser sich wieder neben mich und sieht fragend zum Himmel.
"Aber ein bisschen beleidigt bin ich schon", schnauft er überspielt. "Ich dachte, du ziehst es dann wenigstems durch."
"Sorry, aber dafür musst du dir dann jemand anderen suchen." Ich sehe ihn nicht mal an, sondern schließe stattdessen die Augen und überlege angestrengt, ob es die richtige Entscheidung war, Jimin so endlich auf Distanz zu bringen.
"Aber eine Sache musst du mir jetzt noch erklären, Yoongi."
"Und die wäre?"
"Wenn du Jimin doch auf Abstand halten willst, wieso hast du dich dann gestern überhaupt erst auf ihn eingelassen? Ich meine... klar. Er sieht nicht schlecht aus, aber das hat es für ihn alles nur noch schlimmer gemacht."
Ich denke lange über Hoseoks Worte nach, denn um ehrlich zu sein, weiß ich selbst nicht, wieso ich das gestern zugelassen habe. Oder doch. Eigentlich weiß ich es, ich will es nur nicht wahrhaben, dass ich mich in diesen orangehaarigen Spinner verliebt habe.
Als ich ihn tanzen gesehen habe, wie er sich bewegt hat, wie er mit der Musik eins geworden ist, da konnte ich nicht mehr klar denken. Ich hatte nur noch Augen für ihn. Ich habe ja versucht, ihm zu widerstehen, doch das hat leider nicht so funktioniert. Allein der Ausdruck seiner Augen war so atemberaubend, dass ich mich ihm nicht entziehen konnte.
Aber wieso gedade er? Unsere erste Begegnung war alles andere als gelungen, immerhin ist er durch mich im Krankenhaus gelandet. Er hat gesehen, wie ich heulend zusammen gebrochen bin, er hat mitbekommen, wie ich ausgerastet bin. Ich hab ihn abgewiesen, doch er wollte dennoch an meiner Seite sein.
"Scheiße man... du bist echt in ihn verliebt, oder? Ich dachte, sowas gibt es bei dir nicht", äußert der Mann neben mir seine Vermutung. Ich wünschte, ich könne diese einfach widerlegen, aber das kann ich nicht. Denn seit gestern ist mir klar geworden, dass ich wirklich Gefühle ihm gegenüber entwickelt habe. Allein wenn ich daran zurück denke, wie wir uns gemeinsam die Haare gefärbt haben, wie Jimin das erste Mal high war, wie wir getanzt haben oder er etwas zu Essen mitgebracht hat. All diese Erinnerungen rauben mir den letzten Nerv. Denn ich sehne mich nach ihm.
Jede kleine Berührung von ihm hat ein Kribbeln auf meiner Haut hinterlassen und das erste Mal seit ich denken kann, habe ich es nicht als unangenehm empfunden.
"Das war auch nicht das, was ich gewollt habe. Ich wollte einfach, dass er mich in Ruhe lässt", antworte ich lediglich, ohne weiter auf Hoseok einzugehen. Er scheint jedoch noch nicht ganz durch zu sein mit dem Thema, denn ein weiteres Mal erhebt er seine Stimme.
"Und jetzt? Was hast du vor? Ich meine... er wird Jungkook und Tae bestimmt davon erzählen. Und ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob die dann noch immer zu dir stehen werden."
"Und wenn schon. Sollen die mich eben einfach alle in Ruhe lassen. Das war sowieso niemals eine gute Idee, sich mit mir anzufreunden. Du kennst mich. Und auch ohne deinen Doktortitel kannst du dir denken, dass ich andere nur verletzen kann."
"Mal ehrlich Yoongi. Ich glaube einfach, du bist zu feige, dich endlich deinen Problemen zu stellen. Ich habe immer gedacht, dass du stark bist aber statt dass du dein Leben in den Griff kriegen willst, ruhst du dich auf deiner tragischen Vergangenheit aus. Bevor du dich mit Jimin und deinen Problemen auseinander setzt, stößt du lieber alles von dir und verfällst weiter dem Alkohol oder den Drogen. Das ist feige. Du könntest es ändern, wenn du es wirklich wollen würdest."
"Und du hältst jetzt besser den Mund, Hoseok. Weil sonst weiß ich nicht, ob ich mich länger zurück halten kann!"
"Dann veruchs doch! Ganz ehrlich? Du bist längst nicht mehr in der Form, dass du mir etwas anhaben kannst. Außerdem weißt du ganz genau, dass ich dich in der Hand habe. Du magst ja vielleicht im Bett das Kommando haben, aber im wirklichen Leben hast du keine Chance gegen mich."
"Verschwinde besser."
"Und dann? Was willst du dann tun?"
Ich spüre, wie die Wut in mir aufsteigt und Hoseok sollte eigentlich wissen, dass es nie eine gute Idee ist, mich zu reizen. Meine Atmung geht bereits stoßweise und ich balle meine Hände zu Fäusten, um meiner Aggressionen irgendwie Einhalt zu gebieten.
"Hoseok... lass es", warne ich ihn ein letztes Mal, doch als ich Hoseoks herausforderndes Grinsen daraufhin sehe, brennt in mir eine Sicherung durch. Ich werfe mich so plötzlich auf ihn, dass er zunächst gar nicht reagieren kann. Zu meinem Bedauern ist er leider tatsächlich stärker und wendiger als ich. Wenig später schafft er es, mich von sich zu schubsen.
"Lass gut sein, Yoongi."
"Dann verpiss dich!"
"Du weißt, dass ich trotzdem Recht habe! Stell dich deinen Problemen! Willst du wirklich lieber in die Geschlossene, anstatt in Jimin und dir endlich eine Chance zu sehen?"
Als ich ihn daraufhin ein weiteres Mal angreife, ist er vorbeteitet und wehrt mich direkt ab. Ich kann gar nicht so schnell reagieren, da hat er mich zu bäuchlings zu Boden befördert und eine Hand hinter meinen Rücken fixiert.
"Ich sag doch, du hast keine Chance. Was meinst du, wie oft ich das damals in der Klinik machen durfte? Du bist nicht der erste Psycho, der ausrastet", flüstert er mir ins Ohr. Ich raste daraufhin komplett aus, alle Gedanken sind mit einem Male verpufft und ich will ihn nur noch irgendwie verletzen.
Aber auch hier behält Hoseok die Kontrolle. Ich bin durch das viele Strampeln und um mich schlagen schnell am Ende meiner Kraft und sinke in mich zusammen, während Hoseok mich noch immer fixiert. Seinen Griff löst er erst, als er hört, wie ich weinend unter ihm zusammen breche.
"Verdammt Yoongi... Lass dir endlich helfen. Und überleg bitte nochmal ganz genau, ob du mit Jimin wirklich so auseinander gehen willst. Vielleicht ist er deine Chance, endlich mit deiner Vergangenheit klar zu kommen."
Seine Worte wirken gut durchdacht und bestätigen mir ein weiteres Mal, dass er derjenige ist, der die Kontrolle über diese Situation hat. Und auch, wenn seine Worte nun wieder viel sanfter klingen, verletzen sie mich. Ich glaube sogar noch mehr, als die vorherigen.
Und das aus einem guten Grund.
Weil er Recht hat, mit dem, was er gesagt hat.
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Lesenacht Teil 3
1111 W
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