≋ 45 ≋
≋ Jimin ≋
Jungkook und Taehyung halten mich noch einige Zeit aus, doch irgendwann fühle ich mich einfach fehl am Platz. Nicht, dass ich nicht gerne bei ihnen bin, doch zu sehen, wie sie sich immer öfters vielsagende Blicke zuwerfen, macht meine Stimmung grade nicht unbedingt besser. Daher lasse ich die beiden schließlich in Ruhe und mache mich wieder auf den Weg nach Hause.
Außerdem ist es mittlerweile ziemlich spät. Es ist bereits dunkel und die Staßen sind weniger überfüllt, als sonst. Und da ich morgen wieder arbeiten muss, bleibt mir nichts anderes mehr übrig, als zu hoffen, dass ich gleich etwas Ruhe finde. Es ist vielleicht auch gar nicht verkehrt, dass ich mich dazu entschieden habe, den Weg zu Fuß zurück zu legen, denn so habe ich wenigstens noch ein bisschen Bewegung.
Zu Hause angekommen lege ich mich augenblicklich ins Bett und versuche wenigstens etwas Schlaf zu bekommen. Im Endeffekt drehe ich mich jedoch nur von einer Seite auf die andere. An schlafen ist gar nicht zu denken. In meiner Verzweiflung schaue ich irgendeinen extrem langweiligen Film und schaffe es schließlich doch, etwas Ruhe zu finden.
≋
Ich fühle mich noch erschöpfter und geräderter als vorher, als ich am nächsten Morgen aufwache. Mein Blick schweift zu meinem Handy neben mir und kurz überlege ich, ob ich nachsehen soll, ob Yoongi mir nochmal geschrieben hat. Aber ich glaube es eher nicht und lasse es deshalb achtlos neben mir liegen. Ich wäre sowieso wieder nur enttäuscht, wenn ich keine Nachricht erkennen würde.
Viel Lust zu arbeiten habe ich nicht, auch wenn mir die Arbeit in dem kleinen Musikladen eigentich immer Spaß gemacht hat. Mich heute den Kunden zu stellen und ihnen dabei ein freundliches Lächeln zu schenken, kommt mir vor, wie eine unüberwindbare Hürde. Aber vielleicht habe ich so wenigstens etwas Ablenkung. Nicht nur von Yoongi, sondern auch von den Gefühlen zu ihm, die meines Erachtens mittlerweile viel mehr sind, als nur freundschaftlich.
"So war das nie geplant", sage ich zu mir selbst, als ich mich beim zweiten Klingeln endlich schaffe aufzurichten und ins Bad zu schlurfen, um mich für die Arbeit fertig zu machen. Ich bin nur froh, dass ich heute die Mittelschicht habe, denn ich weiß nicht, ob ich die Frühschicht gepackt hätte.
Gerade noch pünktlich schaffe ich es zur Arbeit und quäle mich durch die sieben Stunden Kundenkontakt, die mir für gewöhnlich nicht schwer fallen. Nur heute kann ich mich einfach nicht auf Smalltalk einstellen, da meine Gedanken immer wieder zu Yoongi abschweifen.
Ich verstehe es immer noch nicht, so sehr ich mir auch den Kopf darüber zerbreche.
Noch während der Arbeit entscheide ich mich dafür, Yoongi doch nochmal zu schreiben. Es bringt ja doch nichts, wenn ich mir allein darüber den Kopf zerbreche. Ich nutze eine ruhige Minute während der Arbeitszeit, um ihm zu schreiben.
Hallo Yoongi,
Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Ich verstehe dich einfach nicht. Lass uns bitte nochmal in Ruhe darüber reden. Bitte erklär es mir wenigstens. Ich hab um 18 Uhr Feierabend.
16:23
Ich stecke mein Handy wieder weg, als der nächste Kunde rein kommt und lenke mich in einem Gespräch über Musik der 80er Jahre ab.
Als der ältere Mann jedoch wieder weg ist, schaue ich sofort, ob Yoongi schon geantwortet hat, aber natürlich war die Hoffnung mal wieder vergebens. Allerdings sehe ich, dass er meine Nachricht zumindest gelesen hat. Ich überlege lange hin und her, doch als ich endlich in den Feierabend entlassen werde, steht mein Entschluss fest. Ich werde nochmal zu ihm gehen und einfach hoffen, dass er einfach wieder an dem verranzten Freibad ist und mich nicht direkt wieder wegschickt. Ich brauche Antworten, sonst werde ich auch diese Nacht keine Ruhe finden.
≋
Die Aufregung lässt mein Herz viel kräftiger und schneller schlagen, als gewöhnlich. Es ist beinahe schon schmerzhaft, wie es in meinem Inneren pocht und sich immer wieder krampfend zusammenzieht. Um nicht komplett durchzudrehen, muss ich mehrmals eine kleine Pause machen und mich selbst beruhigen. Zum Glück liegt das Freibad verborgen hinter einem Wald, so kann ich mir immer wieder Ruhe gönnen, ohne gesehen zu werden.
Ich überwinde schließlich auch die letzten Meter, die mich vom Freibad noch trennen.
"Ganz ruhig...", spreche ich mir nochmal selbst Mut zu, ehe ich auf den blaubekachelten Ort zugehe. Ich weiß nicht mal, ob Yoongi da sein wird, und trotzdem fühlt es sich an, als wäre ich noch nie in meinem Leben so ängstlich und aufgeregt gewesen, wie jetzt in diesem Augenblick.
Ich will mich grade nach ihm umsehen, als ich eine Stimme höre und sie gehört definitiv nicht Yoongi...
Angespannt lausche ich den wenigen Worten, die es bis an mein Ohr schaffen. Ich versuche rauszufinden, wem die Stimme gehört oder was sie zu sagen versucht, daher gehe ich noch einige Schritte weiter. Da erklingt der unbekannte ein weiteres Mal. "Y-yoongi... nicht...nicht so fest", fleht sie.
Als ich dann einige Schritte weiter gehe und nun keinen schutzbietenden Wald mehr um mich habe, gefriert mir augenblicklich das Blut in den Adern.
Ich kann die unbekannte Person ausmachen.
Und Yoongi.
Eng umschlungen liegen sie übereinander. Die gleichmäßigen Bewegungungen lassen keine Zweifel übrig, was da gerade passiert. Neben dem, dass jeder Zweifel sowieso ausgemerzt würde, weil weder Yoongi, noch der Mann über ihm nichts mehr anhaben. Nichts.
"Du kennst mich Hobi", höre ich schließlich auch Yoongi sagen. Ich bin derweil in einer Schockstarre gefangen und kann mich keinen Schritt mehr bewegen. Auch meinen Blick kann ich nicht mal für einen Wimpernschlag von ihnen abwenden, obwohl ich grade das Gefühl habe, dass mein innerstes sich so stark zusammenzieht, dass mein Herz im tausend Scherben zerspringt.
Wie naiv ich doch bin.
Ich habe echt gedacht, dass das zwischen Yoongi und mir etwas besonderes ist.
Hoseok hebt seinen Blick, als er schluchzende Geräusche ausmachen kann, und blickt direkt in meine Richtung. Sofort hält er inne und auch Yoongi unterbricht in seinen Bewegungen. Dieser scheint jedoch zu feige zu sein, mich anzusehen.
Es ist Hoseok, der seine Stimme erhebt, doch ich verstehe kein Wort, da ich Yoongi bereits lautstark an den Kopf werfe, was für ein Arsch er ist.
Bevor er irgendwas dazu sagen kann oder überhaupt reagieren kann, flüchte ich aus der Situation. Weinend, und mit elendig schmerzendem Herzen, renne ich davon.
Noch nie habe ich mich so mies gefühlt. Noch nie so hintergangen und benutzt. Ich bin wirklich ein Idiot, zu glauben, dass Yoongi mich genauso mag, wie ich ihn. Ich habe echt gedacht, dass diese Spannungen zwischen uns mehr sind, als nur sexuelle Begierde.
Aber da habe ich allem Anschein nach falsch gedacht.
Yoongi hat mich nur benutzt.
Und hat nicht mal genügend Mut, mich anzusehen.
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Lesenacht Teil 2 :D
Und? Was sagt ihr zu Yoongi? Habt ihr Vermutungen, weshalb er das getan hat?
1103 W
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