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• Taehyung PoV •
Ich habe ihm und mir zwei Tassen mit warmen Kamillentee vorbereitet, die ich auf dem kleinen Tischchen auf unseren Balkon abstellte. Er legte einen hellbraunen aus Holz geflochtenen Korb mit frischen Keksen hinzu, während ich mich mit ihm auf den Hängesessel niederließ und uns eindeckte.
Er lehnte sich mit seinen eleganten Körper in den Haufen voller Kissen in dem Hängesessel zurück, wobei er einen erleichterten Seufzer ausstoß. Mit einem ruhigen Lächeln auf den Lippen machte ich ihm das nach, nachdem ich unsere Teetassen ergriff und ihm seine Tasse hinhielt. Dankbar flüsterte er passend zur abendlichen Stimmung:„Danke, Hyung."
Vorsichtig schlang ich meinen Arm um dessen Schulter, während wir beide uns den bevorstehenden Sonnenuntergang anschauten. Der große Baum, dessen Blätter mittlerweile ein zartes Grün angenommen haben, passten sich dem orange-blauen Himmel an. Bevor es morgen wieder in unseren stressigen Alltag als Studenten losginge, nahmen wir uns auch heute die Zeit wieder zu entspannen.
Heute wollte ich ihm aber auch von meiner Einladung nach Tokyo erzählen, was mich tatsächlich nervöser machte, als es eigentlich sollte. Waren es unsere negativen Erfahrungen mit einer langzeitigen Trennung, die mir gerade so eine Angst bereitete? Oder war es die Angst ihn mit seinen Krankheiten alleine zu lassen?
Jungkook war sehr selbstständig, ja. Aber dennoch brauchte er viel Hilfe im Alltag, vorallem in Zeiten, wo seine Krankheit ihm im Wege stand.
„Ich möchte dir etwas erzählen.",fing ich anschließend an, zu sprechen. Ich zögerte es nicht hinaus, denn ich wusste, neben mir saß immernoch er. Jungkook, dem ich alles erzählen konnte, ohne Angst haben zu müssen, und der Gedanke beruhigte mich gerade sehr.
„Ich höre dir gerne zu.",erwiderte er ziemlich entspannt, wobei ich sein leichtes Lächeln der Zufriedenheit direkt heraushörte. Er nippte seelenruhig an seinem warmen Tee, während er den Fokus stark auf die untergehende Sonne richtete.
„Hoseok hat vor einer Zeit eine Einladung an einer Uni in Daegu bekommen. Das Team will ihn für vier Monate trainieren und bei sich behalten, bevor er anschließend wieder nach Seoul kommt. Mittlerweile hat Yoongi auch eine Einladung nach Inkigayo bekommen, wo wir uns alle natürlich freuten.",erzählte ich ihm erstmal von mittlerweile unseren Freunden. Mein Blick haftete sicherheitssuchend an ihm. Ich musterte sein Seitenprofil, seine sanften Gesichtszüge, die mir eine große Ruhe spendeten.
„Genau, Hobi hat mir letztens geschrieben und davon erzählt, als wir gemeinsam essen waren. Es freut mich zu hören, was für Chancen die beiden gekriegt haben."
Aus seiner angenehm weichen Stimme hörte ich die pure Ehrlichkeit über seine Worte heraus.
Jungkook fing an nickend zu lächeln, wodurch er ebenso etwas schmunzelte, so, als würde er sich Hoseoks fröhliche Reaktion bei der Einladung bildlich vorstellen. Er beugte sich nach vorne, um seine halbleere Tasse auf das kleine, schwarze Tischchen abzustellen und lehnte sich wieder zurück in meinen Arm.
„Ich habe auch eine Einladung bekommen, Kleines.",sprach ich die entscheidenden Worten letztendlich aus. In einem Atemstoß ratterte ich die Worte so ruhig wie möglich runter, als ich anfing wieder auf meiner Unterlippe rumzukauen. Mein Griff um Jungkooks schmalen Körper wurde etwas fester und sein Lächeln wurde immer breiter, bis er mir seinen Kopf zu wandte.
Mit seinen funkelnden Augen musterte er meine Gesichtszüge, bis er sich seitlich zu mir gedreht, hinlegte und nach meiner Hand griff, um diese fest zu halten. Als er sah, dass ich nicht lächelte sondern eher unsicherer wirkte, änderte sich seine Mimik. Jungkook legte den Kopf fragend schief, während er mich ruhiger anzulächeln begann und sagte:„Das ist das schönste, was du mir gerade sagen hätten könntest."
Auch, wenn ich bereits erwartete, dass er sich mit mir freuen würde, wirkte ich erstmals überrascht. Es war kein Funken Sorge, Angst oder Unsicherheit in seinem Blick zu sehen. Nur Freude, Aufregung und Stolz konnte ich in seinen strahlenden Augen und dem breiten Lächeln wieder erkennen.
„Ich werde nach Tokyo fliegen.",fügte ich leise hinzu, als ich mich ebenso seitlich zu ihm hinlegte, damit ich ihm besser in die Augen schauen konnte. Unser Handpaar verfrachtete er zwischen uns, somit er anfing mir mit dem Daumen über den Handrücken taktisch langsam zu streicheln.
„Japan...",wiederholte er immernoch fasziniert. Ich wusste, dass Jungkooks Traumziel schon immer Japan war. Er liebte dieses Land, dessen Natur und Kultur. Er schwärmte jahrelang über Japan und nun war ich derjenige, der dieses Land entdecken würde. Wenn auch nur als Student.
Für eine Weile herrschte Ruhe zwischen uns beiden. In dieser Zeit blickte ich ihm nachdenklich auf das Gesicht, was er ebenso tat. Jungkook hingegen, lächelte mich durchgehend leicht an und schien das stille Aneinanderanschauen zu genießen.
„Du hast Angst, dass es so laufen wird, wie vor vier Jahren, oder?",entblößte er die nackte Wahrheit in einem leisen Ton. Dabei wirkte er verständnisvoll und geduldig mit mir. Es war schon immer seine Art und Weise mit mir umzugehen, was ich zu schätzen wusste.
Stumm nickte ich, aber schüttelte gleichzeitig den Kopf. Sein Daumen strich mir immernoch langsam über den Handrücken, als er mich fragte:„Was macht dir so große Sorgen, sodass du dich nicht über diese große Neuigkeit freuen kannst, Tae?"
„Ich habe Angst.",ist das Einzige, was ich über meine Lippen brachte, sobald ich spürte, wie mir die Tränen in den Augen hochgeschossen kamen. Ohne zu zögern, rückte Jungkook näher an mich ran und löste unser Handpaar, um seinen Arm um mich zu legen.
„Wovor?",wisperte er mir leise entgegen, während er mich konzentriert anschaute und ich seine Finger durch mein Haar durchfahren spürte. Ich atmete tief durch, versuchte mich auf seine beruhigende Stimme zu konzentrieren und flüsterte unsicher:„Ich habe Angst wieder nachhause zu kommen und zu sehen, dass du wieder so stark abgenommen hast und in deine Krankheit abrutscht, sodass du ins Krankenhaus musst, wie zu der Zeit, als du in England warst und wieder nach Seoul kamst."
Seine Augen weiteten sich geschockt über meine Worte. Ich konnte ihm seine Überraschung in Mimik und Gestik ansehen. Er brauchte einen Moment, um passende Worte zu finden, was mir sein nachdenklicher Blick verriet.
„Ich werde mir nie verzeihen können, nicht für dich da gewesen zu sein. Deinen Absturz in dieser Krankheit nicht verhindert zu haben. D-Dass du diese ganze Prozedur durchmachen musstest. Wenn ich nicht da bin, k-kann ich nicht nach dir schauen und zu 100% sicher sein, dass es dir gut geht. Denn du würdest mir sagen, dass du glücklich bist, auch, wenn du gerade die Hölle mit deinen Schmerzen durchmachst."
„H-Hyung. N-Nein.",wisperte Jungkook fast schon tonlos, sobald er seine Hand auf meine Wange legte und mir mit seinen Fingern kopfschüttelnd über die Haut strich. Dabei schaute er mich verblüfft an und atmete tief durch.
„Die Liebe war damals schon da. Aber wir waren kein Paar. Du brauchst dir deshalb keine Schuldgefühle geben, denn du hast ja keine Verantwortung über mich tragen müssen. Wir sind erst im Krankenhaus zusammengekommen, was auch wunderbar war.",sprach er überzeugend zu mir, jedenfalls versuchte er so zu klingen. Schützend strich er mir immerwieder über die Wange und kraulte mir meinen Nacken, um wahrscheinlich eher sich als mich zu beruhigen.
„Damals bin ich gegangen, wobei ICH eine große Schuld getragen habe. Aber heute gehst du unter ganz anderen Umständen. Wir befinden uns in diesem Jahr, sind seit vier Jahren in einer Beziehung und leben zusammen. Alles ist geklärt, alles ist gut. Wenn DU diesmal gehst, braucht sich keiner von uns Sorgen machen. Denn wenn du nach deiner wundervollen Reise wieder nachhause kommst, werde ich dich mit offenen, gesunden Armen empfangen."
Langsam schlang ich meine Arme um Jungkook und zog ihn dicht an mich ran. Mein Gesicht vergrub ich seufzend in seinen Haaren, als mich die Dankbarkeit über seine Worte überkam.
„Jetzt, wo ich weiß, dass du in Tokyo sein wirst, kann ich meine Mutter, Jonghyun oder Jiwoo kontaktieren, die sich um mich kümmern, wenn es nötig sein wird. Es wird alles gut ablaufen, denn heutzutage haben wir alles, was wir brauchen, um glücklich zu sein.",beendete er seine Worte, die er leise an meinen Hals nuschelte. Er legte sein Bein um seine Hüfte und drückte mich behutsam an sich.
„Wir machen das so, okay?"
„Ja, aufjedenfall."
„I-Ich kann mich nun mehr auf die Reise nach Tokyo freuen.",wisperte ich leise in die Stille des Abends hinein. Der Wind überkam uns beiden, somit Jungkook mich fester an sich presste. Daher zog ich die Decke höher über uns und hörte ihn nur noch schmunzeln.
„Und diese Reise wird eines der ereignisreichsten Trips deines Lebens sein, Hyung. Ich freue mich so deine Fortschritte zu sehen."
Und doch hörte man aus beide unseren letzten, aufgeregten Sätzen ein Funken an Sehnsucht und Vermissen heraus.
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Wie geht es euch heute? 。^‿^。
Bald geht es los mit der Action in dieser Fortsetzung, heheheh. ( ͡° ͜ʖ ͡°)
-Eure Eleja ♡
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