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• Jungkook PoV •
Den kaltwirkenden Sauerstoff vernahm ich endlich nach trüber Zeit des Unbewusstseins. Ich spürte, wie ich sie zaghaft einatmete und genauso wieder ausatmete. Die kühle Luft streifte hauchend meine Ohren, wodurch ich eine leichte Gänsehaut erhielt. Mein Körper lag still, so unbeweglich und schwach wie nie zuvor. Die größte Angst, eines Tages nicht mehr dazu fähig zu sein, mich selber kontrollieren zu können, wäre nun Wahrheit geworden.

Stimmen.
Leise Stimmen.
Ich vernahm sie ganz, ganz leise. Wie das ferne Strömen des Meeres, an dem ich immer so gerne entlang spazierte. Wenn ich meine Augen schloss und mich einzig und allein auf die Geräusche der Natur konzentrierte. Nun wurde mir klar, ich lebte. Ich wurde wach. Wie lange war ich denn weg?

Plötzlich spürte ich etwas Warmes auf meinen Unterarm. Etwas, was aufeinmal behütend und angenehm auf mich wirkte. Der erste Kontakt, den ich wahrnahm. Fingerspitzen, die die Konturen meiner Handinnenfläche entlang fuhren, als würden sie dadurch etwas feststellen.

Solangsam öffnete ich meine Augen zum ersten Mal wieder. Tonlos, noch unfähig zu reagieren, erblickte ich einen hellbraunen Tisch mit einer Vase voller Blumen. Zwei Stühle, die daneben standen, sowie ein offenes Fenster, welches die kühle, frische Luft in das Zimmer hinein tanzen ließ. Doch die Blumen ergatterten meine Aufmerksamkeit. Stumm starrte ich diese an. Eine Tulpe, eine Lilie, eine Rose, eine Hyazinthe. Alle doppel und dreifach vorhanden. Rosa, weiß, lila, rot...

Ich atmete tief durch, wodurch ich meine Augen weitete, denn ich fühlte plötzlich etwas Ungewohntes seit langem wieder. Undzwar eine gewisse Leichtigkeit bei dem Atmen. Meine Schultern fielen genauso sanft in das weiche Kissen, welches meinen Oberkörper sowie meinen Kopf an die Rückenlehne des Bettes stützte.

Ebenso vernahm ich noch etwas.
Tee.
Den bekanntlichen, süßen Duft des Vanillentees, den ich am liebsten trank.
Den Vanillentee, den mir Taehyung so gut wie täglich kaufte, als wir beide noch Schüler waren. Unwillkürlich bildete sich ein leichtes Lächeln auf meinen trockenen Lippen bei den Erinnerungen, die mir hochkamen. Zwei Teetassen standen auf dem hellbraunen kleinen Tisch, welcher so beruhigend mit all den verschiedenen Farben und Dekorationen wirkte.

„Jungkook?",hörte ich dann aber eine weibliche Stimme, mich aus meinen Gedanken zogen. Meine Augen wanderten eher langsamer auf die Frau mit einem Arztkittel zu, wobei ich entdeckte, wie breit sie mich anlächelte.

„Du bist endlich wach. Guten Tag, ich bin Suna. Deine Ärztin, die dich die letzten Monaten begleitete.",stellte sie sich in einem ruhigen Ton vor, wofür ich dankbar war. Schließlich erschien mir das kleinste Geräusch wie der größte Stressfaktor im Moment.

Monate...
Welche Monate denn? Ich habe doch nur etwas geschlafen, nicht wahr?

Fragend blickte ich die Frau an, indem ich meine Stirn etwas runzelte, was sie letztendlich mit einem behutsamen Lachen erwiderte, bis sie sich mit einem Stuhl neben meinem Krankenbett setzte. Es schien, als hätte sie eine längere Zeit vor mit mir zu sprechen. Sonst würde sie sich nicht hinsetzen. Schlussendlich hatte ich ihr erstmal bestätigt, dass es mir gut ginge und sie mit mir sprechen durfte.

Und dann begann sie auch zu sprechen, mich aufzuklären über das, was die letzten Monaten alles geschah, was ich verpasste, was geschah. Je mehr sie von sich gab, desto verwirrter wurde ich. Ich versuchte verzweifelt Klarheit in meinen Gedanken zu schaffen, während ich mit meinen Fingern unsicher herumspielte.

„N-Nierentransplatation?",hauchte ich eher tonlos in die noch isolierende Ruhe des Zimmers hinein, wobei ich mit meinen nachdenklichen Blicken auf die einzelnen Blumen auf dem Tisch verharrte, die mir gerade einen großen Komfort mit ihren lebensfrohen Farben schenkten.
Ich konnte nicht fassen, was meine Ärztin mir erzählte. Tatsächlich lag ich so gut wie ein halbes Jahr hier, unbewusst und unfähig, verpasste wahrscheinlich die Ankunft meines Freundes in Südkorea und die Ballettauftritte von Soojin, welche wir gemeinsam einstudierten.

Ohne das ich es irgendwie kontrollieren konnte, kullerte mir eine Träne stumm über die Wange runter. Sie fand ihren langen Weg runter auf meinen Handrücken, bevor dann die zweite Träne folgte und ich meine Augen langsam wieder schloss. In der Hoffnung der Realität somit ausweichen zu können. In der Hoffnung mich vor dem Scham verstecken zu können.

„Ja, Jungkook. Du standest uns nach so langem Unbewusstsein kurz vor dem Tod, da mussten wir die lebensnotwendigen Maßnahmen aufnehmen und durchziehen. Du trägst jetzt seit paar Tagen eine andere Niere in dir, womit es dir offensichtlich viel besser geht."

Da machte es tatsächlich „Klick" in mir. Ich trug wirklich eine wildfremde Niere in meinem Körper, was wahrscheinlich der einzige Grund war, weshalb ich mich jetzt so stabil fühlte. Dies sacken zu lassen, war eine Wucht. Schließlich prasselten viele Informationen zugleich auf mich ein, und ich hatte gerade mit starken Schuldgefühlen zu kämpfen. Es fühlte sich so an, als würde das Leben an mir vorbeiziehen...

So, als würde ich mein Leben gar nicht leben, sondern überleben.

„U-Und wer hat sich so schnell dazu freigestellt, mir eine Niere zu spenden?",entkam mir letztlich das, was mich am meisten interessierte. Unwillkürlich krallte ich mich an den dicken Stoff meiner Decke, in der mein Körper schön eingepackt wurde und öffnete meine Augen langsam wieder. Erneut schaute ich haltsuchend zu den ganzen Blumen, während ich das leichte Aufatmen der Ärztin vernahm und sie aufstand.

Jedoch klopfte es an der Tür zugleich, sodass wir beide mit unseren Köpfen dorthin schnellten und sie anfing zu lächeln. „Na, die Person scheint dich wahrscheinlich auch bereits schon zu erwarten. Lassen wir sie mal die Türe öffnen." Verwirrt verzog ich mit einem mulmigen Gefühl mein Gesicht und schluckte bedrückt den dicken Kloß in meinem Hals runter.

Die Türklinge wurde nach einer Weile geöffnet, sodass ich vier Personen hereinkommen sah.

Taehyung's Mutter.
Sein Vater.
Soojin.
Und Taehyung selber in einem Anblick, wie ich es nie erwartet hätte, jemals zu sehen...

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Keine Sorge, Leute. Ich lasse euch mit dem nächsten Kapitel nicht lange warten, denn es ist auch schon online! (≡^∇^≡)

Wie geht es dir momentan?? Ich habe mit meinem Führerschein begonnen und schiebe jetzt schon Panik vor den ganzen Prüfungen, oop-

Gott sei Dank, wir haben unsere geliebten TaeKook FF's, die uns von der Realität ablenken! ≧▽≦y

-Eure Eleja ♡

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