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Minho;


"Genug, jetzt lass mich in Ruhe", forderte ich. Ich wollte einfach allein sein, in der Einsamkeit baden und nicht daran denken, dass jeder der mir wichtig ist ich belogen hat. Sie hielten mich alle für ein Kind, das die Wahrheit nicht verträgt und das ging mir gegen den Strich. Hier ging es um mein Leben, aber keiner hielt es für wichtig all diese Informationen mit mir zu teilen. Sie schlossen mich aus und sorgten dafür, dass ich wie ein Verrückter nach Chan suchte, obwohl dieser nur wegen mir für fünf Jahre verschwunden ist. Ich war der Grund, dabei war ich unwichtig, nur irgendein Junge, der damals minderjährig war und sich nach etwas Wärme sehnte.


Ich warf mich dem erst besten an den Hals, sog seine Wärme ein und hoffte darauf, dass er mich behalten würde, damit ich nie wieder zurück zu meinen Eltern musste. Chan empfand mich damals als guten Fick und schon durfte ich an seiner Seite bleiben. Dass ich mich verlieben würde und er mir dann für fünf Jahre entrissen wird, mit diesem Chaos rechnete ich damals nicht als ich auf dieser ekligen Toilette meine Beine für ihn breit machte.


Jetzt war ich hier und hatte das Gefühl meinen Verlobten gar nicht zu kennen.


"Kätzchen", fing Chan beinah mit einer sanften Stimme an. Das nervte mich.


"Verpack mich nicht in Watte und sprich mich nicht so an, als ob ich nur ein blödes Kind bin, für das man Entscheidungen treffen muss. Ich bin kein Kind" wütend setzte ich mich auf, funkelte den Mann, den ich Über alles liebte, böse an. In mir wütete ein Orkan und niemand war sicher vor mir. Chan bohrte immer zu sehr. Er ließ mir keine Luft und schon eskalierte eine Unterhaltung. Wenn er mich einfach in Ruhe gelassen hätte, wäre ich viel ruhiger gewesen. Jetzt war da nur Wut und mir waren seine Gefühle total egal. Gerade wusste ich nicht mal wer ich wirklich war.


"Und wenn wir gerade bei Lügen sind. Als du weg warst, habe ich mit einem anderen geschlafen" Ich wollte ihn verletzten, meine Wut war einfach zu groß und genauso handelte ich auch. Ich erzählte ihm zwar nicht mit wem, aber die Sache war trotzdem schlimm gewesen. Gerade waren mir seine Gefühle aber egal. Er verletzte mich, also verletzte ich ihn. Das war keine gesunde Einstellung, aber ich konnte einfach nicht anders. Die Wut war wie eine gewaltige Welle, die direkt auf mich zukam und ich konnte ihr nicht ausweichen, weil ich mich mitten auf dem Meer befand. Sie riss mich mit und sorgte für Verwüstung und sehr viele Schmerzen.


Danach zog ich nur die Decke über meinen Kopf und ignorierte ihn. Irgendwie rutschte ich in den Schlaf hinein, verlor mich in der Müdigkeit, die mein Körper durchlitt.


Als ich am nächsten Morgen erwachte, war Chan ebenfalls im Bett. Er schlief friedlich und sah dabei so unschuldig aus.


Jetzt taten mir meine Worte leid. Ich war kein schlechter Mensch und ich wollte ihn nicht leiden sehen. Ich wollte nur das alles ok war, dass wir ok waren.


Leise stieg ich aus dem Bett, ließ meinen Verlobten weiterschlafen, während ich auf Zehnspitzen das Badezimmer ansteuerte. Ich duschte schnell, zog mir dann nur ein lockeres Shirt an und kümmerte mich nicht um mein nasses Haar als ich in die Küche ging.


Ich kochte Kaffee, sorgte dafür, dass die ganze Küche mit dem Duft erfüllt wurde. Sobald ich meine Tasse mit dieser wichtigen Flüssigkeit gefüllt hatte, setzte ich mich an die Theke und öffnete meinen Laptop. Es lag Arbeit vor mir und ich fühlte mich lebendiger, wenn ich meine Finger über die Tasten jagen konnte. Mein Kopf sollte nur für die Arbeit funktionieren, alles andere war unwichtig. Ich wusste nicht was Chan dachte, ob er wütend war oder ob er den Ring zurück wollte weil er mich jetzt nicht mehr heiraten wollte. Ich wusste nichts. Alles schien plötzlich von diesen Lügen vergiftet zu sein. Ich sah nichts Gutes, nur Wut.


Ich fühlte mich nicht wie ich selbst, eher eine andere Version von mir. Eine Version ohne Emotionen. Würde ich mich jetzt in diesem Strudel aus Wut verlieren? Oder gab es einen Ausweg?


Es war nicht schwer für mich etwas über meinen Vater herauszufinden. Kleine Informationen waren hilfreich, um an mehr Informationen zu kommen. So war es wenigstens für mich. Er war nicht immer der Mann der er jetzt war. Er war ein einfacher Mann und dann wurde ihm die Liebe seines Lebens genommen. Und als sie starb, zog es ihn endgültig auf einen dunklen Weg. Er gab mich weg, an zwei Menschen, die sich nie für mich interessiert haben. Sie wollten mich nicht und ich fühlte mich nie geliebt. Chan liebte mich und auch die Jungs. Sie wurden zu meiner Familie und ich wollte sie nie wieder gehen lassen.


Und jetzt wusste ich, dass jeder den ich liebte ein Lügner war und sie nicht ehrlich zu mir sein konnten. Das war ätzend, alles war ätzend.


Die Geschichte, die mein Vater mir erzählte, schien also zu stimmen. Er log mich nicht an und das schätzte ich, auch wenn ich ihm nicht traute. Mein ganzes Leben interessierte er sich nicht für mich und plötzlich wollte er mir sagen, dass er sich wirklich um mich sorgt? Das kaufte ich ihm nicht ab. Jeder wollte ständig etwas von mir, niemand handelte aus Liebe. Dieser Mann war vielleicht mein leiblicher Vater, aber für ich war er ein Fremder der plötzlich auftaucht und auf einen meiner Freunde schießt. 


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