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Chan;
„So ganz allein, Süßer?"
Ich war nicht begeistert als sich eine junge Frau zu mir an meinen Tisch setzte. Ich saß nicht umsonst ganz hinten in dieser Bar mit der Kapuze über meinen Kopf. In dieser Stadt müsste ich mir eigentlich keine Gedanken machen um aufzufallen. Hier hatte jeder seine eigenen Probleme und niemanden interessierte es, wer du warst. Das war bei uns in der Stadt ähnlich außer du hattest einen großen Namen so wie ich.
Ewig in dem Zimmer, in welchem ich mich versteckte, zu bleiben hätte mich für diese Nacht in den Wahnsinn getrieben. Also musste ich raus und verzog mich in eine Bar, wo nur versoffene Typen herum hingen, die nicht mal wer wussten wie viele Finger sie an ihrer Hand hatten. Normalerweise war ich Besseres gewöhnt. Mein Lebensstandard hatte sich zu meinem früheren Ich deutlich gehoben. Während ich damals mir das Essen klauen musste nachdem ich von zu Hause geflüchtet war, hätte ich mir mittlerweile jemanden leisten können, der mir sogar das Essen klein schnitt und extra für mich kalt pustete.
Doch viel Geld auszugeben fiel auf. Wer Geld hatte, war auch interessant und wurde schnell von dunklen Kreisen heimgesucht. Im Gegensatz zu hier wo sich keiner für mich interessierte bis sich diese junge Dame zu mir an meinen Tisch setzte und dabei auch ziemlich aufgeschlossen wirkte.
Jedoch hatte ich kein Interesse.
Sie interessierten mich alle nicht denn ich wollte nur einen haben. Und diesen konnte ich gerade nicht bekommen. Minho war soweit entfernt wie nie zuvor. Mir fehlte sein liebevolles Lächeln und dieses strahlen in seinen niedlichen Augen, wenn ich mich anders bei ihm verhielt. Positiver.
Ich war nicht nur immer das kaltblütige Monster, welches man sofort einsperren wollte. Ich hatte auch andere Seiten an mir, die aber nicht jeder zu sehen bekam. Was nicht hieß, ich fing plötzlich an Blumen zu pflücken und sie mir ins Haar zu stecken. Ich war einfach kein liebevoller Mensch aber auch ich konnte Zuneigung zeigen. Auch wenn sie etwas anders aussah..
„Und so sollte es auch bleiben."
Ich schaute sie nicht einmal an, setzte das Glas mit dem hochprozentigen Tropfen an die Lippen. Auch hier war ich besseres gewöhnt aber solange es mir mein Herz betäubte, war ich zufrieden.
Das Mädchen allerdings schien nicht von mir ablassen zu wollen. Sie schien mir aufdringlich. Fast schon ein wenig zu aufdringlich wenn man mich fragte. Aber in dieser Bar gab es auch niemand gut aussehenden. Ihr blieb ja nicht viel Auswahl als mich anzusprechen.
„Nicht in Stimmung um zu flirten? Schade, du hast sicher ein hübsches Gesicht unter dieser Kapuze. Wieso trägst du sie eigentlich?"
Neugierig rutschte sie noch näher auf der Bank an mich heran. Bis sich unsere Oberschenkel berührten und das ging mir jetzt schon auf den Keks.
„Kannst du niemand anderen auf die Nerven gehen?"
Ich blieb ruhig, nahm einen weiteren Schluck aus dem Glas und hatte wirklich keine Lust mehr hier zu sein. Lieber verzog ich mich an die frische Luft um dann wieder unter zu tauchen. Ein wenig die Beine zu vertreten tat mir gut aber ich hatte keine Lust mich mit jemanden zu unterhalten.
„Bittee, ich will nur einmal ganz dein Gesicht sehen."
Sie hob wissbegierig ihre Hand, wollte sie an meine Kapuze legen doch ich schlug ihre Hand weg. Auf solche Spielchen hatte ich nun wirklich keine Lust und ich war auch nicht in Stimmung für so etwas. Was war daran so falsch zu verstehen, wenn man seine Ruhe haben wollte?
„Oh, ich verstehe.. einer von der harten Sorte. Du brauchst nicht einen auf hart zu machen. Wieso amüsieren wir uns nicht ein bisschen? Es ist so langweilig zwischen den Idioten hier.."
Sie legte ihre Hand auf meinen Oberschenkel und in dem Moment hatte ich wirklich die Nase voll.
Ich griff sie mir, verdrehte ihr den Arm auf den Rücken und legte meine Hand an ihren Hals. Ich drückte mit meinem Daumen und meinen Zeigefinger auf die zwei Stellen hinter ihrem Kiefer links und rechts. Dabei zwang ich ihren Kopf nach oben, welchen sie dadurch über meine Schulter quasi legen musste. Sie war mit dem Rücken gegen meinen Oberkörper gedrückt. Je doller ich die empfindlichen Stellen hinter ihrem Kiefer drückte, desto mehr würgte sie. Diesen Affentheater ging mir auf die Nerven und einige Leute verstanden es wohl nicht anders.
„Wenn ich du wäre würde ich aufhören mir auf die Nerven zu gehen, sonst wird es gleich eng für dich werden, Süße."
Meine Stimme klang rau an ihrem Ohr und je mehr ich ihren Arm verdrehte, desto mehr wimmerte sie vor Schmerz. Ich konnte sehen wie eine Träne über ihre Wange lief und in dem Moment ließ ich sie auch los. Es war mir egal ob sie eine Frau war und man sie deshalb sanfter behandeln sollte. Sie ging mir auf die Nerven und dann musste man mit Konsequenzen rechnen. Hatte ich ihr irgendwelche Zeichen gegeben? Nein. Weil ich an niemand anderen interessiert war. Wie schwer es auch an einigen Tagen war aber ich wollte nur einen haben. Alles andere interessierte mich nicht.
Sie schaute mich ängstlich an und in dem Moment wusste ich auch, dass sie wirklich nur ein Mädchen war, das hier nach Abenteuern suchte. Aber das war nicht meine Angelegenheit.
Also trank ich den letzten Schluck aus dem Glas und warf ihr ein paar Scheine vor die Nase. Es war Zeit um „nachhause" zu gehen.
„Heul nicht und lass die Finger von Fremden."
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