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Chan;
101..102..103..
Stumm ging ich die geschafften Liegestützen in meinem Kopf durch, während sich das Ziehen in meinen Muskeln immer deutlicher bemerkbar machte.
Gerade das war kein Grund für mich um aufzuhören. Je mehr es zog, desto besser war es. Ich mochte es erst wenn es einem die Luft abschnürte. Wenn man nichts anderes mehr spüren konnte als das Brennen, dass sich immer weiter im Körper ausbreitete und einen an die Grenzen setzte. Kein Körper war nicht Grenzenlos.
Der Körper eines Menschen konnte viel mehr aushalten als einem eigentlich bewusst war. Unsere Kräfte konnten viel präziser und kontrollierter sein. Und niemand hatte sie jemals wirklich ausgebaut. Wenn man in dieser Welt überleben wollte dann musste man sich auf alles gefasst machen.
Es gab niemanden dem man wirklich vertrauen konnte und es gab auch niemanden, der dir eine helfende Hand reichte, wenn du sie am Nötigsten hattest. Die Menschen waren egoistisch und auf ihren alleinigen Reichtum aus. Versuchten sie dich von etwas anderem zu überzeugen, locken sie dich an.
In dieser Welt gab es keine Brüderlichkeit.
Das Einzige, was hier existierte waren Intrigen, Verrat und Mord.
Wenn du mit solch einer Einstellung an die Sache gingst, könnte dich auch keiner so schnell von hinten erstechen. Jeder gab vor dein Freund zu sein aber was sie eigentlich wollten war dein Untergang.
150..
Konzentriert pustete ich die Luft aus meinen Lungen sobald ich die Arme ausstreckte. Senkte ich sie kurz bevor mein Oberkörper den Boden berührte, atmete ich die Luft diszipliniert wieder ein.
Es gab nur wenige Menschen auf dieser Welt, denen ich wirklich vertraute. Und nicht mal bei allen von ihnen wusste ich, ob sie mein Vertrauen überhaupt verdienten. Für mich war das Wort Vertrauen sehr kompliziert zusammengestellt. Es war schwierig und extrem instabil.
Jedoch existierten Menschen, denen ich sogar mein Leben anvertraute. Sie waren fast schon wie eine Familie für mich wobei ich dieses Wort nicht gerne benutze. Nichts hält ewig und alles war vergänglich.
200..
Langsam erhob ich mich von dem Boden und strich mir meine verschwitzten, dunklen Haare zurück. Vor ein paar Monaten waren sie noch blond gewesen aber die Haarfarbe war zu auffällig geworden. Sie musste verschwinden und die längeren Haare mussten abgeschnitten werden.
Ich durfte es nicht riskieren aufzufallen und ich durfte auch nicht riskieren erkannt zu werden. Niemand durfte mich sehen und niemand durfte mich finden. Ich war schon seit ein paar Jahren untergetaucht und so würde es zunächst auch bleiben.
Ich griff mir mein vorhin ausgezogenes Tanktop, welches über meinen Stuhl hing und wischte mir damit über mein Gesicht. Eine kalte Dusche würde mir gut tun aber eh ich mich dieser widmete, schaute ich auf die Wand vor mir. Sie war voller Fotos und Hinweise. Passende Informationen wurden mit roten Fäden verbunden denn auch wenn ich untergetaucht war, hieß es nicht ich würde meine Finger still halten. Ich blieb aktiv nur niemand wusste es. Jeder Feind dachte wahrscheinlich, ich hätte aufgegeben oder würde nicht mehr unter den Lebenden sein.
Das machte meine Gruppe zunächst angreifbar doch ich kannte genau den richtigen, der meinen Platz würdevoll übernehmen konnte.
Bis ich endlich wieder mein Gesicht zeigen konnte.
Der Kaffee war schon längst kalt, welchen ich auf meinem Schreibtisch stehen hatte. Es war mitten in der Nacht doch schlafen tat ich nie wirklich. Ich war stets auf der Hut denn nicht alle meine Feinde dachten, ich wäre tot.
Genau deswegen hatte ich mehrere kleine Verstecke anstatt nur dieses eine hier. Dieses schäbige Mietzimmer war nur eines von vielen. Man musste ständig in Bewegung bleiben aber gleichzeitig auch nicht. Man brauchte viel Erfahrung um so etwas ungesehen von Statten bringen zu können und dabei war am besten, wenn niemand etwas davon wusste. Keiner wusste von meinem genauen Standort und genau so sollte es auch bleiben. Es reichte wenn ich es wusste und sonst niemand.
Mein Blick glitt über die ganzen Verbindungen an der Wand. An die ganzen Zusammenhänge und gleichzeitig auch Unstimmigkeiten. Eigentlich wollte ich mich darauf konzentrieren doch ein bestimmtes Bild brachte mich wie jedes Mal vollkommen aus der Fassung.
Stumm streckte ich meine Finger dorthin aus um es abzunehmen.
Ich fühlte so viel wenn ich auf dieses Bild schaute und gleichzeitig fühlte ich auch gar nichts. Schon komisch, oder?
Meine Finger strichen wie von selbst über die Konturen seines Gesichts und ich versuchte die kommende Sehnsucht in meinem Körper einfach runter zu schlucken. Ich war gut darin Gefühle auszugrenzen und sie nicht an mich heran zu lassen. Bei dieser Person erschien es mir manchmal nur so verdammt schwierig..
Wahrscheinlich hasste er mich für das, was ich getan hatte und es war gut.
Er sollte mich hassen.
Er sollte mich verfluchen und mich nie wieder sehen wollen denn damit würde es ihm leichter fallen mich zu vergessen. Sehnsucht konnte so furchtbar sein wenn sie mit Liebe verbunden war. Es konnte der grauenvollste Schmerz sein und genau deswegen hoffte ich, er würde es durch Hass ersetzen.
Denn nur so konnte er weiter überleben..
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