045


"Hey, seht ihr das?"
Mein Blick wanderte nach oben zu Mirabel's Tür. Die anderen folgten meinen Blick.
"Sie ist golden..."
Sagte ich und beobachtete die goldenen Kringel die sich um ihren Türknauf zierten. Die Muster zogen sich hoch bis über der Tür, und wir wurden wachsam.
"Das gibt es nicht...Casita?"
Fragte Abuela und sah sich um. Die Treppen beugten sich aufgeregt auf und ab.
"Es ist wohl wirklich wahr...du hast eine Gabe."
Ich sah zu Mirabel die geschockt nach oben sah. Ich lächelte und nahm ihre Hände.
"Komm, lass uns zu deiner Tür gehen."
Sie sah mich unentschlossen an.
"Ich weiß nicht..."
"Hey, die Tür soll doch nicht ewig so unentschlossen sein oder? Du schaffst das."
Ich lächelte ihr zu.
"Genau. Geh zu deiner Tür und erhalte deine Gabe. Wie jeder andere von uns."
Abuela lächelte sie an.
"Was ist wenn es wieder so sein wird wie damals..."
Fing das Mädchen an, doch ich trat nur vor ihr.
"Das wird es nicht. Glaub mir."
Sei sah mich nur an und atmete tief durch. 
"Okay..."
Wir gingen langsam die Treppen hinauf, die anderen hinter uns im Schlepptau.
"Wartet kurz, ich bin gleich wieder da."
Abuela verschwand in ihrem Zimmer nur um dann kurze Zeit später mit der Kerze wieder raus zu kommen. Bewundernd sah ich die Kerze die hell schien an und Mirabel sah sie erstaunt an.
"Es ist eine Zeremonie wie jede andere auch."
Sagte diese jedoch nur zu ihr. 
Ich lächelte und ließ Mirabel los.
"Na dann, auf geht's."
"Zuerst aber..."
Abuela reichte mir die Kerze, die ich nur mit großen Augen musterte.
"Aber..."
"Du hast dabei geholfen Mirabel's Gabe zu entdecken, und hast ihr geholfen sie zu entfalten. Du sollst die Zeremonie also durchführen."
Abuela nickte mir zu, und legte mir die schwere Kerze in den Händen. Das kühle Wachs lag kühl auf meiner Haut, und mein Herz fing an zu rasen. Mutig von ihr mir ihr Wunder in die Hand zu geben, wo sie doch vorhin noch meinte ich würde es zerstören wollen...

"Sehr gerne...ich weiß zwar nicht wie genau das bei euch abläuft aber..."
Fing ich an und sah zu den anderen die nur dort standen und uns belächelten.
"Wir helfen dir dabei."
Bruno trat etwas hervor, und die anderen nickten.
"Na gut."
Mirabel stellte sich vor mir und legte die Hände um die Kerze. 
"Mirabel...du hast deine Gabe zwar später erhalten...dafür wurdest du aber mit einer ganz besonderen gesegnet. Du kannst die Gefühle der anderen spüren, Empathie. Nicht jeder hat so eine Gabe- im wahrsten Sinne des Wortes..."
Fing ich an.
"...wirst du also diese Gabe ehren..."
Fing Julieta an.
"..und sie nur für das gute einsetzten?"
Sprach Bruno weiter.
"Ja...werde ich."
Mirabel lächelte, ihre Lippen zitterten und ihre Augen schimmerten von den Tränen die sich in ihnen verbargen. 
Ich nickte ihr zu und sie ließ die Kerze dann los. Zu ihrer Tür gewandt streckte sie die Hand aus und berührte den Türknauf. 
Die Goldenen Muster fingen an sich zu einer Gestalt zusammen zu ziehen. Ein helles Licht erschien und formte die glitzernden Stränge zu einer Person die aussah wie Mirabel, ganz klar. Um ihren Kopf tauchten Augen auf, das eine vergoss eine Träne, das andere sah wütend aus, und das andere war glücklich. In den Händen hielt sie die magische Kerze.
Das Mädchen fing an zu strahlen und eine Träne kullerte dann doch über ihrer Wange.
"Ich habe jetzt also zu hundert Prozent eine Gabe...wie ihr auch."
Sie drehte sich zu den anderen um und lachte. 
Diese klatschten und stürmten um sie herum, sagten das sie ihre Tür öffnen sollte. Sie tat dies auch, und eher sich die Tür öffnete zogen sich die goldenen Kringel bis in den Raum, zierten an den Wände entlang bis diese in der Luft zerstoben. An dem Raum änderte sich jedoch nichts. Nur die Tapete zeigte nicht mehr die Buchstaben die sonst dort waren, jetzt waren es Augen die wie an ihrer Tür eine Emotion zeigten. Die Goldene Umrandung dieser schien beinahe zu leuchten. Ansonsten blieb im Raum jedoch alles wie es gewesen war.
"Hey, hübsche Verzierung."
Sagte Camilo jetzt und lugte in den Raum hinein.
Mirabel trat in den Raum und sah sich um, beinahe so als wenn es ein komplett neues Zimmer war. Ich versuchte ihren Blick zu durschauen, konnte aber nicht wirklich herausfinden was sie gerade dachte. Als wenn sie meine Zweifel erahnen konnte, sah sie in diesen Moment zu mir und sah mich durchdringend an. Klar, sie konnte mich jetzt offensichtlich immer durchschauen können. 
"Okay ähm...wie wäre es wenn wir ihr alle mal etwas Luft lassen?"
Fing ich an und drehte mich zu ihnen um. Mit der Kerze in der Hand drängte ich die anderen aus dem Raum und drückte diese zum Schluss Abuela in die Hand. 
"Danke, dass ich diese Zeremonie abhalten durfte."
Sagte ich zu ihr. Abuela lächelte.
"Oh, lasst uns noch ein Foto machen!"
Schlug Agustín vor, die anderen stimmten mit ein. Camilo beauftragte sich selber jemanden nach einem Fotoapparat zu fragen. Ich nutze den Moment in dem alle aufgeregt umher sprachen, und ging zu Mirabel die jetzt ihre neue Tapete begutachtete.
"Hey...alles in Ordnung Mira?"
Der Lockenkopf drehte sich zu mir um und nickte, wischte sich die Hände an ihrem Rock ab und seufzte.
"Ja klar. Es ist nur...es ist so komisch jetzt eine Gabe zu haben, wo ich doch die ganze Zeit dachte ich hätte keine. Ich weiß nicht, irgendwie fühlt es sich so....fremd an in meinem Zimmer zu sein. Ob ich mit der Gabe klar kommen werde?"
Ich legte den Kopf schief und schüttelte den Kopf.
"Mira, du hast vorhin bewiesen das du deine Gabe kontrollieren kannst. Wenn wir nur etwas mehr üben, dann wirst du wissen wie du sie einsetzten kannst. Da bin ich mir ganz sicher. Du musst das nicht allein bewältigen."
Mirabel sah mich eine Zeit lang an und sagte nichts.
"Ich kann mir vorstellen das das alles für dich seltsam und neu erscheint. Aber du wirst dich schneller daran gewöhnen als du denkst. Außerdem...wenn du möchtest kann ich weiterhin bei dir übernachten, dann fühlt es sich immer noch so an wie immer."
Ich nickte ihr lächelnd zu.
"Echt?"
"Klar warum nicht?"
Sie lächelte.
"Naja, ich dachte jetzt wo mein Tio und du..."
"Okay, okay schön langsam wir sind erst seit einer halben Stunde...zusammen."
Es fühlte sich immer noch seltsam an dieses Wort auszusprechen.

"Das wäre schön, wirklich."
Sie nickte lächelnd und breitete dann die Arme aus. Ich zog sie lächelnd an mich heran und strich ihr über den Kopf. 
Agustín sah in das Zimmer und lächelte mich an. Ich nickte ihn nur zu, und sah zu wie er wieder ging. Bruno striff meinen Blick, und hob die Daumen in die Luft. Ich grinste und ließ Mirabel dann los.
"Okay bist du bereit für dein Foto an der Wand?"
Sie atmet durch und nickte.
"Ja."
Camilo hatte eine Kamera geborgt bekommen, und seltsamerweise kamen auch noch ein paar andere Leute hinzu. 
"Sorry, die wollten einfach nicht von mir ablassen..."
Sagte Camilo und hob die Kamera hoch.
Ein paar Kinder waren auch dabei und bombadierten Mirabel mit fragen. Bruno versuchte diese in Zaun zu halten, und ich half ihn dabei.
"Okay, okay: ja sie hat eine Gabe und ja erst so spät. Alles weitere fragt ihr sie dann aber ein andern mal ja? Das ist alles noch ganz neu für sie wisst ihr?"
Ich beugte mich zu den Kindern, diese mich nur schmollend ansahen.
"Oh schade, aber was hat sie denn für eine Gabe?"
"Mirabel hat eine Emphatische Gabe, sie kann die Emotionen der anderen fühlen als wenn es ihre eigenen wären."
Sagte Bruno und hob dramatisch die Hände in die Luft. Die Kinder lachten, ich musste grinsen und legte die Hand auf seiner Schulter.
"Ja, wenn ihr also lügt merkt Mirabel das schon noch bevor ihr es überhaupt versucht, also passt genau auf!"
Ich hob den Finger. Die Kinder sahen sich nur gegenseitig an.
Das Foto wurde geschossen, zusammen mit Abuela die die Kerze hielt. 
An der Wand hing dieses Bild dann neben all den anderen Kinderfotos. Sie stach als einzige hervor, aber genau das tat sie immer. Sie war von der ganzen Familie ganz klar, etwas besonderes.



Es war das schönste Gefühl für mich gewesen von den anderen akzeptiert zu werden. Abuela und ich waren immer noch auf Distanz aber langsam fingen wir an uns näher zu kommen. Die anderen freuten sich das ich jetzt bei Ihnen blieb und nicht wieder ging, und zeigten mir dies auch indem sie Wörter wie: 'Familien Zuwachs' , oder: unser 'Küken' benutzten.
Mirabel lernte jeden Tag ihre Gabe zu zu entdecken und sie zu kontrollieren. Bruno und ich halfen ihr dabei, beruhigten sie wenn wieder eine Emotion zu viel wurde, und freuten uns mit ihr wenn sie es schaffte diese Emotionen zu kontrollieren.
Ich hatte mich genauso schnell an ihren neuen Raum gewöhnt wie sie auch, und Mirabel fing jetzt sogar an ihre neue Tapete zu mögen. Ich hatte mir deshalb an einem Abend Nadel und Faden geschnappt und ihr auf ihren Rock eine weitere Stickerei hinzugefügt. Ein Auge welches alle Emotionen zeigte. Mirabel freute sich über die süße Idee von mir, und wenn die Kinder sie fragten welche Gabe sie besaß, zeigte sie ihnen Stolz den neuen Sticker auf ihren Rock und erzählte es ihnen.
Nach einigen Wochen kam Camilo mit seinem neuen Fotoapparat an, die er sich bei einem Pendler gekauft hatte. 
Ich hatte ihn noch dazu geraten sich lieber erst zu erkundigen wie teuer der Fotoapparat war, bevor er am ende noch enttäuscht war.
Als ich ihn fragte wieso er diesen Apparat unbedingt haben wollte, sagte er das er gefallen daran gefunden hatte Bilder von berühmten Fotografen zu sammeln. Er fand eine Postkarte mit einem Bild von einer Frau die mit einem Regenschirm über einer Pfütze sprang, und war davon angetan wie man solche Bilder erschaffen konnte. Ich vermutete das er mit dem Gedanken spielte, auch Fotograf zu werden. Ich war stolz das er sich selbst so hinterher jagt und langsam herausfand wer er sein wollte. Egal was er werden würde, ich wusste jetzt schon das ich immer stolz auf ihn sein würde.
Pepa hatte ihn bestimmt 30 mal gesagt das er sich das gut überlegen sollte sein ganzes Taschengeld dafür ausgeben zu wollen, aber der Junge war kaum mehr zu bändigen gewesen. Ganz stolz kam er zu mir und Bruno an und zeigte uns die mittelgroße Kiste sogar mit Stativ.
Einige male kam er zu und überraschte uns mit Fotos bei denen wir gar nicht darauf vorbereitet waren. 
Heute war es jedoch Abuela die Camilo beauftragte seine Kamera für ein Familienfoto zu verwenden. 
Ich dachte mir nichts bei und suchte mit Camilo einen guten Platz für das Bild. Er entschied sich das Foto dieses mal vor der Casita aufzunehmen.
"Alle Bilder wurden immer nur in der Casita aufgenommen. Draußen ist besseres Licht."
Fing er an und ich lächelte.
"Na schön, dann hole ich mal die anderen und du stellst dein lieblingsding richtig ein ja?"
Er nickte konzentriert und war schon dabei an seiner kleinen Kiste herum zu rütteln.
"Der Spitzenfotograf ist bereit Leute!"
Rief ich in die Küche hinein, wo sich die meisten aufhielten.
"Ihr habt sie gehört, auf geht's!"
Félix stand ächzend auf und drehte sich um.
"Antonio?"
Dolores zupfte an ihren Locken herum und lächelte mich dann an.

"Na kommt, die Sonne scheint gerade so schön!"
Mirabel sprang aufgeregt in die Luft und strich meinen Arm beim vorbei laufen.
"Auf geht's!"
Bruno schob mich am Rücken voran, was mich zum lachen brachte.
"Hey, hey ganz ruhig Brauner!"
Er lachte nur und hakte sich bei mir ein. Zusammen liefen wir zu den anderen nach draußen wo jeder schon dabei war sich einen Platz zu suchen.
"Antonio, du musst dich hier hin stellen sonst sieht man dich gar nicht."
Camilo gab schon Anweisungen und rückte seine Schwester an den Schultern zurecht.
"Pass auf, bald wird er genauso berühmt sein wie die Fotografen von denen er so begeistert ist."
Sagte ich zu Bruno und er sah lächelnd zu seinem Nichten.
"Und dann wird er um die Welt reisen und die schönsten Fotos machen...das Zeug dazu hat er auf jeden fall."
Ich nickte bestätigend. 
"Tio, stell dich neben Mirabel ihr seit ungefähr gleich groß."
Camilo winkte mit der Hand.
"Hey so klein bin ich auch nicht!"
Rief Bruno empört, ich musste lachen.
"Ich meinte ja nur ungefähr!"
Ich trat lächelnd neben ihn und scheuchte ihn vom Platz.
"Hey Fotograf, positionier dich auch endlich damit ich das Foto schießen kann!"
"Was redest du denn da, du kommst auch mit drauf!"
Rief Félix neben Pepa. Ich sah die Familie nur mit großen Augen an.
"Aber ich dachte...naja ich bin ja-"
"Ein Teil der Familie. Und da das ein Familien Foto wird, kommst du auch mit drauf ist doch klar!"
Mirabel lächelte.
Ich schmunzelte und lief dann zu ihnen zurück, stellte mich neben Bruno und Mirabel und lächelte die anderen an.
"Wer macht das Bild?"
Fragte ich dann, als Bruno nach vorne zeigte.
"Einer meiner Ratten ist sehr klug, hoffentlich stellt sie sich nicht dumm."
Ich folgte seinem Blick und entdeckte die Ratte die fröhlich auf dem Apparat herum tapselte.
"Dann mal alle lächeln!"
Rief Pepa.
"La Familia Madrigal!"

Die Ratte tapste über den Auslöser und ein Blitz erschien.
Ein Teil der Familie Madrigal....
Ob meine Mutter das einfach so akzeptieren würde, wenn ich nie wieder kam und sie quasi ersetzt hatte...?








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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥

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